Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals;
Ist der Bauer wirklich schuld? [] Pflügen und säen, pflanzen und ernten, um Menschen und das Vieh satt zu machen, ist Bauernarbeit. Eine mühsame Arbeit. Eine Arbeit, von der unser aller Wohl und Wehe abhängt. Wir können uns zwar nach dem Verlust des deutschen Ostens nicht mehr selbst ernähren, aber so viel wie möglich aus dem uns verbliebenen Boden herauszuholen, ist und bleibt die Aufgabe des Bauern. Das Bewußtsein, mit den geschrumpften Betriebsmitteln den höchstmöglichen Ertrag zu erreichen und durch den Ertrag vom Felde und im Stalle Nahrung für alle zu schaffen, lohnt den Bauernfleiß. [] Aber kaum ein anderer Stand hat so viel zu leiden unter Anwürfen und Anschuldigungen mangelnder Pflichterfüllung. [] Gewiß, Engel sind wir alle nicht. Es ist fast unmöglich für den Bauern, in den engen Bahnen dessen zu bleiben, was Gesetze und Verordnungen vorschreiben, wenn es sich darum handelt, die Betriebsmittel in Ordnung zu halten oder gar ergänzen zu müssen. [] Ja, was soll der Bauer tun, wenn er die Geräte und Maschinen reparieren lassen oder sie erneuern muß? Auf normale Weise zum festgesetzten Preise kaufen? Wer lacht da? Also seinen Betrieb einschränken, womöglich gar stillegen - oder ... ? [] Es wurde dieser Tage bekannt, daß bei einer Kontrolle von Industriebetrieben kein Betrieb angetroffen wurde, der nicht in irgendeiner Weise kompensierte. Mancher Betrieb kompensiert 98 Prozent seiner Produktion. [] Da liegt der Knüppel beim Hund. Deshalb hat die SPD-Fraktion beim Wirtschaftsrat den Entwurf für ein Enthortungsgesetz eingebracht. [] Wer Industrieerzeugnisse hortet oder nicht anmeldet, soll hohe Strafe erwarten. [] Leider konnten sich die bürgerlichen Parteien zu einem so energischen Vorgehen nicht entschließen. Die Interessen der Landwirtschaft wie auch sämtlicher anderer Verbraucher werden also auch auf diesem Gebiete allein von der Sozialdemokratischen Partei vertreten. [] Klein- und Mittelbauern! [] Bedenkt das, wenn ihr am 25. April eure Gemeinde- und Kreistagsvertreter wählt! Ihr stellt in Hessen den größten Teil der Landbevölkerung. Eure Stimme hat Gewicht im Leben der Gemeinden - versäumt nicht, sie in die Waagschale zu werfen! [] Und seht euch an, wen ihr wählt, seht den Leuten auf die Fäuste und aufs Maul! Es wird in Hessen ja schon seit zwei Jahren wieder Politik auf demokratischer Grundlage getrieben. [] Wer war es denn, der in dieser Zeit für euch und eure Belange am entschiedensten eintrat? Das waren die SPD-Vertreter in Gemeinden und Kreisen, die SPD-Bürgermeister und Landräte und nicht zuletzt die SPD-Fraktion des Landtages und die der SPD angehörenden Minister. [] Schon bei der Beratung der Verfassung setzte sich die SPD-Landtagsfraktion nachdrücklich für den klein- und mittelbäuerlichen Stand ein. Meliorationen sind ein Werk der SPD. Das gewonnene Land kam den Klein- und Mittelbauern zugute. [] Straßen und Feldwege konnten zum größten Teil nur behelfsmäßig instand gesetzt werden. Es fehlt an Material und an Arbeitskräften. Was möglich war, wurde getan. Die neuen Gemeindevertretungen werden an der Lösung dieser Aufgabe ernstlich weiterarbeiten müssen. [] Bei der Verteilung von Düngemitteln und Saatgut sind die SPD-Vertreter in den Gemeindeparlamenten jederzeit für die Bedürfnisse der Klein- und Mittelbauern eingetreten und haben sich für gerechte Verteilung eingesetzt. Von größter Bedeutung für die ländliche Bevölkerung sind auch die Anstrengungen, die unter Führung der berufenen SPD-Körperschaften auf dem Gebiete des Wohnungsbaues unternommen werden. Im vorigen Jahre konnten bereits 30000 Wohnungen instand gesetzt werden. Der Ausbau von 16000 Wohnungen wurden eingeleitet, davon können 2000 bereits bezogen werden, 6000 sind rohbaufertig. Diese Bemühungen werden unter Anspannung aller Kräfte fortgesetzt. [] Der gewonnene Wohnraum wird weitgehend den Ausgewiesenen zur Verfügung gestellt. Daraus wird sich auch für die ländliche Bevölkerung nach und nach eine fühlbare Entlastung ergeben. [] Die Sozialdemokratie bekennt sich zu einer aktiven Agrarpolitik, die in der Landwirtschaft ein gesundes, gleichberechtigtes Glied der deutschen Volkswirtschaft sieht. Ohne eine gesunde, bäuerliche Landwirtschaft ist eine neue deutsche Volkswirtschaft nicht denkbar. [] Alle Maßnahmen, die dazu dienen können, dem Bauerntum seine schwere Arbeit zu erleichtern, finden die Unterstützung der Sozialdemokratie. [] Die ernste Lage verlangt, daß der Bauer, der mit seiner Hände Arbeit den Acker bestellt, auch wirtschaftlich gesund sein muß. [] Die wirtschaftliche Gesundung des Bauerntums beginnt schon in vielen Beschlüssen der Gemeindevertretung und des Kreistages. Sie hängt nicht zum geringsten von der Zusammensetzung der Parlamente ab. [] Die Sozialdemokraten, die sich bisher unermüdlich und erfolgreich für die Bauern, die die Nahrung schaffen, einsetzten, werden das auch künftig tun. [] Deshalb wählen [] alle Klein- und Mittelbauern die Kandidaten der [] SPD [] Gen. Milit.-Reg. M.G.5. Verantw.: W. Knothe, Frankfurt-M. - Seiboldsche Buchdruckerei Offenbach. Ofb. 2064 D. 40000. 4.48.
|