Verbandsmitglieder, Arbeiter und Angestellte im Bergbau!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Das Flugblatt ist eine Antwort auf das Flugblatt mit der Signatur 6/FLBL001835 Verbandsmitglieder, Arbeiter und Angestellte im Bergbau! [] Auf Euren Anlagen ist ein Flugblatt unter dem Titel "Kohle aus Fett und Fleisch" verteilt wo...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Industrieverband Bergbau, Verbandsvorstand, Schmidt, August, Schürmann & Klagges, Bochum
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/F27996F0-2C1F-4B02-8241-E6ACF1DDA1D4
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Das Flugblatt ist eine Antwort auf das Flugblatt mit der Signatur 6/FLBL001835 Verbandsmitglieder, Arbeiter und Angestellte im Bergbau! [] Auf Euren Anlagen ist ein Flugblatt unter dem Titel "Kohle aus Fett und Fleisch" verteilt worden, für dessen Inhalt der Bezirksvorstand der KPD des Ruhrgebietes verantwortlich zeichnet. In diesem Flugblatt werden die Bergarbeiter mit "Kameraden" angeredet. Der Verbandsvorstand stellt hierzu fest, daß das Flugblatt jede kameradschaftliche Gesinnung vermissen läßt. Ein ehrlicher Kamerad der Bergleute verzichtet gerade in dieser, für die Existenz der hungernden Volksmassen entscheidenden Zeit auf die Verbreitung von Lügen und auf die Verächtlichmachung von führenden Verbandsfunktionären. [] Das Flugblatt bedeutet eine krasse Einmischung der KPD in gewerkschaftliche Aufgaben. Der Industrieverband Bergbau hat in seinen letzten Verlautbarungen keinen Zweifel darüber gelassen, daß er sich derartige Einmischungsversuche, ganz gleich von welcher Partei sie kommen, nicht mehr gefallen läßt. [] Mit dem außerordentlichen Kongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Recklinghausen ist die Entscheidung über den Europa-Hilfsplan gefallen. Es darf jetzt nur noch eine Verbandsmeinung geben. Auch die in den westlichen Gewerkschaften vorhandene bedeutungslose Minderheit hat sich dieser demokratischen Entscheidung zu fügen. Deshalb fordern wir von unseren Funktionären, soweit sie der KPD angehören, daß sie von den Methoden der Flugblatthersteller abrücken. [] Auf keinen Fall kann zugelassen werden, daß Sabotage am europäischen Hilfsplan unter dem Deckmantel gewerkschaftlicher Interessenwahrung getrieben wird! [] Der Verbandsvorstand fühlt sich verpflichtet, öffentlich die Unwahrheiten im Flugblatt der KPD richtigzustellen. [] Für einseitig getroffene Anordnungen der Zechenleitungen bzw. der Besatzungsmächte ist der Gewerkschaftsvorstand nicht verantwortlich. [] Unwahr ist die Behauptung im Flugblatt, daß von der "Mindestförderleistung von 290000 t Kohle pro Schicht in Zukunft jede Sonderzuwendung abhängig sein soll, d. h, wird die Tagesförderung von 290000 t nicht erreicht, fällt der Anspruch auf Punkte, IK-Marken und sonstige Sonderzuwendungen weg." [] Wahr dagegen ist: [] 1. Weder die Punktzuteilung, noch der Erwerb der IK-Marken ist abhängig von einer Gesamtleistung des Reviers. [] 2. Für den Monat Juni ist vielmehr jeder Zeche ein Fördersoll gesetzt worden, von dessen Erreichung die Abgabe der Juni-Sonderzuteilungen abhängig ist., [] 3. Wird das Schachtsoll von einzelnen Anlagen nicht erreicht, dafür aber das Bergwerksgesellschaftssoll, dann kommen auch an die Belegschaften aller Gesellschaftszechen die zusätzlichen Fettmengen zur Verteilung. [] Unwahr ist: [] Daß Krankfeiernde, Unvallverletzte [!] und Urlauber ausscheiden, weil ohne Ausnahme als Basis 26 Schichten zugrundegelegt werden. [] Wahr dagegen ist: [] Daß Extra-Fettzuteilungen im Juni nur für verfahrene Juni-Schichten gegeben werden. Wer im Juni z.B. 8 Urlaubsschichten und dazu noch 8 Krankfeierschichten hat, der scheidet trotzdem nicht aus. Für die tatsächlich verfahrenen 10 Schichten erhält der Kamerad 10mal die zugesagte tägliche Fettmenge. [] Unwahr ist: [] Daß "Gedingearbeiter, die trotz größter Anstrengungen den Hauermindestlohn nicht erreichen können, wie Schichtlöhner behandelt werden." [] Wahr dagegen ist: [] Daß schon im Punktsystem-Vertrag verankerte Bestimmungen zugrunde gelegt werden, wonach "Gedingearbeiter, die nachweislich durch eigene Schuld weniger als den tariflichen Mindestlohn verdienen, nicht beteiligt werden". [] Unwahr ist: [] Daß die Sonderzuteilungen der Bergarbeiter dem deutschen Sektor entnommen sind und auf Kosten der deutschen Bevölkerung gehen. [] Wahr dagegen ist: [] Daß die zusätzlichen Fettmengen, aus der Mehrleistung der Bergarbeiter kommend, von Uebersee eingeführt werden. Die übrige deutsche Bevölkerung hat keinerlei Nachteile. [] Wie kommt die kommunistische Parteileitung unter diesen, übrigens öffentlich bekanntgegebenen Umständen dazu, die gewerkschaftlichen Vorstandsmitglieder anzugreifen, die Verantwortungsbewußtsein über die Befolgung irgendwelcher Parteibefehle stellen? [] Wer gibt gewerkschaftlichen Außenseitern das Recht, sich als die Repräsentanten der Gewerkschaftsmitglieder aufzuspielen gegenüber den demokratisch gewählten Verbandsvorstandsmitgliedern? [] Die Tendenz jenes Flugblattes war offensichtlich. Das Ziel des Flugblattes ist: [] 1. Die Bergarbeiter von einer Steigerung der Kohlenförderung abzuhalten und damit den Marshall-Plan zu sabotieren, um eine Gesundung der Westzonen aus parteifanatischen Zielen zu verhindern. [] 2. Die Bergarbeiter gegen ihren Verbandsvorstand aufzuputschen, der in schwerer Zeit für die Interessen der Werktätigen eingetreten ist. [] Unruhe, Chaos und Aufrechterhaltung der Verelendung aus parteipolitischen Gründen ist ihr Ziel. [] Kein vernünftiger Bergarbeiter wird sich dagegen wenden, wenn die Zahl der Gedingearbeiter vermehrt wird. Ebenso ist eine vertretbare Arbeitsleistung während der Schichtzeit und das Vollbeladen der Förderwagen kein unbilliges Verlangen. [] Ueber die Regelung der Gedinge ab 1. Juni sind mit dem Industrieverband Bergbau ganz klare Vereinbarungen getroffen worden. Hiernach tritt au für die Gedingearbeiter die 15%ige Lohnerhöhung in Kraft. Es ist selbstverständlich, daß auf der neu zu errechnenden Basis des Hauerdurchschnittslohnes auch eine Vereinbarung der Gedingesätze vorgenommen werden muß. Um Unstimmigkeiten bei der Festsetzung der Gedinge zu vermeiden, wurde am gestrigen Tage eine weitere Vereinbarung getroffen, die die Einsetzung von Gedingeprüfern und einer paritätischen Gedingekommission vorsieht. Eine sich verantwortlich fühlende Gewerkschaftsbewegung konnte nicht anders handeln. Vom Verbandsvorstand sind beim Abschluß dieser Vereinbarung alle Sicherungen getroffen worden. [] Der Verbandsvorstand ist kein Anhänger von Ueberschichten (Neben- und Sonntagsschichten). Ebenso hält der Vorstand die Anreizpläne nicht für geeignet, eine beständige und gute Förderhöhe zu sichern. [] Kameraden! [] Wenn sich die Kommunistische Partei aufspielt als Interessenvertreter der Bergarbeiter und Lehrmeister der Gewerkschaftsleitung, so weisen wir diese gewerkschaftsfeindliche Ueberhebung mit aller Schärfe zurück. Wir brauchen nicht die Ratschläge der kommunistischen Partei für die Wahrnehmung der Bergarbeiter-Interessen. [] Auf uns Bergleute sieht die deutsche Volksgesamtheit. Ohne eine ausreichende Kohlenförderung kommt das deutsche Volk über den Tiefpunkt seiner Not nicht hinweg. Wir folgen deshalb nicht gewissenlosen Hetzern und Lügnern. Die geistigen Urheber haben sich selbst gerichtet. Hört nicht auf gewerkschaftsfeindliche Parteiparolen, zeigt Euch als Gewerkschaftler! [] Es lebe die gewerkschaftliche Solidarität, es lebe der Industrieverband Bergbau! [] Der Verbandsvorstand [] gez. A. Schmidt, [] 1. Verbandsvorsitzender [] Schürmann & Klagges, BAC 10 Bochum, 2967, 300000, 6.48. Kl. A
Published:06.1948