An alle älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Zum Rentner-Brief vgl. Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand: SPD Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 1970 - 1972, Bonn 1973, S. 280.<NZ>Literarische Form des Flugblatts: Brief (Rundschr...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Brandt, Willy
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 19.11.1972
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/CE114080-CE8C-4D97-A883-F9467D09057B
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author Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Brandt, Willy
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Brandt, Willy
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dateSpan 19.11.1972
description Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Zum Rentner-Brief vgl. Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand: SPD Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 1970 - 1972, Bonn 1973, S. 280.<NZ>Literarische Form des Flugblatts: Brief (Rundschreiben) Willy Brandt [] BUNDESKANZLER [] VORSITZENDER DER SOZIALDEMOKRATISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS [] 5300 BONN, im Oktober 1972 [] ERICH-OLLENHAUER-HAUS [] An alle älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger [] Liebe Mitbürgerin, lieber Mitbürger, [] Sie haben in Ihrem Leben viel und hart arbeiten müssen. Die Politik hat es Ihnen dabei nicht leichtgemacht. Zwei Kriege mit ihrem Gefolge von Tod, Zerstörung, Not und Verlust des Erarbeiteten und Ersparten haben Ihr Leben geprägt. Mühsam mußten Sie wiederaufbauen, was eine vermessene Politik zerstört hat. [] Ihre Lebenserfahrung hat Sie gelehrt, vorsichtig zu sein. Sie hat Ihnen waches Gespür für die Glaubwürdigkeit von Personen und Programmen in der Politik gegeben. Worte zählen bei Ihnen weniger als Leistungen. [] So möchte ich heute als Bundeskanzler Rechenschaft ablegen, was meine Regierung und die sie tragenden Parteien, SPD und FDP, für Sie, für unsere älteren Mitbürger, getan haben. [] Um es in einem Satz zusammenzufassen: Wir haben mehr tun können, als wir in der Regierungserklärung 1969 versprochen haben. [] Sie haben es selbst gespürt: [] - Ein Beitrag zu Ihrer Krankenversicherung wird seit dem 1. Januar 1970 nicht mehr erhoben. [] - Was Sie in den beiden Jahren 1968 und 1969 an Beiträgen leisten mußten, wurde Ihnen im Frühjahr zurückgezahlt. [] - Rückwirkend ab 1. Juli erhalten Sie die nächste Rentenanpassung von 9,5 v.H. [] Wenn wir unter dem Strich zusammenzählen, so ergibt sich folgendes: [] Alle drei Maßnahmen zusammengenommen haben mit den laufenden Rentenanpassungen, die für uns eine Selbstverständlichkeit sind, bewirkt, daß aus 100 DM Ihrer Rente 1969 heute 133,30 DM geworden sind. Wer von uns hätte je geglaubt, daß dies möglich sein könnte? [] Selbstverständlich weiß ich, was die Preissteigerungen für Sie bedeuten. Wie die Dinge in der Welt liegen, werden wir leider nur allmählich mehr Preisstabilität gewinnen können. [] Besonders zufrieden bin ich darüber, daß wir etwas verwirklichen konnten, was meine Partei seit 1965 gefordert hat: Rente nach Mindesteinkommen. Niedrige Löhne in der Vergangenheit sollen nicht mehr zu niedrigen Renten in der Zukunft führen. Ich bedaure allerdings sehr, daß die CDU/CSU-Opposition in letzter Minute ein Verfahren beschlossen hat, bei dem es Jahre dauern kann, bis die neue Leistung den Rentnern zugute kommt. [] Die CDU/CSU-Opposition hat in den letzten Bundestagssitzungen die Regierung zu übertrumpfen gesucht. Sie hat dabei Beschlüsse gefaßt, durch die die finanzielle Stabilität der Rentenversicherung, an der mir viel liegt, erheblich belastet werden kann. Ich sehe das mit Sorge, aber auch mit Verwunderung, wenn ich mir die Stabilitätsforderungen der Opposition tagein, tagaus anhören muß. [] Im Interesse der Rentner werden wir uns weiterhin für die Erhaltung der Arbeitsplätze einsetzen. Nur so können wir die Renten auch in Zukunft sichern. [] Schon heute steht jedoch fest, daß in den nächsten Jahren hohe Rentensteigerungen vorgenommen werden können: Am 1. Juli 1973 wird Ihre Rente um 11,35 v.H. und am 1. Juli 1974 um 10,5 v.H. steigen. Dies alles ergibt sich aus der günstigen wirtschaftlichen Lage der letzten Jahre. [] Um die Zukunft zu sichern, brauchen wir aber mehr. Wir brauchen Frieden, Frieden im Äußeren und Innern. [] Keine Gruppe in unserem Volk hat so deutlich wie Sie - die Älteren - erfahren, daß der Frieden die wichtigste Voraussetzung für eine gesicherte Zukunft ist. Deshalb hat meine Regierung besondere Anstrengungen unternommen, den Frieden für unser Volk zu erhalten und zu festigen. [] Aber auch innerhalb unseres Volkes ist es gelungen, den Frieden zu bewahren und denjenigen, die meinten, ihre Vorstellungen mit Gewalt durchsetzen zu müssen, energisch entgegenzutreten. [] Sie wissen aufgrund Ihrer Erfahrung, daß es nie klug war, den Versuch zu unternehmen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Deshalb ist es wichtig, daß wir auf dem Weg des sozialen Fortschritts weiter vorankommen. [] Mit freundlichen Grüßen [] Willy Brandt
era SPD-Wahlkampfwerbung in Form eines Rentner-Briefes anläßlich der Bundestagswahl am 19.11.1972.
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genre visualUnit
geographic Bonn
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institution Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
language German
publishDate 19.11.1972
spellingShingle An alle älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Brandt, Willy
[Brandt, Willy, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU), Freie Demokratische Partei (FDP), Bundestagswahl, Rentenversicherung, Rentner]
thumbnail http://hdl.handle.net/11088/824343D0-6EB8-4417-8B06-A1EF4CF75D75
title An alle älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger
topic [Brandt, Willy, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU), Freie Demokratische Partei (FDP), Bundestagswahl, Rentenversicherung, Rentner]
url http://hdl.handle.net/11088/CE114080-CE8C-4D97-A883-F9467D09057B