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Wiedervereinigung hat Vorrang [] Das ganze deutsche Volk muß wissen: Es droht die Gefahr einer Zerstörung aller Grundlagen von Viermächteverhandlungen für die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit. In Ost und West tritt immer unverhüllter das Bestreben zutage, der militärischen Blockbildung den Vorrang vor Viermächteverhandlungen zu geben und die Teile Deutschlands diesen Blöcken einzuverleiben. Dadurch würden nach dem Willen der Siegermächte zwei deutsche Armeen entstehen und bei möglichen Konflikten zwischen den beiden Machtblöcken die Gefahr des deutschen Bruderkrieges in unmittelbare Nähe rücken. Die Sozialdemokratie bekennt sich vorbehaltlos zu einer Politik der Entspannung der internationalen Gegensätze und zur friedlichen Regelung aller Streitfragen. Sie warnt vor dem verhängnisvollen Versuch, durch die Ratifikation der Pariser Verträge militärische Tatsachen zu schaffen, durch die für lange Zeit der Weg zu einer Verständigung der vier Besatzungsmächte über die friedliche Wiederherstellung der Einheit Deutschlands gesperrt würde. Die Gefahr einer neuen Verschärfung der internationalen Gegensätze würde durch solche militärischen Tatsachen heraufbeschworen. Vom Deutschen Bundestag und von der Bundesregierung fordert die Sozialdemokratie äußerste Anstrengungen, um zu verhindern, daß die Teilung Deutschlands unabänderlich wird. Jede Möglichkeit der Einflußnahme in der Richtung der Einleitung von Viermächteverhandlungen über die friedliche Wiedervereinigung muß genützt werden. Die Sozialdemokratie richtet an die demokratischen Kräfte in der Welt, insbesondere an die Parteien der Sozialistischen Internationale den dringenden Appell, ihren Einfluß geltend zu machen, damit die westlichen Besatzungsmächte sich für die Aufnahme von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands entscheiden und unverzüglich an deren Vorbereitung auf diplomatischem Wege gehen. Die vorstehende Entschließung wurde am 12. Dezember von den leitenden Körperschaften der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands einmütig beschlossen. Herausgeber Vorstand der SPD, Bonn
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