Lohnkampf der Bäckerarbeiter von Spandau und Umgebung

Bemerkungen: Fraktur; [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Achtung! Lohnkapmf Achtung! [] der Bäckereiarbeiter von Spandau und Umgegend! []Hausfrauen! Arbeiter! Mitbürger! [] Seit einem Monat schon führen die Bäckergesellen einen schweren Kampf gegen ihre Unterdrücker. Alle Versuche, zu einer...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Der Vertrauensmann der Bäcker von Spandau und Umgebung, Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer & Co., Berlin / Stephan Hulitschke
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: ca. 1906
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/7258686B-BE5F-40B4-8A4E-F606A683AC6D
Description
Summary:Bemerkungen: Fraktur; [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Achtung! Lohnkapmf Achtung! [] der Bäckereiarbeiter von Spandau und Umgegend! []Hausfrauen! Arbeiter! Mitbürger! [] Seit einem Monat schon führen die Bäckergesellen einen schweren Kampf gegen ihre Unterdrücker. Alle Versuche, zu einer Verständigung zu gelangen, scheiterten an dem Protzenhochmut der sich übermächtig dünkenden Unternehmer, die von einer der reaktionärsten Innungen zum fanatischen Widerstand gegen die bescheidensten Forderungen der Gesellen aufgestachelt werden. [] Das Los der Spandauer Gesellen ist ein Überalls trauriges! Bei ungeheuer langer Arbeitszeit von täglich 12 bis 15 oder wöchentlich 84 bis 105 Stunden, bei erbärmlichen Löhnen von wöchentlich bis 6 Mark herab, müssen sie Nacht für Nacht an 365 Tagen im Jahre ohne jede größere Ruhepause ihre schwere Arbeit verrichten. Dabei werden sie durch das elende, fluchwürdige Kost- und Logissystem zum Gesinde degradiert, das genau wie die Lehrlinge der Zucht einer rückständigen, noch vollkommen im Dünkel des Zunftwesens befangenen Meisterschaft untersteht. [] Dazu kommt noch eine geradezu zügellose Lehrlingszüchterei! In zahlreichen Bäckereien wird selbst der winzige Gesellenlohn gespart und lediglich mit Lehrlingen gearbeitet, die ohne jede Hilfe und Anhang schutzlos der Willkür eines brutalen Unternehmertums ausgeliefert sind, das in dem Lehrling ein willenloses Ausbeutungsobjekt sieht. [] Dieses Elend konnten die Gesellen nicht weiter ertragen! Ihre Brüder in Berlin hatten in zwei großen Kämpfen ihre ebenfalls traurige Lage erheblich verbessern können, während dies den Spandauer Kollegen unmöglich war. Nun schickten sich die Berliner Bäckereiarbeiter wiederum an, neue Verbesserungen ihrer Lage zu erkämpfen und nun glaubten die Spandauer Bäckereiarbeiter, hinter ihren Berliner Kameraden nicht zurückstehen zu sollen. [] Jetzt spielte aber die Bäckerinnung von Spandau ein frevelhaftes Spiel mit den vitalsten Interessen der Gesellen! Wochenlang wurden sie mit leeren Versprechungen und resultatlosen Verhandlungen hingezogen, bis endlich, auf Befehl der Oberscharfmacher von Berlin, die Innung den Schleier lüftete und ihr wahres Gesicht zeigte. Blutiger Hohn war endlich die Antwort aus die Forderung der Spandauer Gesellen nach Befreiung von der Knechtschaft des Kost- und Logiszwanges, nach menschenwürdigen Löhnen und nach einem Ruhetag, wie ihn selbst die Bibel fordert. [] Eine elende Heuchelkomödie führte die Innung mit einem gelben Tarif und einem Sonntagsbackverbot auf, das, weit entfernt, den Arbeitern den verlangten Ruhetag zu bringen, nur eingeführt werden soll, um denjenigen Bäckereiarbeitern, die bereits sich den Ruhetag erkämpft haben, ihn wieder zu rauben. [] Die Spandauer Bäckereiarbeiter, zur Verzweiflung getrieben, sind nun in den Kampf eingetreten. Lieber ein Ende mit Schrecken, als dieser Schrecken ohne Ende! Mit diesem Verzweiflungsschrei beschlossen sie einmütig die Arbeitsniederlegung. [] Arbeiter! Hausfrauen! Mitbürger! [] In diesem schweren Kampfe wenden sich die Bäckereiarbeiter wiederum an Euch, flehen Euch um Eure Unterstützung an. Nur ein wenig Luft und Licht, nur die Möglichkeit, ein eigenes Heim, eine eigene Existenz gründen zu können, ist, was die Bäcker erreichen wollen. [] Helft den Bäckergesellen in diesem gerechten Kampfe um eine bescheidene Existenz, um ein eigenes Heim, eine eigene Familie, indem ihr nur Brot und Backwaren aus Bäckereien bezieht, deren Inhaber sich durch ehrenwörtliche Unterschrift verpflichten, die Forderungen der Gesellen zu erfüllen, oder aus Geschäften, die nur Brot und Backwaren aus solchen Bäckereien verkaufen, in welchen die Forderungen der Gesellen bewilligt sind. [] Hoch die Solidarität! [] Der Vertrauensmann der Bäcker von Spandau und Umgegend. [] Die Inhaber folgender Bäckereien haben sich ehrenwörtlich verpflichtet, die Forderungen der Gesellen zu bewilligen: [] Achenbachstraße 6, Bühl (Hauptgeschäft). [] Ackerstraße, Ecke Faltenheigener Straße. Adamstrahe 2, Bühl. [] 40, Kröning. [] Charlottenstraße, Ecke Potsdamer Straße. Földerichstr. 5, Konsumverein [] Merkur. Hamburger Straße 49, Kramer. [] Jagowstraße 26, Freier. [] Kürnerstraße 5, Schmidt. [] Lynarstraße 5, Bühl. [] Mauerstraße 8, Schulze. [] Mittelstraße 18, Kousumvercin Merkur. [] Neuendorfer Straße 13, Schmidt. [] 16, Bühl. [] Neumeisterstraße 11, Scholz. [] Pichelsdorfer Straße 18, Bühl. [] Schönwalder Straße 26, Bühl. [] 64. Bühl. [] Streitstraße 23, H. Hähnel. [] Strcsowplatz 16, Bühl. [] Barthel, Falkenhagen. [] Die Bewilligung zurückgezogen hat: Lynarstraße 15, Korn. [] Verleger: Stephan Hulitschkc, Engelufer 15 - Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer & Co., Berlin SW. 68, Lindenstr. 69.
Published:ca. 1906