Reichstagswähler! Mitbürger!

Bemerkungen: Fraktur; [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Reichstagswähler! Mitbürger! [] Die Wahlschlacht am 25. Januar hat zu keinem endgültigen Ergebnisse geführt. Erst am 5. Februar wird es sich entscheiden, ob der schwarzweißroten Flagge oder dem roten Banner der Vaterlandslosigkeit und...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Reichsverband gegen die Sozialdemokratie, Edmund Stein, Potsdam, Reichsbund gegen die Sozialdemokratiei, Ortsgruppe Potsdam
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 05.02.1907
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/FAD84602-97EF-4F23-AB9C-86A57670F9F4
Description
Summary:Bemerkungen: Fraktur; [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Reichstagswähler! Mitbürger! [] Die Wahlschlacht am 25. Januar hat zu keinem endgültigen Ergebnisse geführt. Erst am 5. Februar wird es sich entscheiden, ob der schwarzweißroten Flagge oder dem roten Banner der Vaterlandslosigkeit und revolutionärer Denkweise der Sieg zufallen wird. [] Bei der Bedeutung, die dieser Wahl nicht bloß in unserer Vaterstadt und in unserem Wahlkreise, sondern im ganzen Reiche beigelegt wird, dürfte es von Interesse sein, einmal die Person und die politische Tätigkeit unseres sozialdemokratischen Gegners, des Rechtsanwalts Dr. Liebknecht, einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. [] Wer ist Liebknecht, wem verdankt er seine Stellung in der sozialdemokratischen Partei? [] Beide Fragen beantworten sich in aller Kürze dahin: [] Dr. Liebknecht ist der Sohn des Mannes, der die deutsche Arbeiterpartei in die Bahnen internationaler, revolutionärer Bestrebungen hineingezogen hat, des Mannes, der infolge seines vaterlandsfeindlichen Verhaltens im Kriege von 1870/71 wegen Vorbereitnng zum Hochverrate verurteilt worden ist, und der unser Heer und unser Vaterland fortgesetzt verkleinert und geschmäht hat. [] Der altere Liedknecht [] war Bebels böser Geist, der diesen begabtesten, redegewandtesten undüberzengtesten Führer der Sozialdemokratie aus einem national und liberal denkenden Manne, der er noch 1865 war, zum internationalen Kommunisten gemacht und damit die deutsche Arbeiterbewegung allmählich in revolutionäre, vaterlandsfeindliche Bahnen gelenkt hat. [] Als das deutsche Volk 1870 [] einmütig, wie nie zuvor, den vom Franzosenkaiser hingeworfenen Fehdehandschuh aufnahm, trat Liebknecht im Bunde mit Bebel der allgemeinen Begeisterung schroff entgegen und enthielt sich mit diesem bei der Bewilligung der Mobilmachungskredite am 19. Inli 1870 der Abstimmung, während die Vertreter der eigentlichen Arbeiterpartei mit allen übrigen Abgeordneten freudig für des Reiches Schutz und Wohlfahrt eintraten. Ja, nach der Schlacht bei Sedan verweigerte Liebknecht alle weiteren Geldbewilligungen zur Fortführung des Krieges und forderte sofortigen Frieden mit Frankreich unter Verzichtleistung auf Elsaß-Lothringen. Dafür hatte er auch die Freude, durch den französischen Konsul in Wien, Lefaivre, [] den Dank der französischen Republik zu erhalten. [] Das Treiben der kommunistischen Führer führte endlich dazu, daß der Generalgouverneur der deutschen Küstenlande Vogel von Falkenstein dieselben wegen [] Hochverrats [] festnehmen und nach der Festung Lötzen abführen ließ. Doch erst 1872 ereilte Liebknecht die wohlverdiente Strafe für seine Vaterlandslosigkeit, indem er vom Schwurgericht in Leipzig wegen Vorbereitung zum Hochverrate zu 2 Jahren Festung verurteilt wurde, welche Strafe er in Hubertusburg verbüßte. [] Seiner vaterlandslosen Gesinnung freilich tat das keinen Abbruch. In seiner Schrift "Zum Schutz und Trutz" erklärte der ältere Liebknecht "Das Wort Vaterland, das ihr im Munde führt, hat für uns keinen Zauber. Vaterland in eurem Sinne ist uns ein überwundener, reaktionärer, kulturfeindlicher Begriff." Diesen Gesinnungen entspricht auch die Haltung der ihm nahestehenden Preßorgane. Als unsere braven Truppen aus dem Felde heimkehrten, erschien am Einzugstage die "Chemnitzer Freie Presse", eines der verbreitetsten sozialistischen Blätter jener Zeit, mit Trauerrand und schrieb: [] "Bürger! Steckt schwarze Fahnen herans! [] Eine Rotte von Mördern und Mordbrennern hält heute den Einzug in unsere Mauern." Und das von Liebknecht selbst geleitete amtliche Parteiorgan "Der Volksstaat" nannte unsere Feldherrn [] "Gurgelabschneider" [] und unsere Soldaten "zweibeinige Tiere in Uniform". [] Um nun sein schimpfliches Verhalten im Kriege von 1870 zu rechtfertigen, hat der ältere Liebknecht die freche Lüge in die Welt gesetzt, daß Bismarck den Krieg von 1870 durch die Fälschung der Emser Depesche herbeigeführt habe. Dabei gibt das in letzter Zeit erschienene französische Generalstabswerk unumwunden zu, daß vor dem Kriege nicht weniger als 3 gemeinsame Operationspläne zum Angriffskriege gegen Preußen von Frankreich und Österreich entworfen und mit dem Erzherzog Albrecht in Paris und Wien besprochen worden seien. Und in einem erst vor kurzem veröffentlichten Briefe [] Napoleons III. [] an seine Vertraute, die Gräfin de Mersy-Argenteau, vom 2. März 1871, bekennt dieser unser Hauptgegner: "Ich erkenne an, daß wir Angreifer gewesen sind." Und hat nicht Liebknecht selber in seiner Jungfernrede, die er am 17. Oktober 1867 im Norddeutschen Reichstage hielt, zugegeben, daß Preußen schon damals in der Luxemburger Frage Frankreich hätte entgegentreten müssen? [] Auch noch viele Jahre nach dem Kriege konnte Liebknecht seine [] franzosenfreundliche Gesinnung [] nicht verleugnen. Als im Jahre 1895 das deutsche Volk ein Erinnerungsfest an die 25 Jahre vorher erfolgte Schlacht bei Sedan feierte, erließ die sozialdemokratische Parteileitung unter Liebknechts Einfluß eine Sympathiekundgebung an die französischen Sozialisten, die aber - unbeantwortet blieb. Denn - zu unserer Schande sei's gesagt - die sozialdemokratische Partei Frankreichs hat sich im Gegensatz zur deutschen einen Rest nationalen Bewußtseins und das Gefühl für nationale Würde gewahrt. [] Und weiter. Der französische Abgeordnete Lafargue, intimer Freund Liebknechts und Schwiegersohn von Marx, bekannte 1890 in der französischen Zeitung "Gaulois", daß Liebknecht schon seit Jahren den Franzosen geraten habe, ja einen Angriffskrieg zu vermeiden. "Geht die Kriegserklärung von Deutschland aus, dann weiß man nicht, was dort geschieht; man muß bedenken, wieviel Sozialdemokraten in der Armee sind! Ganz in den Fußstapfen des Vaters [] wandelt nun dessen würdiger Sohn, der Reichstagskandidat für Potsdam-Spandau-Osthavelland Rechtsanwalt Dr. Liebknecht. Ihm scheint es besonders die letzterwähnte Äußerung seines gesinnungsgleichen Vaters angetan zu haben. Er sieht seine Lebensaufgabe darin, in [] unser ruhmreiches Heer [] die Keime der Zuchtlosigkeit und Widersetzlichkeit zu legen, die jungen Rekruten nach sozialdemokratischer Art gegen König und Vaterland einzunehmen, so daß im Falle einer Revolution oder eines auswärtigen Krieges die schneidigste Waffe des deutschen Volkes versagt und Deutschland eine Beute seiner inneren oder äußeren Feinde wird. [] Auf Veranlassung des Dr. Liebknecht stellten die Sozialdemokraten des Wahlkreises Potsdam-Spandau-Osthavelland auf dem Parteitage in Bremen 1904 folgeuden Antrag: [] "Die Partei möge unter den Proletariern, die zur Armee einberufen werden, vor dem Eintritte in dieselbe in geeigneter Weise Propaganda für die Ideen des Sozialismus machen." [] In der Begründung des Antrags machte der Antragsteller kein Hehl daraus, daß der Zweck dieser Propaganda die Schwächnng der Staatsgewalt im Falle einer revolutionären Bewegnng sei. Sehr bezeichnender Weise traten selbst die Führer der sozialdemokrtischen Partei, Bebel und v. Vollmar, dem hochverräterischen Antrage aufs schärfste entgegen. So bezeichnete der Abgeordnete v. Vollmar den Antrag als "ein Spiel mit dem Schießgewehr, und zwar auf andrer Leute Kosten; auf Kosten in erster Linie derjenigen, die in die Kasernen hinein müssen, und dann weiter auch auf Kosten der Partei im allgemeinen und ihrer Redner im besonderen." Und Bebel meinte, Dr. Liebknecht wisse nicht, welch gefährliches Spiel er treibe. Der Antrag wurde auch abgelehnt. [] Aber dadurch ließ sich Dr. Liebknecht nicht abhalten, auf dem Mannheimer Parteitage 1906 durch die Genossen unseres Wahlkreises seinen Antrag in veränderter Form einzubringen. Er lautete jetzt: [] "Eine besondere antimilitärische Propaganda [] ist systematisch zu entfalten. Zu diesem Zwecke ist ein ständiger Ausschuß zu bilden." [] Wieder bekämpfte Bebel in scharfer Weise den Antrag. Er wandte sich zunächst dagegen, daß die Parteigenossen fortwährend mit Anträgen kämen, die längst erledigt wären. Er lehnte jeden Vergleich mit Frankreich und Belgien ab, wo die antimilitärische Agitation in einseitigster und übertriebenster Weise stattfände. Zwar sei er überzeugt, daß er Liebknecht von seinen Anschauungen über die Agitation gegen den Militarismus nicht abbringen könne. Aber jedenfalls halte er den geforderten Ausschuß für ebenso überflüssig und gefährlich und bitte im Namen des Parteivorstandes um Ablehnung. Das geschah denn auch. [] Freilich eine Genugtuung hatte Dr. Liebknecht doch, daß nämlich auf dem Jenaer Parteitage die Verbreitung eines Flugblattes unter die angehenden Rekruten [] beschlossen wurde. Und er selbst hat inzwischen seine Pläne durch Gründung sozialdemokratischer Jngendorganisationen in die Tat umgesetzt, die sich besonders in Berlin zu einer wahren Gefahr herausgebildet haben. Auf dem Mannheimer Parteitage konnte Dr. Liebknecht auch eine Heerschau über seine Getreuen, die "junge Garde", abhalten, und hier fanden seine antimilitaristischen Ausführungen natürlich einen besseren Resonnanzboden, als auf dem eigentlichen Parteitage. [] Reichstagswähler! Mitbürger! Könnt Ihr einem Manne Eure Stimme geben, der gewissermaßen als Erbstück Vaterlandslose Gesinnung überkommen hat und dessen Lebensaufgabe es ist, die Unzufriedenheit und Zuchtlosigkeit in unser Heer zu tragen und damit die festesten Grundlagen unseres Staates zu unterwühlen? Nein und abermals nein! [] Wähle jeder, ob konservativ, freisinnig, national-liberal ob Anhänger der Reformpartei oder des Volksbundes, ob Mitglied der Patriotischen oder Beamtenvereine, den [] Kandidaten aller fsaatserhaltenden Parteien [] Herrn Tischlermeister Pauli. [] Verlag: Reichsverband gegen die Sozialdemokratic, Ortsgruppe Potsdam. Druck von Edmund Stein in Potsdam
Published:05.02.1907