"Ost-Erfahrungen"

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; "Ost-Erfahrungen" [] von Gerhart Eisler [] [] Der amerikanische Oberkommissar McCloy, der mit einer Tasche voll gefährlicher Aufträge vor kurzer Zeit aus Washington nach Deutschland zurückkehrte, erklärte am 16. Juli vor tausend a...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Eisler, Gerhart
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/EF556FF5-E351-41EC-B8CA-24F4D4B0DEBA
_version_ 1771405054228561920
author Eisler, Gerhart
author_facet Eisler, Gerhart
collection AdsD leaflets
dateSpan 1951
description Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; "Ost-Erfahrungen" [] von Gerhart Eisler [] [] Der amerikanische Oberkommissar McCloy, der mit einer Tasche voll gefährlicher Aufträge vor kurzer Zeit aus Washington nach Deutschland zurückkehrte, erklärte am 16. Juli vor tausend amerikanischen Offizieren in Frankfurt/Main, daß mit der Aufstellung einer westdeutschen Armee keine Zeit mehr verloren werden dürfe. Er sagte den Offizieren als Richtlinie für ihre Tätigkeit: "Was wir tun können, sollten wir jetzt tun und nicht später." [] Zugleich teilte McCloy mit, daß Washington jetzt bereit sei, alle "französischen und innerdeutschen Widerstände gegen die Aufstellung einer westdeutschen Armee zu brechen." [] Die Bonner Regierung, deren Frechheit mit ihrer Gemeingefährlichkeit wächst, ließ durch die Korrespondenz "Deutschland-Uniondienst" folgende Mitteilung veröffentlichen: [] "Die militär-technischen Berater der Bundesrepublik wußten - nicht zuletzt aus einer reichen praktischen Erfahrung mit dem möglichen Gegner von morgen - beachtliche Beiträge zu leisten, die ihren Eindruck auf die alliierten Vertreter nicht verfehlten." [] Es bedarf keiner großen Phantasie, um sich vorzustellen, wie es bei den Verhandlungen der Bonner Gangster mit den amerikanischen Gangstern zuging, in denen die Bonner Gangster aus dem Schatz ihrer "reichen praktischen Erfahrungen mit dem möglichen Gegner von morgen" berichteten. [] Wir haben die Erfahrung, wie man die Sowjetunion eines Tages heimtückisch überfällt, sagten die Bonner Remilitaristen. Ausgezeichnet - antworteten die amerikanischen Herren - das ist genau das, worauf wir hinarbeiten und wofür wir Sie brauchen. [] Wir haben reiche Erfahrungen, wie man Zehntausende Städte, Dörfer, Fabriken, Kohlengruben zerstört, - sagten die Bonner Remilitaristen. Ausgezeichnet, das ist das, was wir planen, und dazu brauchen wir Sie, - antworteten die amerikanischen Herren. [] Wir haben reiche Erfahrungen, wie man dem patriotischen Widerstand der Völker begegnet und Millionen Zivilisten, Männer, Frauen, Kinder tötet. Wir haben Vergasungslager, Todeslager, Vernichtungslager, Torturen erfunden, wie sie vor uns noch nicht da waren, - sagten die Bonner Remilitaristen. Ausgezeichnet, antworteten die amerikanischen Herren, darin haben wir zwar auch Erfahrungen gesammelt, besonders in Korea, aber das ist genau das, was wir planen, und dazu brauchen wir Sie. [] Wir haben reiche Erfahrungen, wie man erst andere Länder unterwirft, um sich näher an die Grenzen der Sowjetunion heranzuarbeiten, Österreich, Tschechoslowakei, Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn usw., - sagten die Bonner Remilitaristen. Ausgezeichnet, das ist genau unser Plan im Kriegsaufmarsch gegen die Sowjetunion, und dazu brauchen wir Sie, - antworteten die amerikanischen Herren. [] Wir haben reiche Erfahrungen, wie man Westeuropa unterwirft, Frankreich, Belgien, Holland, Norwegen, Dänemark usw., um die Industrien dieser Länder in einen solchen Ostkrieg einzuspannen und die Massen dieser Länder als Zwangsarbeiter zu verwenden, - sagten die Bonner Remilitaristen. Ausgezeichnet, antworteten die amerikanischen Herren, das ist genau unser Plan, und auch dazu brauchen wir Sie mit Ihren reichen Erfahrungen. [] Wir kennen keine Gnade für die Kultur und keinen Respekt vor ihr, - sagten die Bonner Remilitaristen. Ausgezeichnet, das ist genau unser Plan, und dazu brauchen wir Sie, - antworteten die amerikanischen Herren. [] Wir haben die reichsten Erfahrungen in wilder Kriegshetze, in der Verleumdung der Völker, in der antibolschewistischen Propaganda, in der Propaganda gegen jedes beliebige Volk und auch darin, dem eigenen Volk Aufsässigkeit auszutreiben, - sagten die Bonner Remilitaristen. Ausgezeichnet, das ist auch unser Plan, und dazu brauchen wir Sie, denn Sie müssen uns helfen, solche Zustände in ganz Deutschland einzuführen, daß keiner gegen die Vorbereitung des Krieges und den Krieg aufzubegehren wagt, - antworteten die amerikanischen Herren. [] Und immer begeisterter wurden die Bonner Remilitaristen, wenn sie von ihren Schandtaten erzählten. Und immer begeisterter wurden die amerikanischen Herren, als sie sich ausmalten, daß sie, gestützt auf die deutschen Remilitaristen, die deutschen Faschisten, die deutschen Gangster, einen solchen Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetunion und alle "aufsässigen" Völker vorbereiten und durchführen würden. Und besonders gefiel den amerikanischen Herren, als ihnen die Bonner Remilitaristen ihre Pläne darlegten, wie sie in die Deutsche Demokratische Republik einfallen, und somit die Kriegsfackel über ganz Deutschland entzünden würden. Wenn der Konkurrent Harakiri begeht, um so besser, - dachten sie schmunzelnd. [] Generale, die nichts gelernt haben, Gestapo-Offiziere, Mordspezialisten der SS-Truppen, Großindustrielle, Junker, "Wirtschaftsführer", kurz die "Elite" deutscher Kriegsverbrecher, priesen in diesen Gesprächen mit den amerikanischen Herren das ganze Register der Schandtaten des deutschen Faschismus, der Schandtaten des Hitler-Regimes gegen das eigene Volk und die anderen Völker den amerikanischen Herren als "reiche praktische Erfahrungen" an. [] Aber während die Bonner Remilitaristen in begeisterten Farben den Amerikanern ihre "reichen Ost-Erfahrungen" schildern und die amerikanischen Herren mit größter Bewunderung und Begierde, sich ihrer zu bedienen, zuhören, vergessen die Bonner Gangster und die amerikanischen Gangster die Hauptsache einander zu erzählen, nämlich die "Ost-Erfahrungen" des deutschen Volkes und der europäischen Völker. [] Die "Ost-Erfahrung" des deutschen Volkes besteht nämlich darin, daß der heimtückische Angriff Hitler-Deutschlands gegen die Sowjetunion mit der Vernichtung des Hitler-Regimes geendet hat. Die "Ost-Erfahrung" des deutschen Volkes besteht darin, daß die Sowjetunion 240 deutschen und mit den Deutschen verbündeten Divisionen das Rückgrat brach und Europa vom Faschismus befreite. Die "Ost-Erfahrung" des deutschen Volkes, das ist Stalingrad, das ist die Eroberung von Berlin, das sind all die hundert Schlachten, in denen eine Blüte der deutschen Jugend vernichtet wurde. [] Die "Ost-Erfahrung" des deutschen Volkes, das sind die in Schnee, Eis und Schlamm der Kriegsschauplätze versunkenen Hunderttausende junger Dutscher [!] [Deutscher], deren Grabstätten nicht einmal bekannt sind, und um die ihre Eltern trauern. [] Die "Ost-Erfahrung" des deutschen Volkes besteht darin, daß der von Hitler entfesselte Krieg auf furchtbarste Weise auf Deutschland zurückschlug und Deutschland verwüstete. [] Die "Ost-Erfahrung" des deutschen Volkes besteht darin, daß dieser Krieg dem deutschen Volk die furchtbarsten Menschenverluste und wirtschaftlichen Verluste zufügte. Die "Ost-Erfahrung" des deutschen Volkes besteht darin, daß es niemals zu einem Krieg zwischen der friedliebenden Sowjetunion und Deutschland gekommen wäre, wenn nicht die Hitler-Banditen den Krieg gegen die Sowjetunion entfesselt hätten. Die "Ost-Erfahrung" der Deutschen besteht darin, daß die Politik der Feindschaft gegen die Sowjetunion Selbstmordpolitik der deutschen Nation ist. [] Das galt schon zu der Zeit, als Hitler die Sowjetunion heimtückisch angriff, und das gilt noch hundertmal mehr unter den heutigen Verhältnissen, wo die Sowjetunion noch viel stärker ist als zur Zeit des Hitler-Angriffs, da an der Seite der Sowjetunion die europäischen Volksdemokratien und die Chinesische Volksrepublik stehen, da an der Seite der Sowjetunion die Deutsche Demokratische Republik und Millionen Deutscher in Westdeutschland als Verbündete für den Frieden kämpfen und da in kapitalistischen Ländern wie Italien und Frankreich die übergroße Mehrheit der Arbeiterklasse und der Werktätigen die treuen Verbündeten der Sowjetunion und die Todfeinde der Bonner Remilitaristen und ihrer verbündeten amerikanischen Imperialisten sind. [] Das Entscheidende der "reichen praktischen Erfahrungen mit dem möglichen Gegner von morgen" besteht darin, daß die deutschen Imperialisten und Faschisten vernichtend im Krieg gegen die Sowjetunion geschlagen worden sind und daß ein neuer Versuch der verbündeten deutschen und amerikanischen Imperialisten mit einer noch schnelleren und furchtbareren Niederlage enden würde, als Hitler sie erlitt, mit einer Niederlage, die nicht auf deutschem Boden endet, sondern auf deutschem Boden beginnt und Deutschland verwüstet und vernichtet. Walter Ulbricht hatte daher vollkommen recht, als er warnend darauf hinwies: "Einen neuen Krieg würden die Völker Deutschland nicht mehr verzeihen." [] Das ist die "Ost-Erfahrung"' der deutschen Nation mit den westdeutschen Kriegsverbrechern. Und deshalb kämpft das deutsche Volk mit immer stärkerer Leidenschaft und Energie gegen die Aufstellung einer westdeutschen Mörderarmee, denn jeder vernünftige Deutsche und jeder Mensch in Europa und in der ganzen Weit weiß, daß eine solche Armee im Bunde mit den Amerikanern nur aufgestellt wird, um dasselbe Abenteuer zu versuchen, das Hitler nicht gelang. [] Wir sind daher vollkommen einverstanden mit den Worten des Herrn McCloy: "Es ist keine Zeit mehr zu verlieren. Was wir tun können, sollten wir jetzt tun und nicht später" -, freilich im entgegengesetzten Sinn. [] In der Tat ist keine Zeit mehr zu verlieren! Durch die gesamtdeutsche Aktion gegen die Remilitarisierung muß jetzt verhindert werden, daß Deutschland in einen neuen Krieg geschleudert wird, und unsere Pflicht als Deutsche ist es in erster Linie, dafür zu sorgen, daß diese gemeingefährliche Bonner Bande von Remilitaristen, von Kriegsverbrechern aus Deutschland hinweggefegt wird, damit Deutschland nicht zugrunde geht. [] Jetzt ist es für uns Deutsche höchste Zeit, wie Stalin uns und allen Friedensfreunden anrät, den Frieden aufs äußerste gegen die Bande der amerikanischen und deutschen Imperialisten zu verteidigen. Das und nichts anderes ist die Lehre aus den "Ost-Erfahrungen" der deutschen Nation.
era Kritik Gerhart Eislers an der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik und ihrer Verbündung mit der USA, was Deutschland erneut in einen Krieg stürzen werde.
format IMAGE
genre visualUnit
geographic United States of America (USA)
Bundesrepublik Deutschland (BRD)
Österreich
Tschechoslowakei
Polen
Rumänien
Bulgarien
Ungarn
Frankreich
Belgien
Holland
Norwegen
Dänemark
Bonn
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
Sowjetunion (UdSSR)
Stalingrad
id bulk_67ECA346-B9D3-41B3-A872-3A5075C1519C
institution Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
language German
publishDate 1951
spellingShingle "Ost-Erfahrungen"
Eisler, Gerhart
[Eisler, Gerhart, McCloy, John Jay, Stalin, Josef Wissarionowitsch, Hitler, Adolf, Besatzungsmacht, Krieg, Ost-West-Konflikt, Weltkrieg II, Wiederbewaffnung]
thumbnail http://hdl.handle.net/11088/22863E1D-829A-4C55-B8B1-0D12B73C6F13
title "Ost-Erfahrungen"
topic [Eisler, Gerhart, McCloy, John Jay, Stalin, Josef Wissarionowitsch, Hitler, Adolf, Besatzungsmacht, Krieg, Ost-West-Konflikt, Weltkrieg II, Wiederbewaffnung]
url http://hdl.handle.net/11088/EF556FF5-E351-41EC-B8CA-24F4D4B0DEBA