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Warum ist die SPD in der Ostzone verboten? [] [] Als die Rote Armee nach dem Zusammenbruch des Hitlerreiches die Ostgebiete besetzte, wurde die Kommunistische Partei als alleinige Interessenvertretung des deutschen Volkes zugelassen. Kurz danach erfolgte in Berlin die Zulassung der SPD, in der Ostzone selbst aber wesentlich später. [] Die frühere Zulassung der KP, der großzügige Ausbau ihrer Presse und andere wesentliche Hilfen hatten die Kommunisten ganz offensichtlich begünstigt. [] Dagegen sahen sich die Sozialdemokraten überall vor kaum zu überwindende Schwierigkeiten gestellt. Die sozialdemokratischen Zeitungen konnten, abgesehen von Berlin, vorerst überhaupt nicht erscheinen. Als, sie erscheinen durften, fehlte es an Druckereien und Papier. Die Presse der Sozialdemokraten erschien deshalb, gemessen an den kommunistischen Blättern, in sehr geringer Auflage. [] Weil dies alles so war, glaubten die Kommunisten, den Sieg schon in der Tasche zu haben. Sie glaubten, daß die SPD nur noch ein mehr oder minder dekoratives Anhängsel der KP sein werde. [] Aber das Herz der Ostzonen-Bevölkerung schlug für die SPD! Der Kampfruf der Sozialdemokratie: "Demokratie und Sozialismus!" wurde zum alarmierenden Befreiungsruf der Bevölkerung der Ostzone. Wenige Monate kommunistischer Verwaltungspraxis im Staat und in den Gemeinden, wenige Monate persönlichen Verhaltens führender Kommunisten hatten der Bevölkerung, vor allem aber den Anhängern der Kommunisten selber, gezeigt, was sie erwartete, wenn die kommunistischen Parteiführer allein und immer regieren würden. [] Die Versammlungen der SPD waren überfüllt! Es gab Volksaufläufe auf den Straßen, als die ersten Ausgaben der sozialdemokratischen Zeitungen erschienen. Der Zustrom von Mitgliedern zur SPD war so groß, daß er gedrosselt werden mußte! Dagegen zeigten die Versammlungen der Kommunisten gähnende Leere. Ihre Zeitungen waren nur noch als Einwickelpapier beliebt. Die Mitgliederzahlen der KP, die ohnehin nur niedrig waren - trotz der vielen Vergünstigungen, die gewisse kommunistische Parteimitglieder hatten! -, wurden rückläufig! Um dies zu verheimlichen, wurden erheblich mehr Mitglieder in den Parteilisten ausgewiesen, als tatsächlich vorhanden waren. [] Das politische Spiel der Kommunisten war verloren! Sie sahen jetzt ein, daß die Rote Armee, die durch ihre Panzer und Bataillone dem Hitlerreich mit den Todesstoß gegeben hatte, niemals Wegbereiterin des Kommunismus im Sinne der deutschen Kommunisten sein konnte. Der Bevölkerung gegenüber waren die Kommunisten aber auch in schwerster Weise damit belastet, daß sie bei allen brennenden Tagesfragen eine Stellung einnahmen, die zwar immer der Ansicht der Sowjetunion entsprach aber nur selten den deutschen Interessen. Dazu waren die für wichtige Funktionen in den Ländern und Gemeinden herausgestellten Kommunisten meistens keine Empfehlung für die Zwecke und Ziele der KP. [] Da änderten die Kommunisten ihre Taktik! Sie redeten und schrieben jetzt viel von "wahrer Demokratie", die am sinnfälligsten in der Einheit der beiden Arbeiterparteien zum Ausdruck käme. Es waren dieselben Kommunisten, die in den Städten und Dörfern mit Methoden regiert hatten, die in jedem und allem an die Nazizeit erinnerten. [] Nachdem das Umwerben sozialdemokratischer Politiker und Schriftsteller zur Mitarbeit in der KP und ihren Zeitungen keine nennenswerten Erfolge hatte, wurde zu anderen, und zwar handfesteren Mitteln gegriffen. Nach monatelangen Wehen, nach einem Propagandarummel sondergleichen erfolgte: Die Zwangsgeburt der SEP! Und die Politik der Kommunisten ging konsequent weiter: [] [] Die SEP wurde die Staatspartei der Ostzone! [] Die SEP anerkannte die jetzige deutsche Ostgrenze! [] Die SEP anerkannte die von Sowjetrußland geforderten Reparationen! [] Die SEP billigte die durchgeführten Demontagen lebenswichtiger Betriebe! [] Die SEP billigte die Arbeiterverschickungen nach Rußland! [] [] Gäbe es nun eine Sozialdemokratische Partei in der Ostzone, dann würde sich bei einer Wahl das Beispiel von Berlin wiederholen: Die SPD ginge als stärkste Partei aus diesem Kampfe hervor, weil sie allein die Interessen der deutschen Bevölkerung - auch den Besatzungsmächten gegenüber! - am wirksamsten vertritt. [] Das aber darf nicht sein, denn das bedeutete den völligen Bankerott [!][Bankrott] der Kommunisten! [] [] Darum ist die SPD in der Ostzone verboten!
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