Liebe Wählerin! Lieber Wähler!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: Nachlaß Arthur Bratu im AdsD<NZ>Lochung, Flugblatt ist zerrissen Liebe Wählerin! [] Lieber Wähler! [] Legen Sie bitte diesen Brief nicht unbeachtet und ungelesen beiseite. Ich hoffe, er hat Ihnen Bedeutsames und auch...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Lockmann, Gertrud, Auerdruck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/E8657DA0-41FE-44B5-AA76-E6A9562873EB
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author Lockmann, Gertrud
Auerdruck GmbH, Hamburg
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Auerdruck GmbH, Hamburg
collection AdsD leaflets
dateSpan 14.08.1949
description Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: Nachlaß Arthur Bratu im AdsD<NZ>Lochung, Flugblatt ist zerrissen Liebe Wählerin! [] Lieber Wähler! [] Legen Sie bitte diesen Brief nicht unbeachtet und ungelesen beiseite. Ich hoffe, er hat Ihnen Bedeutsames und auch für Sie Entscheidendes zu sagen. [] Am 14. August finden die Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag statt. Es wird gut sein, wenn Sie zur Wahlentscheidung aufgefordert, sich ein Bild zu machen versuchen über die Personen, die, Programme verkörpernd, sich Ihnen darbieten. [] Gestatten Sie mir, mich Ihnen persönlich und als Kandidatin der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vorzustellen: [] Ich heiße Gertrud Lockmann, bin am 29. April 1895 geboren, seit Jahren selbständig im Erwerbsleben stehend als Helfer in Steuersachen, wohnhaft in Hamburg 39, Krochmannstraße 15. [] Als geborene Hamburgerin und hier aufgewachsen, habe ich die größte Zeit meines Lebens in unserer Vaterstadt an der Elbe verbracht. Schon durch die einfachen Verhältnisse meines Elternhauses kam ich mit den sozialen Problemen in Berührung, mehr noch, als ich im Jahre 1912 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei wurde und damit meine politische Arbeit begann. Vielleicht werden Sie fragen, was mich veranlaßt haben könnte, schon in so jungen Jahren mit politischen Aufgaben zu beschäftigen, die damals sogar sehr selten Frauenangelegenheiten waren. [] Aber damals zeichnete sich am politischen Horizont schon der erste Weltkrieg ab, ich fühlte und erkannte, daß man vor allem zur Erhaltung des Friedens auch wirklich für den Frieden kämpfen und arbeiten muß. Die einzige Partei, zu der man als einfacher und schaffender Mensch aus dem Volke Vertrauen haben konnte, die besonders auch den Frauen Garant erschien, den Frieden zu sichern und für Völkerverständigung einzutreten, um die Wohlfahrt aller zu gewährleisten, war die große, alle friedliebenden Menschen erfassende Sozialdemokratische Partei Deutschlands. [] Nun liegen hinter uns zwei furchtbare Kriege, alle Kräfte der Friedensfreunde konnten sie nicht verhindern. Gerade deswegen habe ich es nicht eine Stunde aufgegeben, trotzdem für den Frieden zu werben und zu arbeiten. Selbst wenn Sie keinen Sinn darin fänden, so zu wirken, weil praktisch die Kräfte des Krieges doch immer wieder stärker waren als die des Friedens und fragen würden: was man schon als Einzelner dagegen tun kann; so kann es doch nur eine Antwort geben: Der Wille zum Frieden muß so stark sein, daß er alles zu überwinden vermag. [] Dieser Wille zum Frieden aber ist ein politischer Akt, der auch in Ihre Hand gelegt ist. Schon damit, daß Sie am 14. August sich politisch für die Sozialdemokraten entscheiden, haben Sie dem Gedanken des Friedens und der Verständigung der Völker gedient. Angesichts des unerhörten Elends und des riesigen Trümmerhaufens, den uns der letzte Krieg hinterlassen hat, sollte es für Sie keine andere Erkenntnis geben. [] Aber die Wahl zum ersten Deutschen Bundestag trägt auch in sich eine tiefere Bedeutung. Nach dem Niedergang der letzten Jahre, nach den Irrtümern und Enttäuschungen ist dies der erste deutsche Schritt ins Leben zur politischen Selbständigkeit. Wir stehen wieder am Anfang einer Entwicklung, schwere und entbehrungsreiche Jahre liegen hinter uns. Nun aber ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir selber die Entscheidung über die deutsche Zukunft und damit über uns selbst zu fällen haben. [] Vor der Welt waren die Deutschen in Mißkredit geraten, langsam erst konnte das Vertrauen der Umwelt zurückgewonnen werden. Von dem Vertrauen aber hängt alles ab, denn wir können nicht isoliert leben. Die kultivierte Welt erwartet vom deutschen Volke eine politische Entscheidung, aus der ganz klar die Abkehr vom Militarismus und Nationalismus erkennbar wird. Nur allein so wird man uns glauben, daß wir wirklich zum Frieden bereit sind. [] Demokratie bedeutet politische Verantwortung des einzelnen. Hüten wir uns, ganz besonders die Frauen, vor einer Fehlentscheidung. Frauen werden auch in diesem Wahlgang durch ihre Mehrzahl den Ausschlag geben. Für die Frauen ist dies bedeutsam besonders, weil sie als Mütter das neue Leben geben und weil sie in ihrer Vielzahl heute gehalten sind, im harten Erwerbsleben ihr Dasein Sorge zu tragen, deshalb auch das Recht auf Gleichberechtigung haben. Aus der politischen Entscheidung von 1933, aus dem falschen Wahlkreuz sind Millionen Grabkreuze geworden. Das darf nicht wieder sein. Um der Zukunft unserer Kinder willen, muß es für Sie ein erhobenes Gefühl der. Verantwortung vor dem deutschen Volk sein, Ihr Stimmrecht als einen Beitrag zum Frieden, zum Fortschritt, zur sozialen Gerechtigkeit und zur Harmonie unter den Menschen und Völkern leisten und werten zu können. [] Die Sozialdemokratische Partei, die in ihrer mehr als achtzigjährigen Geschichte ihre Grundsätze und ihren Namen niemals ändern brauchte, hat immer die Interessenvertretung der ehrlich mit ihrer Hände Arbeit schaffenden Menschen als ihre Aufgabe angesehen. Ob Sie Arbeiter sind oder Handwerker, ob Sie ein selbständiges Gewerbe betreiben oder zu den geistig Schaffenden gehören, immer hat die Sozialdemokratie die sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Belange aller im Staat und im Volk zusammengehörigen Schichten vertreten. In ihrem gegenwärtigen Kampf um Verbesserung der Wohnverhältnisse wird dies jedem vernünftigen und nachdenkenden Menschen klar. In dem beharrlichen Ringen um die wirtschaftliche Sicherung aller, in ihrem Bemühen, den Alten und Körperbehinderten ein Recht zum Leben zu erhalten, den Ausgleich der Lasten zum Grundsatz des Handelns zu machen, den Geist der Friedfertigkeit und überhaupt das Recht eines jeden zum auskömmlichen Leben zum unabdingbaren Prinzip zu erheben, in all diesen Einzelfragen hat die SPD bewiesen, daß sie die Partei ist, die die Beziehungen der Menschen untereinander friedlich sehen will. [] Nehmen Sie die Gewißheit hin, daß ich mich, wenn Sie mir vertrauensvoll Ihre Stimme geben, getragen sehe von dem Gefühl der höchsten Verantwortung Ihnen gegenüber. In Jahrzehnten meines Lebens habe ich versucht, den Geist, aus dem die sozialdemokratischen Ziele entstanden sind, weiterzutragen. Die Tatsache, daß Millionen in Deutschland sich uns anschließen, rechtfertigt uns vor der Geschichte. [] Ich würde mich freuen, wenn ich Sie in einer meiner Versammlungen in dem Wahlkreis VI, in dem ich für die Sozialdemokratische Partei kandidiere, würde begrüßen können. Vielleicht ergibt es sich, daß Sie aus Fragen und Antworten ersehen, wie unser Wollen und Wirken beim Neuaufbau Deutschlands notwendig ist für Sie und für Ihre Zukunft. [] Mit freundlichen Grüßen [] Gertrud Lockmann [] Wahlkreis VI, Kandidat der SPD: Gertrud Lockmann, M. d. B. [] Stadtteile: Stadtpark, Barmbek, Uhlenhorst. [] Herausgeber: Gertrud Lockmann, Hamburg 36, Gr. Theaterstr [!] 44 [] Druck: AUERDRUCK GmbH., EP 36. Hamburg 1, Pressehaus
era SPD-Wahlkampfwerbung und Kandidatenvorstellung (Gertrud Lockmann) zur Bundestagswahl am 14.8.1949.
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genre visualUnit
geographic Hamburg
Uhlenhorst
Barmbek
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institution Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
language German
publishDate 14.08.1949
spellingShingle Liebe Wählerin! Lieber Wähler!
Lockmann, Gertrud
Auerdruck GmbH, Hamburg
[Lockmann, Gertrud, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundestagswahl, Demokratie, Kandidatenvorstellung, Krieg, Foto]
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