Umkehr oder Untergang?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Umkehr oder Untergang? [] Am 25. Sept. 1946 beschlossen in einer gemeinsamen Sitzung der Vorstand und der Parteiausschuß der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands die Annahme folgender Entschließung: [] Deutschland droht in die furchtbarst...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Parteiausschuss, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Parteivorstand
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 25.09.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/A7C116AD-1F0A-4139-8854-78B7178C3A4B
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Umkehr oder Untergang? [] Am 25. Sept. 1946 beschlossen in einer gemeinsamen Sitzung der Vorstand und der Parteiausschuß der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands die Annahme folgender Entschließung: [] Deutschland droht in die furchtbarste Katastrophe zu versinken. Die Verantwortung für die heutigen Verhältnisse trägt das Nazi-Regime, das durch seine Unmenschlichkeit und seine Ausraubung Europas den Deutschen den Haß der ganzen Welt eingebracht hat. [] Die Macht in dem zertrümmerten Deutschland wird heute von den Militärregierungen ausgeübt. In keiner der Zonen gibt es eine echte Demokratie. In der östlichen Besatzungszone fehlen sogar die staatsbürgerliche Gleichberechtigung und das Recht der freien Meinungsäußerung. [] In Politik, Wirtschaft und Verwaltung herrschen wieder die gleichen Kräfte, die uns zu den heutigen Zuständen geführt haben. So sind bei der Vereinigung der britischen und amerikanischen Besatzungszonen sämtliche Zentralbehörden Vertretern kapitalistischer Auffassungen übertragen worden. [] Die deutsche Sozialdemokratie hat diese Entwicklung seit langem mit größter Sorge verfolgt. Ihre wiederholten Vorschläge und Mahnungen haben jedoch zu keiner entscheidenden Aenderung dieser Politik geführt. Sie ist nicht willens, die politische Verantwortung für Zustände zu tragen, die ihr aufgezwungen werden. Sie macht daher ihre politische Mitarbeit von verbindlichen Zusagen abhängig, [] daß ein gerechter Lastenausgleich erfolgt, der die Sachwerte im gleichen Umfange heranzieht wie den Geldbesitz, [] daß die Sozialisierung der Grundstoff-Industrien, der Energiewirtschaft, der Verkehrsunternehmen, der Banken und der Versicherungsgesellschaften und eine durchgreifende und produktionsfördernde Agrarreform durchgeführt werden, [] daß die deutsche Wirtschaftsverwaltung an der über die Kohlenwirtschaft und Eisenindustrie verhängten Kontrolle maßgebend beteiligt wird, [] daß das Sozialprodukt gerechter verteilt wird, wozu es einer Neuordnung der Löhne und Preise bedarf, [] daß den Sozialrentnern, Kriegsopfern und Opfern des Nationalsozialismus eine ausreichende Rente gesetzlich gesichert und das unsagbare Flüchtlingselend gemildert wird, [] daß die Besatzungsmächte mit der Politik der Demontage und der Zerstörung von Material und Anlagen aufhören, aus denen eine Friedensindustrie aufgebaut werden könnte, [] daß eine ausreichende Ernährung gesichert und ein Ausgleich der Ernährung, zwischen Stadt und Land durchgesetzt wird, wobei anerkannt wird, daß die amerikanische und britische Regierung durch ihre Lebensmittelzufuhren Millionen Deutscher vor dem Hungertod gerettet haben, [] daß über die bisherigen Ankündigungen hinaus das hungernde Volk vor der Kälte durch verstärkte Hausbrandversorgung geschützt wird, [] daß alle zentralen Verwaltungen demokratisch kontrolliert werden. [] Das deutsche Volk muß sich darüber klar sein, daß es bei den kommenden Wahlen diese Forderungen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands unterstützen muß, um ihnen den gehörigen Nachdruck zu verleihen. [] Die Sozialdemokratie bekennt sich zur politischen und staatsrechtlichen Einheit Deutschlands. Dabei hält sie eine möglichst weitgehende Dezentralisierung der Verwaltung im Interesse einer echten Demokratisierung für notwendig. [] Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ist gewillt, in jeder Form ihrer politischen Aktivität den Geist des Nationalismus zu bekämpfen. Sie verlangt von der Welt und dem deutschen Volk die Möglichkeit, die unverzichtbaren, großen Ideen des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus im Volk und vor allen Dingen in der Jugend lebendig zu machen. Sie sieht darin nicht nur eine nationale, sondern eine europäische und weltbürgerliche Aufgabe. [] Diese Forderungen sind die Voraussetzungen für eine Aenderung unserer unerträglichen Lage. Wir fordern das deutsche Volk auf, sich zu entscheiden: [] Gegen einen neuen kapitalistischen Umweg, der zu neuen Krisen, Katastrophen und Kriegen führen wird [] Für einen sozialistischen und demokratischen Neuaufbau Deutschlands.
Published:25.09.1946