An alle Wähler im Wahlkreis 31

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wilhelm Degenhardt [] Gerichtsassessor [] Kandidat der CDU für die Bundestagswahl am 14. Aug. 1949 im Wahlkreis 31 [] Goslar, im August 1949 [] An alle Wähler im Wahlkreis 31 [] Als Kandidat der CDU im Wahlkreis 31 wende ich mich heute auf di...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Degenhardt, Wilhelm
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/B3F460E9-A53C-4A2E-AE81-5FFCB72C5F24
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author Degenhardt, Wilhelm
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dateSpan 14.08.1949
description Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wilhelm Degenhardt [] Gerichtsassessor [] Kandidat der CDU für die Bundestagswahl am 14. Aug. 1949 im Wahlkreis 31 [] Goslar, im August 1949 [] An alle Wähler im Wahlkreis 31 [] Als Kandidat der CDU im Wahlkreis 31 wende ich mich heute auf diesem Wege an Sie, Wählerinnen und Wähler des Wahlkreises 31. [] Am 14. August 1949 erfolgt die Bundeswahl, durch die die Zusammensetzung des Bundestages, d. h. des obersten gesetzgebenden Organs der Bundesrepublik Deutschland, die aus den drei Ländern der Westzonen besteht, bestimmt werden wird. Für dieses erste Parlament Deutschlands ist seine Zusammensetzung von entscheidender Bedeutung. Dieses Parlament wird die Grundsätze unserer staatlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Zukunft zu schaffen haben, die Bestand haben muß. Es wird bei der Wahl darauf ankommen, ob wir einen Bundestag bekommen, der eine nichtmarxistische oder marxistische Mehrheit hat, d. h. ob wir einen christlich ausgerichteten Staat, der auf dem Christentum aufbauend, alle Probleme im Rahmen der gegebenen Verhältnisse ordnet und allen hilft, die es nötig haben, oder ob wir einen sozialistischen Staat bekommen, der unser Leben als Einzelperson und als Nation der Diktatur des Proletariats entgegenführen will. [] Der Aufbau unseres Staates muß auf christlicher Grundlage erfolgen. Der Marxismus mit seiner Vergewaltigung des Menschen hat abgewirtschaftet. Der Sozialismus ist ein Ersatz für das Christentum, Ersatz aber ist niemals das Ursprüngliche. Der Sozialismus ist die Vorstufe des Kommunismus, mit dem er gleiche Grundlagen hat. Diese Entwicklung wollen wir nicht, weil wir das Chaos als Ende aller Diktaturen nicht noch einmal erleben wollen. Das wird sich jeder Einzelne von Ihnen überlegen müssen. [] Der Sozialist ist Verfechter der Planwirtschaft, der Zwangswirtschaft und damit der rein bürokratischen Ordnung im Wirtschaftsleben und überall. Planwirtschaft und Zwangswirtschaft sind nur durchzuführen mit rücksichtslosen und unnachgiebigen Politikern, Beamten und Spionen, d. h. mit polizeistaatlichen Methoden. Das wollen wir nicht! Sehen Sie nach dem Osten, wo Sozialdemokraten und Kommunisten in der SED Hand in Hand gehen. [] Wir wollen die freie Entfaltung der Persönlichkeit im freien Wettbewerb. Wir wollen damit dem Leistungsprinzip zum Durchbruch verhelfen. Vergleichen Sie selbst die Verhältnisse vor der Währungsreform und danach, als der CDU-Politiker Professor Erhard, Direktor der Verwaltung für Wirtschaft in Frankfurt/Main die soziale Marktwirtschaft schuf. Wenn auch noch nicht alles erreicht ist, so liegen doch hier die Grundlagen einer weiteren aufsteigenden Entwicklung. [] Noch ist die Steuergesetzgebung dem Diktat der Besatzungsmächte unterworfen. Ihre Auswirkung ist unerträglich und führt zur Untergrabung der Steuermoral. Wir werden alles tun, diesen Zustand zu beseitigen. [] Die 1,25 Millionen Arbeitslosen erfüllen auch uns mit großer Sorge. Und doch sind 1,5 Millionen aus dem Kreis der Vertriebenen in den Arbeitsprozeß eingegliedert worden. Eine Fortsetzung der konstruktiven Politik wird auch den Einsatz der Arbeitslosen zu lösen vermögen. [] Das schwerste Problem der deutschen Gegenwart ist durch die Austreibung von 10 bis 12 Millionen Menschen aus ihrer Heimat entstanden. Ihnen gegenüber muß endlich eine gesamtdeutsche Solidarität und Hilfsbereitschaft zum Durchbruch kommen. [] Mit ernster Sorge werden diese Dinge ständig behandelt und die Maßnahmen getroffen, die auch diese Not beheben. Wir wollen aus der Not der Menschen kein Kapital schlagen, sondern wollen die Gesetze schaffen, um im Rahmen des Möglichen, das gilt immer in der Politik, Abhilfe zu schaffen und zu helfen. [] Die CDU hat bestimmte Leitsätze zu den sozialen Fragen der Zeit aufgestellt, die vordringlich zu lösen sind. [] Für den Wohnungsbau hat die CDU ein besonderes Programm entwickelt. [] Die Flüchtlingsfragen und die Not der Flüchtlinge und derjenigen, die durch den Krieg und die Währungsreform geschädigt sind, stehen für uns im Vordergrund. Bei dem Lastenausgleich wollen wir Rechtsansprüche des Einzelnen auf Ersatz seines Schadens. Den Vertriebenen müssen Existenzmöglichkeiten gewährt werden. Ihnen sind die Mittel dazu zu geben. [] Wir treten ein für die Anerkennung aller Berufe und für die Hilfe von Witwen und Waisen, die in Not sind. Den Schwerbeschädigten und den Kriegsopfern, gilt ebenfalls unsere besondere Sorge. [] Auf kulturellem Gebiet werden wir neben anderem für eine weitgehende Verankerung des Elternrechtes eintreten. Die Jugend soll nicht nach einem Plan des Staates erzogen werden, sondern nach dem Willen der verantwortlichen Eltern und Erzieher. [] Die Landwirtschaft steht als besonders wichtig mit im Vordergrund unserer politischen Erwägung. Wir haben erlebt, was der Hunger bedeutet, allein deshalb werden wir uns den Sorgen der Landwirtschaft zuwenden müssen, zumal der deutsche Lebensmittelbedarf in dem uns verbliebenen Gebiet zur Zeit nur zu 50% gesichert ist. [] Wir treten ein für den Zusammenschluß von Menschen gleicher Interessen zur Wahrung ihrer Belange in Gewerkschaften und anderen Interessenverbänden, auch bei den Flüchtlingen. Diese müssen aber frei sein von parteipolitischen Einflüssen. Wir haben nichts gegen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, wenn sie sich fern aller Politik um die ihnen nach dem Gesetz übertragenen Aufgaben kümmern. Nach echt demokratischem Prinzip werden sie begründete Forderungen stellen können und die Politiker werden im Rahmen der gesamten Verhältnisse darüber befinden müssen, wie weit solchen Forderungen Rechnung getragen werden kann. [] Wir werden dafür eintreten, daß die Besatzungsmächte sich den zwingenden Forderungen des deutschen Volkes auf allen lebenswichtigen Gebieten nicht verschließen. Wir werden sie an die Erfüllung ihrer Grundsätze, die sie einst im Kriege aufstellten, erinnern und zäh und beharrlich weiter kämpfen für Leben und Zukunft unseres Volkes. [] Die Flüchtlinge dürfen nicht zu einem fünften Stand, zu einer verstoßenen Minderheit werden. Wir haben dafür gesorgt, daß ihr Vertrauen genießende Kandidaten an sicherer Stelle im Verhältnis der Flüchtlinge zu den Einheimischen aufgestellt sind. Bei uns ist ein Abgeordneter keinem Parteizwang unterstellt. Ein Abgeordneter, der Flüchtling ist, kann daher frei entscheiden und z.B. gegen die anderen CDU-Abgeordneten stimmen. Die SPD z. B. hat demgegenüber den Fraktionszwang. Da die Flüchtlinge in den Fraktionen in der Minderheit sein werden, werden sich diese dort nicht durchsetzen können. [] Als Bauernsohn aus dem Kreis Göttingen und Flüchtling aus Berlin bin ich mit den östlichen Verhältnissen besonders vertraut. [] Ich kenne die Bedeutung, die Nöte und Sorgen der Bauern wie diese selbst aus Erfahrung. [] Ich kenne als Angestellter und mit den sozialen Verhältnissen vieler Berufszweige in ganz Deutschland vertraut, die Interessen der Arbeiter und Angestellten. [] Ich kenne die Wirtschaft, weil ich selbst einmal mehrere Jahre in einem großen Wirtschaftsunternehmen auf entscheidendem Posten arbeitete. [] Nicht zuletzt teile ich mit den Flüchtlingen, Bomben- und Währungsgeschädigten gleiche Sorgen und Not, da ich wie sie durch den Krieg alles verloren habe und von neuem anfangen muß. [] Vermeidet die Zersplitterung. Wie heute im Wahlkampf die Auseinandersetzung zwischen CDU und SPD im Vordergrund steht, so wird es in Bonn sein. Stärkt die Reihen der CDU, damit Sie nicht die Betrogenen sind. Nach der Wahl gibt es keine Korrektur. [] Geht zur Wahl und zeigt der Welt und unseren Deutschen im Osten, daß wir im Aufbau eines neuen Deutschlands vom Westen her zusammenstehen. [] Wählt CDU - Liste 2! Die CDU hat sich mit ihrer Politik bewährt. [] Es geht um Sie! - Es geht um Deutschland! [] Den Wählern der Stadt Goslar sei besonders gesagt, daß ich nicht der Dr. Degenhardt bin, der früher auf dem Wohnungsamt Goslar arbeitete. [] Ich habe niemals bei der Stadtverwaltung Goslar Dienst getan. [] Degenhardt. [] CGA 101 8.49. 48000 Kl. C2218 [] An alle Haushaltungen
era CDU-Wahlkampfwerbung und Kandidatenvorstellung zur Bundestagswahl am 14.8.1949.
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genre visualUnit
geographic Goslar
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institution Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
language German
publishDate 14.08.1949
spellingShingle An alle Wähler im Wahlkreis 31
Degenhardt, Wilhelm
[Degenhardt, Wilhelm, Erhard, Ludwig, Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), Arbeitslosigkeit, Bundestagswahl, Christentum, Flüchtling, Gewerkschaften, Kandidatenvorstellung, Marktwirtschaft, Planwirtschaft, Vertriebene]
thumbnail http://hdl.handle.net/11088/A6282165-14DD-4CD9-9255-B25C185311B3
title An alle Wähler im Wahlkreis 31
topic [Degenhardt, Wilhelm, Erhard, Ludwig, Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), Arbeitslosigkeit, Bundestagswahl, Christentum, Flüchtling, Gewerkschaften, Kandidatenvorstellung, Marktwirtschaft, Planwirtschaft, Vertriebene]
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