Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Flugblatt ist entnommen aus: DGB-Archiv im AdsD, Deutscher Gewerkschaftsbund, Bundesvorstand, Sekretariat Albin Karl, Signatur: 5/ DGD A 2.<NZ>Lochung am linken Seitenrand
Industrieverband Bergbau - Einheitsgewerkschaft [] An die Miglieder und Funktionäre des I.V. Bergbau! [] Die Glöbel und Konsorten, [] die Schädlinge der Gewerkschaftsbewegung an der Saar, die unter dem Schutz der Staatsmacht das Gewerkschaftshaus besetzt haben, wenden sich in einem Flugblatt an die Belegschaft der Saargruben. Ohne von der einen Druckerei zur anderen gejagt zu werden wie in unserem Fall, konnten Sie ihr schändliches Flugblatt herstellen lassen. Auch die Verteilung geht bei ihnen unter vielseitigem Schutz reibungsloser als bei uns vonstatten. [] Kameraden! Allein diese geschilderten Vorgänge, geben zu denken. Wo in der Arbeitergeschichte hat eine Gewerkschaft die Unterstützung der Polizei gehabt? Dieselben Leute, die ihre rechtswidrige Position nur halten können unter dem Schutz der Polizei, wollen nach Ihrem Flugblatt ausgerechnet unabhängig sein. Unabhängig ist der legale I.V. Bergbau, im Gegensatz zu den Gewerkschafts-Separatisten Glöbel, Dreher, Hermann, Zumpf u. O. Körner. [] Unabhängig von Bonn! Der legale I.V. Bergbau unter dem Vorsitz von Kutsch, hat seinen Standpunkt gegenüber Bonn wie folgt festgelegt: [] Wenn es um die Interessen der Belegschaft der Saargruben geht, würden wir auch vor der Bonner Regierung nicht halt machen. Wir lehnen einen Handel zwischen Saargruben und politischen Zugeständnissen ab. Mit gleichem Elan, gleicher Schärfe, wie wir gegen die Saarregierung angegangen sind, würden wir die Bonner Regierung angreifen. [] Unabhängig von Paris! Die Entscheidung über Lohnfragen liegt in Paris, trotz gepriesener Saarautonomie. Paris hat im Februar dieses Jahres eine Lohnerhöhung abgelehnt. Kutsch sagte dem Industrieminister Louvel unverblümt, daß dann zwangsläufig die Lohnfrage zu einer politischen Frage werden muß. Kutsch sagte bei einer anderen Gelegenheit aus: [] Es wird niemand bestreiten können, daß z. B. die Lohnfrage eine gewerkschaftliche Forderung ist. Wir haben neue Lohnforderungen gestellt. Damit kommen wir aber mit den Konventionen in Konflikt, die bestimmen, daß die Löhne an der Saar nicht höher sein dürfen als in Frankreich. Dabei sind die Lebenshaltungskosten an der Saar höher als in Frankreich. Wir hinken also ständig hinter der sozialen Entwicklung in Frankreich her. [] Unabhängig von der Saarregierung! Dazu bedarf es wohl keines besonderen Beweises, denn in der Welt dürfte es sich herumgesprochen haben, daß der legale I.V. Bergbau schon oft mit der Saarregierung im Interesse der Belegschaft im schärfsten Kampf stand. Kutsch gab dazu die Antwort: [] Es wird niemand bestreiten können, daß die Frage der Anwendbarkeit des Tarifvertragsrechtes, das Betriebsrätegesetz und die Mitbestimmung rein gewerkschaftliche Forderungen sind. Mit ihnen kommen wir aber gleich mit mehreren Konventionen, insbesondere mit der Grubenkonvention in Konflikt. Uns bleibt nur eine Möglichkeit. Wir müssen die kolonialen Fesseln der Konventionen abschütteln, sonst gibt es für unsere gewerkschaftlichen Forderungen an der Saar keine Erfüllung. [] Zeigt der "Kommissar" Glöbel einen Weg? [] Nein! Er schreibt nur von einer schlagkräftigen Arbeiterarmee, die ihre Lohnforderungen auch durchsetzen kann. Das sagt Glöbel, der den I.V. Bergbau, den stärksten Gewerkschaftsverband an der Saar mit Hilfe der Polizei zu einem Weltskandal werden ließ. [] Die 5%ige Lohnerhöhung. Die Hinter- und Vordermänner von Glöbel sagen: Das Saarland ist autonom in Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung. Wer an den 5%igen Schiedsspruch dabei denkt, muss lachen. Warum? Der saarländische Landtag erläßt das Tarifvertragsgesetz, das den Bergbau nicht ausschließt. Der Landtag ist also autonom in der Gesetzgebung. Der I.V. Bergbau stellt eine Lohnforderung, die von der Régie abgelehnt wurde. Der I.V. Bergbau wendet sich an die staatliche Schlichtungsstelle. Der staatliche Schlichter fällt einen Spruch auf eine 5%ige Lohnerhöhung. Frankreich als Pächter der Saargruben sagt: Nein! Das ist die Saarautonomie in der Praxis. [] Hat der I.V. Bergbau durch "Offene Briefe" den Ministerpräsidenten und den Wirtschaftsminister nicht geradezu herausgefordert, in der Frage des 5%igen Schiedsspruches? Sogar die Wahlzeit wurde durch den I.V. Bergbau ausgenützt, um erneut den Ministerpräsidenten an den 5%igen Schiedsspruch zu ermahnen. An den Saargrubenrat wurde die Lohnerhöhung herangetragen. All' diese erneuten Versuche wurden gemacht, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um allen, auch dem Sozialreferenten Glöbel zu zeigen, daß an der Saar nur eine Änderung des derzeitigen Zustandes, ein neues Provisorium ohne einseitige Konventionen, eine Wandlung bringen kann. Nur ein Demagoge vom Schlage Glöbel, der sich heute schützend vor die Régie des Mines und den Arbeitsminister Hoffmann stellt, beschmutzt sein eigenes Nest. Hat nicht letztlich ein französischer Grubenherr zu einem Mitglied des Gesamtbetriebsrates schon vor 3 Wochen ausgesagt: "Ich habe gehört, Einheitsgewerkschaft fällt auseinander" [] Teile und herrsche! Diese Formel wurde immer dann angewandt, wenn den Machthabern aktive Kräfte unliebsam wurden. In der Völkerbundzeit waren es die "Franken-Becker" und "Franken-Krämer", heute sind es die Glöbel, Hermann, O. Körner, Dreher und Zumpf. Sie werden das Rad der Geschichte nicht aufhalten können, sich höchstens in den Speichen verfangen wie "Franken-Becker" und "Franken-Krämer". Kameraden! Für die Verbandsleitung des I.V. Bergbau sind auch heute noch die Beschlüsse der 3. Verbandsgeneralversammlung, der letzten Revierkonferenz und des legalen Gewerkschaftsausschusses maßgebend. [] Haltet hoch die Fahne der gewerkschaftlichen Einheit! [] Die Verbandsleitung! [] I.A. gez. Kutsch [] gez. Bach
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