An die Wähler des Wahlbezirks 4, Hamburg

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. auch Signatur 6/FLBL001487 An die Wähler des Wahlbezirks 4, Hamburg [] Liebe Wählerin! Lieber Wähler! [] Eine große Schicksalsfrage müssen Sie am 13. Oktober entscheiden helfen. An jeden Deutschen, an jeden Hamburger ist diese Frage gest...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesorganisation Hansestadt Hamburg, Auerdruck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 13.10.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/5A0E21CC-56B5-4553-841F-2D0CB236A549
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. auch Signatur 6/FLBL001487 An die Wähler des Wahlbezirks 4, Hamburg [] Liebe Wählerin! Lieber Wähler! [] Eine große Schicksalsfrage müssen Sie am 13. Oktober entscheiden helfen. An jeden Deutschen, an jeden Hamburger ist diese Frage gestellt. Die Frage lautet: Welche deutschen Kräfte, welche Parteien sollen jetzt mit dem Vertrauen des Volkes das Wohl der Allgemeinheit vertreten, wer soll Einfluß auf alle Schicksalsfragen des deutschen Volkes nehmen? [] Noch niemals ist diese Frage so eindeutig, so ernst, so mahnend gestellt worden. Das deutsche Volk wurde leider ein Opfer des fluch- und schuldbeladenen Nazisystems. Die Siegermächte haben dem Volke darum jetzt den Auftrag erteilt, mit Unterstützung der Besatzungsmächte zwar, aber mit eigener deutscher Verantwortlichkeit Regierungssysteme und Verwaltungen aufzubauen, in denen Menschenwürde, Anstand und Sitte die Triebkräfte des Handelns sind, in denen Friedensliebe und soziale Gerechtigkeit anerkannte Grundsätze menschlicher Lebensauffassung darstellen. Von diesen Grundsätzen muß jede Demokratie getragen sein, wenn überhaupt sie den Ehrentitel Demokratie führen soll. [] Wir können verstehen, daß viele Deutsche nach dem furchtbaren Hitlersystem an der Menschheit und ihren Idealen zweifelnd geworden sind. Dieser Zweifel darf aber niemals Herrschaft über Sie erlangen, darf Sie niemals in eine Entsagung und Teilnahmslosigkeit am öffentlichen Geschehen drängen. Sie dürfen auch nicht glauben, es sei möglich abseits zu stehen und dann menschliche Ideale zu kultivieren. Wahre Menschlichkeit und Politik sind nicht voneinander zu trennen. Der unpolitische Mensch ist vor 13 Jahren den Sirenenklängen des Diktators Hitler verfallen, gerade weil er unpolitisch war. Das darf nie wieder geschehen. [] Und nun die Frage: Wie sollen Sie sich entscheiden? Wir sagen Ihnen, beurteilen Sie Parteien wie Menschen. Wenn Sie Menschen lange kennen, dann können Sie sich ein Urteil über diese Menschen bilden. Kann es Ihnen da schwerfallen, die deutsche Sozialdemokratie zu bewerten? Sie und nur sie allein war - im Gegensatz zu allen anderen Parteien, die wieder auf die politische Bühne treten, zum Teil nur mit einer neuen Firma, zum Teil nur mit zeitgemäß veränderten Programmpunkten - immer die Partei des Friedens und der Völkerverständigung, die Partei der Armen und Schwachen, die wirklich unabhängige Partei für wahre Demokratie und echten Sozialismus. Wir sehen im Sozialismus keine öde Gleichschaltung, sondern lebendige Teilnahme aller Schaffenden, aller Arbeiter und Angestellten, aller Beamten, Gewerbetreibenden und Kaufleute an dem Streben nach dem gemeinsamen Ziel einer sozialen Gerechtigkeit. [] Das ist unser Weg und Ziel. Wenn das auch Ihr Ziel ist, dann müssen Sie mit uns den gleichen Weg gehen. Ihre Entscheidung kann dann nur sein: Am 13. Oktober die Kandidaten der SPD zu wählen. [] Gerhard Brandes Gustav Dahrendorf Annie Kienast Helmuth Weidt [] Gerhard Brandes Hamburg 1 Helfer in Steuersachen Gerhard Brandes ist 44 Jahre alt. Er wurde als Sohn eines Landarbeiters in Leipzig geboren, besuchte die Volksschule, machte zunächst eine Lehre durch im Anwaltsbüro und betätigte sieh später kaufmännisch im Großhandel sowie in Messeangelegenheiten Leipzigs. Ab 1923 war er zehn Jahre lang Arbeitersekretär in Thüringen und Ostpreußen für den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund. Nachdem er 1933 seine Tätigkeit aus politischen Gründen aufgeben mußte, wurde er 1935 selbständiger Bücherrevisor. Seit der frühesten Jugend als bewährter Vertreter der politischen und gewerkschaftlichen Belange der arbeitenden Bevölkerung tätig, steht Gerhard Brandes auch jetzt wieder in vorderster Linie der Arbeiterbewegung. [] Gustav Dahrendorf Hamburg-Wellingsbüttel Kaufmann Als Sohn eines Arbeiters wurde Gustav Dahrendorf 1901 in Hamburg geboren. Von der Volksschule kam er in die kaufmännische Lehre. Nach kurzer Berufsarbeit war er bis 1924 bei hamburgischen Behörden tätig. Schon seit 1914 in der sozialistischen Jugendbewegung, entwickelte er sich sehr früh zum aktiven politischen Kämpfer. Von 1924 bis 1933 war er Redakteur am "Hamburger Echo". Von 1927 bis 1933 Mitglied der Bürgerschaft. Nach 1933 mehrfach inhaftiert, siedelte er nach Berlinüber und fand Beschäftigung in der Kohlenwirtschaft. In engster Verbindung mit den führenden Sozialisten des 20. Juli organisierte er den aktiven Widerstand gegen das Naziregime. Er kam mit einer siebenjährigen Zuchthausstrafe davon, wurde 1945 befreit und nahm stärksten Anteil an dem Aufbau der SPD der Ostzone, wurde Mitglied des Zentralausschusses der SPD. Ende Februar 1946 kam er in seine Vaterstadt Hamburg zurück. [] Annie Kienast Hamburg-Fuhlsbüttel Abteilungsleiterin Annie Kienast ist die Tochter eines Kesselschmiedes. Sie wurde 1897 in Hamburg geboren, besuchte die Volksschule und wurde Verkäuferin in der Textilbranche. Schon 1918 kam sie in den Zentralverband der Angestellten. Von 1921 bis 1934 war sie Verkäuferin im Kaufhaus "Produktion", wo sie aus politischen Gründen entlassen wurde. Seit 1935 ist sie Abteilungsleiterin im Kaufhaus Köster am Großen Burstah. Seit 1919, also seit fast 27 Jahren, auch Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, ist sie seit 1945 wieder dabei und arbeitet neben ihrer Tätigkeit als Vorstandsmitglied in der deutschen Angestellten-Gewerkschaft im kommunalpolitischen Ausschuß ihres Wohnbezirks. [] Helmuth Weidt Hamburg 11 Betriebsinspektor Helmuth Weidt ist Hamburger; 1899 geboren, wurde er nach Besuch der Volksschule Maschinenbauer. Dann kam der erste Weltkrieg, er wurde Soldat und nachdem Kaiarbeiter. Seiner wirtschaftlichen Kenntnisse und seiner politischen Geradlinigkeit wegen wurde er 1927 in den Betriebsrat der Kaiverwaltung gewählt, dem er bis 1933 angehörte. Von den Nazis entlassen, entschied er sich für den Widerstand, wurde dann wegen illegaler Beteiligung mehr als drei Jahre im Konzentrationslager und Zuchthaus gefangengehalten. Nach dieser Zeit war er Maschinist und Heizer. Jetzt ist er Angestellter der Hamburger Hafen- und Lagerhausgesellschaft. Als bewährter Sozialdemokrat genießt er das besondere Vertrauen der Kaiarbeiter. [] Die Sozialdemokratie ist die Partei aller Schaffenden [] Demokratie: ihre Lebensform [] Planwirtschaft: der Weg der Vernunft [] Sozialismus: das Ziel einer gerechten Lösung aller Menschheitsfragen [] 3 Gerhard Brandes SPD Helfer in Steuersachen [] 4 Gustav Dahrendorf SPD Kaufmann [] 11 Annie Kienast Abteilungsleiterin SPD [] 24 Helmuth Weidt SPD Betriebsinspektor [] So sieht der Stimmzettel aus [] (Nicht für die Wahl verwenden!) [] Jeder Wähler hat 4 Stimmen! [] Entscheide richtig! [] Dein Kreuz hinter jeden Namen der 4 SPD-Kandidaten! [] Auerdruck GmbH., EP 36, Hamburg 1 727/14500/10.46/Kl. C
Published:13.10.1946