| Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: Nachlaß Arthur Bratu im AdsD
KANDIDAT [] Paul Lohmann [] Mit Genehmigung der Militär-Regierung [] PLAMBECK & Co., DH l50, Neumünster 20000 4.47 C [] Paul Lohmann [] der Kandidat der SPD [] ist 44 Jahre alt. Schon in frühester Jugend wurde er von seinen Eltern zu sozialistischen Gedankengängen und zur aufmerksamen Beobachtung der Vorgänge im politischen Leben erzogen. [] Nach Besuch der Oberstufe der Volksschule besuchte er in den Abendstunden belehrende Vorträge und Lehrgänge der Volkshochschule. Nachdem er durch praktische Tätigkeit seine Eignung zur sozialen Arbeit unter Beweis gestellt hatte, wurde er 1925 Schüler der Heimvolksschule Tinz/Thür. und 1926 ordentlicher Hörer am Sozialpolitischen Seminar der deutschen Hochschule für Politik in Berlin. Im Frühjahr 1928 legte er sein Staatsexamen ab und trat als Erzieher und Wohlfahrtsbeamter in den Dienst der Stadt Neumünster. [] Die Treue zur anerzogenen Gesinnung legte ihm schwere Prüfungen auf, als er seine Stimme zur Abwehr des nationalsozialistischen Machtanspruchs erhob. Nach der Machtübernahme entzog er sich der angeordneten Verhaftung und führte, unter schwersten Bedingungen lebend, ohne Zaudern in Wort und Schrift den Kampf gegen die Diktatur Hitlers und dessen Kriegspolitik fort. Inmitten einer geheimen Besprechung mit Gleichgesinnten wurde er im September 1933 in Hamburg verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in der Strafanstalt Rendsburg verbüßte. Anschließend zu schwerer körperlicher Arbeit als Dachziegelträger gezwungen, erlernte er das Dachdeckerhandwerk und machte noch mit 39 Jahren [...]e Prüfung als Dachdeckergeselle. [] Die Beendigung der Lehrzeit wurde durch einen 11/2 jährigen erneuten Freiheitsentzug verzögert, da Paul Lohmann am Tage des Kriegsausbruches als überzeugter Kriegsgegner von der Gestapo verhaftet und dem K. Z. Sachsenhausen zugeführt wurde. Mit erfrorenen Händen und mit vernarbtem Körper, dennoch ungebrochen, kehrte er zurück. [] Im Frühjahr 1943 zur Wehrmacht einberufen, nahm er als Störungssucher an den schweren Kämpfen in der Normandie teil und geriet sechs Tage nach dem Fall von Cherbourg auf der Landzunge Cap de la Hag in amerikanische Gefangenschaft. [] Die von ihm herausgegebene, in der amerikanischenÖffentlichkeit sehr beachtete Kriegsgefangenenzeitung zeugt davon, daß er auch als Soldat und Kriegsgefangener ein Fürsprecher des deutschen Volkes war. Mit überzeugenden Worten versuchte er selbst als Kriegsgefangener wohlwollendes, gegenseitiges Verstehen unter den Völkern anzubahnen. Januar 1946 kam er als Heimkehrer nach Deutschland zurück. Trotz der Schwere seines Erlebens hat der Haß in seinem politischen Denken keinen Raum gefunden. Eins ist er aber geblieben: [] Ein unermüdlicher, fähiger Arbeiter im Einsatz für den Neuaufbau unseres Vaterlandes. [] Neumünster, Hansaring 13 [] Arthur Henschel [] An die Wählerinnen und Wähler des Wahlkreises Neumünster
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