Keine politischen Phrasen mehr!
Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Flugblatt ist entnommen aus: DGB-Archiv im AdsD, Deutscher Gewerkschaftsbund, Bundesvorstand, Sekretariat Albin Karl, Signatur: 5/ DGD A 2. Keine politischen Phrasen mehr! [] Kollegen des Industrieverbundes Bergbau! [] Die Zeit, in der Gewerk...
Main Author: | |
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Institution: | Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) |
Format: | IMAGE |
Language: | German |
Published: |
20.11.1952
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Subjects: | |
Online Access: | http://hdl.handle.net/11088/E1A18069-77C5-4E4D-A287-8D1B92B396E3 |
_version_ | 1771405055833931776 |
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author | Industrieverband Bergbau der Einheitsgewerkschaft, Verbandsleitung |
author_facet | Industrieverband Bergbau der Einheitsgewerkschaft, Verbandsleitung |
collection | AdsD leaflets |
dateSpan | 20.11.1952 |
description | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Flugblatt ist entnommen aus: DGB-Archiv im AdsD, Deutscher Gewerkschaftsbund, Bundesvorstand, Sekretariat Albin Karl, Signatur: 5/ DGD A 2.
Keine politischen Phrasen mehr! [] Kollegen des Industrieverbundes Bergbau! [] Die Zeit, in der Gewerkschaftsfunktionäre, statt gewerkschaftliche Arbeit zu leisten, politische Phrasen gedroschen haben, muß endlich und für immer vorbei sein. Die Gewerkschaft ist ihrem Wesen nach eine Vertreterin der wirtschaftlichen und sozialpolitischen Interessen der Arbeitnehmer und ihre Funktionäre dürfen sich nicht um hochpolitische Fragen kümmern, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, alle diejenigen Arbeiter aus den Reihen der Gewerkschaft hinauszutreiben, die politisch nicht mit ihnen gleicher Meinung sind. [] Was hat Paul Kutsch getan? [] Paul Kutsch aber hat, seit er Vorsitzender unseres Verbandes geworden ist, sich nicht mehr um die gewerkschaftliche Arbeit gekümmert, sondern sich ausschließlich mit hoher und höchster Politik beschäftigt. Wenn er als Redner aufgetreten ist, dann stand im Vordergrund seiner Ausführungen nicht der gewerkschaftliche Kampf der Bergarbeiter an der Saar, sondern die politische Phrase. Das ist nicht etwa eine Behauptung von uns. Nein! Kutsch hat dies verschiedentlich in Vorstandssitzungen selbst zugegeben und erklärt, seit er Vorsitzender geworden sei, sei es ihm nicht mehr möglich gewesen, sich um die gewerkschaftliche Arbeit zu kümmern. [] Wir aber wollen gewerkschaftliche Arbeit! [] Wir bezahlen unsere Beiträge nicht, um einzelnen Leuten den politischen Gaul aufzuzäumen, sondern damit unsere wirtschaftlichen Interessen vertreten werden, wie wir sie als einzelne nicht mit dem Nachdruck zu vertreten die Möglichkeit haben, wie es in der modernen Wirtschaft zur zwingenden Notwendigkeit geworden ist. Wer aus eigennützigen Gründen Politik in unsere Reihen hineinträgt, der spaltet die Gewerkschaft und schwächt ihre Stoßkraft. [] Was ist mit den fünf Prozent? [] Was hat unser Verband seit der Uebernahme des Vorsitzes durch Paul Kutsch an gewerkschaftlichen Erfolgen zu verzeichnen? Wir alle wissen, daß nichts, aber auch gar nichts erreicht wurde. Und das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, daß man sich in den Vorstandssitzungen mit politischen, statt mit gewerkschaftlichen Fragen beschäftigt hat. Betrachtet Euch einmal die Resolutionen, die gefaßt wurden, sie haben fast ausschließlich politischen, aber nicht gewerkschaftlichen Inhalt. Immer noch warten wir auf die uns vom Landesschlichter zugestandene 5prozentige Lohnerhöhung. Wir sind überzeugt, daß wir sie schon längst haben könnten, wenn sich Kutsch so darum gekümmert hätte, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Aber Kutsch hat ja nicht einmal bemerkt, daß Hoffmann im Sommer sein im Landtag gegebenes Versprechen nicht gehalten hat, die Lohnfrage in drei Wochen zur Zufriedenheit der Bergarbeiter zu regeln. Er mußte zuerst durch Kreise außerhalb des Verbandes und dann von, den einzelnen Ortsgruppen daran erinnert werden, daß die verdiente Lohnerhöhung immer noch aussteht, bis er sich selbst zu einer Stellungnahme bequemte. Wenn man das sieht und weiß, welchen politischen Kurs Kutsch seit einiger Zeit steuert, dann wird man den Verdacht nicht los, daß er die Frage der Lohnerhöhung mit Absicht nicht nachdrücklich zu lösen versucht hat, denn eine ungelöste Lohnfrage unter den gegebenen Umständen mußte ihm ja Wasser auf seine politischen Mühlen sein. [] Wir wollen unabhängig sein [] Kollegen, es ist notwendig, daß wir wieder eine strikte parteipolitische Neutralität in unseren Reihen herstellen. Wir müssen unabhängig sein, aber nicht nur unabhängig von den politischen Parteien des Saarlandes, sondern auch von Bonn sowohl wie von Paris und der Saarregierung. Nur wenn wir das sind, dann haben alle Kollegen des Bergbaues in unseren Reihen ihren Platz, und dann werden wir zu einer schlagkräftigen Arbeiterarmee, die ihre Lohnforderungen auch durchzusetzen weiß. Wenn wir uns dazu nicht durchringen können, dann zerfällt die Bewegung und dann nimmt uns, wie dies seit Kutschs Uebernahme des Verbandes der Fall gewesen ist, kein Arbeitgeber und erst recht nicht die Regie des Mines ernst. [] Kollegen des Industrieverbandes Bergbau! [] Wir wollen: [] Die sofortige Gewährung der uns durch den Landesschlichter zugestandenen fünfprozentigen Lohnerhöhung! [] Die Verwaltung der Saargruben in die Hände von Saarländern! [] Die Einführung des Tarifvertragsrechtes für den Saar-Bergbau und die Ablösung des Bergbaustatuts durch einen besseren Tarifvertrag! [] Die Gewährung der vollen Mitbestimmung in wirtschaftlichen, betrieblichen und sozialen Fragen des Régie de Mines! [] Die Einführung einer Krankenversorgung für die Bergarbeiter gleich der der Arbeiter des Oeffentlichen Dienstes (Weiterbezahlung des Lohnes in Krankheitsfällen bis zu sechs Monaten)! [] Die Einheit des Verbandes erhalten mit allen uns zu Gebot stehenden Mitteln! [] Wir wollen eine Völkerverständigung, weil sie allein uns Arbeitern ein Leben in Friede und Freiheit sichern kann! [] Industrieverband Bergbau der Einheitsgewerkschaft [] Saarbrücken 3, Brauerstraße 6-8 [] Glöbel, Dreher, Körner O., Herrmann Hch., Zumpf K. |
era | Forderung des Industrieverbandes Bergbau nach 5 % mehr Lohn Kontroverse um Paul Kutsch Spaltung des Industrieverbandes Bergbau im Saarland anläßlich der Vorkommnisse am 20.11.1952 |
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genre | visualUnit |
geographic | Saarbrücken Saargebiet Saarland |
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institution | Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) |
language | German |
publishDate | 20.11.1952 |
spellingShingle | Keine politischen Phrasen mehr! Industrieverband Bergbau der Einheitsgewerkschaft, Verbandsleitung [Glöbel, Sebastian, Kutsch, Paul, Körner, Otto, Zumpf, Karl, Herrmann, Heinrich, Hoffmann, Johannes, Industrie-Verband Bergbau der Einheitsgewerkschaft, Verbandsleitung, Régie des Mines, Bergbau, Gewerkschaften, Lohn und Gehalt, Mitbestimmung] |
thumbnail | http://hdl.handle.net/11088/137BABC6-727C-4AC3-A7E0-8D52EDF61ABA |
title | Keine politischen Phrasen mehr! |
topic | [Glöbel, Sebastian, Kutsch, Paul, Körner, Otto, Zumpf, Karl, Herrmann, Heinrich, Hoffmann, Johannes, Industrie-Verband Bergbau der Einheitsgewerkschaft, Verbandsleitung, Régie des Mines, Bergbau, Gewerkschaften, Lohn und Gehalt, Mitbestimmung] |
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