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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals NR. 6 -JULI 1956 [] Ausgabe Bremerhaven [] Sirene [] NACHRICHTENBLATT FÜR DIE MITGLIEDER DER IG METALL AUF DEN WESER-WERFTEN [] AUCH IN BREMERHAVEN: [] Es geht um das Aktionsprogramm! [] Der kompromißlose Kampf der IG Metall für das gewerkschaftliche Aktionsprogramm führte zu einem großartigen Ergebnis. Für die gesamte Metallindustrie wird ab 1. 10. 1956 die wöchentliche Arbeitszeit nur noch 45 Stunden betragen. Unter Weitergeltung der Lohntarifverträge werden die bisherigen Tariflöhne bzw. Ecklöhne um 8% erhöht. Die Angestelltentarifverträge sind entsprechend zu ändern. [] Für alle anderen Gewerkschaften wurde damit die IG Metall zum Schrittmacher auf dem Weg zur 40-Stunden-Woche. [] Nun gilt es, an Stelle der gekündigten Manteltarife neue Verträge abzuschließen, die den Forderungen des Aktionsprogramms gerecht werden. Und es gilt, das für die Metallindustrie Erreichte auch auf die Handwerksbetriebe auszudehnen. [] Besonders in Bremerhaven ist eine Verbesserung der Tarife dringend nötig. In dieser Ausgabe der Sirene werden wir zum Manteltarifentwurf der IG Metall Stellung nehmen. [] Aber auch für das Handwerk ist der Abschluß eines entsprechenden Manteltarifes dringend notwendig, bis jetzt gibt es hier nur ein Lohnabkommen. [] Wichtige Aufgaben stehen vor uns, sie verlangen gewerkschaftliche Stärke und Geschlossenheit. So war es vor allem die Kampfbereitschaft der IG Metall, welche die Metallindustriellen bewog, das Arbeitszeitabkommen abzuschließen. [] Als es 1918 der Gewerkschaftsbewegung gelang, den 8-Stundentag zu verwirklichen, geschah das unter dem Zeichen der Revolution. Ein Kampf über Jahrzehnte fand damals sein vorläufiges Ende. [] 1956 - bereits ein Jahr nach der Verkündung des Aktionsprogrammes und seiner Forderung auf die 40-Stunden-Woche - errang die IG Metall die Arbeitszeitverkürzung. [] Gesteigertes Arbeitstempo, erschreckend hohe Zahlen von Berufsunfällen, verstärkte Frühinvalidität - fortschreitende Rationalisierung, zunehmende Automation: das sind die Zeichen unserer Zeit. Es sind Alarmzeichen. [] Sie zu überhören, wäre gewerkschaftspolitischer Selbstmord. Unsere unmittelbare Zukunft zwingt uns zum Kampf. Es geht um die soziale Sicherheit jedes einzelnen, jeder Familie. [] Und wer es noch immer nicht wahrhaben will: die Gewerkschaften können sich nicht auf die Lohnpolitik beschränken. [] Die Forderungen des gewerkschaftlichen Aktionsprogrammes - voran die auf fortschreitende Verkürzung der Arbeitszeit - müssen in den Manteltarifverträgen Wirklichkeit werden. [] Das ist unsere Kampfstellung in der Epoche der zweiten industriellen Revolution. [] FUR EINEN BESSEREN MANTELTARIFVERTRAG! [] Die IG Metall reichte den Arbeitgeberverbänden im Unterwesergebiet und von Bremerhaven einen Manteltarif-Entwurf ein, der wesentliche Forderungen des gewerkschaftlichen Aktionsprogrammes enthält. [] Für die gewerblichen Arbeitnehmer aller Werftbetriebe werden darin Forderungen gestellt, welche wir für berechtigt und erfüllbar halten. Denn noch nie war die Auftragslage und die wirtschaftliche Situation der einzelnen Unternehmen so gut wie zur Zeit. In vielen Betrieben sind Auftragsbestande für mehrere Jahre gesichert. [] An dieser günstigen wirtschaftlichen Situation müssen die Menschen, die mit ihrer Arbeitskraft diese positive Entwicklung ermöglichten, den gerechten Anteil haben. [] Inzwischen ist das Problem der Arbeitszeitverkürzung durch das Abkommen der Spitzenverbande zunächst gelöst worden. Aber wesentliche Fragen der sozialen Sicherung der Werftarbeiter müssen noch ausgehandelt werden. [] Wir wissen, daß die Arbeitgeberverbände alles versuchen werden, die Forderungen unseres Entwurfes zu unterbieten. Schon jetzt nehmen die Unternehmerorgane gegen unsere Forderung auf Lohnfortzahlung bei Krankheit Stellung und meinen, daß die Erfüllung dieser Forderung das wirtschaftliche Gleichgewicht stören würde. Aber bei weicher gewerkschaftlichen Forderung sagen sie das nicht? [] Die IG Metall hat sich auf harte Verhandlungen vorbereitet. Sie wird versuchen, die nachstehend skizzierten Forderungen weitestgehend durchzusetzen. Wieweit das gelingt, hängt nicht zuletzt von der Kampfbereitschaft und Stärke unserer gewerkschaftlichen Organisation ab. [] ARBEITSZEITVERKÜRZUNG [] - Für alle Arbeitnehmer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. [] Genießt das freie Wochenende! [] MEHRARBEIT, NACHTARBEIT, SONN- UND FEIERTAGSARBEIT [] - Alle Arbeitsstunden über die regelmäßige tägliche Arbeitszeit einschließlich der Arbeitszeit an freien Sonnabenden gelten als Mehrarbeit. [] - Mehrarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit ist zu vermeiden. [] - Nur bei wichtigen Gründen im Rahmen der Arbeitszeitordnung und bei Vereinbarung mit dem Betriebsrat ist sie möglich. [] Nutze den Feierabend und die Freizeit [] GEFORDERTE ZUSCHLÄGE FÜR MEHRARBEIT, SONN- UND FEIERTAGSARBEIT [] - Für die ersten beiden Mehrarbeitsstunden 50% [] - Für Mehrarbeitsstunden ab der 3. Stunde und für Arbeiten am freien Wochenende und für Sonntagsarbeit 100% [] - Für Arbeit an unbezahlten gesetzlichen Feiertagen 150% [] Belegschaftsmitglieder, die an bezahlten Feiertagen arbeiten: [] Lohn für tatsächlich gearbeitete Stunden und Zuschlag von 100% [] Nee, lieber weniger Lohn als weniger Arbeit! [] ARBEITSAUSFALL UND ARBEITSVERHINDERUNG [] - Bezahlung von Verdienstausfall gestaffelt: für ein bis drei regelmäßige Tagesverdienste bei einer Anzahl von Gegebenheiten, wie Geburt, Hochzeit, Sterbefälle, Umzug, Behördenbesuch, Wahrnehmung öffentlicher Ehrenämter, Gründen höherer Gewalt usw. [] NEUFORMULIERUNG UND ERWEITERUNG DER LOHNGRUPPEN [] Statt der oftmals ungerechten und unzureichenden Einteilung in "gelernt-angelernt-ungelernt" wollen wir sechs Lohngruppen, die jeder Arbeitsleistung gerecht werden, ähnlich der vertraglichen Regelung anderer Tarifgebiete [] HÄFEN UND WERFTEN stehen im Zeichen der Hochkonjunktur. [] Deshalb jetzt die Forderungen des gewerkschaftlichen Aktionsprogrammes verwirklichen! [] GENAUERE AKKORDBESTIMMUNGEN [] - Fixierung der Normalleistung [] - Forderung auf Einarbeitungszuschläge [] - Jeder Arbeiter soll einen Akkordzettel erhalten [] - Keinen Altersabschlag bei Akkordarbeit [] - Bessere Vorgabezeiten [] - Bessere Verteil- (Verlust-) und Erholungszeiten [] LOHNFORTZAHLUNG [] - Bei Krankheit und Unfall Anspruch auf Lohnfortzahlung für die Dauer von 6 Wochen. [] - Kranksein soll nicht länger wirtschaftliche Not bedeuten [] VERBESSERTER ARBEITSSCHUTZ [] - Auf je 50 Beschäftigte soll mindestens ein Unfallobmann eingesetzt werden [] - Bei Nichteinhaltung der Unfallverhütungsvorschriften durch den Arbeitgeber soll jeder das Recht zur Arbeitsverweigerung haben [] GEWERKSCHAFTSARBEIT IM BETRIEB [] - Der Manteltarifvertrag soll das Recht der Arbeitnehmer zur gewerkschaftlichen Organisation und ungehinderten Betätigung im Betrieb ausdrücklich garantieren [] URLAUBSABKOMMEN [] - Forderung auf mehr Urlaub: [] bis zum 18. Lebensjahr 24 Tage [] bis zum 30. Lebensjahr 15 Tage [] nach vollendetem 30. Lebensjahr 18 Tage [] - Der Urlaub soll sich entsprechend der Betriebszugehörigkeit erhöhen [] - Die Urlaubsvergütung wird tariflich festgelegt [] - Es sollen Urlaubsbeihilfen für jeden Arbeitnehmer gewährt werden: [] pro Urlaubstag mindestens 7,50 DM [] für Jugendliche [] pro Urlaubstag mindestens 3,50 DM [] Jeder soll seinen Urlaub ohne materielle Sorgen nutzen können [] 3 PUNKTE [] Drei wesentliche Forderungen des gewerkschaftlichen Aktionsprogramms enthält der IG Metall-Entwurf für den neuen Manteltarifvertrag: [] - Verkürzung der Arbeitszeit [] - Lohnfortzahlung bei Krankheit [] - Zahlung eines Urlaubsgeldes [] Ob sie Wirklichkeit werden, entscheidet die Stärke der Organisation. [] Sorgt dafür, daß der letzte Arbeitnehmer auf den Werften Mitglied unserer Gewerkschaft wird. [] Mehr Mitglieder schaffen mehr Erfolge! [] Stärkt die Organisation durch die Zahlung des richtigen Beitrages! [] 3 entscheidende Aufgaben! [] DAS SIND UNSERE DRINGLICHSTEN WÜNSCHE: [] 1 Schluß mit den engen Raumverhältnissen [] 2 Beseitigung der primitiven Arbeitsbedingungen [] 3 Bessere Entlüftung [] 4 Verlegung der Kupferschmiede [] 5 Vergrößerung der Tischlerei durch Herausnahme der Elektriker [] 6 Einrichtung einer modernen Spritzkabine [] 7 Verbesserte Krananlagen [] 8 Verbesserung des Ausrüstungspier II [] 9 Wege- und Straßenausbesserung [] 10 Neubau einer Kantine. [] UNSERE KANTINE [] Unsere Kantine ist der Schandfleck der Rickmerswerft. Für den Neubau einer der Betriebsgröße entsprechenden Kantine liegt die grundsätzliche Zustimmung der Direktion vor. Auch der Aufsichtsrat erklärte sich zur Finanzierung bereit. [] Der Betriebsrat hofft, daß seine Wünsche bei der Planung weitgehende Berücksichtigung finden und der Baubeginn nicht mehr lange auf sich warten läßt. [] HIER SPRICHT DER BETRIEBSRAT DER RICKMERS-WERFT: [] Von 1951 bis 1953 stieg mit der Vergrößerung der Rickmerswerft auch die Zahl der Beschäftigten von 700 auf über 1300. [] Die Werkstätten - noch mehr aber die Sozialräume - hielten mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Nur sehr langsam erfolgte eine Anpassung an die erhöhten Anforderungen. [] Erst der Neubau von zwei Aufenthalts- und Umkleideräumen und der Umbau anderer Räume brachte eine Entspannung. Aber noch immer ist vieles bei Rickmers zu tun. [] Immer wieder wurde der Betriebsrat bei der Direktion vorstellig, um Verbesserungen zu erreichen. Weiterhin unterbreitete er dem Aufsichtsrat einen Antrag, in welchem Abänderungsvorschläge gemacht wurden, um endlich die schlechten und manchmal primitiven Arbeitsbedingungen abzustellen. [] Wir hoffen, daß der Aufsichtsrat bald zu unseren Vorschlagen Stellung nimmt und bereit ist, die veralteten Arbeitsmethoden und oftmals sogar gesundheitsschädigenden Arbeitsbedingungen abzuändern. [] Im engen Zusammenhang steht damit auch die Bekämpfung der Betriebsunfälle. [] Nicht immer sind aber die Unfälle auf Betriebsunfälle zurückzuführen. Häufig sind Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit und Fahrlässigkeit schuld. So mancher Unfall könnte bei richtiger Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften verhindert werden. [] Daß die Unfallziffer im Vergleich zu anderen Werften niedrig ist, verdanken wir den an der Unfallbekämpfung beteiligten Kollegen. Ganz besonders begrüßt es der Betriebsrat, daß nunmehr auf seinen Antrag hin die Einstellung eines Sicherheits-Ingenieurs erfolgte. [] Gesteigerte Aufmerksamkeit galt der Akkordarbeit und der Einhaltung der Akkordbedingungen. Ober den Entwurf für ein betriebliches Akkordabkommen fanden keine Verhandlungen statt, weil im Manteltarifentwurf der IG Metall alle uns bewegenden Forderungen klar umrissen sind. Trotzdem regelte der Betriebsrat die Einführung des Duplikat-Akkordscheines. So hat jeder Kollege die Möglichkeit der Oberprüfung, insbesondere seiner Vorgabezeit. [] "Mensch, guck' dir diese Bruchbude an!" "Ja, ja, Rickmers will auch bauen." [] DER BETRIEBSRAT DER AG "WESER" SEEBECK NIMMT STELLUNG: [] Die Vermehrung der Belegschaft um 1000 neue Kollegen (ca. ein Drittel Belegschaft mehr), stellte den Betriebsrat vor viele neue Aufgaben. Es galt zu diesen neuen zum großen Teil jungen Kollegen einen guten Kontakt zu finden. Nicht zuletzt darum, weil unsere Werft ihr gutes gewerkschaftliches Organisationsverhältnis wahren will. Zur Alltagsarbeit des Betriebsrates kamen die Beratungen des Manteltarifentwurfes und des Arbeitszeitabkommens hinzu. [] Wie sehen wir die Situation? [] Für den Arbeiter ist Krankheit eine besondere Strafe. Sein Lohnausfall hindert ihn oftmals, eine Krankheit richtig auskurieren zu können. Um eine gewisse Hilfe zu organisieren, errichteten wir unser Sozialwerk. [] Vielen Kranken oder in Not geratenen Kollegen konnte durch diese Selbsthilfeorganisation etwas geholfen werden. [] Aber das ist nicht ausreichend. [] Die Fortzahlung des Lohnes bei Krankheit würde manche Notlage gar nicht erst entstehen lassen. Wir begrüßen deshalb ganz besonders, daß im Manteltarifentwurf die Lohnfortzahlung als Forderung aufgestellt wurde. [] Das Bremer Abkommen ist bereits ein wesentlicher Schritt vorwärts auch für unsere Tarifforderung auf Arbeitszeitverkürzung. [] Einige alles negierende Kollegen glaubten, sie müßten den großen gewerkschaftlichen Erfolg herabsetzen, indem sie mit erhobenem Zeigefinger auf "nicht genügend erhöhten Lohn" und auf die angeblich "fehlende Sicherheit bei Preissteigerungen" hinwiesen. [] Diese Leute haben gar nicht erkannt, was eigentlich geschehen ist, welche Tragweite für die unmittelbare Zukunft die Arbeitszeitverkürzung haben wird. [] Die sogenannten freiwilligen Sozialleistungen (bei uns u. a. die unverzinslichen Darlehen zum Wohnungsbau, die Beihilfen zu Urlaubsreisen usw.), stellten gewiß eine Hilfe für manchen Kollegen dar. Wichtig ist uns aber die tarifliche Sicherung. Dann braucht keiner den Eindruck zu haben, er bittet um Almosen. Denn dann hat jeder das Recht, Leistungen in Anspruch zu nehmen, die er ja erst dem Unternehmen erarbeitet hat. [] Das gilt u. a. für die Tarifforderung auf Zahlung eines Urlaubsgeldes. [] In diesem Jahr stellte die Werft 40 000 DM für Urlaubsreisen zur Verfügung. Damit wurden mehr als 300 Kollegen durch eine Beihilfe von je 120 DM Urlaubsreisen ermöglicht. So haben in zwei Jahren ca. 700 Kollegen Urlaubsreisen machen können. Die Zahlung eines Urlaubsgeldes entsprechend des Tarifentwurfs würde es allen ermöglichen. [] Das ist nur ein Beispiel, welches beweist, wie wichtig es ist, mit unserer Gewerkschaft gemeinsam die Durchsetzung eines besseren Manteltarifes zu erreichen. [] Der Betriebsrat der Seebeck-Werft steht zu den Bemühungen der IG Metall, steht zu den Forderungen des gewerkschaftlichen Aktionsprogrammes. [] VON DER UNTERWESER-WERFT: [] Der Bau des geplanten Geestesperrwerkes ist eines der Gesprächsthemen auf der Unterweser-Werft. [] Mit dem erhofften Fortfall der Eisenbahnbrücke am Verbindungsweg wäre eine Ausdehnung der Werftkapazität verbunden gewesen. Das heißt neue Aufträge, breitere Schiffe, mehr Arbeitskräfte. Die Eisenbahnbrücke läßt nur das Passieren von Schiffen bis 3000 Tonnen zu. [] Das Sperrwerk soll eine Breite von 15 m erhalten. Bei einem Wegfall oder einer entsprechenden Verbreiterung der Eisenbahnbrücke wäre künftig der Bau von Schiffen von 5000 Tonnen möglich gewesen. [] Die Brücke bleibt aber nach der jetzigen Planung so stehen wie sie ist. [] Weiterhin werden also die Brückenpfeiler die Breitenabmessung des Schiffbaues der Unterweserwerft bestimmen. [] Der Bau von breiteren Schiffen findet also nicht statt. [] Ist das letzte Wort darüber endgültig gesprochen? [] Auf der IG-Metall-Bezirkskonferenz in Hamburg fand eine Ausstellung der Bezirksleitung betrieblicher Mitteilungs- und Nachrichtenblätter der Gewerkschaften großes Interesse. [] In dieser Ausstellung wurde die Vielfalt gewerkschaftlicher Arbeit bei der Anwendung moderner Methoden sichtbar. [] Die Delegierten äußerten übereinstimmend, daß den betrieblichen Nachrichtenblättern der Gewerkschaften in der Zukunft verstärkte Bedeutung beizumessen ist. [] VON DER BEZIRKSKONFERENZ [] Im Mittelpunkt des ersten Tages der Bezirkskonferenz des Bezirkes Hamburg der IG Metall standen die Diskussionen um die Verwirklichung neuer Rahmentarifverträge. [] Kollege Karl Deibicht hatte in seinem Referat ausführlich über die tarifpolitische Situation gesprochen. In den Tarifgebieten des Bezirkes Hamburg (darunter Bremen-Bremerhaven) sollen an Stelle der gekündigten Rahmentarife neue Verträge treten, die den Forderungen des gewerkschaftlichen Aktionsprogrammes entsprechen. [] Die Delegierten von 155 000 IG-Metall-Mitgliedern stellten sich hinter die neuen Tarifentwürfe, welche Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, Lohnfortzahlung bei Krankheit, zusätzliches Urlaubsgeld und Abschaffung der nicht mehr zeitgemäßen und ungerechten Frauenabschläge vom Lohn fordern. [] Am zweiten Konferenztag sprach der Kollege Fritz Strothmann über "Die Aufgaben der Gewerkschaften in der gegenwärtigen Zeit" und Kollege Eduard Wald über "Die Feinde der Demokratie". In einer Entschließung unterstützte die Bezirkskonferenz die Initiative der IG-Metall-Jugend und fordert von allen Verantwortlichen wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der antidemokratischen Kräfte: [] ENTSCHLIESSUNG [] Demokratische Aktivität der Gewerkschaften [] Willenskundgebung der Bezirkskonferenz der IG Metall in Hamburg am 29. Juni 1956 [] Seit Monaten werden die demokratisch denkenden und handelnden Menschen in der Bundesrepublik beunruhigt. [] Es wiederholen und mehren sich Verstöße nazistischer Gruppen und Organisationen gegen die freiheitliche, demokratische Grundordnung unseres Staates: Die neonazistische, antidemokratische Hetze und Verleumdung in Wort und Schrift nimmt einen immer größer werdenden Umfang ein. Den provozierenden Ansprüchen ehemaliger nazistischer Würdenträger und Nutznießer des Hitler-Systems zeigt der demokratische Staat eine augenfällige Nachgiebigkeit. [] In Staat und Wirtschaft werden entscheidende Stellen immer mehr von unverbesserlichen Nationalsozialisten durchsetzt. [] Es wachsen im gleichen Maße arbeitnehmerfeindliche und antigewerkschaftliche Tendenzen. [] Durch diese Entwicklung wird das Vertrauen gerade der Arbeitnehmer zur Demokratie nicht gestärkt und die ebenfalls gegen die Demokratie gerichteten Bestrebungen der Kommunisten und ihrer Hilfsorganisationen begünstigt. [] Die Bezirkskonferenz der IG Metall, Bezirk Hamburg, begrüßt deshalb die wachsende Aktivität und Selbstbesinnung immer größerer Teile des Volkes, das steigende Verantwortungsbewußtsein von Presse und Rundfunk, der Vertreter der Jugend, der Studenten, der Hochschulen, namhafter Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Sie begrüßt besonders die Initiative der IG Metall-Jugend auf ihrer 3. Konferenz in Nürnberg im Mai dieses Jahres und macht sich deren Vorschläge und Forderungen zu eigen. [] Die notwendige demokratische Aktivität der Gewerkschaften in der Bundesrepublik kann und muß der sich entwickelnden Abwehrkraft im Volke neuen Auftrieb geben und sie zur demokratischen Offensive führen. Der Gewerkschaftstag der IG Metall in Dortmund und der DGB-Kongreß in Hamburg sollten nun deshalb auch im Zeichen eines solchen verantwortungsbewußten Handelns stehen. Sie sollten durch ihre Beschlüsse den Forderungen der Gewerkschaft tatkräftig und wegweisend Ausdruck geben: [] Wiederherstellung der demokratischen Grundrechte in der Sowjetzone Deutschlands! [] Erhaltung, Ausbau und Festigung dieser Rechte in der Bundesrepublik, ihre Ausdehnung auf den Bereich der Wirtschaft, die Entmachtung aller derjenigen, die die soziale Demokratie bedrohen. [] Das Bekenntnis zur freiheitlichen und sozialen Grundordnung unseres Staates ist und bleibt die feste Grundlage des Kampfes der Gewerkschaften gegen alle Feinde der Demokratie! [] ENTSCHLIESSUNG FÜR DEN DGB-KONGRESS 1956 IN HAMBURG [] Der IV. Ordentliche DGB-Kongreß in Hamburg bekennt sich ebenso wie die vorhergehenden Kongresse des DGB zur Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands in Frieden und Freiheit. Der Kongreß betont, daß es sich dabei um kein formelles Lippenbekenntnis handelt. Dieses Bekenntnis bedeutet vielmehr für alle im DGB zusammengeschlossenen Gewerkschaften eine zwingende Verpflichtung mit mannigfaltigen Konsequenzen gewerkschaftspolitischer und organisatorischer Art. [] Das politische Regime in der Sowjetzone Deutschlands, besonders auch das Verhalten des dortigen FDGB, stellen ein ernstes Hemmnis auf dem Wege zur Wiedervereinigung Deutschlands auf freiheitlicher Grundlage dar. Der FDGB hat die vom III. Ordentlichen DGB-Kongreß in Frankfurt a. Main erhobenen Forderungen nach Wiedereinführung der demokratischen Grundrechte und nach Zulassung freier, unabhängiger, demokratisch aufgebauter Gewerkschaften in der Sowjetzone geflissentlich ignoriert, durch sein Verhalten eindeutig abgelehnt und hat sich in den letzten zwei Jahren noch mehr als bisher zum willfährigen Werkzeug der sowjetischen Machtpolitik degradiert. Damit werden von vornherein auch alle Angebote des FDGB und anderer sowjetzonaler Stellen auf "Aktionseinheit' als durchsichtiges politisches Manöver im Interesse der sowjetischen Machtpolitik gekennzeichnet. [] Die Entwicklung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in der Sowjetzone Deutschlands entbehrt jedes Beweises, daß die Vorgänge um den XX. Parteitag in Moskau die endliche Wiederherstellung der demokratischen Grundrechte in dem anderen Teil Deutschlands zum Ziel haben. Der DGB-Kongreß in Hamburg verpflichtet deshalb alle gewerkschaftlichen Instanzen in der Bundesrepublik, alles nur mögliche zu tun, um die Lage der Arbeitnehmer in der Sowjetzone Deutschlands zu erleichtern und alles zu unterlassen, was zu einer Stärkung oder Anerkennung des Zwangregimes in der SBZ einschließlich des FDGB beitragen könnte. [] Der DGB-Kongreß verpflichtet alle gewerkschaftlichen Instanzen in der Bundesrepublik, mehr als in der Vergangenheit in offensiver und verständlicher Form alle nur möglichen Mittel und Methoden anzuwenden, um den Arbeitnehmern in der Sowjetzone die Haltung und die Auffassung der Gewerkschaften in der Bundesrepublik verständlich zu machen und um den FDGB zu zwingen, Farbe zu bekennen, gegenüber den Forderungen des DGB-Kongresses nach Wiederherstellung der demokratischen Grundrechte in der Zone. [] Unabhängig von der Verpflichtung der vier Großmächte zur Wiedervereinigung Deutschlands besteht für die Gewerkschaften in der Bundesrepublik die dringende Aufgabe, die Kraft der gesamten Gewerkschaftsbewegung noch mehr als bisher einzusetzen, um in der Bundesrepublik soziale, wirtschaftliche und politische Verhältnisse zu schaffen und zu stabilisieren, die eine geeignete Grundlage darstellen für die endliche Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit. Dazu gehören in erster Linie: [] Die Überwindung des Geistes der Selbstzufriedenheit und der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Menschen in der Sowjetzone und der Millionen Flüchtlinge von dort besonders gegenüber den Jugendlichen. Eine verstärkte Aktivität auch gegenüber den Feinden der Demokratie in der Bundesrepublik und die Abwehr der restaurativen Bestrebungen in der Bundesrepublik auf wirtschaftlichem, sozialem und politischem Gebiet. [] Die entschlossene und geschlossene Durchsetzung der Forderungen des Aktionsprogrammes des DGB. Die Verwirklichung dieses Programms in der Bundesrepublik wird für die Arbeitnehmer in ganz Deutschland eine freiheitliche, soziale Ordnung schaffen, vor der auch die sowjetische Machtpolitik kapitulieren muß. [] Die Festigung einer solchen freiheitlichen Ordnung ist ein entscheidender Beitrag zur Wiedervereinigung Deutschlands. Sie ist eine hervorragende gewerkschaftliche Aufgabe. [] DIE ORTSVERWALTUNG TEILT MIT: [] Wir laden ein [] zum GEWERKSCHAFTSFEST 1956 [] Der DGB-Kreisausschuß Bremerhaven-Wesermünde veranstaltet am Sonntag, dem 12. August, das traditionelle Gewerkschaftsfest. Alle Kollegen sind mit ihren Familien herzlich eingeladen. [] Im Bürgerpark Geestemünde, in der Waldschänke, im Garten und auf der Spielwiese erwartet uns ein reichhaltiges Programm mit Konzert, Kabarett und Tanz im Freien und ein großes Kinderfest. [] Zum Eintritt berechtigt das Festabzeichen zu 0,49 DM. Kinder haben freien Eintritt. [] "Die Helden sind müde - c'est ci Bonn" [] heißt das Programm des Hamburger Kabaretts "Rendezvous." [] Zu hören und zu sehen in einer Veranstaltung der IG Metall Bremerhaven, am 27. Juli, 20 Uhr, bei Seebeck am Markt, Lehe. [] Bis auf den letzten Platz war die Aula der Wilhelm-Raabe-Schule besetzt, als Kollege Boldt vom Vorstand der Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen über die Probleme der Rentenversicherung sprach. [] Auf Wunsch unserer Rentner wird in Kürze eine weitere Versammlung über Rentenprobleme stattfinden. [] RAT UND AUSKUNFT [] Rat und Auskunft in sozial- und arbeitsrechtlichen Fragen erhalten unsere Mitglieder in der Verwaltungsstelle der IG Metall Bremerhaven, Friedrich-Ebert-Straße 1. [] Montags bis freitags von 8.00-12.30 Uhr [] und 13.30-17.00 Uhr [] sonnabends von 8.00-12.30 Uhr [] Die Krankengeldauszahlung findet nur dienstags und freitags statt. [] Wir bitten das Mitgliedsbuch mitzubringen. Rat und Auskunft erhalten nur organisierte Kollegen! [] JUBILAREHRUNG [] In diesem Jahre begehen 68 Bremerhavener IG Metall-Kollegen das Jubiläum ihrer 50jährigen Mitgliedschaft in der Gewerkschaftsbewegung. [] Die Ortsverwaltung betrachtet es als ihre Ehrenpflicht, für sie eine würdige Jubilarfeier zu gestalten. [] Wie lange sollen sie noch warten? [] W. Titgemeyer - IG Metall - Ortsverwaltung Bremerhaven - Druck: Buchdruckwerkstätten Hannover GmbH
Published:06.1956