Summary: | Dokumentation zum Thema Urabstimmung (01.03.1946) und Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED in Ost-Deutschland Originaltonaufzeichnung einer Funktionärsversammlung der Berliner SPD im Admiralspalast am 01.03.1946. <NZ>Urabstimmung 1946 Berlins Sozialdemokraten im Kampf um ihre Eigenständigkeit Am 01.03.1946 kamen im Berliner Admiralspalast - im damaligen Sowjetsektor der Stadt- mehr als 2.500 Mitglieder der SPD zusammen, um darüber zu beraten, ob sie sich mit den Kommunisten zu einer Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands verschmelzen oder ob sie ihre Eigenständigkeit bewahren sollten. Nach fast fünfstündiger leidenschaftlicher Debatte beschlossen die im Admiralspalast versammelten SPD-Funktionäre mit großer Mehrheit, über diese für die Zukunft der deutschen Demokratie höchst bedeutsame Frage alle Mitglieder ihrer Partei in der Viersektoren-Stadt entscheiden zu lassen - in einer Urabstimmung am 30.03.1946. Doch die Sowjets verhinderten das freie Votum in ihrem Sektor - wie überall in den fünf Ländern ihrer Besatzungszone. Lediglich in den drei Westsektoren konnten die Sozialdemokraten ihren politischen Willen in geheimer Abstimmung bekunden. Vier Fünftel der an der Urabstimmung teilnehmenden West-Berliner SPD-Mitglieder votierten gegen die Verschmelzung mit der KPD. Die Gründung der SED in den Ostertagen des Jahres 1946 war eine folgenschwere Weichenstellung: Fortan gab es im sowjetischen Besatzungsgebiet außerhalb Berlins keine eigenständige Sozialdemokratie mehr, und binnen zweier Jahre sollte sich erweisen, daß der führende Kopf der SPD in den Westzonen, Kurt Schumacher, mit seiner Warnung Recht hatte, die SED werde nichts anderes sein als die KPD unter einem neuen Namen. Ohne Erfolg verhallten bis zum Oktober 1989 alle Forderungen, den Sozialdemokraten im östlichen Deutschland erneut ein eigenes politisches Handlungsfeld zuzubilligen. Der von der Sowjetischen Militäradministration kontrollierte Berliner Rundfunk ließ die dramatische Debatte am Vormittag des 01.03.1946 auf Schallplatten mitschneiden. Aber weil die Versammlung einen anderen Verlauf nahm, als es sich die Sowjets und ihre deutschen Gefolgsleute gewünscht hatten, wurde diese Tonaufnahme nicht verwendet, sondern in das Archiv verbannt. Das Staatliche Rundfunkkomitee der DDR hielt die 240 Minuten Tonmaterial vom 01.03.1946 unter strengem Verschluß, solange die Sozialistische Einheitspartei diesen Staat und seine Medien beherrschte. So waren Ausschnitte aus der Funktionärskonferenz im Admiralspalast, dem späteren Metropol-Theater neben dem Bahnhof Friedrichstraße, erstmals 1991 während einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung im Berliner Reichstagsgebäude zu vernehmen. Im April des folgenden Jahres strahlte der Sender RIAS Berlin eine Dokumentation von Manfred Rexin aus: "Freiheit oder Einheit? Der Streit um die Gründung der SED im Frühjahr 1946". <NZ>Wir danken dem Deutschland-Radio als Rechtsnachfolger von RIAS Berlin für die Genehmigung, diese Tondokumentation in gekürzter Fassung für die historisch politische Bildung verwenden zu dürfen. Als Zeitzeugen wirkten daran die Schriftstellerin und Journalistin Inge Deutschkron und die ehemalige Bundestagsabgeordnete Edith Krappe mit.;
|