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IMA [] 3-MINUTEN-INFORMATION [] Warum demonstrieren die Bauern? [] Die Bauern demonstrieren nicht gegen Sie. [] Sie demonstrieren, um die Bundesregierung zu veranlassen, die Forderung nach besseren EWG-Agrarpreisen in Brüssel mit aller Härte durchzusetzen. Sie demonstrieren, um die Bundesregierung dabei zu unterstützen. [] Das ist das Problem: [] Sinkenden Agrarerzeugerpreisen stehen ständig steigende Produktionskosten gegenüber. Geringere Einnahmen der Bauern, aber höhere Ausgaben für landwirtschaftliche Betriebsmittel! Die Rentabilitätsgrenze vieler Höfe ist bereits unterschritten. Das trifft besonders die leistungsfähigsten Vollerwerbsbetriebe. [] Im Dezember 70 lagen die Agrarpreise unter dem Preisdurchschnitt der Jahre 1961/63. Gegenüber dem Vorjahr mußten die Landwirte einen Preisrückgang um 10,3% hinnehmen. Gleichzeitig sind die Kosten für Betriebsmittel um 4,7% gestiegen. Und das Ergebnis? Das Einkommen der Landwirte ist in einem Jahr um 10-15% gesunken. Trotz weiterer Abwanderung. Trotz zusätzlicher Produktivitätssteigerung. Also nimmt das Agrareinkommen in Wahrheit ab. Alle Realeinkommen steigen, nur das der Bauern sinkt. Da hilft auch der Aufwertungsausgleich nichts. [] Deshalb verlangt der Deutsche Bauernverband eine differenzierte Erhöhung der Agrarpreise im Wirtschaftsjahr 1971/1972 um durchschnittlich 10%. [] Und dieser Fünfer für die Landwirtschaft [] Was bedeutet die Erhöhung der Agrarpreise um 10% für den Verbraucher? [] Die Bundesregierung strebte in ihren Beschlüssen vom 22.10.1970 an, für 1971 die zu erwartenden Preissteigerungen im durchschnittlichen Rahmen von + 3% zu halten. Die vom Deutschen Bauernverband geforderte Erhöhung steht diesem Preisziel nicht entgegen. [] Beweis: [] Für die bisherige Steigerung der Nahrungsmittelpreise ist die Landwirtschaft wohl kaum verantwortlich, denn die Erzeugerpreise lagen in den letzten Monaten sogar tiefer als Anfang der 60er Jahre. Aber davon bekommt der Verbraucher nichts zu spüren. Leider. Von jedem Zehnmarkschein, den der Verbraucher für die Lebenshaltung ausgibt, erhält der Landwirt ca. 1,25 DM. Er möchte ab 1. Juli 10% mehr haben, das wären 13 Pfennig. Die 10prozentige Preiserhöhung kann aber nur die Agrarerzeugnisse betreffen, deren Preise in Brüssel festgesetzt werden. Also nur etwa ein Drittel aller Agrarpreise. Das heißt, daß den Lebenshaltungskosten nicht 13 Pfennig zuzurechnen sind, sondern nur etwa 5. Nur einen Fünfer bei jedem Zehnmarkschein. [] Das - und nicht mehr! - kostet den Verbraucher die Forderung der Bauern. [] Die Landwirtschaft hat genügend Vorleistungen erbracht, um ein Recht auf angemessene Beteiligung am ständig wachsenden allgemeinen Wohlstand zu haben. [] Allein der jahrelangen Disziplin der Bauern ist es zu danken, daß die Lebensmittelpreise in wesentlich geringerem Maße gestiegen sind als alle anderen Preise. Wie zum Beispiel die Autopreise. Oder die Baupreise, die Post- und Bahntarife, die Kfz.-Versicherungen, die Druck- und Möbelpreise. Und, und, und ... Die Preise für Dienstleistungen sind in den letzten 10 Jahren sogar um 80% gestiegen. [] Das Maßhalten der Bauern ist nicht die einzige Leistung, die der gesamten Volkswirtschaft zugute kommt: [] Produktivitätssteigerung um 305%, die mit Abstand an der Spitze liegt. In den letzten 20 Jahren 3,5 Millionen Arbeitskräfte für andere Wirtschaftszweige freigesetzt. Über 600000 landwirtschaftliche Betriebe wurden aufgegeben, mit ihrer Betriebsfläche haben sich die anderen Betriebe vergrößert. Ganz abgesehen von der großen Bedeutung der Landwirtschaft für die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft. [] All das war oft mit Härten und persönlichen Opfern verbunden und behält nur dann seinen Sinn, wenn die deutsche Landwirtschaft weiter existieren kann. Und darum geht es hier und heute. [] Der Preisindex der privaten Lebenshaltung steigt und steigt. Die Erzeugerpreise für Industriegüter klettern beständig nach oben. Nur die Agrarpreise fallen ins Bodenlose. [] Die Preis-Kosten-Schlinge würgt die Bauern ab, wenn nicht bald etwas geschieht. [] Und was kommt dann? Die Verbraucher würden es bald sehr empfindlich am eigenen Geldbeutel spüren, wenn das Nahrungsmittelangebot aus unserem Land nachläßt. Es wäre Leichtsinn, sich auf den Weltmarkt zu verlassen, denn dessen Agrarrohstoffe sind erheblich teurer geworden. [] Die Bauern fordern mit Recht, daß sich die Bundesregierung in Brüssel mit allem Nachdruck für eine differenzierte Preiserhöhung von 10% einsetzt. Die Bauern fordern es, und die Vernunft fordert es auch. [] Ihr Brot: [] 90% teurer [] 1951/1970 [] Unser Getreide: 10% billiger [] IMA - 3 Hannover - Alexanderstraße 3
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