Wohin gehört Mittelstand und Handwerk?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wohin gehört Mittelstand und Handwerk? [] Die Sozialdemokratie hat nie so sehr darunter gelitten, was sie eigentlich war, als vielmehr darunter, was die Täuschungsmanöver und Täuschungspropaganda des Besitzes in den Augen der Urteilslosen aus...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Ortsgruppe St. Andreasberg, Otto Traumann, St. Andreasberg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1948 - 1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/4DEC0AAA-FFD7-4D7B-B63E-F4EC44FF9801
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wohin gehört Mittelstand und Handwerk? [] Die Sozialdemokratie hat nie so sehr darunter gelitten, was sie eigentlich war, als vielmehr darunter, was die Täuschungsmanöver und Täuschungspropaganda des Besitzes in den Augen der Urteilslosen aus ihr gemacht hat. [] Wie früher, behaupten auch jetzt diese Trabanten des Großbesitzes, von der Sozialdemokratie, daß sie alles Eigentum enteignen und sozialisieren wolle. Wie früher werfen sie dabei in ihrer Ablenkungs- und Vernebelungspropaganda das Verbrauchs- und Arbeitseigentum des kleinen und mittleren Besitzes mit dem kapitalistischen Provit- [!] und Verwertungseigentum der Großbourgeosie in einen Topf. Aber genau wie früher ist das Eigentum des kleinen und mittleren Besitzes von der Sozialdemokratie nicht bedroht. [] Kein Sozialdemokrat denkt daran, die unsinnige Forderung auf Abschaffung des Privateigentums an den Gegenständen des persönlichen Verbrauchs zu erheben. Aber auch das Privateigentum an den Produktionsmitteln, z.B. den Rohstoffen, Werkstätten, Läden und bäuerlichen Anwesen wird von der Sozialdemokratie dann als berechtigt und notwendig anerkannt, wenn diese Produktionsmittel nicht mit den Methoden der kapitalistischen Ausbeutung angewandt werden. [] Es ist nicht die Tatsache des Eigentums schlechthin, welche die Klassen trennt, sondern sein Umfang, seine Intensität u. die Methoden seiner Anwendung. Es ist die kapitalistische Ausbeutung, welche die Klassengrenzen zieht. Überall, wo der Eigentümer auf Grund seiner eigenen Arbeitskraft, der Arbeitskraft seiner Familie oder anderer weniger Hilfskräfte seinen handwerklichen oder bäuerlichen Besitz bewirtschaftet, ist das Wesen der kapitalistischen Ausbeutung nicht gegeben. Die Werkstätte des Handwerkers, der Laden des kleinen Händlers stehen nicht unter der Bedrohung der Enteignung. Nur auf das wirtschaftliche Großeigentum, daß keine volkswirtschaftliche Nutzfunktionen mehr erfüllt, will die Sozialisierung die Hand legen. [] Jeder Mensch von Einsicht und Verantwortungsbewußtsein wird erkennen müssen, daß das deutsche Volk nicht mehr reich genug ist, um Unternehmergewinne, Kapitalprofite und Grundrenten zu zahlen. Die Zerstörung und Verkleinerung der zur Verfügung stehende Substanz macht eine kapitalistische Profitwirtschaft unmöglich und zwingt zu einer nach gemeinschaftlichen Gesichtspunkten planmäßig ausgerichteten Versorgungswirtschaft. [] Deutschland ist zu arm, um sich den Luxus einer planlosen Gütererzeugung oder der Sondergewinne für den Monopolkapitalismus leisten zu können. Das Sozialprodukt selbst aus einer völlig in Gang gebrachten deutschen Wirtschaft reicht bestenfalls dazu aus, die arbeitenden Menschen zu ernähren und den Bedürftigen soziale Hilfe zu gewähren. [] Jetzt gilt es, der Wiederholung der großen Schwindelpropaganda, wie sie vor 1933 von den Handlangern des Großbesitzes betrieben worden ist, von Anfang an entgegenzuwirken. Daß diese Agitation schon einmal erfolgreich war, hat die deutsche Katastrophe heraufbeschworen. [] Die deutsche Zukunft hängt davon ab, wie sich der Mittelstand zur Sozialdemokratie stellt. [] Auch für Hitlers Erfolg 1933 war die agitatorisch aufgestachelte Angst des kleinen Mannes die treibende Kraft. Die Lüge, das [!] die Sozialdemokratie jedes Eigentum abschaffen wollte, und das darum alle Besitzenden, ob Groß oder Klein, gegen die Bedroher zusammenstehen müßten, übte ihre Wirkung. [] Wenn es noch einmal geschieht, daß der gewerbliche und kaufmännische Mittelstand, das der Angestellte und der Bauer sich in ihrem größeren Teil "bürgerlich", d.h. kapitalistisch, antidemokratisch und antisozialistisch oriientieren, dann gibt es keinen Aufstieg mehr für Deutschland. Der Kampf um die Gewinnung des Mittelstandes ist schwer, denn seine Angehörigen sind durch Angst um den Besitz verwirrt und durch nationalsozialistische und militärische Ideen traditionel [!] gebunden. Ihr Blick ist getrübt durch ihren Autoritätsglauben. Wenn ihre Götzen heute auch zertrümmert sind, so sind viele Mittelständler doch immer noch zu eingeschüchtert, um den Ballast sinnloser und schändlicher Tradition über Bord zu werfen. Manche mögen auch noch zu hochmütig sein, um den Weg zu der politischen Vereinigung mit der Klasse der Industriearbeiter zu finden. [] Mittelstand und Handwerk muß endlich klar erkennen, daß nicht die Sozialistische Planwirtschaft [] sondern die bestehende hochkapitalistische Wirtschaftsform der große Enteigner ihrer gesicherten Existenz ist. [] Darum kann die Parole nur lauten: [] Durch Sozialismus [] zu freiem Menschentum [] zu einer Deutschen Demokratie [] in einem neuen Deutschland [] Werdet Mitglied der Sozialdemokratischen Partei [] Ortsgruppe St. Andreasberg [] Anmeldung bei dem Kassierer Franz Langer, Schützenstr. 81 [] O. Traumann CFE 916
Published:1948 - 1949