Rundbrief für Flüchtlinge . Flüchtlinge werden wählen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lochung Rundbrief [] FÜR FLÜCHTLINGE [] SPD BAYERN [] München, Schackstraße 2 [] Flüchtlingsausschuß [] Flüchtlinge werden wählen! [] 300 Millionen Mark zur Steuerung der Flüchtlingsnot bereitgestellt! [] Baldige Verabschiedung des Flüchtling...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesvorstand Bayern, Werner, E., R. Stadelmeier, München
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/18D1BD7A-0A7D-4397-958E-2B128242884D
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lochung Rundbrief [] FÜR FLÜCHTLINGE [] SPD BAYERN [] München, Schackstraße 2 [] Flüchtlingsausschuß [] Flüchtlinge werden wählen! [] 300 Millionen Mark zur Steuerung der Flüchtlingsnot bereitgestellt! [] Baldige Verabschiedung des Flüchtlingsgesetzes zugesagt! [] Der Landesausschuß der SPD. für das Flüchtlingswesen legte Ministerpräsidenten Dr. Hoegner und Innenminister Seifried die Entschließung vor, in der die sofortige Verabschiedung eines Flüchtlingsgesetzes gefordert wird. [] Dieses Gesetz ist notwendig, um der herrschenden Not unter den Flüchtlingen, die durch den gegenwärtigen rechtlosen Zustand hervorgerufen worden ist, mit aller Kraft entgegenzutreten. Durch die trostlose Lage hat die Flüchtlinge eine tiefe Verzweiflung erfaßt, die durch den bevorstehenden Winter mit all seinen Schwierigkeiten noch vergrößert wird. [] Ministerpräsident Dr. Hoegner gab die Versicherung ab, daß er sich ganz besonders für die Verabschiedung des Flüchtlingsgesetzes beim Länderrat einsetzen würde. Der Ministerrat hat weiterhin beschlossen, im Haushaltsplan 300 Millionen Mark zur Linderung der Flüchtlingsnot bereitzustellen. [] Die Flüchtlinge werden nach dem neuen Wahlgesetz schon nach sechs Monaten wählen dürfen. Bis jetzt mußten sie zwölf Monate warten, ehe sie an der politischen Gestaltung ihrer neuen Heimat teilnehmen durften. Das ist ein großer Schritt vorwärts auf dem Wege zur Anerkennung der politischen Gleichberechtigung aller Ausgewiesenen. [] Weiterhin hat Ministerpräsident Dr. Hoegner eine Verordnung folgenden Inhalts erlassen: [] "Mehr als 200000 Flüchtlinge hausen noch in Lagern. Gewiß sind manche Gebiete mit Flüchtlingen überfüllt. In gewissen Landkreisen dagegen, die von den Behörden als überfüllt gemeldet waren, haben Stichproben der Militärregierung gezeigt, daß viele Privathäuser noch genau so belegt waren, wie in der Zeit vor dem Krieg. Häufig sind den Ortsbehörden die Verpflichtungen des Potsdamer Abkommens völlig unbekannt. Manche Bürgermeister betrachten die Unterbringung und Verpflegung von Flüchtlingen nicht als ihre Aufgabe. Da und dort ziehen es die Hausbesitzer vor, ihre Häuser und Wohnungen verfallen zu lassen, statt sie mit Flüchtlingen zu belegen. [] Diese Zustände beschwören für Bayern erhebliche Gefahren herauf. [] Hiermit wird angeordnet: [] a) Die Behörden sind verpflichtet, alle Anstrengungen zu machen, um vor Eintritt des Winters einen möglichst großen Teil der Flüchtlinge aus den Lagern in Privatwohnungen zuüberführen. [] b) Den Flüchtlingskommissaren wird für die Ausbesserung von Winterunterkünften der Flüchtlinge ein Vorzugsrecht für den Bezug von Baumaterial aller Art eingeräumt. [] c) Alle Unterkünfte, die nur bis zu 15% beschädigt sind, müssen sofort in bewohnbaren Zustand versetzt und mit Flüchtlingen belegt werden. [] d) Die Bevölkerung ist über die Not der Flüchtlinge auf alle mögliche Weise, durch Vorträge, Radio, Presse, aufzuklären. Insbesondere ist auch die Geistlichkeit zu ersuchen, die Bevölkerung auf ihre Christenpflicht gegenüber den Flüchtlingen nachdrücklich aufmerksam zu machen. [] e) Zur Erfassung von noch vorhandenem Wohnraum sind in jedem Regierungsbezirk sofort Untersuchungsausschüsse aus Vertretern aller Parteien zu bilden. Diese Ausschüsse haben unter der Leitung des Flüchtlingskommissars für den Regierungsbezirk die Wohnungsverhältnisse in den einzelnen Land- und Stadtkreisen zu überprüfen, für eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge zu sorgen, Unterkunft und Verpflegung der Flüchtlinge zu untersuchen und bei den zuständigen Behörden auf Abstellung von Mißständen zu dringen. [] f) Die Freihaltung von Erholungsorten von Flüchtlingen wird mit sofortiger Wirksamkeit aufgehoben. [] g) Der Flüchtlingskommissar für das Land Bayern hat mir in regelmäßigen Abständen über die Lage der Flüchtlinge unmittelbar Bericht zu erstatten." [] Die Sozialdemokratische Partei wird nunmehr darüber wachen, daß diese Verordnung von allen Behörden und sonstigen Dienststellen peinlich genau ausgeführt wird. [] Die Sozialdemokratie, die Partei der armen Leute, wie sie Dr. Schumacher einmal genannt hat, wird nicht müde werden, die Forderungen der Flüchtlinge zu vertreten. Diese Hilfe ist für sie eine sozialistische Pflicht. [] Sie fordert aber die Flüchtlinge auch auf, nicht zu verzweifeln, sondern rührig zu sein im Kampf um ihre neue Existenz in ihrer neuen Heimat und der Sozialdemokratischen Partei ihr Vertrauen zu schenken, damit sie in der Lage ist, bei ihren Verhandlungen um die Linderung der Flüchtlingsnot im Namen aller Flüchtlinge sprechen zu können. [] Wie findet ihr Eure Angehörigen? [] Jeder Flüchtling, Evakuierte und Ausgewiesene wird, nachdem er an seinem endgültigen Bestimmungsort angelangt ist, durch die BRK.-Kreis- oder -Annahmestelle oder durch die örtlichen Bürgermeister und Flüchtlingskommissare erfaßt und seine genauen Personalien sowie sein früherer und gegenwärtiger Wohnsitz werden auf einer eigens dafür ausgearbeiteten Karte aufgenommen, die in die Kartei der Suchdienst-Zonenzentrale eingereiht wird. Sucht nun jemand einen Verwandten oder Bekannten, der sich nicht mehr an seinem alten Wohnsitz befindet, so wendet sich derselbe an eine der BRK.-Kreis- oder -Annahmestellen und verlangt für die Person, die von ihm gesucht wird, eine Suchkarte, die er ausgefüllt bei der gleichen Stelle wieder abgibt. Für jede zu suchende Person muß eine Suchkarte ausgefüllt werden. Diese Suchkarte wird durch die Kreis- oder Annahmestelle des DRK. an die Suchdienst-Zonenzentrale München weitergeleitet und dortselbst in die Kartei eingereiht. Ist nun die gesuchte Person bereits erfaßt, so muß sich die Karte mit den betreffenden Personalien bereits in der Kartei befinden, die nach Namen alphabetisch geordnet ist. Die Suchkarte wird nun ebenfalls in die alphabetische Kartei eingereiht und die beiden Karten müssen sich zwangsläufig treffen. Durch diesen Zusammenlauf ergibt sich ein sogenannter Finde- oder Erfolgsfall. Der Suchende sowie der Gesuchte werden durch einen Erfolgsbrief sofort von der Findung verständigt. Die neuen Anschriften werden vermittelt und jede der beiden Parteien gebeten, bis zur brieflichen Verständigung untereinander an ihrem Wohnsitz zu bleiben, um ein Aneinandervorbeireisen der sich Gefundenen zu vermeiden. [] Bei der Suchdienst-Zonenzentrale München sind die Erfolgsfälle durch die stetige Vergrößerung und Erweiterung der Stichkartei ständig im Steigen und es ergeben sich täglich 1000-1600 Findefälle. [] Die aus den Postleitzahlen 7-18 Stammenden wenden sich also an: [] Zonenzentrale München, Wagmüllerstraße 16, [] die aus den Postleitzahlen 1-6 und 19-24 an: [] Zonenzentrale Hamburg-Altona, Landgerichtsallee 131. [] Für die russische Zone geben wir außerdem noch folgende Adresse bekannt: [] Anschriftensuchdienst Leipzig, Leipzig C 1. [] Landesvorstand der SPD - Verantwortlich: E. Werner, München, Schackstr. 2 - Auflage: 50000 [] Druck: R. Stadelmeier, München 13, Clemensstr. 78
Published:1946