IGM metall 7.12.1978 . Streik-Nachrichten für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen, Osnabrück . [...] . Jetzt kämpfen alle mit uns

Bemerkungen: Zusammenfassende Kurzinformationen für ausländische Kollegen in türkischer, griechischer, jugoslawischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache. [] = Absatzmarken im Volltext des Originals metall [] 7.12.1978 [] 17 [] Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW,...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Essen, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Hagen, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Köln, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Münster, Herb, Kurt, Schmidt, Werner, Bräuer, Karlheinz, Kolks, Bernhard, Union-Druckerei, Frankfurt am Main
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 07.12.1978
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/2F394F00-0EB4-4BB3-B429-6F524E1DCAA2
Description
Summary:Bemerkungen: Zusammenfassende Kurzinformationen für ausländische Kollegen in türkischer, griechischer, jugoslawischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache. [] = Absatzmarken im Volltext des Originals metall [] 7.12.1978 [] 17 [] Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen und Osnabrück [] Der DGB und seine Gewerkschaften sind am Dienstag solidarisch mit den Ausgesperrten [] Jetzt kämpfen alle mit uns []<NZ>Im Kampf gegen das Schandmittel Aussperrung hat seit gestern die IG Metall die ganze Kraft aller Gewerkschaften hinter sich: [] Der DGB und seine 17 Gewerkschaften haben die Millionen Mitglieder der Einzelgewerkschaften von Nordrhein-Westfalen, Osnabrück und Bremen aufgefordert, an der Solidaritätskundgebung der IG Metall am kommenden Dienstag teilzunehmen. So werden die Unternehmer, die in diesem Jahr bereits zum dritten Male in größerem Umfang Hunderttausende von Arbeitnehmern auf die Straße geworfen haben, eine gebührende Antwort erhalten. [] Den streikenden und ausgesperrten Arbeitnehmern der Stahlindustrie haben der DGB-Bundesvorstand und der DGB-Bundesausschuß gestern ihre volle Solidarität versichert. Gleichzeitig wurde das Verhalten der Arbeitgeber verurteilt, die wieder einmal zu dem unsozialen Mittel der Aussperrung gegriffen haben. Mit Entschlossenheit wollen der DGB und seine Gewerkschaften - wie es nunmehr mit der Teilnahme an der Solidaritätsaktion zum Ausdruck kommt - diesem Mißbrauch unternehmerischer Macht entgegentreten. In einer Erklärung beider DGB-Gremien wird darauf hingewiesen, daß die Aussperrung angesichts anhaltender hoher Arbeitslosigkeit und aufgrund des Kampfes der Stahlarbeiter um ihre Arbeitsplätze besonders verwerflich ist. Die Aussperrung sei eine Verhöhnung aller Arbeitnehmer und ein zynischer Kommentar zum Kampf der Gewerkschaften um die Wiederherstellung der Vollbeschäftigung. [] Die Aussperrung, so wird in der Erklärung betont, ist darüber hinaus ein Anschlag auf den sozialen Frieden in der Bundesrepublik. Deshalb werden der DGB und seine Gewerkschaften den Versuch, sie finanziell auszubluten - und damit die Arbeitnehmer ihrer Interessenvertretung zu berauben -, nicht hinnehmen. [] Wörtlich heißt es: "Die Arbeitnehmer werden es nicht zulassen, daß ein Grundelement der freiheitlichen demokratischen Ordnung, nämlich freie und unabhängige Gewerkschaften, beseitigt und die Arbeitnehmer schutzlos der Willkür der Arbeitgeber unterworfen werden. Kein freiheitlich und sozial gesonnener Demokrat kann gegenüber diesem Angriff auf ein Fundament der freiheitlichen und sozialen Demokratie gleichgültig bleiben." [] Für die Millionen Arbeitnehmer in diesem Lande wird noch einmal klargestellt, um was gekämpft wird: [] - Es geht um die Sicherung der gewerkschaftlichen Handlungsmöglichkeit; [] - Es geht um die Abwehr von Aussperrungspraktiken der Unternehmer; [] - Es geht um die Erhaltung der Tarifautonomie. [] Die Macht der Millionen wird die Arroganz der Millionäre brechen. Am kommenden Dienstag gibt es nur eine Devise. Kommt heraus zu den Solidaritätskundgebungen - auch wenn das während der Arbeitszeit ist. Die IG Metaller stehen nicht allein, mit ihnen streiten alle Gewerkschafter in diesem Lande. Beweist durch Eure Teilnahme praktische Solidarität. Gemeinsam sind wir stark. [] Fahrtmann vermittelt [] Die IG Metall und der Arbeitgeberverband Eisen- und Stahlindustrie haben sich am Mittwoch darauf verständigt, den Arbeits- und Sozialminister von NRW, Friedhelm Farthmann, als Vermittler im Tarifkonflikt zu benennen. Farthmann hat sich bereit erklärt, einen solchen Vermittlungsversuch zu unternehmen. [] IGM-Bezirksleiter Kurt Herb wies darauf hin, die IG Metall habe sich auf die Vermittlung eingelassen, weil sie jetzt in ernsthaftes Angebot der Arbeitgeber zur Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit erwarte. Eine Lösung ohne den Einstieg in die 35-Stunden-Woche sei "ganz und gar undenkbar". [] [Bildunterschrift: Die Kohlen stimmen, der Ofen bleibt warm] [] [Bildunterschrift: Schnellinformation durch Wandzeitungen] [] Ausländische Kollegen im Streik [] "Gemeinsam siegen wir" [] "Wir sind überzeugt, daß die Solidarität deutscher und ausländischer Gewerkschaftskollegen siegen wird." So schreibt der "Verein der Arbeiter aus der Türkei" in Essen an die Streikleitung. Und so ist es tatsächlich überall vor den bestreikten und ausgesperrten Betrieben. Unsere ausländischen Kollegen stehen überall mit an vorderster Front in diesem Arbeitskampf. [] Wann immer die "Streik-Nachrichten" notgedrungen nur kurze Informationen in ihren Heimatsprachen bringen können, organisieren die ausländischen Kollegen den zusätzlichen "Nachrichtendienst": durch Übersetzungen, Flugblätter, Wandzeitungen und unzählige Gespräche mit ihren Landsleuten. Folkloregruppen fahren die Streikposten und Streiklokale an, andere kommen mit Tee und Brötchen vorbei. Wo immer es noch Verständigungsschwierigkeiten oder Vorurteile gegeben haben mag, der gemeinsame Kampf für die gleichen Forderungen gegen den gemeinsamen Gegner läßt sie verschwinden. [] Diese im Kampf erfahrene menschliche und gewerkschaftliche Solidarität teilt sich über alle Sprachschwierigkeiten hinweg mit: Bei Mannesmann und Kammerich in Brackwede/Bielefeld sammelten die deutschen spontan für die Heimreise eines türkischen Kollegen, als sie erfuhren, daß er einen Angehörigen durch den Mordterror der faschistischen "Grauen Wölfe" verloren hat. [] [...Text in spanisch...] [...Text in griechisch...] [...Text in portugiesisch...] [...Text in jugoslawisch...] [...Text in türkisch...] [...Text in italienisch...] [] [Bildunterschrift: Über 6000 Kollegen von Mannesmann und viele Anwohner zogen gestern in einer machtvollen Demonstration durch den Duisburger Süden. Mit jedem Tag wachsen hier, wie in den anderen Zentren des Arbeitskampfes, Kampfbereitschaft und Kampfmoral. Duisburgs IGM-Bevollmächtigter Reinhard Bulitz warnte die Stahlbosse davor, "diese Leute aus hartem Schrot und Korn" zu unterschätzen, "die durch die Schwere ihrer Arbeit widerstandsfähig geworden sind". Bulitz: "Wenn ein Hundebesitzer seinen Hund aussperrt, dann läuft er Gefahr, sich wegen Tierquälerei vor Gericht verantworten zu müssen. Doch Menschen dürfen ausgesperrt werden. Und das soll Rechtens sein?" Eine Frage, auf die alle Kollegen der Brudergewerkschaften im DGB am kommenden Dienstag ihre klare Antwort geben werden.] [] Aufträge, Preise und Gewinne steigen [] Stahl im Aufschwung [] Die Anzeichen für eine Besserung der stahlwirtschaftlichen Situation haben sich in letzter Zeit verdichtet. Hier die jüngsten Daten: [] Im September wurden die höchsten Stahlexporte seit drei Jahren getätigt, 46 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Stahleinfuhren, von der Industrie gerne dramatisiert, blieben auf einem relativ niedrigen Niveau. [] Gegenüber der gleichen Vorjahreszeit hat die Ausfuhr von Walzstahl und Röhren in den ersten neun Monaten um 23 Prozent zugenommen, die Einfuhr nur um 6 Prozent. [] Im Inland ergaben Repräsentativumfragen beim Großhandel im Oktober, daß die Geschäftslage sich nirgendwo auffälliger verbessert hat als beim Stahlhandel. Die Händler sagten weitere Stahlpreiserhöhungen in den nächsten drei Monaten voraus. [] Gleichzeitig sind die Stahl-Weltmarktpreise drastisch gestiegen. Beides, die Mengen- wie die Preisentwicklung, ließ den Gesamtumsatz der Stahlindustrie im dritten Quartal spürbar steigen: Um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, stärker als die Personalkosten (die je Tonne gerechnet abgenommen haben). [] Weniger deutlich kommt der Umschwung in den ersten Jahresberichten der Konzerne zum Ausdruck. Das liegt nicht nur an der Tarifbewegung. In den Ergebnissen der Geschäftsjahre steckt auch das schwache erste Quartal, öfter auch noch das ausgesprochen schlechte vierte Quartal des vorigen Jahres. [] Thyssen deutet die Wende immerhin an. Durch den ungünstigen Start des Geschäftsjahres (das jeweils am 30. 9. abschließt), habe der "in zahlreichen Tätigkeitsbereichen einsetzende Aufwärtstrend" noch keinen "ausreichenden" Jahresertrag erbracht. Immerhin: Der Auftragseingang der Thyssen-Gruppe wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr um 7 Prozent. Ein positives Vorzeichen für das nächste Geschäftsjahr. [] Krupp hat in den ersten neun Monaten sogar 12 Prozent mehr Aufträge erhalten als ein Jahr zuvor. Zur Ertragslage heißt es, sie habe sich im 1. Halbjahr leicht verbessert, im 3. Quartal aber wieder verschlechtert "aufgrund geringerer Beschäftigung". In das dritte Quartal fällt freilich immer die Urlaubszeit. Wichtiger: Krupp rechnet mit einer weiteren Stabilisierung (sprich: Erhöhung) der Stahlpreise. [] Nichts mehr verschleiern läßt sich bei Mannesmann. In der Unternehmensgruppe sei der Ertrag 1978 "zufriedenstellend", obwohl noch ältere Aufträge mit schlechteren Ergebnissen abgewickelt wurden. Auch die Röhrenwerke hätten ein verbessertes Ergebnis erbracht. Kein Wunder, denn die Röhrenproduktion wuchs in den ersten neun Monaten um 26 Prozent - bei verringerter Belegschaft! [] Und hier eine erste Prognose des angesehenen Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung: Für 1979 ist mit einer weiteren Erholung der Stahlkonjunktur zu rechnen. Die Stahlproduktion der Bundesrepublik wird um 4 Prozent steigen, jedoch immer noch erheblich hinter den vorhandenen Kapazitäten zurückbleiben. [] So erklärt es sich eben auch, daß die Belegschaften trotz besserer Absatz- und Ertragslage weiter ausgedünnt werden. Mit einem Trick suchten die Arbeitgeber zu verschleiern, daß monatlich im Schnitt 1000 Arbeitnehmer der Stahlindustrie ihre Arbeitsplätze verlieren: Sie stellten die im Sommer üblichen Einstellungen von Schulabgängern und Aushilfskräften als laufende Tendenz dar. [] Tatsache: Im September waren in der bundesdeutschen Stahlindustrie 12 600 Arbeitnehmer weniger beschäftigt als zur gleichen Vorjahreszeit. Ein Minus von über 1000 pro Monat. Grund genug, mit Verkürzung der Arbeitszeit energisch gegenzusteuern. [] Streiflichter vom Arbeitskampf in der Eisen- und Stahlindustrie [] Arbeitgeber ohne Nachwuchs [] Bekenntnisse eines Aussperrungs-Führers: "Besonders belastend ist für mich die Tatsache, daß Streik und Aussperrung auch Mitarbeiter treffen, die ich selbst gut kenne, mit denen ich lange Jahre in einem Werk in verschiedenen Positionen zusammengearbeitet habe.'' Da rührt sich doch wohl beim Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes Eisen- und Stahlindustrie Franz-Josef Weisweiler noch ein Fünkchen Moral. Trotz alledem: Ausgesperrt wird weiter, auch wenn es an die Nieren gehen sollte. Originalton Weisweiler: "Man lebt in dieser Zeit ganz verkehrt, leidet unter ständigem Schlafmangel und ißt zuviel." [] Der Weihnachtsgans sei es gedankt. [] Dezember-Horoskop für den Mannesmann-Cheftechniker im Dezember: Vorsicht vor dem Familienleben. Weisweiler im Gespräch mit dem "Handelsblatt" über die Reaktion von Tochter und Sohn: "Die werden nicht Arbeitgeber." Kein Wunder, bei diesem Geschäft! [] "Wir haben jetzt hier Ruhe! Eure Berichte in den "Streik-Nachrichten" haben bei unseren Oberen wohl Wunder gewirkt. Einige sahen ihren Namen anscheinend gar nicht so gerne in den ‚Streik-Nachrichten' abgedruckt", berichtet ein Kollege aus dem Streiklokal der Krupp-Stahlwerke Südwestfalen in Niederschelden. [] Die treuesten Diener der Stahlbosse haben es schon schwer in diesen Tagen. Bei den Mannesmann-Röhrenwerken und Kammerich Stahlform in Brackwede/Bielefeld werden rund um die Uhr "Protokollanten" an die Tore gestellt, die jeden Schritt der Streikposten beobachten sollen. Die Kollegen hatten Mitleid mit den armen Unternehmer-Würstchen und besorgten ihm eine Schlafcouch. [] Jeder zweite Bundesbürger lehnt es ab, dass "immer mehr Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzt" werden. Das erfuhren die Meinungsforscher von Allensbach bei einer Umfrageaktion. Nur jeder dritte Bürger bejahte die Notwendigkeit zur Rationalisierung. Auch in dieser Umfrage spiegelt sich die Angst um den Verlust der Arbeitsplätze deutlich wider. []"Wir Arbeiter der Rheinpreussen-Siedlung, zur Zeit in Frankfurt im Hungerstreik gegen die Spekulation der BHF-Bank mit unserer Arbeitersiedlung, solidarisieren uns mit den streikenden und ausgesperrten Kollegen der Stahlindustrie. [] Wir wünschen uns gegenseitig Riesenkräfte zum Durchhalten und allerseits Erfolg." [] Unterzeichnet von der Bürgerinitiative Rheinpreussen-Siedlung Duisburg-Homberg. [] Der Wirt vom "Wehringhauser-Hof" in Hagen verlangte von der IG Metall für die Nutzung seines "Hofes" als Streiklokal pro Tag 75 DM. Das Haus gehört im übrigen einer gemeinnützigen Baugenossenschaft. Was ist hier gemein und was gemeinnützig? [] Eine Beschwerde von ausgesperrten Kollegen kam jetzt aus Hagen. Als Aussperrungsposten" verlangen sie haltbare Plakate und Transparente. Denn: "Die müssen noch einige Wochen halten." [] Die "Alte Mühle" in Dortmund ist die Stammkneipe eines bei Hoesch-Phoenix ausgesperrten Kollegen. Als dieser dort beiläufig sagte, daß er am anderen Morgen wieder als Posten vor dem Werkstor stehe, fragte ihn der Wirt: "Ist es dort nicht kalt?" Nachdem er das deutliche "Ja" vernommen hatte, meinte er schmunzelnd: "Dann nehm mal von mir ne Flasche Schnaps für Dich und Deine Kollegen mit!" [] [Bildunterschrift: überfüllt war die Versammlungshalle am Tor 1 der Westfalenhütte in Dortmund. Der Nikolaus kam zu rund 500 Kindern der ausgesperrten Hoesch-Arbeitnehmer. Diesen Nikolaustag hatten sich viele vor einigen Wochen noch anders vorgestellt. Mit der Aussperrungsgabe der Stahlbarone hatten sie nicht gerechnet. Ein Geschenk von ganz besonderer Art an die Kinder der lieben Mitarbeiter.] [] Herausgeber: IG-Metall-Bezirke Essen, Hagen, Köln, Münster [] Verantwortlich für den Inhalt: Kurt Herb, Werner Schmidt, Karlheinz Bräuer, Bernhard Kolks [] Druck: Union-Druckerei, Theodor-Heuss-Allee 90-98, 6000 Frankfurt/Main
Published:07.12.1978