Jugend 1946

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Stempel: Mit Genehmigung der Mil.Reg. Jugend 1946 [] Durch die verbrecherische Politik der Nazi-Führer ist Deutschland in die größte nationale Katastrophe seiner Geschichte getrieben worden. Es tritt uns eine materielle Not entgegen, wie wir...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Arbeiterjugend-Verband, Landesorganisation Hamburg, Auerdruck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 10.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/72E431DD-7680-42F5-B9C0-DD55EA75995F
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Stempel: Mit Genehmigung der Mil.Reg. Jugend 1946 [] Durch die verbrecherische Politik der Nazi-Führer ist Deutschland in die größte nationale Katastrophe seiner Geschichte getrieben worden. Es tritt uns eine materielle Not entgegen, wie wir sie in vergangenen Zeiten nur aus den Schilderungen von Mißernten oder Erdbeben in fernen Ländern mit Schaudern vernommen haben. Hunger und Elend, Wohnungsnot und Heimatlosigkeit von Millionen von Menschen, das ist die Hinterlassenschaft des Dritten Reiches. Aber es ist nicht die materielle Not allein, die uns bedrückt: Der Krieg hat eine moralische Verwüstung, eine sittliche Verwilderung zur Folge, wie sie kaum größer vorstellbar ist. [] Unter all diesen Verhältnissen hat die Jugend am meisten zu leiden. Der Jugend hatte man im Dritten Reich goldene Berge versprochen. Sie war durchglüht von einem großen Idealismus und glaubte an diese Versprechungen. Um so größer war die Enttäuschung, die das schändlich mißbrauchte Vertrauen zur Folge hatte. Es ist durchaus verständlich, wenn heute noch große Teile der Jugend abwartend beiseite stehen und alle Parteien, aber auch die verschiedenen Jugendorganisationen mit Skepsis betrachten. [] Die Jungen und Mädel haben nur die sogenannte Staatsjugend kennengelernt. Ihnen war gesagt worden: Ihr habt nicht nachzudenken, ihr habt nur blind zu gehorchen! Die Jugend hatte keine Freizeit für sich. Im "Dienst" - im Strammstehen und Marschieren - wurde die Zeit totgeschlagen. So wurden Werte, die uns Älteren von Kindheit an, geläufig waren, im Keime erstickt. Erst jetzt kann die Jugend sich wieder selbst eine Meinung bilden und sich frei entscheiden. Viele Jugendliche wissen jedoch mit der neugewonnenen Freizeit nichts anzufangen. Für die Jugend ist die Gefahr, auf die schiefe Ebene zu geraten, größer denn je, denn gerade auf Jugendliche üben Schieber, und zweifelhafte Elemente oft einen großen Einfluß aus. [] Wir jungen Sozialisten haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Jugend aus der Gleichgültigkeit herauszureißen. Gleich nach der Kapitulation gingen wir Funktionäre der ehemaligen Sozialistischen Arbeiterjugend ans Werk, um die Neugründung einer Jugend-Organisation vorzubereiten. Obwohl die Voraussetzungen denkbar ungünstig waren, gelang es uns doch, einen ausgezeichneten Kreis junger Menschen für unsere Ziele zu interessieren. Die natürliche, frische und überzeugende Wirkungskraft unserer ersten Veranstaltungen brach sich rasch Bahn, so daß wir in Kürze ein beachtliches Jugendleben entwickeln konnten. [] Dem echt jugendlichen Drang nach Erlebnis wurde wieder Rechnung getragen. Wir ersetzen den kalten Egoismus, der uns heute überall begegnet, durch die lebendige Gemeinschaft. Wir erleben unsere Heimat auf Fahrten, wir singen Lieder am Lagerfeuer und tanzen Volkstänze. Wir versuchen, uns gegenseitig anzuregen und zu fördern. Auf allen Gebieten - von kulturellen Veranstaltungen bis zum Sport versuchen wir uns. Nicht alles gelingt uns immer gleich, aber wir lernen unsere Grenzen kennen und wissen, wo wir an uns arbeiten müssen. [] Uns ist die Jugend beider Geschlechter aus allen Schichten unseres Volkes willkommen, um am Neuaufbau Deutschlands teilzunehmen. Es gibt leider Eltern, hauptsächlich bei den Mädeln, die ihre Kinder von Nachtfahrten fernhalten, weil sie der Sache noch nicht ganz trauen. Diesen möchten wir ans Herz legen, ihre Bedenken aufzugeben. Sie können ihre Kinder beruhigter auf eine vierwöchentliche Zeltfahrt ziehen lassen als zu einem Abend auf dem Tanzboden. Die Eltern, die selber in einer Jugendbewegung großgeworden sind, werden das bestätigen können. Schmierfinken und Radaubrüder werden bei uns nicht alt. Wie verschieden auch Anlagen und Temperament sind, in einem Punkt zeichnet die Gemeinschaftserziehung alle aus, die sich ihr einfügen können: In der Charakterstärke. [] Alle den Gemeinschaftsgeist zerstörenden Einflüsse, wie militaristische Anschauungen, Rassenwahn und Standesdünkel, sollen aus unserem Sprach- und Denkbereich ausgeschaltet werden. Wir wollen unter Mithilfe aller Deutschen bei gleichen Daseinsbedingungen mit dem Neubau eines gesunden Deutschland beginnen. Dieses Neubeginnen soll im sozialistischen Sinne, im Geiste der Humanität, der Demokratie, der sozialen Verantwortung und im Geiste der Völkerverständigung erfolgen. Wir fühlen uns mit der sozialistischen Jugend der ganzen Welt verbunden und hoffen, daß es uns gelingt, den Völkerfrieden zu erringen. [] Nur eine Jugendbewegung, die frei von totalitären und dogmatischen Anschauungen ist, bietet die Gewähr, daß das selbständige Denken und Gestalten und die schöpferischen Fähigkeiten entwickelt werden. Durch unsere Selbstverwaltung innerhalb der sozialistischen Jugendbewegung erziehen wir uns zu freien, selbständigen, aufrechten und verantwortungsfreudigen Menschen. [] Jede einseitige Bindung an eine Partei oder konfessionelle Lehren lehnen wir ab. [] Bei aller Arbeit an uns wollen wir jedoch nicht vergessen, daß wir jung sind; darum suchen wir dem Ernst des Lebens soviel Sonnenschein wie möglich abzugewinnen. Mit Vertrauen sehen wir trotz aller Not in die Zukunft, denn wir wissen: [] Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt! [] Freundschaft! [] ARBEITERJUGEND-VERBAND [] Landesorganisation Hamburg [] Hamburger Jungen und Mädel! [] Kommt in unsere Gruppen! [] Nachstehende Anschriften mögen Euch beim Aufsuchen unserer Gruppen behilflich sein: [] Kreis 1: Robert Andersson, Hamburg 19, Prätoriusweg 14, und mittwochs und montags von 19-21 Uhr im Jugendheim Bundesstraße [] Kreis 2: Wilma Mezulat, Hamburg 30, Alsenstraße 20 [] Kreis 3: Werner Weinhausen, Hamburg-Langenhorn, Tangstedter Landstraße 312, mittwochs Schule Meerweinstraße von 19-21 Uhr [] Kreis 4: Eva Jedamski, Sasel, Bergstraße 38, und donnerstags von 19-21 Uhr in der Schule Sasel [] Kreis 5: Hans Winkler, Volksdorf, Zweite Gußau 125 [] Kreis 6: Otto Behnke, Berne, Saselheider Weg 36, und mittwochs im Jugendheim Derne von 19.30-21.30 Uhr [] Wandsbek: Erwin Saalfeld, Ahrensburger Straße 178, und mittwochs von 19-21 Uhr im Volkshaus, Friedrich-Ebert-Damm [] Kreis 7: Hermann Schultz, Hamburg 24, Mühlendamm 68, und mittwochs von 19-21 Uhr Steinhauerdamm 17 [] Kreis 8: Thorvald Larsen, Harburg-Marmstorf, Binnenfeld 3, und montags im Jugendheim Eddelbüttelstraße 15 von 19-21 Uhr [] Arnold Hencke, Hamburg-Harburg, Eddelbüttelstraße, Jugendwohnheim [] Hamburg-Wilhelmsburg: Ernst Duewell, Fährstraße 61, und montags von 19-21 Uhr in der Schule Rotes Haus [] Kreis 9: Peter Satow, Bergedorf, Rathenaustraße 20 [] Kreis 10: Andreas Mathiessen, Altona, Am Brunnenhof 29, und mittwochs von 19-21 Uhr in der Schule Weidenstraße [] Finkenwärder: Ch. Leuteritz, Kap-Horn-Weg 3, und donnerstags von 19-21 Uhr in der Aueschule [] Kreis 11: Andreas Penz, Hamburg 33, Prechtsweg 15, donnerstags von 19-21 Uhr [] Kreis 12: Thea Gloy, Hamburg 34, Horner Marsch, Zeisigweg 147, und mittwochs von 19-21 Uhr in der Schule Am Pachthof [] ARBEITERJUGEND-VERBAND [] LANDESORGANISATION HAMBURG [] Auerdruck GmbH., EP 36, Hamburg 1 - 938/ 2000/10.46/ Kl. C
Published:10.1946