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An die Wählerinnen und Wähler von Sterkrade, Holten und Osterfeld! Die bevorstehende Wahl des neuen Landtages ist von entscheidender Bedeutung nicht nur für das Land Nordrhein-Westfalen, sondern für das ganze Bundesgebiet, ja, für das gesamte Deutschland. Bei der letzten Wahl zum Landtag 1950 wurde ich durch Euer Vertrauen in den Landtag gewählt. 4 Jahre Tätigkeit haben leider nicht den erhofften Erfolg gezeigt, da wir Sozialdemokraten nicht stark genug vertreten waren und außerdem eine unechte Mehrheit von Zentrum und CDU mit Hilfe eines undemokratischen Wahlsystems 4 Jahre lang alles andere als eine soziale Regierungstätigkeit ausgeübt haben. Das muß in Zukunft anders werden. Es liegt wieder in Eurer Hand. Das Land Nordrhein-Westfalen muß wirklich das soziale Gewissen der Bundesrepublik werden. Ich selbst habe diesmal darauf verzichtet, als Kandidat der Sozialdemokratischen Partei aufzutreten, da ich mich mehr als bisher der Kommunalpolitik in unserer Stadt widmen möchte, um Euere Interessen im Stadtparlament zu vertreten. Bei der jetzigen Wahl zum Landtag bitte ich Euch daher um eins: schenkt das mir und der SPD gegebene Vertrauen auch dem neuen Kandidaten der Sozialdemokratischen Partei in Eurem Wahlkreis, Ernst Schmidt [] Am 27. Juni 1954 darum Eure Stimme für den Kandidaten der SPD, für Ernst Schmidt [] Willi Meinicke [] Foto: Ilse Walleiser [] Druck: Wehner & Horstmann [] Liebe Wählerin, lieber Wähler! Ich darf wohl sagen, daß ich dem größten Teil derjenigen, der am 27. Juni 1954 wählen geht, kein Unbekannter bin. Meine Tätigkeit als Stadtverordneter im Haupt-, Finanz-, Kultur-, Sport- und Industrieförderungs-Ausschuß macht - und das ist gut so - daß die Tür meiner Wohnung jedem Bürger unserer Stadt für seine Anliegen jeder Zeit offensteht. Sehen Sie, so möchte ich es auch beibehalten, und gerade dann beibehalten, wenn ich durch Ihre Unterstützung in den Landtag gewählt werden sollte. Meine Aufgabe sehe ich zu allererst in der Vertretung all derer, die Hilfe am notwendigsten brauchen. Darum wünsche ich hier, daß meine Zeit immer ausgefüllt sein möge mit den kleinen und großen Sorgen des täglichen Lebens meiner Mitmenschen. So vieles kann getan werden, wenn der gute Wille die Triebfeder des Handelns ist. Ich will Sie nicht mit Theorien langweilen. Kurz und bündig sind meine und damit die Forderungen der SPD im neuen Landtag: Lehr- und Lernmittelfreiheit! Das heißt: jedem Kind, auch dem dee Ärmsten, steht eine seiner Begabung gemäße unentgeltliche Schulbildung zu. Verstärkter Wohnungsbau! Wir brauchen mehr Wohnungen! Darum Wohnungsbau für Alle! Gesicherte Arbeitsplätze an Rhein und Ruhr! Die Furcht vor Feierschichten, Kurzarbeit und Entlassungen darf nicht mehr wie ein Alpdruck auf den Familien lasten. Ein gesicherter und auskömmlicher Lebensabend für die Rentner und Invaliden muß geschaffen werden. Ein Wort noch an unsere Jungwählerinnen und Jungwähler! Ihr habt erstmalig am 6. September 1953 durch Eure Abstimmung in Oberhausen zum Ausdruck gebracht, daß Ihr Euch zur Politik der Sozialdemokratischen Partei bekennt. Mit Stolz und Genugtuung haben wir festgestellt, daß zu 50% aller Jungwähler sich für die SPD entschieden haben. Das muß auch diesmal wieder so sein. Ihr möchtet als freie Menschen in einer freien Welt leben; Ihr möchtet arbeiten und eine Familie gründen können. Den gleichen Wunsch haben alle anderen, ob Engländer, Amerikaner, Skandinavier oder Franzosen, haben alle jungen Menschen, die uns irgendwie auf dieser Erde begegnen, und sie haben alle den gleichen Wunsch von der Sehnsucht der Menschheit, von einem Leben in Frieden und Gerechtigkeit und auch um diesen Frieden geht es am 27. Juni 1954. Entscheidet Euch auch diesmal wieder für die SPD, um das drohende Unheil des Generalvertrages und des Vertrages über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft zu verhindern. Die Jugend muß politisch auf den Plan treten, um sich selbst eine bessere und glücklichere Zukunft zu bereiten! Zum Schluß: Mein Wunsch ist, an der Verwirklichung der auf gezeigten sozialdemokratischen Forderungen im Lande Nordrhein-Westfalen mitzuhelfen und bitte Sie daher um Ihre Stimme [] Ihr Ernst Schmidt
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