"Ich klage euch an, Schumacher und Ollenhauer"

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; "Ich klage euch an, Schumacher und Ollenhauer" [] Über die Spionage des "Ostbüros" [] Offener Brief von Heinz Kühne, früherer Leiter der Berliner Filiale des "Ostbüros" der SPD. [] Berlin, 9. April (ADN). Der frü...

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Bibliographic Details
Main Authors: Kühne, Heinz, Berliner Zeitung
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 04.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/8C857306-9D25-4F27-B027-6DFB06A02D3D
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author Kühne, Heinz
Berliner Zeitung
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Berliner Zeitung
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description Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; "Ich klage euch an, Schumacher und Ollenhauer" [] Über die Spionage des "Ostbüros" [] Offener Brief von Heinz Kühne, früherer Leiter der Berliner Filiale des "Ostbüros" der SPD. [] Berlin, 9. April (ADN). Der frühere Leiter der Berliner Filiale des Ostbüros der SPD in Hannover, Heinz Kühne, wandte sich an ADN mit der Bitte, den nachfolgenden "Offenen Brief an Schumacher, Ollenhauer und andere" der Öffentlichkeit zu übergeben. [] Auf Grund des Parteistatuts halte ich für notwendig, die Leitung der SPD in Kenntnis zu setzen, daß ich es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren kann, weiter Mitglied der Sozialdemokratischen Partei zu sein. [] Zu diesem Entschluß kam ich auf Grund der gesammelten Erfahrungen meiner längeren Tätigkeit in dem Parteivorstand der SPD, zuerst als Chefkurier des sogenannten "Ostbüros" in Hannover und dann als Leiter der Berliner Zweigstelle dieser Spionagezentrale. [] Der häufige Umgang mit führenden Funktionären der Partei in Hannover und Berlin, die praktische Arbeit zur Organisation eines illegalen Netzes in der sowjetischen Besatzungszone und die Spionagetätigkeit im Auftrage der anglo-amerikanischen Besatzungsbehörden haben mich endgültig davon überzeugt, daß Ihr durch Eure Politik Verrat an den Interessen der Arbeiterklasse übt, Deutschland spaltet, die Westzone in ein Kriegsarsenal imperialistischer Mächte verwandelt und ein neues Weltgemetzel entfesselt. [] Ich will und kann nicht länger schweigen. [] Wenn dieser offene Brief Euch, meine Herren Schumacher, Ollenhauer, Knörringen [!], Heine, Schmidt, Kriedemann, Neumann, Grekowiak und Konsorten, auch nicht veranlassen wird, Eure verräterische Politik aufzugeben, so werden doch wenigstens alle ehrlichen Sozialdemokraten die Wahrheit über Eure Verbrechen erfahren und die notwendigen Schlußfolgerungen ziehen. [] Wie viele der Betrogenen habe ich von der Tätigkeit des Parteivorstandes der SPD eine hohe Meinung gehabt. Als mein Freund Richard Lehners mir im Februar 1948 den Vorschlag machte, für das "Ostbüro" in Hannover als Kurier tätig zu sein, habe ich es daher für meine Pflicht gehalten, alle meine Kräfte für diese Funktion einzusetzen. [] 15 Reisen für das "Ostbüro" [] Der damalige Leiter des "Ostbüros", Siggi Neumann, versicherte mir, daß es notwendig sei, die ehemaligen Sozialdemokraten in der sowjetischen Besatzungszone aufzusuchen, sie über die Politik der Partei auf dem laufenden zu halten und von ihnen die angeblich für die Partei benötigten Informationen über die Lage im Osten einzuholen. [] Unter dem Decknamen Hein Mück begab ich mich zusammen mit Richard Lehners Anfang März 1948 zum erstenmal in die sowjetische Besatzungszone. [] Bereits diese Rundreise machte mir klar, daß das "Ostbüro" durch seine führenden Mitarbeiter ständige Verbindungen mit den Engländern und Amerikanern aufrechterhielt. Abgesehen davon, daß wir gefälschte Ausweispapiere besaßen, die wir durch englische Unterstützung erhalten hatten, wurden wir von dieser Seite auch mit Lebensmitteln, Zigaretten und den notwendigen Geldsummen versorgt. Wir fuhren in einem britischen Militärzug, der die Zonengrenze ohne Kontrolle passieren durfte. [] Dieser ersten Reise folgten 15 weitere. Ich fuhr nach Mecklenburg und Sachsen, nach Thüringen und Sachsen-Anhalt, suchte die Agenten in diesen Ländern sowie in Berlin auf, und mit jeder Reise wurde mir die verbrecherische Rolle immer klarer, die die Führung der SPD durch ihre Politik der Spaltung der Arbeiterbewegung spielt. Nicht nur ich, sondern auch die anderen Kuriere des "Ostbüros", Ernst Knüppel, Karl-Heinz Schmiedl, Horst Becker (Deckname Schneider), Herbert Hoffmann (Deckname Mannerheim), Karl Gundlach (Deckname Rolf Schulze) benutzten ständig gefälschte Ausweispapiere, die sie durch Mittelsmänner der Engländer erhielten, um ihre Anwesenheit in der sowjetischen Besatzungszone zu legalisieren. So benutzte ich z. B. wiederholt gefälschte Papiere auf die Namen Kurt Schädlich, Karl Rosteck und Horst Lehmann. [] Die Fahrkarten für die Interzonen- und Militärzüge besorgte uns der stellvertretende Leiter des "Ostbüros", Stephan Grekowiak (Deckname Stephan Thomas), der ständig die Verbindung zwischen der SPD und den britischen Besatzungsbehörden aufrechterhielt. Der Vertreter dieser Behörden beim "Ostbüro", Mr. Carr, versorgte die Kuriere auch mit gefälschten Pässen von Offizieren des Schweizer Roten Kreuzes. Ich selbst habe einmal einen solchen Paß, ausgestellt auf den Namen eines Leutnants Jean André, erhalten. [] Die Engländer stellten dem "Ostbüro" in Hannover-Herrnhausen [!], Böttcherstraße 8 Räume zur Verfügung, außerdem zwei Kraftwagen, und lieferten ihm regelmäßig Lebensmittel und Geld. [] Ihr, meine Herren vom Parteivorstand, habt gewußt, daß diese Hilfe nicht uneigennützig war. Um Eurer materiellen Vorteile willen, die Ihr von den sogenannten Alliierten hattet, gabt Ihr Anweisungen, auf Grund deren Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei in der sowjetischen Besatzungszone zur Spionagetätigkeit herangezogen wurden. Ich habe bei meinen Reisen in die sowjetische Besatzungszone wiederholt die Aufgabe erhalten, militärische Informationen einzuholen, die von den Engländern und Amerikanern benötigt wurden. [] So sollte ich auf Anweisung von Mr. Carr in Mecklenburg Nachforschungen anstellen nach Kriegsschiffen in den Häfen Rostock und Warnemünde sowie nach ihren Typen und ihrer Bestückung, nach der Art der Küstenbefestigungen, dem Fassungsvermögen der Häfen, der Leistungsfähigkeit der Ladekräne sowie nach der Ausrüstung sowjetischer Kriegsschiffe mit Radaranlagen. [] Ebenfalls im Auftrage der Engländer sammelte ich durch Agenten in Thüringen Informationen über die vor der Kapitulation in Ohrdruf arbeitenden Werke für V-Waffen, über große Brennstofflager und deren Fassungsvermögen sowie über den Zustand der Anfahrtsstraßen. [] Die Anglo-Amerikaner interessierten sich für alle in den Grenzländern der sowjetischen Besatzungszone stationierten Truppenteile, deren Stärke, Standorte und Ausrüstung. [] Das sind nur einige von den zahlreichen Beispielen, die das "Ostbüro", das unter dem Aushängeschild eines "Büros für Ostflüchtlinge" getarnt ist, als eine verbrecherische Spionageorganisation entlarven, die sich ihrer Agenten in der sowjetischen Besatzungszone bedient, um die Direktiven ihrer kapitalistischen Auftraggeber durchzuführen. [] Ich klage Euch an, Ihr Herren Schumacher und Ollenhauer, sowie Eure Kreaturen im "Ostbüro", Neumann und Grekowiak, daß Ihr um Eurer eigensüchtigen Interessen willen in verbrecherischer Weise das Leben und das Wohlergehen einfacher Parteimitglieder in der sowjetischen Besatzungszone aufs Spiel setzt. [] Minister Arp unter Überwachung [] Ihr wart es, die mir vor dem Parteitag in Düsseldorf die Aufgabe stelltet, den ehemaligen Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Erich Arp, zu beobachten, der seine Unzufriedenheit mit der Politik des Parteivorstandes zum Ausdruck gebracht hatte und den Ihr und Euresgleichen einige Monate später aus der Partei ausgestoßen habt. [] Es war in Ihrem Auftrag, Herr Fritz Heine, daß Neumann und Grekowiak den ehemaligen Leiter der Organisationsabteilung, Werner Uhlig, von der Arbeit im "Ostbüro" entfernten, weil dieser die Degradierung eines Parteiorgans zu einer Filiale des anglo-amerikanischen Geheimdienstes verurteilte. [] Und nicht umsonst lobt die Leitung des "Ostbüros" nur jene Agenten, die systematisch Spionageinformationen liefern, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihrer Parteizugehörigkeit. Die Namen dieser Agenten werden in einer Sonderkartei zusammen mit ausführlichen Angaben über ihre Beziehungen zum "Ostbüro", den Daten der Begegnungen mit den Kurieren und mit dem Inhalt der von ihnen gelieferten Informationen festgelegt. [] Indem Ihr in Eurer käuflichen Presse die Herrlichkeiten der Westzonen ausmalt und den von Euch kompromittierten Menschen Hilfe nach ihrer Flucht aus der sowjetischen Besatzungszone versprecht, habt Ihr schon viele getäuscht und sie allen Beschwernissen eines rechtlosen Hungerdaseins preisgegeben. [] Ich habe Dutzende von Briefen von bekannten Sozialdemokraten erhalten, die Ihr mit dem Märchen von den "Schrecken der NKWD" einzuschüchtern verstandet, und die in die Westzone geflüchtet waren. Was blühte ihnen dort? Eine Vernehmung bei dem Rechercheur des "Ostbüros", Herbert Kade, der seinen allgemein bekanntgewordenen Decknamen Herbert Müller in Leissner umgeändert hat. Weiter alle Freuden des Flüchtlingslagers in Uelzen, die zweifelhafte Möglichkeit einer Existenz mit zehn Westmark, mit denen Ihr sie vor der Abreise nach dem Lager abgespeist habt, Arbeitslosigkeit und Armut in der Zukunft. [] Die Zentrale wird umbesetzt [] Nachdem in der Presse der sowjetischen Besatzungszone die Erklärungen des ehemaligen Kuriers und Mitarbeiters des Ostbüros Karl-Heinz Schmiedl veröffentlicht wurden, hat man auf Eure Anweisung im Apparat der Zentrale in Hannover wesentliche Änderungen durchgeführt. [] Neumann wurde die Leitung entzogen, und er wurde auf den Posten des Leiters der Abteilung für Gewerkschaften und Betriebsgruppen beim Parteivorstand versetzt. Seinen Platz nahm der alte Agent des britischen Sicherbeitsdienstes des FSS (Field Security Service), Stephan Grekowiak, ein, der den Kontakt mit den Engländern für die Grundlage der Arbeit des Ostbüros hält. Der ehemalige Leiter der Organisationsabteilung, Kurt Brenner (Deckname Kurt Neunzig), wurde in die Recherchenabteilung zu Herbert Kade versetzt. Sein Nachfolger wurde der nach dem Westen geflüchtete Teilnehmer an der illegalen Tätigkeit in Staßfurt, Albert Deutel (Deckname Hans Stark), der gleichzeitig der Stellvertreter von Grekowiak ist. Da Deutel in Opposition zu der Leitung steht, erwartet ihn aller Wahrscheinlichkeit nach das Schicksal von Uhlig. [] Die Abteilung für Wirtschaftsspionage wurde aus dem Gebäude des "Ostbüros" in ein besonderes Gebäude verlegt. Zum Leiter wurde ein erfahrener Agent des "Ostbüros" in Berlin, Helmut Patschke, ernannt, der unter dem Decknamen Dieter Luft Spionage getrieben hat. [] Ihr wißt sehr wohl, meine Herren vom Parteiverstand, daß Patschke ein überzeugter Kapitalist ist, der mit der Arbeiterbewegung nichts zu tun hat, und Ihr nützt trotzdem diesen Spion aus, da Ihr schon längst darauf verzichtet habt, die Interessen des Proletariats zu verteidigen. [] Neue "Grenzsekretariate" geplant [] Euer Einverständnis mit den eine Politik der Spaltung Deutschlands betreibenden westlichen Besatzungsmächten ist so weit gegangen, daß Ihr die Verlegung des Parteivorstandes aus Hannover nach der neuen Hauptstadt des westdeutschen Separatstaates, Frankfurt am Main oder Bonn, plant und zu diesem Zweck sogenannte Grenzsekretariate - neue Spionagezentralen des "Ostbüros" - in den Städten Lübeck, Braunschweig und Hof gründet. [] Der Leiter des Sekretariats in Lübeck soll der ehemalige Leiter der Filiale des Ostbüros in Berlin, Walther Ramm (Deckname früher Günther Petersen und in der letzten Zeit Ritter), werden, der von Euch abgesetzt wurde, da er den Mund nicht halten konnte. Die Funktionen von Ramm wurden mirübertragen, und ich war in Berlin unter den Decknamen Alexander Fels, Heinz Busch und Alexander Kleist tätig. [] Nach Eurer Vereinbarung mit den Engländern richtete ich in Charlottenburg, Kranzallee 27, eine neue Filiale des "Ostbüros" ein, wobei ich die in meinem Besitz befindlichen gefälschten Ausweispapiere auf den Namen eines Kaufmanns Herbert Hinsche benutzte. [] In den Räumen der Filiale befand sich ständig meine Sekretärin, eine ehemalige Mitarbeiterin der Kriminalpolizei von Magdeburg, die im Herbst 1948 nach Hannover geflüchtet war und im Apparat des Ostbüros unter dem Decknamen Carla als Stenotypistin arbeitete. [] Für Begegnungen mit den Verbindungsleuten wurde mir vorgeschlagen, verschiedene Restaurants, Cafés und Bahnhöfe zu benutzen; es war sogar geplant, in der nächsten Zeit am Bahnhof Zoo einen besonderen Treffpunkt im Zimmer Nr. 9 im vierten Stock des Hotels am Steinplatz zu schaffen. [] Er dient zwei Herren [] Als Mitarbeiter der Filiale des "Ostbüros" in Berlin war Rudi Heuseler (Deckname Otto) tätig, der ständige Räumlichkeiten im Gebäude des Berliner Parteivorstands der SPD in Schöneberg, Zietenstraße 16-18, innehatte und sich vor allem mit der Befragung von Flüchtlingen aus der Zone und mit ihrer Registrierung befaßte, wobei er die interessantesten Fälle zu mir schickte, damit ich sie auf eventuelle Verwendung prüfe. Diese Begegnungen kamen im Hause der SPD-Organisation in Wilmersdorf, Nassauische Straße 47, zustande, wo uns zwei Zimmer eingeräumt waren. [] Gleichzeitig war Heuseler Agent des amerikanischen Geheimdienstes. Er erhielt die von ihm gelieferten Informationen von dem prominenten amerikanischen und britischen Spion in Berlin, dem Sozialdemokraten Zlotowitz, bezahlt, der unter dem Decknamen 1216 tätig war. [] Außerdem befand sich in der Sozialabteilung des Berliner Magistrats in Tiergarten, Kantstraße 54, der Mitarbeiter des Berliner Parteivorstandes der SPD, Ludwig, der eigens den Auftrag hatte, mit mir zusammenzuarbeiten und oppositionell gesinnte Personen, die aus der sowjetischen Besatzungszone geflüchtet waren, zu mir zu schicken. [] Vor Ludwig erfüllte diese Aufgaben der alte Agent des "Ostbüros", Helmut Rosenow, der unter dem Decknamen Röderer tätig war, aber abgesetzt wurde. [] Rosenow und Heuseler waren nicht die einzigen Mitarbeiter des "Ostbüros" und der Berliner Leitung der SPD, die für ausländische Spionagedienste arbeiteten. Diese Dinge sind Ihnen bekannt, Dr. Schumacher, da Sie meinen Sonderbericht darüber erhalten und ihn einige Stunden lang mit dem ersten Vorsitzenden des Berliner Parteivorstandes, Franz Neumann, besprochen haben. [] Der ehemalige Leiter der Berliner Filiale des "Ostbüros", Ernst Möwes, der jetzt die Abteilung für Informationen über den sowjetischen Sektor von Berlin beim Berliner Parteivorstand der SPD leitet, ist Agent des amerikanischen CIC und steht mit dem Leiter dieses Organs in Berlin, Oberst Thomsen, in Verbindung. Alle seine früheren Beziehungen zu dem Agentennetz des "Ostbüros" in der Zone nutzt Möwes im Interesse amerikanischer Spionageorgane aus. [] Es ist ferner bekannt, daß das Mitglied des Wirtschaftsausschusses der Berliner Leitung der SPD Götze ein alter Agent des französischen Geheimdienstes ist. [] Götze kann es noch besser [] Zur Zeit arbeitet Götze für drei Geheimdienste gleichzeitig; die Spionageinformationen für die Amerikaner übermittelt er durch den Vertreter des amerikanischen Geheimdienstes Hans Kinopp in Stuttgart, für die Engländer arbeitet Götze durch den Offizier des Sicherheitsdienstes im Bezirk Tiergarten, Leutnant Bregoli, die Nachrichten für die Franzosen übermittelt Götze durch zwei Hauptleute, von denen der eine Dietrich heißt. [] Gleichzeitig ist Götze einer der Führer der illegalen Organisation der "Bären", die als Schutzdienst der SPD getarnt sind. [] Der Leiter der Betriebsgruppenabteilung der Berliner SPD-Führung, Hans Pohland, führt für ein Monatsgehalt in Höhe von 500 Westmark Spionageaufgaben des amerikanischen Geheimdienstes durch. Gleichzeitig leitet Pohland die Spitzelabteilung I.-Z. der illegalen "Bären"-Organisation. [] Ein Agent des amerikanischen Geheimdienstes ist auch ein anderes Mitglied des Berliner Parteivorstandes der SPD, der Spezialist für Polizeifragen, Dewald. [] Ich hatte von Grekowiak den Sonderauftrag, eine engere Verbindung zwischen der illegalen Organisation der "Bären" und der SPD-Führung herzustellen. [] Am 12. Januar 1949 fand in Charlottenburg, Eschenallee 34, eine Beratung von Vertretern der "Bären" mit Mitarbeitern britischer und amerikanischer Spionageorgane statt. Von den Briten war Mr. Stevens, Leiter des britischen Secret Service in Berlin, anwesend, die Amerikaner wurden von dem prominenten Mitarbeiter des CIC in Frankfurt am Main, Mr. Bartley, vertreten. Von der Organisation der "Bären" waren der obenerwähnte Dewald, der ehemalige Major im Generalstab der Hitlerarmee Krauser, der Ritterkreuzträger und ehemalige Kommandeur des "Pique Aß"-Geschwaders, Hauptmann Kirsch, und der ehemalige Leutnant der Nachrichtentruppen Schwarz anwesend. [] Auf dieser Sitzung wurde die Frage der Versorgung der illegalen Organisation mit Geld und Waffen erörtert. Mit der Aufstellung der Organisation der "Bären" befaßte sich der ehemalige Generaloberst der Hitlerarmee Halder, der im Dienste des amerikanischen Geheimdienstes in Deutschland tätig ist. [] Als Vertreter des Parteivorstands der SPD führte ich unter dem Decknamen Heinz Busch Besprechungen mit Götze, Pohland und Dewald mit dem Ziel, unsere Spionagetätigkeit zu koordinieren. [] Ihr wißt, meine Herren vom Parteivorstand, daß das "Ostbüro" in Berlin in seinem Bestreben, den antisowjetischen Kampf zu verschärfen, Kontakt mit solchen offenen Feinden des einheitlichen Deutschlands und der UdSSR suchte wie die Trotzkisten und die "Deutsche Legion". [] In Ihrem Auftrage, Herr Grekowiak, sollte ich Beziehungen zu den Leitern dieser Organisationen anknüpfen und Wege gemeinsamer verbrecherischer Tätigkeit festlegen. [] In meiner Eigenschaft als Leiter der Filiale des "Ostbüros" in Berlin warb ich meine Agenten in zentralen Verwaltungsorganen, wobei ich schwankende Elemente unter den Mitarbeitern der Deutschen Wirtschaftskommission, der Deutschen Handelsgesellschaft, der Berliner Universität und in den Parteiorganen der SED benutzte. [] Ich persönlich hielt die Verbindung mit dem Vertreter der amerikanischen Besatzungsbehörden bei der Filiale des "Ostbüros", Mr. Ridley, aufrecht, der sich unter den Decknamen Altmann und Sunderland verbarg. Ridley versorgte mich systematisch mit Geld und Lebensmitteln und erhielt dafür Spionageinformationen, die ich von Agenten in Berlin empfangen hatte. [] So bot uns z. B. Mr. Ridley die Möglichkeit, für die Filiale einen Kraftwagen zu kaufen, indem er uns einen großen Posten amerikanischer Zigaretten gab, die wir auf dem schwarzen Markt absetzen sollten. Jeden Monat versorgte uns Ridley mit Geld für den Einkauf von Benzin zu Schieberpreisen. [] Die Verbindung des "Ostbüros" mit dem britischen Geheimdienst ging vor allem über Hannover, aber auch an die Berliner Filiale war ein Engländer, King (Deckname Young) abkommandiert, der dem "Ostbüro" wesentliche Hilfe leistete, wofür ich seine Aufgaben erfüllte. Jeden Freitag lieferte der Kraftwagen von King Lebensmittelpakete in der Berliner Filiale des "Ostbüros" ab. Mit Hilfe von King besorgte ich Interzonenpässe und Flugkarten für britische Flugzeuge, mit denen ich Kuriere und Agenten aus Berlin nach den Westzonen Deutschlands und zurück beförderte. Als ich noch selbst Kurier war, hatte ich nicht selten Gelegenheit, von Hannover nach Berlin zu fliegen und auf demselben Wege nach dem Westen zurückzukehren. [] Ständige "Luftbrücken"-Passagiere [] Die sogenannte "Luftbrücke" wird nach Vereinbarung mit den Engländern regelmäßig von dem "Ostbüro" im Interesse der Spionagetätigkeit benutzt. Wir hatten ständig Plätze in den Militärflugzeugen, die auf der Strecke Gatow-Bückeburg flogen, sowie auf den Transportmaschinen auf den Strecken Gatow-Wunstorf und Gatow-Lübeck. [] Das "Ostbüro" genierte sich nicht, auch die Hilfe norwegischer Spionageorgane in Anspruch zu nehmen. Der Verbindungsmann zum norwegischen Spionagedienst war der Vertreter des Parteivorstandes der SPD in Berlin, Willi Brandt. Durch seine Vermittlung erhielten wir von den Norwegern Informationen über die Tätigkeit der SED-Organe. So traf sich der ehemalige Leiter der Berliner Filiale, Walter Ramm, persönlich in der Wohnung von Brandt mit einem Offizier der norwegischen Militärmission. [] Und das habt Ihr als ideologisch-politische Arbeit bezeichnet? [] Ihr habt es wohl gewußt, daß das "Ostbüro" für die Beschaffung von Spionageinformationen weitgehend die Agenten ausländischer Geheimdienste benutzt. Ihr habt gewußt, daß ich wiederholt von Götze Spionageinformationen erhalten habe, die ich Euch nach Hannover und an das "Ostbüro" schickte und teilweise an Ridley übergab. [] Ich hatte Verbindung mit Lübschütz (Deckname Baumeister), einem Agenten des amerikanischen Spionagedienstes, der Mitarbeiter der Deutschen Verwaltung des Innern für die sowjetische Besatzungszone war. Ein anderer Agent des "Ostbüros" aus der gleichen Verwaltung, Wilfarth, der unter dem Decknamen Kleinschmidt tätig war, machte vor Euch kein Hehl daraus, daß er die Duplikate seiner Meldungen an die Amerikaner weitergab. Dennoch bedienten wir uns dieser Spione, da sie wertvolles Nachrichtenmaterial lieferten. [] Über zwei Monate leitete ich das "Ostbüro" in Berlin und habe die abstoßenden Verbrechen der SPD-Führung mitmachen müssen. Das öffnete mir die Augen für das Wesen dieser Verbrechen und veranlaßte mich letzten Endes, mit Euch, meine Herren vom Parteivorstand der SPD, zu brechen. [] Zur Partei von Sozialverrätern verwandelt [] Ich klage Euch an, daß Ihr, eine Emigrantenclique aus England, das einheitliche Deutschland verratet, auf die Weltanschauung des Proletariats, den Marxismus, verzichtet, daß Ihr Euch mit Haut und Haaren dem anglo-amerikanischen Monopolkapital verschrieben und Euch in eine opportunistische Partei von Sozialverrätern verwandelt habt. [] Die Arbeiterklasse Deutschlands wird Euch das nicht verzeihen. [] Ihr wißt, daß einzelne aus Eurer Mitte Ihre Stimme zum Protest gegen diese verbrecherische Politik erheben. Arp war nicht der einzige, der gegen Euch aufgetreten ist. Ich nenne als Beispiel nur den Leiter der Jugendabteilung des Parteivorstandes, Hans Hermsdorf, der ebenfalls offen seine Unzufriedenheit mit Eurer Politik zum Ausdruck gebracht hat. [] Ihr wißt, daß die amerikanischen Besatzungsbehörden diese Unzufriedenheit für sich auszunutzen versuchen. Ihr wißt, daß sie eine sogenannte Unabhängige Sozialdemokratische Partei zu schaffen suchen, um die Arbeiterklasse erneut zu täuschen und zu entwaffnen. [] Gniffkes neue Rolle [] Für diese Partei werben sie mit amerikanischen Dollars Leute, die mit der Linie der SPD unzufrieden sind, wie Kettner, den Leiter des Kriegsgefangenen-Suchdienstes, sowie Renegaten aus der Sozialistischen Einheitspartei, wie die aus der sowjetischen Besatzungszone geflüchteten Fritz Schreiber und Erich Gniffke, den die Amerikaner als Führer der neuen Partei der Sozialverräter vorgesehen haben. [] Ihr wißt davon, weil ich Euch den Bericht Fritz Schreibers, der unter dem Decknamen Feder mein Agent war, nach Hannover weitergegeben habe. [] Ihr wißt, daß die Anglo-Amerikaner nicht nur die Spaltung der Sozialdemokratie betreiben. Zur Zerschlagung der Arbeiterbewegung trachten sie in Westdeutschland auch danach, die Kommunistische Partei zu spalten. So wurde auf Initiative der Engländer im Ruhrgebiet die sogenannte Kommunistische Parteiopposition geschaffen. [] Ihr habt Euch durch Eure Politik vor der deutschen Arbeiterklasse restlos kompromittiert und seid zu bezahlten Agenten der imperialistischen Spionagedienste geworden. [] Eben deswegen habe ich beschlossen, mit Euch - Dr. Schumacher, Ollenhauer, Heine, Schmidt und Grekowiak - zu brechen, um wieder auf einen ehrlichen Weg der Verteidigung der Interessen der Arbeiterklasse zurückzufinden. [] Heinz Kühne. [] Berliner Zeitung
era Offener Brief, in dem Heinz Kühne seinen Austritt aus der SPD bekannt gibt, da er die Spionagetätigkeit, der er als Mitarbeiter des SPD-Ostbüros nachgegangen sei, mit seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren könne.
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Berliner Zeitung
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