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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; handschriftlicher Vermerk: PV-Presseausschnittssammlung/ TC 155/1951 "Wir wissen ganz genau, daß wir uns gegenüber der sowjetischen Militärmacht wappnen müssen, aber wir haben erkannt, daß die stärkere Waffe die des Geistes und der richtigen Erkenntnis ist: daß wir nicht einen Krieg, sondern ehe es überhaupt zu einem Kriege kommt, den Frieden zu gewinnen haben" (Ernst Reuter auf der Gründungskundgebung des Freiheitsbundes für Deutsch-Russische Freundschaft) [] [] AUFRUF [] [] In dem Glauben, daß die großen Aufgaben zum Wohle der Menschheit nur zu lösen sein werden, wenn die Völker sich verstehen lernen und befreunden, in der Überzeugung, daß unsere Freiheit dazu dienen muß, sich für die Freiheit aller Unterdrückten einzusetzen, wurde der [] [] Freiheitsbund für Deutsch-Russische Freundschaft [] [] ins Leben gerufen. Die Gründer haben sich folgende Aufgaben gestellt: [] [] 1. Aufklärung der Weltöffentlichkeit über die Sowjetmacht einerseits und das russische Volk andererseits, insbesondere mit Russen als Rednern. [] 2. Pflege russischer Musik, Kunst und Literatur durch Konzerte, Ausstellungen, Lesungen. Förderung der in der Sowjet-Union als "idealistisch" oder "formalistisch" verfemten oder auf "schwarzen Listen" stehenden Werke. [] 3. Diskussionen zwischen deutschen und russischen Freunden der Freiheit. [] 4. Anregung und Förderung des Studiums Rußlands sowie des sowjetischen Systems an Schulen, Hochschulen und Universitäten. [] 5. Unterstützung des russischen Volkes durch moralische, psychologische und politische Mittel. [] [] Nur durch Abschnürung von der freien Außenwelt kann ein totalitäres System seine Macht entfalten. Wir haben erlebt, daß ein abgeschnittenes Volk immer hilfloser dem Terror ausgeliefert ist, wenn die freie Welt diese Abschnürung stillschweigend hinnimmt und sie nicht geistig und helfend zu durchbrechen sucht. Diese Erfahrung ist eine Verpflichtung, die wir Deutsche gegenüber dem russischen Volke haben, das in eine gleiche Lage geraten ist wie einst ganz Deutschland und heute erneut die Sowjetzone. [] [] Großes Leid haben Gestapo und SS-Kommandos dem russischen Volk zugefügt. Großes Leid haben Sowjets dem deutschen Volke zugefügt. Aber sollen für unsere Einstellung zueinander die Taten verbrecherischer Machthaber bestimmend sein ? Fast jeder deutsche Kriegsgefangene weiß von der Hilfsbereitschaft der russischen Zivilbevölkerung zu berichten. Nie sollten wir vergessen, daß bei Beginn des Krieges gegen Rußland weit mehr als eine Million Russen kampflos überlief, in der trügerischen Erwartung, befreit zu werden. Nicht Stalin, sondern Hitler und die Rollkommandos der SS haben das russische Volk zu patriotischen Kämpfern gegen Deutschland gemacht. [] [] Auch heute kann Stalin das russische Volk nur dann in sein Lager zwingen, wenn er als Wahrer seiner nationalen Interessen erscheint. Nichts dient der stalinistischen Herrschaft mehr, als wenn wir Kollektivurteile gegenüber "den Russen" fällen und statt von "Sowjets" von "russischen Barbaren", "russischer" Politik und "Russifizierung" reden. Oder wenn wir in völliger Unkenntnis der Verhältnisse die kommunistische Schuld durch ein Wiederaufleben des "russischen Imperialismus" zu erklären versuchen. [] [] Unser Kampf ist ausschließlich gegen die verbrecherische terroristische Regierung gerichtet: daher müssen wir dem russischen Volk bezeugen, daß wir es als ein freies und befreundetes Volk der freien Welt zurückgewinnen und seine eigenen politischen Ziele innerhalb einer echten Gemeinschaft der Völker fördern wollen. Alle unsere Bekundungen werden nur von so großer Wirkung sein, als wir sie durch tätige Freundschaft beweisen. Darum ist es in unserer so eng gewordenen Welt unsere Pflicht, das russische Volk richtig zu verstehen, es zu uns sprechen zu lassen und seinen politischen Kämpfern eine Plattform zu verschaffen. [] [] Durch hunderttausende Wachhabende und NKWD-Agenten, durch Bretterzäune, Wachhunde, Ausgeh-, Reise- und Redeverbote sind die Russen von Menschen der westlichen Welt getrennt. Aber Beweise echter Freundschaft dringen durch Eiserne Vorhänge und Postenketten und Zellenwände hindurch. - Es gibt für uns Deutsche keine Einzelbefreiung. Wir können nur mit dem russischen Volk uns befreunden und für die gemeinsame Befreiung arbeiten oder wir bleiben gemeinsam versklavt. Dann aber würde der furchtbarste aller Weltkriege drohen. [] [] Jeder ist aufgerufen, zu der menschlich und politisch gleich großen Aufgabe beizutragen: dem größten Opfer des Terrorismus, dem russischen Volk, unsere Hilfe zu schenken und es als Verbündeten der freien Welt zu gewinnen. [] [] Helfen Sie den Gründern des Freiheitsbundes für Deutsch-Russische Freundschaft [] beim Aufbau ihrer Arbeit und bei Durchführung ihrer Aufgaben durch eine Spende. [] Helfen Sie, mit dieser Spende dem russischen Volke zu bezeugen, daß wir kompromißlos und ausschließlich gegen seine verbrecherische Regierung zu kämpfen gewillt sind, und daß unsere Freundschaft dem russischen Volke gehört. [] [] DIE INITIATIVGRUPPE [] O. E. H. Becker [] H. J. Benzing [] Günther Birkenfeld [] Carl-Heinz Ewers [] Rainer Hildebrandt [] Hans Kasper [] Gregorij Klimow [] Hilde Körber [] Annedore Leber [] Alexander Truschnowitsch [] Alexej Wetrow [] [] Berlin-Nikolassee, Am Schlachtensee 136 Postscheckkonto: Berlin West 6162
Published:1951