Der Wähler fragt. Die SPD antwortet

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Der Wähler fragt. Die SPD antwortet [] Die Bewerber der Wahlvorschläge der <NZ>SPD [] a) für die Gemeindewahl in der Gemeinde Munster [] b) für die Kreiswahl im Landkreis Soltau, Wahlbezirk Nr. II, Munster [] stellen sic...

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Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), W. Herzberg, Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Soltau
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 25.10.1956 - 28.10.1956
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/1D1AF581-CA23-46E3-B398-FA11E0448383
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author Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
W. Herzberg, Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Soltau
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W. Herzberg, Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Soltau
collection AdsD leaflets
dateSpan 25.10.1956 - 28.10.1956
description Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Der Wähler fragt. Die SPD antwortet [] Die Bewerber der Wahlvorschläge der <NZ>SPD [] a) für die Gemeindewahl in der Gemeinde Munster [] b) für die Kreiswahl im Landkreis Soltau, Wahlbezirk Nr. II, Munster [] stellen sich zur Diskussion [] am Donnerstag, dem 25. Oktober 1956, um 20 Uhr im [] Hotel Kaiserhof, Munster [] <NZ>Sie fragen, wir antworten zu den von uns in dem nachfolgendem Blatt aufgeworfenen Problemen der Gemeinde Munster und des Kreises Soltau. Alle Wahlberechtigten in der Gemeinde Munster, Zivilisten und Soldaten sind hierzu herzlichst eingeladen. [] SPD Ortsverein Munster, der Vorstand [] Inhalt dieses Blattes: [] Versammlungseinladung [] Einführung [] A Unsere Einstellung zu den wichtigsten Problemen der Gemeinde Munster [] 1. Bundeswehr [] 2. Wirtschaftsstruktur der Gemeinde Munster [] 3. Die gegenwärtige Lage in Munster [] B Unser Programm für die Tätigkeit im Gemeinderat der Gemeinde Munster [] C Unser Vorschlag für die Lösung freiwilliger Aufgaben der Gemeinde [] D Geschichtliches über die Tätigkeit der SPD im Gemeinderat [] 1. Grund-, Boden- und Wohnungsbaupolitik [] 2. Wirtschaftspolitik [] 3. Schulpolitik [] 4. Fürsorgewesen [] Als Einlage die Bewerber der Wahlvorschläge für die Gemeinde- und die Kreistagswahl [] SPD [] Ortsverein Munster Munster, im Oktober 1956 [] An alle Wahlberechtigten in der Gemeinde Munster [] Sehr geehrte Wählerin ! Sehr geehrter Wähler ! [] Der zur Zeit lebende Mensch ist durch seine berufliche Tätigkeit, die Sorge um seiner Familie Existenz derart in Anspruch genommen und verbraucht, daß er in den meisten Fällen nicht Zeit findet, sich politisch zu informieren. Infolgedessen tritt er vielfach unvorbereitet bei Wahlen an die Urne und wählt, um später festzustellen, daß er eine Fehlentscheidung getroffen hat. [] Um Sie davor zu bewahren, erlauben wir uns, Ihnen schriftlich unsere Einstellung, Forderungen und Wünsche zur Gemeindewahl vorzulegen. Wir bitten Sie, rechtzeitig in einer stillen Stunde dieses Blatt zu studieren, zu prüfen und entsprechend Ihrer erarbeiteten Einstellung am Wahltage zu entscheiden. [] Wenn Wahlen zum Gemeinderat und Kreistag bevorstehen, wird in der Oeffentlichkeit immer wieder die Frage aufgeworfen, ist es notwendig, daß in diesen kleinen Parlamenten Parteien und im besonderen Sozialdemokraten vertreten sind. [] Um diese Frage zu beantworten, ist festzustellen, daß die Gemeinde und der Kreis die kleinsten Zellen unserer staatlichen Organisation sind. Hier ist die Stelle, wo der Mensch als Einzelwesen in die persönlichste Berührung mit der Organisation Staat kommt. Alle Gesetze und Verordnungen der übergeordneten Länder und des Bundes greifen hier mehr oder weniger, entsprechend der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung in das Leben des Einzelnen ein. [] Im Bereich der Gemeinde bildet und entwickelt sich das wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Leben, welches den politischen Staatsbürger formt. [] Im Bereich der Gemeinde vollzieht sich die parteiliche Trennung des politischen Staatsbürgers. Hier werden die Parteien gebildet, welche die Träger unseres freiheitlichen und demokratischen Staates sind und welche die Gesetze und Verordnungen schaffen, die durch den Rat der Gemeinde in das Leben des Einzelnen hineingetragen werden. [] Die besondere Aufgabe der Sozialdemokratischen Partei im Gemeinderat und Kreistag ist, dafür zu sorgen, daß das Leben alter Schaffenden und wirtschaftlich Schwachen leichter und angenehmer gemacht wird. []A Unsere Einstellung zu den wichtigsten Problemen der Gemeinde Munster [] 1. Bundeswehr [] 1. Unsere Einstellung zur Bundeswehr als Einrichtung ist eindeutig und klar, entsprechend der Einstellung der Gesamtpartei. [] 2. Unsere Einstellung zum Bundessoldaten und der bei der Bundeswehr beschäftigten zivilen Personen ist durch unsere sozialistische und soziale Einstellung gegeben. [] a) Wir haben und werden uns auch in Zukunft für den jetzigen und kommenden Soldaten rückhaltlos einsetzen, damit in der Einrichtung Bundeswehr Würde, Menschenrecht und volles Staatsbürgerrecht des Soldaten gewahrt werden. [] Wir werden uns dafür einsetzen, daß für den Soldaten die wirtschaftlichen und sozialen Belange ausreichend gesichert werden. [] Wir wenden uns gegen eine gesellschaftliche Isolierung des Soldaten. [] b) Wir werden uns für die bei der Bundeswehr beschäftigten zivilen Personen mit allen Mitteln einsetzen, soweit deren wirtschaftlichen und sozialen Belange durch die Gesetzgebung zu regeln sind. [] II. Wirtschaftsstruktur der Gemeinde Munster [] Die Gemeinde Munster, einst ein kleiner Ort mit ausgesprochenem zivilen Wirtschaftssektor (Land- und Forstwirtschaft mit den versorgenden Betrieben) ist im Laufe der Jahrzehnte durch die Anlage des Truppenübungsplatzes Munster einäußerst empfindliches Wirtschaftsgebilde geworden. [] Im Zuge der Entwicklung veränderte sich die Wirtschaftsstruktur der Gemeinde dahin, daß der zivile Sektor abnahm, bedingt durch den Ausfall an Anbaufläche für die Landwirtschaft. Diese Flächen wurden als Uebungsgelände und zur Errichtung von Baulichkeiten für militärische Zwecke verwendet. [] Auf der anderen Seite nahm der militärische Sektor zu. In Zeiten der Aufrüstung und in zwei Kriegen sehr sprunghaft, so daß heute im Zuge einer neuen Aufrüstung der militärische Sektor den zivilen Sektor weit überflügelt hat. [] Der produktive, industrielle Teil des zivilen Sektors hat in der Gemeinde Munster nur wenig zugenommen. So gehen zum Beispiel von der in Munster gewonnenen Rohkieselgur große Mengen in der Gemeinde Breloh, um dort in neu geschaffenen Industrieanlagen weiter verarbeitet zu werden. [] Auch das Kalksandsteinwerk ging nach Breloh. [] Diese einseitige Entwicklung des militärischen Sektors ist äußerst gefährlich für das Wirtschaftsleben in Munster. Zwei verlorene Kriege mit nachfolgender Abrüstung haben uns dieses deutlich gezeigt. [] Es wird deshalb Aufgabe des kommenden Gemeinderates sein, Mittel und Wege zu finden, um produktive Gewerbe- und Industriebetriebe in Munster seßhaft zu machen, damit der zivile Sektor gestärkt wird. [] III. Die gegenwärtige Lage in Munster [] So begrüßenswert es ist, daß durch die Einrichtung der Bundeswehr in Munster zur Zeit neue Arbeitsplätze geschaffen werden, [] daß dem Baugewerbe während der Aufbauzeit und später im Zuge der Erhaltung Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden, daß dem Handel und den Gaststätten höhere Umsätze in Anssieht stehen, [] so darf doch nicht übersehen werden, daß auf der anderen Seite der politischen Gemeinde Munster gewaltige Lasten erwachsen. [] Diese zusätzlichen Lasten sind u. a.: [] 1. Einstellung neuer Arbeitskräfte in der Gemeindeverwaltung, bedingt durch die Zunahme der Verwaltungsarbeit. [] 2. Bau einer neuen Volksschule und evtl. Erweiterung der Mittelschule, bedingt durch die Herausnahme der Volksschule aus dein Lagerbereich Munster-Süd und durch die zu erwartende Zunahme der Schulkinder. [] 3. Schaffung und Erhaltung neuer Straßen, bedingt durch den Bau von Dienst- und Mietwohnungen für die Angehörigen der Bundeswehr. [] 4. Wasserversorgung und Kanalisation, bedingt durch den Bau der unter Punkt 3 erwähnten Wohnungen. [] Daneben laufen die aus der normalen Entwicklung anfallenden Aufgaben der Gemeinde als dringend, unter anderen: die Schaffung eines neuen Friedhofes mit Kapelle. Weiter sind als Wünsche gemeldet: weitere Wasserversorgung und Kanalisation in der Gemeinde, Mühlenteich, Sportplatz und Freibad. Wenn man den gesamten Fragenkomplex betrachtet, so kommt man zu dem Schluß, daß hierzu Millionenbeträge nötig sind. [] Die Gemeinde Munster ist heute und in absehbarer Zeit nicht in der Lage, weder mit eigenen Mitteln noch mit Anleihen diesen Gesamtkomplex zu lösen. Auch die zu erwartende Zunahrne der Erträge aus der Grundvermögenssteuer, der Gewerbesteuer und der Vergnügungssteuer sind nicht ausreichend für diese Aufgaben. [] Auch mit verlorenen Zuschüssen des Bundes und des Landes ist der Gesamtkomplex kurzfristig nicht zu lösen. [] Die Ehre, Ratsmitglied in Munster zu sein, wird mehr denn je mehr Bürde als Würde sein. [] Die kommenden Frauen und Männer im Rat der Gemeinde dürfen keine Illusionisten, Fatalisten oder Projektemacher sein, sondern nüchterne, verantwortungsbewußte Menschen, die Willens sind, minderwichtige Aufgaben aus der Diskussion auszuschalten und zurückzustellen. [] B Unser Programm für die Arbeit im Gemeinderat der Gemeinde Munster [] Wir fordern: [] 1. Pflege eines guten Einvernehmens zwischen den Bundessoldaten, den bei der Bundeswehr beschäftigten zivilen Personen, der politischen Gemeinde als Körperschaft und der Bevölkerung der Gemeinde Munster. [] 2. Lösung aller durch die Aufstellung der Bundeswehr in Munster zusätzlich entstandener Aufgaben, im Einvernehmen und mit Unterstützung der örtlichen Dienststellen der Bundeswehr und der Bundesvermögensverwaltung. [] 3. Weitgehendste finanzielle Unterstützung durch Bund und Land. [] 4. Unterstützung aller Bestrebungen, die Gemeinde Munster in die Ortsklasse B zu heben, damit die Lebenshaltung aller im öffentlichen Dienst Tätigen gehoben wird. [] 5. Eine Haushaltsführung der Gemeinde mit dem Ziele, Ein, nahmen und Ausgaben auszugleichen, und Anleihen nur in dringenden, lebenswichtigen Fällen aufzunehmen. [] 6. Keinen aufgeblähten Verwaltungsapparat zu schaffen. [] 7. Keine neuen lebenslänglichen Beamten zu bestellen, sondern in notwendigen Fällen Wahlbeamte zu berufen. [] 8. Einstellung neuer Arbeitskräfte bei der Gemeindeverwaltung nur in dringenden Fällen vorzunehmen. [] 9. Hebung des Einkommens aller bei der Gemeinde Beschäftigten entsprechend der höheren Leistungsanforderung. [] 10. Förderung des zivilen Wirtschaftssektors: [] a) Unterstützung bei der Ausweitung bestehender Betriebe durch einsichtsvolle Handhabung der Bauordnung und des Bebauungsplanes. [] b) Bei Neugründung von Betrieben durch Hilfestellung bei der Beschaffung von preiswerten und geeigneten Grundstücken. [] 11. Betreiben einer gesunden Grund- und Bodenpolitik. [] a) Freihaltung ausreichender Grundstücksflächen für den zivilen Bedarf. [] b) Vergrößerung der Nutzungsfläche für den zivilen Bedarf durch Freigabe der bisherigen Lagerteile Hanloh, Sportanlagen und außerhalb der Umzäunung liegender Geländeteile der Muna-Ost durch die Bundesvermögensverwaltung, in Form von Erbbaurechten. [] c) Keine Erhöhung der Grundstückspreise. Erhöhung nur dann, wenn nachgewiesen wird, daß durch Verbesserung des Grundstückes oder durch übernommene Aufschließungskosten ein höherer Preis berechtigt ist. [] 12. Förderung des Wohnungsbaues, besonders des sozialen Wohnungsbaues. Beim sozialen Wohnungsbau Erlaß der Anliegerbeiträge und etwaiger Aufschließungskosten. [] 13. Straßenbau und Straßenbeleuchtung entsprechend der Verkehrsbelastung durchzuführen, aber nicht die Hauptstraßen auf Kosten nun mit den eingezogenen Anliegerbeiträgen der Außengebiete zu bevorzugen. [] 14. Wasserversorgung und Kanalisation nur bei tragbarer Finanzierung gebietsweise durchzuführen und nur mit Zustimmung der betroffenen Anlieger. [] 15. Als Aufgabe 1 der Gemeinde Munster den Bau einer neuen ausreichenden Volksschule mit Turnhalle als Dauerlösung, und bei entsprechendem Bedarf die Erweiterung der Mittelschule. [] 16. Als Aufgabe 2 der Gemeinde Munster die Einrichtung eines neuen Friedhofes mit Kapelle. [] C Unser Vorschlag für die Lösung freiwilliger Aufgaben der Gemeinde [] Nach den vorstehenden für die Gemeinde zwingenden Aufgaben gibt es eine Reihe von Aufgaben durchzuführen, welche die Gemeinde freiwillig übernehmen oder fördern kann. [] Wir schlagen vor: [] 1. Alle kulturellen und geselligen Bestrebungen durch die Geineinde zu unterstützen, sofern auch der Geist einer freiheitlich demokratischen Gemeinschaft gepflegt wird und von den Veranstaltern neben den Vereinsfarben die Farben des Bundes gezeigt werden. [] 2. Zum Thema Mühlenteich. Verhandlungen mit dem Besitzer aufzunehmen mit dem Ziele, den Wasserspiegel der oberen Oertze zu senken, den Teich trocken zu legen und zuzuschütten. Durch eine spätere Bepflanzung könnte an Stelle des heutigen Faulbeckens eine sehr schöne Parkanlage geschaffen werden. [] 3. Die Schaffung eines Sportplatzes und Freibades zu fördern. Für die Bestimmung des Platzes wäre zu prüfen, wie weit das Gelände der Schulgemeinde am Speckenmoorgraben geeignet ist zur Anlage eines Quellenbades, wie es in der Gemeinde Schneverdingen vorhanden ist. Die anfallende Erde beim Aushub des Quellenbades könnte zur Planierung eines Sportplatzes mit Grünfläche an Ort und Stelle verwandt werden. Bei einem günstigen Ergebnis der Prüfung wäre mit der Schulgemeinde ein langfristiger Erbpacht- oder Erbbauvertrag abzuschließen. [] Damit wäre erreicht, daß alle der Jugendertüchtigung und der Körperpflege dienenden Einrichtungen sich in unmittelbarer Nähe befinden, Jugendheim, Zeltplatz, Sportplatz und Freibad. [] 4. Planung eines Gemeinschaftshauses im Eigentum der Gemeinde, mit Saal für öffentliche Veranstaltungen der Vereine und Organisationen, die bei der gegenwärtigen Entwicklung häufig nicht mehr in den Gaststätten untergebracht werden können, mit gemeinnützigen Einrichtungen wie Kindergarten, Bücherei, Wannen- und Brausebad, Unfallstation, moderner Waschanlage, mit Wohnraum für Gemeindeschwester und ähnlichen Personen. [] Als Abschluß unserer Forderungen und Vorschläge erklären wir, daß wir Willens sind, die Gemeinde als Grundlage des demokratischen Staates zu verwalten; [] das wir Willens sind, bei der Durchführung der gemeindlichen Aufgaben jederzeit die Lebensinteressen aller Bürger zu wahren und vor weiteren zusätzlichen Belastungen zu schützen; [] daß wir Willens sind, alle Bestrebungen zu unterbinden, die aus der Gemeindeverwaltung ein autoritäres Ordnungsamt machen wollen. [] Die Entscheidung über die kommende Führung in der Gemeinde liegt in der Hand des Wählers. [] Wünschen Sie, daß in dem von uns vorgetragenen Geiste die Gemeinde Munster geführt werden soll, dann prüfen Sie unseren einliegenden Wahlvorschlag Ihres Vertrauens um drei ihres Vertrauen würdigen Frauen oder Männern am Wahltage Ihre Stimme zu geben. [] Mit vorzüglicher Hochachtung! SPD Ortsverein Munster [] D Geschichtliches Über die Tätigkeit der SPD im Gemeinderat [] Seit Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechtes in den Gemeinden und Kreisen nach 1618 gibt es in dem Rat der Gemeinde Munster eine Sozialdemokratische Fraktion. Im nachstehenden soll ein Auszug aus der Tätigkeit dieser Fraktion gegeben werden. [] 1. Grund-, Boden- und Wohnungsbaupolitik [] Siedlung Speckenmoor. [] Auf Anordnung des Preuß. Staates fand nach 1918 eine Auseinandersetzung über das bis dahin gemeinsame Grundvermögen der Kirchen und Schulgemeinden statt. [] Auf Betreiben der SPD wurden von der politischen Gemeinde Verhandlungen mit der Kirchengemeinde aufgenommen mit dem Ziele statt, die in der Gemeinde verstreut liegenden Gründstücke einfach zu teilen, der Schulgemeinde ein möglichst großes, zusammengefaßtes Grundstück zu geben. Das Ergebnis war, daß die damalige Heidefläche Speckenmoor als Ganzes der Schulgemeinde übereignet und von der politischen Gemeinde als Industriegelände ausgewiesen wurde. Dabei ist zu betonen, daß die Kirchengemeinde bei den gepflogenen Verhandlungen den Lebensinteressen der politischen Gemeinde weitgehendstes Verständnis entgegenbrachte. Aus der Verwendung als Industriegelände ist nichts geworden. [] Als aber als Folge des verlorenen Krieges nach 1945 durch Zuwanderung aus der bestehenden Wohnungsnot ein grenzenloses Wohnungselend entstand, trug die vorsorgende Grund- und Bodenpolitik der SPD ihre Früchte. [] Unter den Kriegsvertriebenen, Kriegsverdrängten und Heimischen gab es sehr viele mutige Menschen, die Willens waren, durch Selbsthilfe und Selbstbescheidung sich ein eigenes Heim zu schaffen. Es war aber nicht möglich, für diese Bauvorhaben aus dem Privatbesitz Bauplätze zu erhalten. [] Auch in diesem Fall war es die SPD, auf deren Betreiben der Gemeinderat einstimmig beschloß, daß Gelände Speckenmoor, soweit es geeignet war, für die Bebauung frei zu geben. Durch Abschluß langfristiger, günstiger Erbbauverträge hat hier die Gemeinde vielen Familien die Grundlage für einen bescheidenen Wohlstand gegeben. [] In diesem Zusammenhang muß auch darauf hingewiesen werden, daß neben der Beschaffung von günstigen Bauplätzen die SPD im Kreistag dafür sorgte, daß der Kreis durch Hergabe von Geldmitteln diese Bauvorhaben gefördert hat. [] Wenn hier im Gelände Am Speckenmoorgraben in Zukunft durch Schaffung eines Sportplatzes und Quellenbades eine freiwillige Aufgabe der Gemeinde gelöst werden kann, so ist es auch eine Folge der vorsorgenden Grund- und Bodenpolitik der SPD. [] Siedlung der ehem. Baugenossenschaft "Selbsthilfe" im Dreieck Kehrhoferweg, Söhlstr. und Hans-Krüger-Str. [] Wohngebiet im Dreieck Hans-Krüger-Str., Söhlstr. und Am Park. [] Kulturland zwischen Sohlstr. und Eisenbahn (heutiges Industriegelände). [] Bürgerpark. [] Diese Flächen der vorbezeichneten Flurteite waren ehemals Eigentum des Preuß. Staatsforstes. [] Auf Betreiben der SPD wurden diese Flurteile über den Regierungspräsidenten in Lüneburg (Sozialdemokrat) nach 1918 durch den Preuß. Forstfiskus an die Baugenossenschaft "Selbsthilfe" Kulturgenossenschaft Munster und die politische Gemeinde Munster als Eigentum übergeben. Die Baugenossenschaft "Selbsthilfe" und die Kulturgenossenschaft Munster haben ihren Besitz aufgeteilt und an ihre Mitglieder weiter veräußert. Die politische Gemeinde hat einen Teil als Bauplätze veräußert. Der Rest befindet sich heute noch als Bürgerpark im Besitz der Gemeinde. Die Folge dieser von der SPD betriebenen Grund- und Bodenpolitik war ein gewaltiges Absinken der Grund- und Bodenpreise aus privatem Besitz. Bedauerlich war, daß die damalige bürgerliche Mehrheit im Rat von dem viel größeren Angebot der Regierung, Grund und Boden mit Waldbestand zu erwerben, keinen Gebrauch machte. [] Von 1919-1933 wurde auf Grund durch Grundstückspolitik der SPD eine große Anzahl von Eigenheimen erbaut. Mit Hilfe von Hauszinssteuerhypotheken des Kreises und großen Mitteln aus dem Wohnungsfürsorgefonds des Regierungspräsidenten in Lüneburg gelang die Finanzierung dieser Bauvorhaben. [] Bei dieser Gelegenheit möchten wir zweier Männer gedenken, die sich in dieser Zeit um Munster sehr verdient gemacht haben: des damaligen Bürgermeisters "Wilhelm Bocke1mann" der in 40-jähriger Dienstzeit durch sein sachliches und unparteiisches Wirken das Vertrauen aller genoß. [] Ihm zum Andenken ist die Wilhelm-Bockelmann-Str. benannt. [] Des damaligen Regierungspräsidenten in Lüneburg "Hans Krüger" der durch Hergabe von Land aus dem Besitz des Forstfiskus und Geldern aus dem Wohnungsfürsorgefonds die Schaffung vieler Eigenheime ermöglichte. [] Ihm zum Andenken ist die Hans-Krüger-Str. benannt. [] Auch nach 1945 hat die SPD sich bemüht, das Grundvermögen der Gemeinde Munster zu vermehren. Auf das Betreiben der SPD wurden aus Privatbesitz 10 Morgen Land mit Baumbestand am Oertzetal erworben. [] Dieser Grundbesitz sollte zur Lösung einer freiwilligen Aufgabe der Gemeinde dienen, der Schaffung einer großzügigen Sportanlage. Leider ist dies Ziel bis heute nicht verwirklicht worden. [] Auch die Beschaffung des notwendigen Baugeländes für die Errichtung der Eichendorff-Siedlung ist indirekt das Verdienst der SPD. Durch die Abgabe der Bauplätze in Speckenmoor in der Form von Erbbauverträgen durch die Gemeinde, wurde in Munster auch bei den privaten Grundbesitzern die geistige Bereitschaft geschaffen, in derselben Form Baugrundstücke abzugeben, [] II Wirtschaftspolitik [] Auch für die Erhaltung und Ausweitung unserer Wirtschaftsbetriebe hat sich die SPD nach 1945 rückhaltlos eingesetzt. [] Trotz unerhörter, oft verleumderischer Angriffe gegen einzelne Mitglieder der SPD-Fraktion, hat die SPD u. a. durchgesetzt: [] 1. Daß ein Malereibetrieb am Sandgarten, der durch Räumungsbefehl auf die Straße gesetzt wurde, privat nirgend unterzubringen war, durch Abschluß eines Erbbauvertrages mit der Gemeinde sich Wohnung und Betrieb wieder aufbauen konnte. [] 2. Daß ein bedeutendes Straßenbauunternehmen durch die Uebertragung eines bestehenden Erbbaurechtes Am Park durch die Gemeinde dem Wirtschaftsleben der Gemeinde Munster erhalten blieb. [] 3. Daß auf besonderes Betreiben der SPD auf dem Eigentum der Bundesvermögensverwaltung an der Wilhelm-Bockelmann-Straße. [] a) eine Auto- und Fahrrad-Reparatur-Werkstatt eingewiesen wurde, die an anderer Stelle keine Ausweitungsmöglichkeiten hatte; [] b) eine Tischlerei mit Möbelhandlung eingewiesen wurde, die es dem Inhaber ermöglichte, den übernommenen väterlichen Betrieb fortzusetzen. [] III. Schulpolitik [] Neben dieser Grund-, Boden- und Wirtschaftspolitik der SPD, die das Fundament für das Leben und für die Erhaltung der Familie bilden soll, hat die SPD auch eine zielbewußte Schulpolitik betrieben. Neben der Erhaltung einer gut eingerichteten Volksschule hat die SPD sich bewußt für die Einrichtung einer leistungsfähigen Mittelschule eingesetzt. [] Die SPD war es, die nach 1918 gegen den Widerstand vieler Bürger es durchsetzte, daß an Stelle der vorhandenen Privatschule eine gehobene Abteilung an die Volksschule angeschlossen wurde. [] Die SPD war es, die nach Auflösung der Hauptschule im Jahre, 1945 sich sofort für die Einrichtung einer leistungsfähigen Mittelschule mit Erfolg einsetzte. Zweck dieser Maßnahme war, das Bildungsmonopol des Besitzes zu brechen, um fähigen und begabten Kindern auch minderbemittelter Eltern die Möglichkeit zum Aufstieg in gehobene Stellen zu bieten. [] Nach 1945 fühlten wir uns verpflichtet, neben den Belangen der Einheimischen die Belange der Kriegsvertriebenen, die Heimat, Habe und Stellung verloren hatten, besonders zu vertreten. Vielen dieser Vertriebenen war es gelungen, ihr Kostbarstes, ihre Kinder, in Sicherheit zu bringen. Diesen Kindern fühlten wir uns besonders verpflichtet, auch ihnen den Aufstieg in gehobene Stellungen durch den Besuch unserer Mittelschule zu ermöglichen. [] In der schwersten Zeit nach 1945 mußte ohne Hilfe des Kreises und des Landes das Problem der Raumfrage für die Mittelschule gelöst werden. Mit Abbruchmaterial und zwei erworbenen Baracken fand dieses Problem eine Notlösung. [] Bei Wind und Wetter haben die Mitglieder der SPD-Fraktion, die Mitglieder des Ortsvereins der SPD, der Rektor und Schüler der Mittelschule auf dem Süllberg die Abbruchsteine abgeputzt, die zum Fundament der Mittelschule vermauert wurden. [] Andere Bürger haben sich an dieser Arbeit nicht beteiligt. [] Der Arbeitsschweiß dieser Arbeitsgemeinschaft ist der symbolische Mörtel geworden, mit welchem das Fundament für unser höheres Bildungswesen geschaffen wurde. [] Wenn auch unfaire politische Gegner das so mühsam Erschaffene mit der Bezeichnung "Negerdorf" verächtlich machen wollten, so steht fest, daß durch die gehobene Abteilung nach 1918 und durch die Mittelschule nach 1945 vielen jungen, fähigen Menschen ohne Ansehen des Standes und der Partei die Möglichkeit gegeben wurde, sich zu bilden und zu ertüchtigen, um im Leben den Platz auszufüllen, den das Schicksal ihnen bestimmt hat. [] IV. Fürsorgewesen [] Auch auf diesem Gebiet waren sich die Frauen und Männer der SPD im Gemeinderat und in den Ausschüssen der Gemeinde jederzeit ihrer Verpflichtung bewußt, unter Beachtung der Menschenwürde den 1-filfsbedürftigen mit Rat und Tat zu helfen. [] Besonders ist hervorzuheben, daß in der tiefsten Notzeit nach 1945 auf Betreiben der SPD die Bevölkerung und besonders die Hilfsbedürftigen zusätzlich mit Brennstoffen, Holz, Torf und Briketts von der Gemeinde versorgt wurden. [] Das Vorstehende ist nur ein Ausschnitt aus der umfangreichen Tätigkeit der SPD in der Gemeinde Munster. Es ist aber ein Nachweis, daß die SPD jederzeit eine nüchterne, der Gegenwart rechnungtragende und vorausschauende Politik getrieben hat. [] Die SPD ist die Partei der Namenlosen. Seit 1918 bis heute haben die Frauen und Männer der SPD, die im ehrenamtlichen Dienst der Gemeinde standen, ständig gewechselt. [] Aber der Weg und das Ziel war, ist und wird auch in Zukunft sein: über den Weg der Freiheit dem Menschen zu dienen, den Wohlstand des Einzelnen zu mehren und den Völkern den Frieden zu erhalten. [] Wer gleichen Willens ist, den bitten wir, am Wahltage zum Gemeinderat und Kreisstag seine Stimmen den Kandidaten der SPD zu geben. [] Munster, im Oktober 1956. [] gez. Friedrich Heinrich. [] Druck: W. Herzberg, Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Soltau [] Bewerber der SPD zur Gemeindewahl in Munster [] 1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) [] Stockmann, Erich Kaufmann Speckenmoor 9 a [] Winkelmann, Wilhelm Maurer In der Masch 5 [] Heinrich, Friedrich Schlosser Am Park 14 [] Bartram, Helene Hausfrau Am Park 12 [] Boldt, Hans Verwaltungs-Inspektor Bahnhofstr. 21 [] Lühring, Ernst Vermessungs-Techniker Speckenmoor 36 [] Heinrich, Margarete Fahrrad-Händlerin Am Park 14 [] Jäger, Karl Ober-Weichenwärter Hans-Krüger-Str. 20 [] Stockmann, Gerhardt Bankangestellter Speckenmoor 9 [] Bischke, Asaph Maurer Speckenmoor 15 [] Bachmann, Anna Hausfrau Haidwiese 51 [] Bleßner, Fritz Vertreter Breloher Str. 32 [] Dohrman, Hermann Rentner Freudenthal-Str. 7 [] Sauer, Franz Technischer Angestellter Pestalozzi-Str. 5 [] Christ, Friedrich Vorarbeiter Forstgarten 52 [] Wilkens, Ida Hausfrau Forstgarten 30 [] Muchow, Julius Zimmermann Hanloh HB 5 [] Wiesemann, Wilhelm Technischer Angestellter Wilh.-Bockelmann-Str. 95 [] Arndt, Emil Rentner Rundestr. 29 [] Struzyna, Alfred Maschinenschlosser Worthweg 19 [] Bewerber der SPD zur Kreiswahl Landkreis Soltau Wahlbezirk II Munster [] Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) [] Dr. Nitsche, Walter Rechtswanwalt u. Notar Munster Pestalozzi-Str. 5 [] Lippe, Georg Rektor Breloh Nr. 12 [] Wagner, Richard Werkmeister Bispingen Nr. 95 [] Stockmann, Erich Kaufmann Munster, Speckennmoor 9 a [] Rudloff, Walter Maurer Breloh Hornheide 88 [] Braun, Walter Bürobote Behringen Nr. 11 [] Lühring. Ernst Vermessungstechniker Munster Speckenmoor 36 [] Kurek, Hildegard Verkäuferin Trauen Nr. 1 [] Adler, Karl-Heinz Angestellter Oerrel, Siedlung 6 [] Boldt, Hans Verwaltungs-Inspektor Munster Bahnhofstr. 21 [] Kern, Erwin Elektriker Breloh, Sudeten-Str. Nr. 10 [] von Glahn, Heinrich Vorarbeiter Bispingen Nr. 64 [] Kastenbein, Robert Elektro-Installateur Munster, Bahnhofstr. 19 [] Schiller, Fritz Schumacher-Meister Steinbeck / Luhe [] Wir bitten die Wähler, streng darauf zu achten: [] 1. daß zur Gemeindewahl nur 3 Personen angekreuzt werden dürfen; [] 2. das zur Kreiswahl nur 3 Personen angekreuzt werden dürfen; [] Werden mehr Personen angekreuzt, wird der Stimmzettel ungültig [] Gehbehinderte und Kranke werden auf Wunsch von uns zur Wahl gefahren. Meldungen bitten wir rechtzeitig im Büro des Herrn Rechtsanwalt und Notars Dr. Walter Nitsche, Munster, Lüneburger Straße 8, abzugeben. []SPD-Wahlleitung
era SPD-Wahlkampfwerbung und Kandidatenvorstellung zur Kommunalwahl im Landkreis Soltau (Niedersachsen) am 28.10.1956. Darlegung ihres kommunalpolitischen Programms und Einladung zu einer diskussionsveranstaltung am 25.10.1956
format IMAGE
genre visualUnit
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Soltau
Niedersachsen
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institution Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
language German
publishDate 25.10.1956 - 28.10.1956
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Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
W. Herzberg, Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Soltau
[Heinrich, Friedrich, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Ortsverein Munster, Kandidatenvorstellung, Kommunalpolitik, Kommunalwahl, Parteiveranstaltung, Schule, SPD-Programmatik, Wirtschaftspolitik, Stimmzettel]
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title Der Wähler fragt. Die SPD antwortet
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