Wachtmeister Meier 3 meint:
Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Wachtmeister Meier 3 meint: [] Stillgestanben! [] Wachtmeister Meier 3 stellt sich vor! [] Ganz richtig! Ich sehe dem Meier 3 aus der "Deutschen Polizei" verdammt ähnlich. Eigentlich könnte ich sein Doppelgänger sein. Aber wir beide...
Main Author: | |
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Institution: | Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) |
Format: | IMAGE |
Language: | German |
Published: |
ca. 1956
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Subjects: | |
Online Access: | http://hdl.handle.net/11088/EE4F64E5-E2DA-4CFB-9B17-573481A1FDC9 |
_version_ | 1771405061175377920 |
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author | N.N. |
author_facet | N.N. |
collection | AdsD leaflets |
dateSpan | ca. 1956 |
description | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals
Wachtmeister Meier 3 meint: [] Stillgestanben! [] Wachtmeister Meier 3 stellt sich vor! [] Ganz richtig! Ich sehe dem Meier 3 aus der "Deutschen Polizei" verdammt ähnlich. Eigentlich könnte ich sein Doppelgänger sein. Aber wir beide haben wirklich nichts gemeinsam als eben den Namen. [] Warum ich kurzerhand aus der Redaktion der ehrwürdigen "Deutschen Polizei" entwischt bin, werdet Ihr fragen? Ganz einfach! Man bedroht dort die mir verfassungsmäßig zugebilligte Freiheit. Nein, liebe Kameraden, an den Kragen wollte man mir noch nicht. "Nur" die Meinungsfreiheit will man in Schutzhaft nehmen, und da packte ich schnell mein Bündel. [] Eigentlich kam alles so: [] Von Geburt an habe ich einen "entscheidenden Fehler", den man mir höheren Orts nie verzeihen wird. Ich denke nämlich! Ihr meint, das gehört zu jedem gesunden Menschenverstand? [] Eigentlich ja, aber nicht bei uns in der Polizei. Wer bei uns denkt, ich meine anders denkt als "die da Oben", ist polizeidienstuntauglich. So zu denken ist für alle diejenigen verboten, die nicht weiterkommen sollen, als der Schütze Asch in Kirst's Roman 08/15. Ich sollte sozusagen, wenn es nach den geistigen Vätern der "Deutschen Polizei" gegangen wäre, der Schütze Asch der Polizei sein, für den "die da Oben" denken. [] Wenn mich aber mein Gedächtnis nicht verläßt, so erinnere ich mich, daß "die da Oben" schon einmal für uns alle gedacht und uns gründlichst reingelegt haben. (Viele von uns hat man dann noch mit ein paar Schaufeln Erde zugeschüttet!) Doch lassen wir das jetzt. [] Kurz gesagt, daß ich mich nicht noch einmal reinlegen lassen will, das könnt Ihr Euch denken. [] Was will Wachtmeister Meier 3 eigentlich? [] Euch nichts als die Wahrheit sagen! [] Mit der Wahrheit ist das heute bei uns so eine Sache. Man nimmt sie uns gegenüber einfach nicht ernst, die Wahrheit meine ich. [] Allerdings, wohin kämen wir denn da, wenn "die da Oben" einmal wirklich auspacken würden? [] Hin kämen wir ja, wenn man es richtig nimmt, aber nicht dorthin, wohin sie uns haben wollen! [] Kapiert Kameraden? Warum man uns Tag für Tag das Gehirn vernebelt? [] Na also! [] Wohin sie uns haben wollen - das wird Euch Euer Wachtmeister Meier 3 sagen. [] Aber sie dürfen uns nicht dahin bekommen, wenn wir nicht Statisten in einer neuen Tragödie für uns, für unser Volk und Vaterland werden wollen! [] Euch soll auch nicht vorenthalten werden, wohin wir wirklich müssen. [] Auch mit meinem Namensvetter aus der "Deutschen Polizei" werde ich ab und zu ein Hünchen rupfen, denn dem wird das Denken "von Oben" befohlen. [] Also dann: [] Auf gute Kameradschaft! [] Hat die Polizei etwas mit Militär zu tun? [] Ist sie wirklich so weit vom Militär entfernt, wie der Spieß vom Hauptfeldwebel? Die Polizei meine ich! [] Da setzten sich dieser Tage 400 Einsatzwagen (darunter auch Panzerspähwagen!) und ca. 18 bis an die Zähne bewaffnete Hundertschaften unserer Bepo im Südwürtembergischen [!] [Südwürttembergischen] in Bewegung, um feldmarschmäßige Manöver durchzuführen. [] Mit geschwollener Brust berichteten unsere Gazetten von der größten Polizeiübung nach dem Kriege. [] Zweck dieser Übung? I-bewahre. Nicht die Kunst der Verkehrsregelung oder des Katastropheneinsatzes wurde unseren Kameraden im Schwabenlande beigebracht. (Wozu denn auch die Granatwerfer und Maschinengewehre?) [] Im offiziellen Polizeibericht des Herrn Bepo-Direktors Weimer hieß es lakonisch: Einkreisung und Vernichtung von angenommenen "Aufständischen". [] Aha, jetzt wissen wir es! [] Gegen die bundesrepublikanischen Bürger, die möglicherweise denselben Spuk wie 1939 und 1945 nicht noch einmal mitmachen wollen, richten sich die "schweren Sachen" unserer Polizei. [] Hat das noch etwas mit den Aufgaben der Polizei zu tun? Oder wißt Ihr, was der Nazioberst Hartung in Berlin ganz still und heimlich ausheckt? [] Unsere Berliner Bepo soll auf das Vierfache verstärkt werden, damit mit den ausgebildeten "Polizisten [!] (lies Soldaten!) die Bundeswehr aufgefüllt werden kann. Seht Ihr, wie nah, ja gefährlich nah, wir schon wieder dem Militär sind? [] Wir sollen zu Ausbildungsstätten der Bundeswehr oder in die "bodenbeständige Verteidigung" einbezogen werden. [] Daß man Mäuse am Sichersten mit Speck fängt, ist eine altbekannte Tatsache. Die Maus möchte ich sehen, die auf solch einen Leckerbissen verzichtet, selbst wenn er an einem gefährlichen Haken hinter einem Falltürchen hängt. Die arme Maus. Mit offenen Augen geht sie in ihr Verderben. [] Sollten wir Menschen da nicht klüger sein? [] Da wirft der Minister Blank vom Bundesverteidigungsministerium einen Köder aus: Bessere Besoldung und "ungeahnte" Aufstiegsmöglichkeiten. Und schon finden sich einige, die nicht klüger sind als die oben erwähnte Maus. Sie beißen an! [] Unter dem Kommando der "Ehemaligen", der unverbesserlichen Braunauer und der erfahrenen Ostlandritter, die neuerdings von den "bewährten" Killern der Waffen-SS Unterstützung erfahren, sollen sie in der NATO-Arme die "Ostzone befreien" und "die Reichsgrenze von 37 zurück ins Reich" führen. [] Hat denn das Soldatenspielen unserem Volk nicht schon einmal unter der Führung der Gleichen nichts als Elend und Unglück gebracht? O, selig sind die geistig Armen, die anscheinend niemals klüger werden! [] Kameraden! [] Höhere Gehälter verlangen wir, aber keine Überführung in die Bundeswehr! [] Wir lassen uns nicht durch höhere Besoldung noch durch Versprechen freiwillig in die Armee werben! [] Wir fordern Angleichung unserer Gehälter an die ständig steigenden Lebensunterhaltungskosten! [] Wir lassen uns nicht zur Vorbereitung von Wahnsinnstaten mißbrauchen, die die Existenz und das Glück Deutschlands auf 's Spiel setzen! [] Zum Lachen oder zum Weinen? [] Spätheimkehrer Oberst Zackig trifft seinen alten Regimentskameraden Oberstleutnant Schleifer. Es entspinnt sich folgender Dialog: [] Z: Also Mensch, wie ich mich freue!!! [] Sch: Und ich erst, altes Haus! [] Z: Ja! - Aber sag mal, was hast Du denn da an? [] Sch: Na, 'ne Uniform, wie Du ja sehen müßtest. [] Z: Dienst Du jetzt bei den Amis, oder wie? [] Sch: Nicht direkt, aber im neuen Bundesheer als Major. [] Z: Was, die nehmen ausgerechnet Dich, wo Du doch .. [] Sch: Na klar, muß doch sein. Mit meinen Erfahrungen, und von wegen der Verteidigung der Freiheit. [] Z: Ach so, ich verstehe! Sag mal, was ist eigentlich aus den anderen geworden, von der Kriegsschule, Du weißt doch, dem Blank da z. B. [] Sch: Der sitzt in Bonn. [] Z: Im Gefängnis? [] Sch: Nee, als Verteidigungsminister! [] Z: Oho! Und unserem Lehrer, dem Dönitz? [] Sch: Der sitzt in Spandau! [] Z: Oho! Als Admiral in Spandau? [] Sch: Nee, im Gefängnis! [] Z: Aha! Und der Speidel, der tolle General? [] Sch: Der sitzt in Paris! [] Z: Im Gefängnis? [] Sch: Iwo! Als General in der NATO! [] Z: Oho, allerhand! Und der Peiper, Du weißt schon? [] Sch: Der sitzt in Landsberg! [] Z : Oho, als General natürlich? [] Sch: Nee, als Kriegsverbrecher! [] Z: Aha! Na immerhin, da habe ich ja noch Aussichten! [] Mit oder ohne Musik! [] Bekanntlich unterliegen wir Polizeibeamten ebenso wie die gewöhnlichen Sterblichen den Gesetzen der Natur. Auch unsere Stunde schlägt einmal. Meist im fortgeschrittenen Alter, wenn man nicht gerade schon vorher Lust verspürt, für "Volk und Vaterland" das Zeitliche zu segnen und an einer "Groß-Feuerbestattung" teilzunehmen gedenkt. [] Nun ist es mal so Brauch, dem Toten in aller Form die letzte Ehre zu erweisen. Da darf auch die Musik nicht fehlen. [] Ihr meint, das zumindest müßte doch bei uns in der Polizei kein Problem sein? Ist es auch gar nicht. Aber da gibt es, wie die "Deutsche Polizei" zu berichten weiß, - von Oben kommend - ein "Bestattungsreglement", nach dem (wörtlich!....) nicht [!] jedem Polizisten ein Musikzug zusteht, sondern nur hochgestellten Persönlichkeiten". [!] [] Da habt Ihr es! Oberkommissar oder Oberinspektor muß man sein, um mit Pauken und Trompeten ins jenseits einziehen zu dürfen. Selbst nach dem Tode bringt man uns noch bei, daß wir nicht zu denen gehören, für die unser lieber Herrgott die Welt anscheinend allein geschaffen hat. Oder meint man mit den "hochgestellten" gar diejenigen, die schon im "tausendjährigen Reich" die erste Geige spielten und heute bei uns in führende Kommandopöstchen untergekrochen sind? Die "Unverbesserlichen" meine ich? [] Fordert die sofortige Entlassung dieser Nazis, die uns und unser Volk schon einmal ins Unglück stürzten, aus der Polizei! [] Kameraden! Reicht mich weiter, auch an die Anderen! Auf baldiges Wiedersehen? [] Euer Willi Meier 3 [] Nicht mit Pauken und Trompeten in die Bundeswehr! [] Wir fordern: "Höhere Gehälter her!" |
era | Kritik, dass in der Polizieführung ehemalige Nationalsozialisten tätig seien Forderung nach höheren Löhnen für die Polizeiarbeit Kritik an der Nähe zwischen Polizei und Bundeswehr |
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institution | Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) |
language | German |
publishDate | ca. 1956 |
spellingShingle | Wachtmeister Meier 3 meint: N.N. [Humor / Satire, Innenpolitik, Lohn und Gehalt, Militär, Polizei, Tarifpolitik, Karikatur, Polizistin/Polizist, Musikerin/Musiker, Trommler] |
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