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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals NR. 1 - NOVEMBER 1955 [] Sirene [] NACHRICHTENBLATT FÜR DIE MITGLIEDER DER IG METALL AUF DEN WESER-WERFTEN [] WAS ERREICHT WORDEN IST [] Von Gustav Böhrnsen, Vorsitzender des Betriebsrates der AG "Weser" [] Unsere Betriebsversammlungen der letzten zwei Jahre sind ein Spiegelbild der Arbeit dieses Betriebsrates. Als vor zwei Jahren der alte, kommunistisch beherrschte Betriebsrat abgelöst wurde, war es auch mit der Phrasendrescherei vorbei. Wir haben keinen Radau in den Versammlungen gemacht und nicht den Mund aufgerissen, sondern wir haben zur sachlichen Diskussion aufgefordert. Im Gegensatz zu unseren Vorgängern sahen wir in der Tätigkeit des Betriebsrats keine politische Funktion. Wir waren uns vielmehr darüber im klaren, daß heutzutage ein Betriebsrat etwas von den betrieblichen Dingen verstehen muß, wenn er etwas erreichen will. Und er muß eine feste Basis in seiner Gewerkschaft haben. Nun, was ist erreicht worden? - [] Es werden jetzt Sonderzulagen gezahlt, die allerdings nicht so aussehen, wie sie unseren Vorstellungen entsprechen. Wir wollten Leistungszulagen, wie es sie früher schon einmal auf der Werft gegeben hat. Die Direktion entschied anders, und wir wissen, daß es bei der Verteilung dieser Zulagen allerlei Unruhe und berechtigte Proteste gegeben hat. Aber vergessen wir eines nicht: es ist das erste Mal nach 1945, daß hier auf der Werft überhaupt Zulagen gezahlt werden, Das ist das Grundsätzliche. Jetzt kommt es darauf an, die Zulagen so abzuwandeln, daß sie den Wünschen der Belegschaft entsprechen. [] Vor einem guten Vierteljahr wurde auf der Werft die Erschwerniszulage eingeführt, aus der sich dann auf anderen Werften die Verbrennungszulage entwickelte. Es ist uns gelungen, daraus eine Zulage für alle Arbeiten mit Schweiß- und Brenngeräten zu machen, also eine in sich gestaffelte, an die Arbeit gebundene Zulage. [] Unsere alten Rechte hinsichtlich der Zahlung von Jubiläumsgeld und einer Beihilfe zur Schulentlassung haben wir wiederherstellen können. Sie bedeuten finanzielle Vorteile für unsere Kollegen; ebenso wie die von uns herbeigeführte Regelung der Feiertags- und Urlaubsbezahlung. Besonders froh waren wir, daß es uns im letzten Jahr gelungen ist, ein Urlaubsgeld einzuführen. Hunderten von Kollegen haben wir dadurch mit ihren Frauen einen schönen Urlaub ermöglicht, vor allem den älteren, die es ja am meisten nötig haben. Wir haben nicht 100 000 DM in ein Erholungsheim gesteckt, sondern wir haben das Geld an Kollegen verteilt - und das ist unseres Erachtens der richtige Weg gewesen. [] Viele Sorgen bereitete uns die Pensionskasse. Die Mitbestimmung haben wir hier verwirklicht. jetzt müssen wir weiter arbeiten, damit wir möglichst bald unseren Pensionären mehr geben können, als es uns heute nur möglich ist. Der Betriebsrat war besonders bestrebt, sich der alten Kollegen anzunehmen - denn wir werden ja alle einmal alt. [] Bei dieser Gelegenheit darf ich noch darauf hinweisen, daß das Urlaubsgeld auf der Grundlage der geleisteten Stunden, also einschließlich Überstunden, gezahlt wird. Auch das ist ein Erfolg des Betriebsrates. [] Manches haben wir erreicht, manches blieb uns versagt. Aber jeder Kollege kann versichert sein, daß die Mehrheit des Betriebsrates den besten Willen hatte, die Interessen der Belegschaft zu wahren. [] Betriebsratsvorsitzender Gustav Böhrnsen [] EIN BINDEGLIED [] Zum erstenmal erscheint heute die "Sirene", das Nachrichtenblatt für unsere Mitglieder in den Weserwerften. Sie soll ein Bindeglied zwischen unserer Organisation, dem Betriebsrat und der Belegschaft sein. Sie ist geschrieben für den Kollegen am Arbeitsplatz. Seine Nöte und Sorgen sollen sich ebenso in ihm widerspiegeln wie seine Erfolge, die er durch seine Gewerkschaft und durch seinen Betriebsrat errungen hat. [] Ich hoffe, daß durch die "Sirene" der Gedankenaustausch zwischen allen vertieft und erweitert werden kann. Darum meine Bitte: Schreibt uns, was Ihr auf dem Herzen habt! Kritisiert, was Euch nicht paßt! [] In diesem Sinne wünsche ich der "Sirene" einen guten Start. [] Mit kollegialem Gruß! Friedrich Düßmann [] Vorsitzender der IG Metall [] Ortsverwaltung Bremen [] Jeder Werffarbeiter weiß: Seine Gewerkschaft ist die IG Metall [] WAS WIR TUN WOLLEN [] Der 1. Vorsitzende des Betriebsrates der AG. Weser, Gustav Böhrnsen, nennt folgende Punkte, die für die Arbeit des künftigen Betriebsrates richtungweisend sein sollten: [] 1. Der Einfluß des Betriebsrates in den betrieblichen Ablauf muß immer weiter verstärkt werden. [] 2. Die Position des Betriebsrates im Wirtschaftsausschuß ist besonders zu festigen, um eine weitere Erhöhung des Lohnniveaus durchsetzen zu können. [] 3. Die Umgruppierung der Angestellten ist auszuweiten. [] 4. Die Einführung einer umfassenden, gerechten Leistungszulage soll unter Mitarbeit des Betriebsrates erfolgen. (Bis dahin müssen die bereits erreichten Leistungszulagen verbessert und ausgedehnt werden.) [] 5. Bessere Akkordbedingungen sind zu schaffen. [] 6. An der laufenden Verbesserung des Arbeits- und Unfallschutzes muß gearbeitet werden. [] 7. Die unwürdigen Unterkunftsräume müssen endlich beseitigt werden. Statt Notbehelfe - anständige Unterkunftsräume. []8. Ordentliche Fahrradstände sind zu schaffen. [] 9. Unser Sozialwerk ist weiter auszubauen. [] 10. Die Weihnachtszuwendungen müssen zu einem festen Bestandteil des Tarifvertrages werden: zwei Wochenlöhne für die Arbeiter und ein halbes Monatsgehalt für die Angestellten! [] Das ist nur ein Teil der Arbeit, die vor dem künftigen Betriebsrat liegt. [] Die Arbeit des Betriebsrats seit seiner Wahl im Januar 1954 hat ein festes Fundament gelegt. Dieses muß nunmehr mit Unterstützung der gesamten Belegschaft verbreitert werden. [] Als selbstverständliche Voraussetzung einer erfolgreichen Arbeit in der Zukunft nennt der Betriebsratsvorsitzende die Unterstützung der Gewerkschaft und eine Arbeit im Sinne des DGB-Aktionsprogramms, zu dem unter anderem die Forderung nach der 40-Stunden-Woche gehört. [] SPALTER UND HEUCHLER [] Zu den schmutzigsten Gegnern der Arbeiterbewegung gehören die Gewerkschaftsspalter. [] Das gilt für die Spalter aller Richtungen, für sogenannte christliche wie kommunistische. [] Die Kommunisten mit ihrer "betrieblichen Einheitsliste" erlitten bei der letzten Wahl gegenüber der Gewerkschaftsliste schmählichen Schiffbruch. Die Spalter wurden außerdem aus der Gewerkschaft ausgestoßen. [] Daraus zogen sie Lehren. [] Im "Werft-Echo", in der "Tribüne der Demokratie" und in der mündlichen Agitation wurde der Kurs wieder einmal um 180 Grad gedreht. [] Der Befehl aus Pankow und der KP-Zentrale lautete nun nicht mehr: "Stellt eine eigene Liste gegen die Gewerkschaft auf", sondern: "Hinein In die Gewerkschaft", "kandidiert diesmal auf der Liste der Gewerkschaft". [] Was also vor kurzem noch ein Parteivergehen war, ist heute Parteiauftrag. Wir haben etwas Mitleid mit jenen Kommunisten, die nicht geschmeidig genug waren, bei der Kursänderung schnell genug um die Ecke zu kommen. Wem jetzt die Ohren klingen, ist selbst daran schuld! [] Wie war es denn damals? KP-Mitglied Heinrich Weber z. B. wurde so lange beredet, bis er "freiwillig" als Kandidat von der Gewerkschaftsliste zurücktrat. [] Das ehemalige KP-Mitglied Wilhelm Saeveke trat nicht ,freiwillig" zurück. Ihn zwang man, das KP-Mitgliedsbuch zrückzugeben. [] Jetzt schreibt die "Tribüne", es sei "oberstes und unumstößliches Gebot: eine einheitliche Kandidatenliste - und Fluch über jeden, der spalten will." [] Nun, genau das war Saevekes Meinung bei der letzten Betriebsratswahl. Dafür wurde er in der schmutzigsten Art und Weise im "Werft-Echo" und in jener "Tribüne" angegriffen. [] Erinnern wir uns auch an den letzten Wahlkampf zur Betriebsrätewahl. Von der KP-Zentrale Düsseldorf wurde ein Instrukteur eingesetzt. Unter seiner Leitung wurde offen gegen die Gewerkschaft gehetzt und versucht, die Gewerkschaftsmitglieder gegen ihre eigene Organisation auszuspielen. [] Der Gipfel der Frechheit ist nunmehr die KP-Forderung, daß die aus der Gewerkschaft ausgeschlossenen Spalter wieder aufgenommen werden sollen. [] Jetzt, kurz vor der Wahl, wollen die Ausgeschlossenen in die IG Metall zurück, um auf der Liste der Gewerkschaft kandidieren zu können, die sie erst beschimpften und bekämpften. [] Zwei Jahre lang hatten sie Zeit, von ihrer Spalterliste zurückzutreten, zwei Jahre lang hatten sie Gelegenheit, einen anständigen Weg zurückzugehen. [] IBFG-VORSCHLAG ZUR VERKÜRZUNG DER ARBEITSZEIT [] Der Ministerrat der Europäischen Kohle- und Stahlgemeinschaft trat am 15. November 1955 in Luxemburg zusammen, um die Verkürzung der Arbeitszeit in den Grundindustrien der Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft zu besprechen. Die Anregung zu der Aussprache war von der belgischen Regierung ausgegangen, die kürzlich beschlossen hat, die wöchentliche Arbeitszeit in der Schwerindustrie auf 45 Stunden herabzusetzen, als erster Schritt zur Einführung der 40-Stunden- gleich 5Tage-Arbeitswoche. Die Internationale Arbeitsorganisation prüft die Voraussetzungen zur Einführung der 5-Tage-Arbeitswoche, nachdem ihr vom Internationalen Bund Freier Gewerkschaften ein diesbezüglicher Vorschlag unterbreitet worden ist. Unverzüglich nach Einführung der 45-Stunden-Woche in Belgien besprach Louis Major, der Generalsekretär des belgischen freien Gewerkschaftsverbandes (FGTB), mit Jef Rens, dem stellvertretenden Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation, die Frage, wie die IAO sich beschleunigt für den Vorschlag des IBFG, in ganz Westeuropa eine Kürzung der Arbeitszeit durchzuführen, einsetzen könnte. Die freien Gewerkschaften sind lebhaft daran interessiert, daß die Einführung der 5-Tage-Arbeitswoche in allen europäischen Ländern gleichzeitig erfolge. [] FLÜSTER-PAROLEN [] Kein Mensch, der arbeitet, ist ohne Fehler, auch ein Betriebsrat nicht. Gustav Böhrnsen, der Betriebsratsvorsitzende der Weser-AG, hat offenherzig in der Betriebsversammlung erklärt, daß sicherlich auch an seiner Arbeit Kritik geübt werden kann. Diese Bemerkung zeigt, worum es Böhrnsen und der Betriebsrats-Mehrheit geht. [] Diese Kollegen haben sich - mit bemerkenswerten Erfolgen - zwei Jahre lang bemüht, nach bestem Wissen und Gewissen die Interessen der Belegschaft zu vertreten. Sie wünschen nicht, daß man ihnen Lorbeerkränze umlegt, sondern sie sagen schlicht und einfach: Wir haben unser Bestes getan. Der Schreier ist selten ein guter Vertreter der Arbeitnehmer, ganz abgesehen davon, daß man ihn heutzutage nicht mehr ernstzunehmen pflegt. Wer jede Zeile einer Molotow-Rede auswendig gelernt hat und sich der jeweiligen Linie anzupassen versteht, ist deswegen noch kein guter Betriebsrat. [] Manch einer liebt es, ins besondere vor einer Wahl, in Popularität zu machen, er erschöpft seine Tatkraft darin, dann und wann einmal "auf die Pauke" zu hauen. Auch solche Leute gibt es heute noch im Betriebsrat der AG "Weser"; glücklicherweise in der Min[derz]ahl. Kollege Böhrn[sen] hat in den letzten zwei Jahren nicht wenige offizielle Beschwerden über einige Betriebsräte zu hören bekommen, weil diese sich um so gut wie gar nichts gekümmert haben. Das aber hat die gleichen Leute nicht im mindesten daran gehindert, in Versammlungen großsprecherische Forderungen zu verkünden - Forderungen, mit denen dann die anderen fertig werden mußten. [] Man hat es den arbeitsfähigen und -willigen Kräften dieses Betriebsrats wahrlich nicht leicht gemacht. Einmal hatten sie ein schlechtes Erbe von ihren Vorgängern zu übernehmen und zum anderen hat man immer wieder versucht, Flüsterparolen gegen sie in Umlauf zu setzen. Wem man sachlich nichts am Zeug flicken kann, gegen den wird geflüstert und intrigiert. Eine alte Methode. [] WEIHNACHTSGELD: [] MEHR - ABER NICHT GENUG! [] Für dieses Jahr gelang es, die Weihnachtszuwendungen um etwa 12 bis 15 Prozent anzuheben. [] Hauptsächlich den Kollegen, die Kinder haben, kommt diese Erweiterung zugute. [] Dieser Beschluß des Aufsichtsrates ist jedoch in keiner Weise befriedigend. Die Vertreter der Belegschaft im Aufsichtsrat haben das auch eindeutig und mit aller Energie erklärt: [] Bei der augenblicklich günstigen Auftragslage ist eine höhere Zuwendung durchaus vertretbar. Wenn nicht jetzt zur Zeit der so viel gelobten Vollbeschäftigung und Hochkonjunktur, wann dann? Die Forderung nach einer Weihnachtszuwendung in Höhe von zwei Wochenlöhnen bzw. eines halben Monatsgehaltes, bleibt unverändert bestehen. Darüber hinaus geht die Forderung, die Weihnachtszuwendungen zu einem festen Bestandteil des Tarifvertrages zu machen. [] Das ist eine klare und eindeutige Haltung. [] Die Einmischung der KP und ihres "Werft-Echo" sollte sich die Belegschaft auch in dieser Frage energisch verbitten. Im Herrschaftsbereich der Kommunisten gibt es überhaupt keine Zuwendungen. [] Dort werden sie von Regierung, Partei und "Gewerkschaft" als "für einen Arbeiter unwürdige Almosen" abgelehnt. [] HÖHERE GEHÄLTER [] Nicht alle Angestellten der Weser-AG sind mit den letzten Umgruppierungen zufrieden, obwohl zugegeben wird, daß durch die Initiative des Betriebsrates ein vielversprechender Anfang gemacht worden ist. Es hat in den letzten zwei Jahren nicht nur einige Gehaltserhöhungen gegeben, von denen eine große Anzahl der Angestellten betroffen wurde - in ebenso starkem Maße hat sich der Betriebsrat auch für gerechtere Einstufungen eingesetzt. Nicht wenige Kollegen sind in höhere Gehaltsgruppen gekommen. Aber hier gibt es noch viel zu tun! [] Den Angestellten ist nur mit einer sachlichen und qualifizierten Arbeit des Betriebsrates gedient. Mitüberspitzten Forderungen und politischen Schlagworten erreicht man nichts. Darum hat sich auch die Politik jenes Betriebsrats, der vor zwei Jahren durch den jetzigen abgelöst wurde, sehr nachteilig auf die Angestellten ausgewirkt. Ein Betriebsrat ist eine Einheit - und wenn seine Mehrheit kommunistisch ist, dann schleppt er einen Ballast mit sich herum, der auch von der konstruktiven Arbeit einzelner Betriebsratsmitglieder nicht verkraftet werden kann. Zum Schaden der Belegschaft. [] GUTE ERFAHRUNGEN [] In der Firma Carl Zeiss, Oberkochen (Württ.), hat sich, wie ein Mitglied der Geschäftsleitung mitteilte, der zu Beginn dieses Jahres vollzogene Übergang zur 45-Stunden-Woche bewährt. Die schrittweise Kürzung der Arbeitszeit innerhalb von 5 Monaten habe die Erwartungen voll bestätigt. Durch die Rationalisierung der Arbeitsvorgänge seien Ausfälle vermieden worden. Die Steigerung der Produktivität betrage im Werksdurchschnitt für Männer 9,2 und für Frauen 8,8 Prozent. [] Von guten Erfahrungen mit der 40-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich berichtete die Werksleitung einer Wipperfürther Kleiderfabrik. - Die "Frankfurter Neue Presse" sagt: "Die rund 2000 Arbeiter und Angestellten der Fabrik arbeiten seit dem 1. August nur noch fünf Tage in der Woche. Sie erhalten 48 Stunden Arbeitszeit bezahlt. Die Arbeitsleistung habe sich, wie die Firma mitteilt, in einem Maße gesteigert, wie es selbst von der Betriebsleitung nicht erwartet wurde." [] ...und wieder geht ein Pott zu Wasser. Die Auftragslage der AG "Weser" ist anhaltend gut [] Alle Kollegen, die mit Schweiß- und Brennarbeiten beschäftigt sind, erhalten eine Zulage [] PRAKTISCHE SELBSTHILFE [] DAS SOZIAL-WERK [] Mit Stolz kann die Belegschaft der AG-"Weser" von ihrem in echter Selbsthilfe geschaffenen Sozial-Werk sprechen. Der Betriebsrat - im besonderen der dafür verantwortliche Kollege im Betriebsrat - haben das Sozial-Werk zu einem Begriff weit über Bremen hinaus gemacht. [] Seit seiner Gründung im April 1954 bis zum 1. Oktober 1955 hat das Sozial-Werk insgesamt an Leistungen 42815,36 DM ausgezahlt. [] Für einen Monatsbeitrag von nur 1,- DM bzw. 0,50 DM leistet es z. B. bei ärztlich bescheinigter 21tägiger Krankheit für die ersten 3 Krankheitstage je Tag 7,- DM. Nach siebenwöchiger Krankheit (einschließlich Unfall) zahlt das Sozial-Werk 25,- bis 35,- DM. Bis zur Höchstdauer von 26 Wochen pro Jahr wird in Abständen von vier Wochen dieser Satz bei längerer Krankheit ausgezahlt. Dazu kommen noch die Zuschüsse für den Zahnersatz (bis 30,- DM) für das Mitglied und auch für die Ehefrau. [] Außerdem kann in besonderen Notfällen eine weitere einmalige Unterstützung gewährt werden, über die der vom Betriebsrat eingesetzte Sozialausschuß befindet. [] Ein Sozial-Werk also, aus eigener Kraft geschaffen. [] Kein Arbeitnehmer hat es nötig, von der Direktion eine Zuwendung zu erbitten, die Solidarität der Belegschaft erspart ihm das. [] Sehr eigenartig, daß es die KP war, welche doch sonst immer gegen die "Unternehmer-Almosen" ist, die ihre Mitglieder im Betriebsrat und in der Belegschaft anwies, gegen das Sozial-Werk Stellung zu beziehen. Wenn diese das auftragsgemäß taten, dann gegen ihr besseres Wissen und Gewissen. [] Der Kollege Prüser (KP) hatte seinerzeit das Sozial-Werk mit der Begründung abgelehnt, daß es ohne wesentliche Beihilfe der Betriebsleitung nicht ins Leben gerufen werden könne. [] Es wurde nicht nur ins Leben gerufen, es bewies sich auch als außerordentlich lebensfähig. [] Und weil das Sozial-Werk ohne Beihilfe der Betriebsleitung organisiert wurde, stehen außerdem jedem Kollegen noch die Unterstützungsmöglichkeiten der Werksleitung offen. Auf diese besteht allerdings kein Rechtsanspruch wie beim Sozial-Werk. Vergleichen wir die geleisteten Unterstützungen miteinander: [] Sozial-Werk 42815,36 DM [] Zuwendungen, Leistungen der Betriebsleitung 9815,- DM [] Diese Zahlen sprechen für sich. [] Die Sozialgesetzgebung in Deutschland ist schlecht. Wir können nicht warten, bis die versprochene Sozialreform Wirklichkeit wird, deshalb sind Selbsthilfemaßnahmen notwendig. [] Das Sozial-Werk der AG "Weser" wurde aus dem Geist echter Solidarität geschaffen. Baut es weiter aus! [] Jeder Arbeiter und Angestellte sollte in ihm Mitglied sein. [] Verantwortlich: IG Metall, Ortsverwaltung Bremen [] F. Düssmann [] Druck: Buchdruckwerkstätten Hannover GmbH [] NIEMAND SOLL SICH ZUM HAMPELMANN MACHEN LASSEN [] EIN SOZIALES BEKENNTNIS [] FEINDE DER GEWERKSCHAFTEN GINGEN UBER BORD [] Das Bremer Wahlergebnis vom 9. Oktober war ein eindeutiges Bekenntnis zur sozialen Politik unter Senatspräsident Kaisen. Auch von den Gewerkschaften ist es als ein klares soziales Votum gewertet worden - nicht im parteipolitischen Sinne, sondern als Bekenntnis zu einer sozial-fortschrittlichen Politik. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte vor der Wahl erklärt: "Sozial gewählt - sozial regiert", und er hatte die Mitglieder der in ihm vereinigten Gewerkschaften aufgefordert: Kollegen wählen Kollegen!" [] Die Arbeitnehmerschaft Bremens hat diesen Aufrufen des DGB Folge geleistet. Sie hat sich entschieden, und zwar eindeutig, ohne Wenn und Aber. Darum darf sie nun auch erwarten, daß Bürgerschaft und Senat auch zukünftig die Interessen der arbeitenden Menschen im besonderen Maße berücksichtigen. [] Allen Kräften, die sich in den entscheidenden Fragen gegen die Interessen der Arbeitnehmer gestellt haben, ist eine schwere Schlappe bereitet worden. Die DP, die sich am meisten damit brüstete, keinen Gewerkschaftsflügel zu haben, spielt auch in der neuen Bürgerschaft eine nur untergeordnete Rolle. Und die KP, die ihre politischen "Ideen" aus einer ferngesteuerten Fabrik in Pankow bezieht, ist eine Splitterpartei geblieben. Der BHE, im Bunde mit der DRP und den Fliegergeschädigten, flog in hohem Bogen aus der Bürgerschaft. [] Alles in allem - ein Sieg der aufbauwilligen demokratischen Kräfte, deren feste Basis die Arbeiter und Angestellten in den bremischen Betrieben sind. [] STEIGENDE LEISTUNGEN IM SOZIAL-WERK [] April 1954 bis Dezember 1954 - 17911,23 DM [] Januar 1955 bis 1. Oktober 1955 - 24 815,13 DM [] Insgesamt 42726,36 DM [] IHNEN MUSS MEHR GEHOLFEN WERDEN [] Foto: Schmidt
Published:01.11.1953