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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; laminiert Sein oder Nichtsein [] für Watenstedt-Salzgitter [] Die ehemaligen Reichswerke Watenstedt-Salzgitter stehen nicht auf der Liste der für den Demontagestop vorgesehenen Betriebe, die in der letzten Sitzung des Bundestages bekanntgegeben wurde. Diese Mitteilung war für die Bevölkerung des Notstandsgebietes ein schwerer Schlag. Noch einmal haben sich Gewerkschaften und Betriebsvertretung an alle in Frage kommenden Stellen gewandt. Die heutige Protestkundgebung soll zeigen, daß hinter diesem Vorgehen die noterfüllte Entschlossenheit der gesamten Bevölkerung des Gebietes Watenstedt-Salzgitter steht. [] Noch ist eine Wendung möglich [] Die Erklärung, die Bundesarbeitsminister Storch als Antwort auf die Anfrage des Bundestagsabgeordneten und ersten Vorsitzenden der SPD, Dr. Schumacher, wegen der drohenden Demontage der ehemaligen Reichswerke gab, läßt uns hoffen. Nach dem bisherigen Verlauf der Verhandlungen des Bundeskanzlers mit der Hohen Kommission, glaubt man in Bonn mindestens einen teilweisen Demontagestop für die ehemaligen Reichswerke erwarten zu können. [] Ersuchen an den Bundesvorstand [] Der Bezirksvorstand des DGB und die Bezirksleitung der IG Metall haben in der vergangenen Woche angesichts der Ausführungen des Kollegen Storch das dringende Ersuchen an den Bundesvorstand des DGB und an den Hauptvorstand der IG Metall gerichtet, unverzüglich noch einmal bei der Bundesregierung vorzusprechen und sie zu veranlassen, sich für die Reichswerke Watenstedt - Salzgitter entschlossen einzusetzen. [] "Wir bitten den Bundesvorstand, außerdem zu erwägen," heißt es dann weiter in dem Schreiben des Bezirksvorstandes des DGB und der Bezirksleitung der IG Metall, "ob er nicht darüber hinaus unmittelbar Schritte bei den drei Hohen Kommissaren unternehmen will. Für die Verhandlungen mit der Bundesregierung und den Hohen Kommissaren regen wir an, daß sowohl der Bundesvorstand als auch die Bundesregierung den Hohen Kommissaren erneut einen Vorschlag unterbreiten. [] Darin müßten auch die letzten Bedenken, die sich auf das alliierte Sicherheitsverlangen und Befürchtungen über das Entstehen einer neuen Rüstungsindustrie gründen, zerstreut werden. Die Tatsache, daß die Reichswerke Allgemeinbesitz sind und die Zusammensetzung des Vorstandes und Aufsichtsrates, dem wir als Vertreter der Gewerkschaft paritätisch angehören, geben Gewähr, daß auch keine Staatsregierung dieses Unternehmen mißbrauchen kann." [] Landeskommissar will sich einsetzen [] Sofort nach Bekanntwerden des Ergebnisses der Bundestagssitzung führten der Bezirksvorstand des DGB und die Bezirksleitung der IG Metall Verhandlungen mit dem Landeskommissar für Niedersachsen, Lingham, und dem Niedersächsischen Minister für Wirtschaft und Verkehr, Dr. Fricke. Die Gewerkschaftsvertreter verwiesen dabei auf den Ernst der Lage und die ständig wachsende Unruhe der Bevölkerung im Salzgittergebiet. [] Der Landeskommissar stimmte der Auffassung der Gewerkschaftsvertreter zu, daß in letzter Stunde doch noch eine Wendung erreicht werden könnte. Voraussetzung dafür wären entsprechende Maßnahmen und Garantien der Bundesregierung. Landeskommissar Lingham erklärte, daß er sich im Sinne seiner bisherigen wohlwollenden Bemühungen erneut beim Hohen Kommissar Robertson verwenden wolle. [] Wirtschaftsminister Dr. Fricke versprach, daß die Niedersächsische Staatsregierung sich unverzüglich noch einmal an die Bundesregierung wenden wolle, um ein nochmaliges Eintreten des Bundeskanzlers für die Reichswerke zu erreichen. [] Arbeiterschaft ruhig - aber entschlossen [] Ebenso wie bisher werden die Gewerkschaften auch in der Zukunft Wert darauf legen, daß alle Schritte, gleich welcher Art, in vollster Disziplin unternommen werden. Wir sind auch der Ueberzeugung, daß die Arbeiter von Watenstedt-Salzgitter, selbst in ihrer heutigen großen Not und Erregung, keine unbesonnenen Schritte unternehmen, sondern immer im Einverständnis mit ihren Organisationen handeln werden. [] Die bisherigen Erfolge auf dem Wege zu einem Demontagestop sind nicht zuletzt auf die entschiedene aber verantwortungsbewußte Haltung der Arbeiterschaft zurückzuführen. [] Betriebsräte, örtliche Gewerkschaften und die Gewerkschaftsleitungen im Lande Niedersachsen haben seit Monaten nur alles Erdenkliche getan. Sie wissen aber auch, daß die Entscheidungen an höherer Stelle fallen. Von dem entschiedenen Eintreten der Bundesregierung für die Erhaltung der Reichswerke wird das Schicksal der Betriebe und der Bevölkerung abhängen. [] Die Verantwortung der Bundesregierung [] Es geht um das Los von Zehntausenden von Menschen. Die Bundesregierung sollte sich nicht dem Verdacht aussetzen, daß engstirnige Konkurrenzgesichtspunkte und Sonderinteressen der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie für sie wichtiger sind, als die Bevölkerung eines großen Gebietes und seine Lebensnotwendigkeiten. [] Unsere Forderungen: [] Gegen Zerstörung und Krieg - für friedlichen Aufbau! [] Stoppt die Demontage - wir wollen leben! [] Deutscher Gewerkschaftsbund [] Kreisausschuß Watenstedt-Salzgitter [] Industriegewerkschaft Metall [] Ortsverwaltung Watenstedt-Salzgitter [] Buchdruckwerkstätten Hannover GmbH., CDH 524, 2012/20000, 11.49, Kl. C
Published:08.1949 - 11.1949