Meine sehr verherten Damen und Herren! . Mit einem ernsten Anliegen wende ich mich unmittelbar an Sie

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Dr. Ernst Schwering [] Mitglied der CDU-Rathaus-Fraktion [] Köln-Braunsfeld [] Kitschburger Str. 232 [] Köln, den 25.10.1956 [] Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit einem ernsten Anliegen wende ich mich unmittelbar an Sie. Unsere Vaterst...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Schwering, Ernst
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 25.10.1956 - 28.10.1956
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/4F1A3B82-E348-4994-8762-D95BB1FFC564
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Dr. Ernst Schwering [] Mitglied der CDU-Rathaus-Fraktion [] Köln-Braunsfeld [] Kitschburger Str. 232 [] Köln, den 25.10.1956 [] Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit einem ernsten Anliegen wende ich mich unmittelbar an Sie. Unsere Vaterstadt Köln hat in der Zeit seit 1945 im wesentlichen aus eigener Kraft einen Wiederaufstieg erlebt, der allgemeine Anerkennung findet. Wenn wir heute noch in der Innenstadt oft weite unbebaute Flächen und oft sogar Ruinen sehen, so werden vielfach Vergleiche mit anderen Städten gezogen, in denen das äußere Bild des Wiederaufbaus günstiger zu sein scheint. Hier muß aber berücksichtigt werden, daß die City Kölns, der große Raum zwischen den Ringen und dem Rhein, erheblich größer ist als die Zentren anderer Städte, und zwar genau so groß wie die Innenstädte von München, Stuttgart und Frankfurt zusammen. Unsere Wiederaufbauleistung, die in absoluten Zahlen gerechnet den Wiederaufbau in anderen Städten übertrifft, verteilt sich somit auf einen erheblich größeren Raum und ist für den oberflächlichen Betrachter nicht so deutlich sichtbar wie anderswo. In den weiten Flächen jedoch, die uns bei der Gestaltung unserer Stadt zur Verfügung stehen, liegt auch eine nicht zu übersehende Entwicklungsmöglichkeit, die in kommenden Jahren tatkräftig genutzt werden muß. Wenn ich eben von dem bewundernswerten Wiederaufbau der Stadt aus eigener Kraft gesprochen habe, so erkenne ich hier dankbar an, daß die Kölner Wirtschaft die größte Last getragen hat. Solange nicht ein besserer Finanzausgleich zwischen Ländern und Gemeinden durchgesetzt werden kann, wird es von der weiteren Entwicklung der Kölner Wirtschaft auch abhängen, ob das Aufbauwerk zügig fortgesetzt werden kann oder nicht. Eine gleichmäßige und stetige Entwicklung unserer Kölner Wirtschaft liegt somit in Ihrem Interesse und im Interesse der Stadt Köln. Allzu leicht vergißt man in guten Tagen einer wirtschaftlich guten Konjunktur, daß alle Erfolge erst ermöglicht wurden durch die soziale Marktwirtschaft, die die CDU trotz vieler Hindernisse und anfänglicher Schwierigkeiten durchgesetzt hat. Wie erfolgreich dieses Wirtschaftssystem war, möchte ich Ihnen an einigen Zahlen in die Erinnerung rufen: Die Zahl der Arbeitslosen hat sich in den Jahren 1950 bis 1955 um die Hälfte gemindert. 1950 waren 10,3 % unselbständige Erwerbspersonen arbeitslos, während es 1955 nur noch 5,1 % waren. Die Zahl ist inzwischen, wie Sie wissen, 1956 noch weiter gesunken, und wir haben somit die Vollbeschäftigung erreicht, von der wir 1948 nicht zu träumen wagten. Die Lohnentwicklung ist in dem gleichen Zeitraum äußerst günstig verlaufen. Dies gilt nicht nur für die Nominallöhne, sondern, das darf ich an dieser Stelle noch einmal besonders hervorheben, auch für die Reallöhne. Bei einer Ausgangszahl von 100 im Jahre 1950 betrug der Reallohn im Jahre 1955 131 und im Mai 1956 sogar 137. Hieraus geht klar hervor, daß der Industriearbeiter in der Bundesrepublik heute mehr kaufen kann als 1938 und sogar erheblich mehr als 1950. Der Lebensstandard verbessert sich somit durch die erfolgreiche Wirtschaftspolitik von Jahr zu Jahr. [] Auch zum Wohnungsbau kann ich Ihnen einige Zahlen nennen. Im Jahre 1949 wurden 215.000 Wohnungen mit 2,6 Milliarden DM fertiggestellt. Im Jahre 1955 betrugen die fertiggestellten Wohnungen 541.100 mit einem Kostenaufwand von 10 Milliarden DM. Der soziale Wohnungsbau wurde an diesen Nominalzahlen in erheblichem Maße beteiligt. Interessant dürfte auch die Entwicklung der privaten Bausparkassen-Tätigkeit sein. Während im Jahre 1949 nur 60.400 Bausparverträge mit einer Bausparsumme von 501 Millionen DM abgeschlossen wurden, waren es 1955 209.395 Verträge mit einer Gesamtbausparsumme von fast 3 Milliarden DM. Die industrielle Produktion stieg bei einer Ausgangszahl von 100 im Jahre 1936, auf 110,9 im Jahre 1950, auf 197,6 im Jahre 1955 und auf sogar 206 im ersten Halbjahr 1956. Die industrielle Produktivität stieg im gleichen Zeitraum von 1950 mit nur 93,1 (1936 = 100) auf 130,2 im Jahre 1955. Wie erfolgreich sich die industrielle Produktion auf Grund der sozialen Marktwirtschaft der CDU entwickelte, ergibt sich aus einem interessanten Vergleich, wobei für das Jahr 1950 eine Ausgangszahl von 100 genommen wird. Bundesrepublik [] 1951 119 [] 1952 128 [] 1953 139 [] 1954 155 [] 1955 178 [] Belgien 115 112 112 121 130 [] Frankreich 113 118 114 125 137 [] Großbritannien 103 100 106 114 122 [] Schweden 105 104 105 109 116 [] USA 107 [] 111 [] 120 [] 112 [] 124 [] Hinter wenigen Zahlen, die ich beliebig erweitern könnte, verbirgt sich die imponierende und große Leistung der Wirtschaft, die durch die Wirtschaftspolitik der CDU ermöglicht und gefördert wurde. Ein Blick nach England zeigt uns, wohin Experimente führen können. Es ist mein Anliegen, Sie zu bitten, sich nicht auf Experimente einzulassen, sondern beim alten bewährten Kurs zu bleiben. Ich spreche diese Bitte auch anläßlich einer Kommunalwahl aus, da ich bei Ihnen sicherlich Verständnis dafür finde, daß ebenso, wie die Wirtschaft Kölns nicht für sich allein betrachtet werden kann, auch das Wohlergehen unserer Stadt von der Erhaltung der Wirtschaftskraft und einer ruhigen Fortsetzung des bewährten Kurses abhängt. Ich glaube auch, daß die CDU-Fraktion der Kölner Stadtvertretung in den zurückliegenden Jahren den überzeugenden Beweis erbracht hat, daß sie entsprechend den großen Richtlinien der CDU Einzelentscheidungen zum Wohle aller Bürger unserer Stadt trifft. Ich bitte Sie, in Dingen der Wirtschaftspolitik sich für eine ruhige Fortentwicklung einzusetzen und eine kontinuierliche Fortsetzung des Kölner Wiederaufbaus durch Abgabe Ihrer Stimme für die Kandidaten der CDU in Köln bei der Wahl am 28.Oktober 1956 zu gewährleisten. Mit freundlichen Grüßen [] Ihr Dr. Ernst Schwering
Published:25.10.1956 - 28.10.1956