Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesverband Bayern, Signatur 76
Kreistagswahl [] Wählerinnen, Wähler! [] Um was geht es bei der Kreistagswahl am 28. April 1946? [] Es geht darum [] 1. Wer in den nächsten zwei Jahren Euer Landrat sein soll. [] 2. Welche Männer und Frauen die Arbeiten im Landkreis mitzuberaten und mitzuentscheiden haben. [] 3. Von welchen Gesichtspunkten aus diese Arbeiten geleistet werden sollen. [] Warum tritt die Sozialdemokratische Partei auch bei der Kreistagswahl an die Wähler und Wählerinnen heran, damit sie ihren Kandidaten die Stimme geben? [] Weil [] 1. Die Sozialdemokratische Partei als die Partei aller Schaffenden in Stadt und Land durch ihre Vertreter verhindern will, daß die aus den Folgen des verlorenen Krieges und unseres Zusammenbruches entstehenden Belastungen wieder auf die unteren Schichten des Volkes geladen werden. [] 2. Weil die Sozialdemokratische Partei dafür sorgen will, daß die Demokratie nicht bald wieder nur als Lippenbekenntnis und Aushängeschild betrachtet wird. [] Ihr alle habt in den vergangenen 12 Jahren erlebt, wie es um das Mitbestimmungsrecht des Volkes in einem nur von einer einzigen Partei regierten Staat bestellt ist. [] Ihr alle habt auch empfunden, wie schandvoll sich die meisten Parteibeauftragten dem Volke gegenüber benommen haben. [] Es nützt nichts, über unsere jetzigen Verhältnisse aufzubegehren und zu klagen, daß nichts vorwärtsgeht. [] Verantwortl.: Max Allmer, München, Mathildenstr. 9a. - Druck: J. G. Weiß, München - Aufl. 200000 [] Jeder Mann und jede Frau in Stadt und Land muß allmählich erkennen, wie furchtbar arm wir durch das Naziregime geworden sind. In den Städten sind ein Großteil der Wohnungen und die meisten Produktionsstätten zerstört. Soweit sie noch vorhanden sind, fehlt es an Kohle und dem nötigen Rohmaterial. [] Auf dem Lande sind die Zerstörungen zwar weniger, doch fehlt es nahezu an den notwendigsten Gebrauchsgegenständen aller Art in Haus und Hof. [] An Arbeitskräften für die Landwirtschaft ist ein großer Mangel, weil die Kriegsgefangenen und die Fremdarbeiter, die jahrelang die Hilfe des Bauern waren, nicht mehr zur Arbeit zur Verfügung stehen. Der Ersatz ist schwer zu beschaffen, weil durch die jahrelange Entfernung der Menschen von der heimischen Scholle sehr viele männliche und weibliche Arbeitskräfte noch nicht die notwendige Lust für die Landarbeit wieder gefunden haben. [] Auch die verbrecherische Finanzpolitik des Naziregimes gestattet noch vielen Menschen, zu glauben, daß man auch ohne Arbeit leben kann und daher noch nicht unbedingt Hand anlegen braucht. [] Hatte Deutschland zu Beginn der Hitlerregierung einen Geldumlauf von 5 Milliarden Reichsmark in Noten und Scheidemünzen, so ist diese Ziffer zum Schluß des Krieges auf über 60 Milliarden gestiegen. Dieser ungesunde Zustand ist mit die Ursache vieler unschönen und unsozialen Erscheinungen unserer Zeit. [] Die Sozialdemokratie will, daß die ehrliche Arbeit, gleich wer sie leistet, ob Bauer oder Industriearbeiter, ob Handwerker oder Geschäftsmann, wieder den Platz einnimmt, den sie verdient. [] Sie will aber auch, daß die arbeitenden Schichten bei der Gestaltung unseres Wiederaufbaues in Gesetzgebung und Verwaltung gleichberechtigt mitberaten und mitbeschließen. [] Die Sozialdemokratische Partei geht dabei von der Erkenntnis aus, daß die Erde die Mutter und die Arbeit der Vater alles gesellschaftlichen Reichtums und Wohlergehens ist und hat deshalb seit Jahrzehnten den Kampf um die politische und wirtschaftliche Gleichberechtigung des gesamten Volkes geführt. [] Reichtum und Wohlergehen hat uns das Naziregime nahezu restlos zerstört. [] Daß durch den gemeinsam zu leistenden Wiederaufbau die Interessen aller, die in ehrlicher Arbeit mit sittlichem Ernst an diese große Aufgabe herangehen, nicht wieder zu kurz kommen, dafür kämpft die Sozialdemokratische Partei. [] Deshalb fordert die Partei die Wähler und Wählerinnen in Stadt und Land auf, bei den kommenden Kreistagswahlen zur Wahl zu gehen und ihre Stimme abzugeben für die Partei aller Schaffenden in Stadt und Land, für die [] Sozialdemokratische Partei Bayerns
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