An die Bevölkerung des Wahlkreises Markt Oberdorf-Füssen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; An die Bevölkerung des Wahlkreises Markt Oberdorf-Füssen [] Gegen die Remilitarisierung Deutschlands! Für den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland im Jahre 1951! [] Männer, Frauen, Jugend! [] So darf es nicht weitergehen! Die furc...

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Bibliographic Details
Main Authors: Baumgärtner, Willi, Isar-Druck, München
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 17.06.1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/97147184-099C-4906-B1FA-791A55CA87CE
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author Baumgärtner, Willi
Isar-Druck, München
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Isar-Druck, München
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dateSpan 17.06.1951
description Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; An die Bevölkerung des Wahlkreises Markt Oberdorf-Füssen [] Gegen die Remilitarisierung Deutschlands! Für den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland im Jahre 1951! [] Männer, Frauen, Jugend! [] So darf es nicht weitergehen! Die furchtbare Teuerung wächst jeden Tag weiter an und noch ist kein Ende abzusehen. [] Die Arbeiter, Angestellten und kleinen Beamten können sich mit ihren geringen Löhnen und Gehältern kaum noch das Notwendigste zum täglichen Leben kaufen. Die Preise sind seit 1932 um 140 Prozent gestiegen. Demgegenüber stiegen die Löhne und Gehälter im gleichen Zeitraum lediglich um 22 Proz. [] Die Bauern können ihre Produkte kaum mehr absetzen und werden an den Rand des Ruins gebracht, weil durch die Marshallplanpolitik der deutsche Markt mit ausländischen Erzeugnissen überschwemmt wird. Durch die Anlage immer neuer Flug- und Truppenübungsplätze werden Tausende und aber Tausende Bauern von Haus und Hof vertrieben. Allein in Hammelburg sollen nun wieder 13 Ortschaften mit 1800 Bauernhöfen und 15000 Menschen einem neuen Truppenübungsplatz zum Opfer fallen. [] Die Umsiedler hausen immer noch - 6 Jahre nach dem Kriege - zum größten Teil in menschenunwürdigen Unterkünften. Ihre Not ist groß, da sie einen hohen Prozentsatz der Arbeitslosen stellen. [] Die Arbeitslosen, Kriegsbeschädigten und Rentner führen ein Hungerleben und werden durch die ständigen Preiserhöhungen immer tiefer ins Elend gestoßen. Allein in Bayern gibt es zurzeit rund 350000 Arbeitslose. [] Die Frauen und Mütter wissen nicht mehr, wo sie das Geld hernehmen sollen, um nur das Notwendigste für die Familie einzukaufen. [] Die Jugend findet zum großen Teil keine Lehrstellen und Arbeitsplätze und soll in einem neuen Krieg als Söldner für fremde Interessen geopfert werden. In Bayern sind 160000 Jugendliche ohne eine Lehrstelle. [] Die Gewerbetreibenden und kleinen Unternehmer erhalten immer weniger Aufträge. Sie leiden unter dem Rohstoffmangel. Ihnen droht - wie den Bauern -, unter einer unerträglichen Steuerlast zusammenzubrechen. [] Die schwindende Kaufkraft der Bevölkerung ruiniert das ganze Fremdenverkehrsgewerbe! [] Staat und Wirtschaft steuern dem Bankrott zu. 33,27 Milliarden DM betragen bereits die Auslandsschulden. Auf über 34 Milliarden DM sind seit der Währungsreform die öffentlichen Inlandschulden angewachsen. Noch höher ist die private Verschuldung. [] Wer ist schuld an diesen katastrophalen Zuständen? [] Schuld sind diejenigen, die unser Geld für die Vorbereitung eines neuen Krieges vergeuden. [] Schuld sind diejenigen, die deutsche Kohle, deutschen Stahl und andere Rohstoffe ins Ausland für Rüstungszwecke verschieben. [] Schuld sind diejenigen, die die Remilitarisierung betreiben, die mehr Besatzungsdivisionen nach Westdeutschland gerufen haben und unsere Jugend wieder zu Rekruten machen wollen. [] Schuld sind diejenigen, die Westdeutschland zu einer Kolonie der westlichen Kriegstreiber entwürdigen, die Adenauer, Ehard , die Dehler und ihre Schleppenträger der Bayernpartei. [] Schuld sind ebenso die Schumacher, Hoegner und v. Knoeringen, die sich Führer der Opposition nennen, aber in allen entscheidenden Fragen dasselbe tun wie die Adenauer. [] Adenauer und Schumacher sind für die Remilitarisierung. Beide sind für die Massensteuern, beide wiederholen den alten Schwindel von der Kriegsgefahr aus dem Osten. Beide hetzen sie gegen diejenigen, die am mutigsten gegen die Remilitarisierung auftreten. Damit reden sie wie Hitler, handeln wie Hitler und wollen uns dahin führen, wohin uns auch Hitler geführt hat. [] Wir Kommunisten sind gegen die Remilitarisierung und für den Abschluß eines Friedensvertrages noch in diesem Jahre. [] Wir sind gegen die Remilitarisierung, weil Remilitarisierung heute Not und Elend erzeugt und morgen den Krieg bringt. [] Die Bevölkerung Westdeutschlands aber will den Frieden und muß sich darum auch für den Frieden einsetzen. Sich für den Frieden einsetzen heißt: die Remilitarisierung Deutschlands ablehnen und den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland noch im Jahre 1951 fordern. [] Sich für den Frieden einsetzen heißt: den Vorschlag, der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik annehmen und sich mit unseren Brüdern und Schwestern im Osten unserer Heimat an einen Tisch setzen, um Maßnahmen zu beraten, die dazu dienen, die Einheit Deutschlands wiederherzustellen. Deutsche sollen nicht aufeinander schießen, daher müssen sie sich an einen Tisch setzen! Das ist der Anfang einer Wiedervereinigung Deutschlands! [] Eine Verständigung mit dem Osten würde einen Krieg unmöglich machen. Außerdem würde sie uns große Absatzmärkte öffnen, die der Entwicklung unserer Friedensindustrie einen gewaltigen Auftrieb geben und die Vollbeschäftigung sichern würde. Das wäre für das ganze deutsche Volk von Nutzen und der Ausweg aus seiner jetzigen Notlage. Die Westmächte und die Adenauer-Regierung wollen aber keine Verständigung mit dem Osten. Sie wollen Westdeutschland zur Rüstungsbasis, zum Aufmarschgebiet und deutsche Menschen als Kanonenfutter für den geplanten amerikanischen Krieg verwenden. [] Darum mißachten die Westmächte den Friedenswillen des deutschen Volkes und halten unser Volk durch die Verweigerung eines Friedensvertrages in einem Zustand der Rechtlosigkeit. Wir haben aber ein Anrecht darauf, wieder ein einiges, unabhängiges Volk zu werden, das die Gestaltung seiner Zukunft in die eigene Hand nimmt. [] Adenauer handelt gegen den Willen des Volkes, wenn er entgegen allem demokratischen Recht die Volksbefragung zu verhindern sucht. Das deutsche Volk aber verlangt, daß es seinem Willen Ausdruck geben kann. Dafür kämpft die Kommunistische Partei. Sie hat stets bewiesen, daß sie als einzige Partei rückhaltlos ihre ganze Kraft einsetzt für die Erhaltung des Friedens und für die Interessen des Volkes. [] Wir wollen, daß kein Pfennig mehr für sinnlose Rüstungszwecke und für Besatzungskosten verausgabt wird. Wir wollen, daß die Produktion von Kriegsmaterial sofort eingestellt wird. [] Wir fordern für die Arbeiter Lohnerhöhung um DM 0,30 pro Stunde sowie Teuerungszulage von DM 50,- für alle arbeitenden Schichten. [] Wir fordern, daß den Bauern auf Kosten der Besatzungsgelder genügend Mittel zum Aufbau und zur Gesundung ihrer Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden. [] Wir fordern für die Umsiedler völlige Gleichberechtigung mit allen anderen Bürgern, die Sicherung von Arbeitsplätzen für sie, die Zuteilung von Land und Inventar an die bäuerlichen Umsiedler, die Gewährung bedeutender Steuer- und anderer Vergünstigungen sowie annehmbare langfristige Kredite für den Bau von Wohngebäuden, Beschaffung von Kleidung und Schuhwerk für die notleidenden Umsiedler auf Staatskosten und die Auszahlung von Renten und anderen Unterstützungen an die Umsiedler. [] Wir fordern für alle Arbeitslosen eine Erhöhung der Unterstützungssätze um 40 Prozent und eine einmalige Beihilfe von DM 200,-. [] Wir fordern die Schaffung von Arbeitsplätzen und Lehrstellen für die schulentlassene Jugend, Recht auf Bildung, auf Freude und Frohsinn und Garantierung dieser Rechte. [] Wir fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit für Jugendliche und Frauen! [] Diese Forderungen können nur im Frieden verwirklicht werden. [] Die KPD hat sich daher entschlossen, einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Obwohl dieser Kandidat durch die undemokratische Wählordnung nicht auf dem amtlichen Stimmzettel steht, rufen wir dennoch zu seiner Wahl auf. [] Jede Stimme für einen Kandidaten der bürgerlichen Parteien und auch der SPD ist eine Stimme für die Kriegspolitik Adenauers. Denn die bayerische Regierung und der Bayerische Landtag mit den dort vertretenen Parteien unterstützen die kriegslüsterne und volksfeindliche Adenauer-Regierung. [] Deine Stimme dem Kandidaten der KPD geben bedeutet einen Protest [] gegen einen neuen verbrecherischen Krieg, den das deutsche Volk nicht will; [] gegen die furchtbare Teuerung, die das Volk in Not und Elend stürzt; [] gegen den Ruin der Bauern und des Mittelstandes, der dem ganzen Volk Schaden bringt. [] Deine Stimme dem Kandidaten der KPD geben bedeutet ein Bekenntnis [] für Völkerverständigung und Frieden, den wir alle brauchen; [] für den Abschluß eines gerechten Friedensvertrages, damit wir endlich wieder ein einheitliches, unabhängiges Deutschland erhalten, das seine ganze Kraft dem friedlichen Aufbau widmen kann. [] Bei dieser Nachwahl geht es nicht nur um ein Mandat im Bayerischen Landtag - es geht um die Verhinderung der Remilitarisierung und die Erhaltung des Friedens. - Darum schreibe um 17. Juni 1951 quer über den Stimmzettel: [] Willi Baumgärtner, KPD [] Verantwortlich: Willi Baumgärtner, Augsburg - Isar-Druck München
era KPD-Wahlkampfwerbung zur Nachwahl für den bayerischen Landtag im Wahlkreis Markt Oberdorf-Füssen am 17.6.1951. Protest gegen die Remilitarisierung.
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genre visualUnit
geographic Bayern
Markt Oberdorf
Füssen
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
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institution Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
language German
publishDate 17.06.1951
spellingShingle An die Bevölkerung des Wahlkreises Markt Oberdorf-Füssen
Baumgärtner, Willi
Isar-Druck, München
[Adenauer, Konrad, Baumgärtner, Willi, Schumacher, Kurt, Hoegner, Wilhelm, Knoeringen, Waldemar von, Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Arbeitslosigkeit, Besatzungsmacht, Kandidatenvorstellung, Landtagswahl, Preissteigerung, Weltkrieg II, Wiederbewaffnung, Wirtschaftspolitik]
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