Die Unterschiede zwischen der Sozialdemokratischen und Kommunistischen Partei

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die Unterschiede zwischen der Sozialdemokratischen und Kommunistischen Partei [] SPD [] 1. Die SPD ist eine selbständige demokratische Bewegung, in der jedes Mitglied das Recht und die Pflicht hat, eine eigene Meinung zu bilden und zu äußern....

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: N.N., Gutenberg-Druckerei Mainz
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: ca. 1947
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/3D0B4541-E72F-49BD-9AD9-5C081DB92996
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die Unterschiede zwischen der Sozialdemokratischen und Kommunistischen Partei [] SPD [] 1. Die SPD ist eine selbständige demokratische Bewegung, in der jedes Mitglied das Recht und die Pflicht hat, eine eigene Meinung zu bilden und zu äußern. In der SPD werden die verschiedenen politischen Standpunkte in der demokratischen Form von Referat und Korreferat und durch freie, und sachliche Diskussion darlegt und entwickelt. Die Mitgliedschaft bestimmt die politische Linie der Partei. [] 2. Der organisatorische Aufbau der SPD ist von Grund auf demokratisch, d. h. Minderheiten haben ein anerkanntes Recht auf Kritik und praktische Betätigung und besitzen die Chance, in der Partei zur Mehrheit zu werden. Diese Form der Demokratie bewahrt die Organisation der SPD vor Unfruchtbarkeit, dogmatischen Anschauungen und der Gefahr einer Beherrschung durch eine machthungrige Clique. [] 3. Die Achtung einer unterschiedlichen Meinung in der SPD und die Anerkennung des positiven Wertes einer freien Diskussion sowie die grundsätzliche Toleranz gegenüber anderen politischen Standpunkten haben es der SPD möglich gemacht, in ihren Reihen Bernstein, Kautsky, Hilferding, Cunow mit ihren eigenen soziologischen und sozialistischen Anschauungen zu haben, und gleichzeitig konnten Franz Mehring, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Paul Levi innerhalb der Partei das Vertrauen, der Mitgliedschaft erwerben. [] 4. Für die SPD sind die führenden Funktionäre Schumacher, Ollenhauer, Agartz, Grimme usw. Vertreter einer sozialistischen Neuorientierung. [] 5. Die SPD kämpft für den echten demokratischen Staat, weil nur in der Demokratie die Menschen zur sozialistischen Gestaltung der Gesellschaftsordnung erzogen werden können. Nur in einem demokratischen Staat kann die soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit für alle wirksam erkämpft und die politische und geistige Freiheit des einzelnen gewährleistet werden. Die demokratische Staatsform dient der SPD zur Verwirklichung dieser Ziele. [] KPD [] 1. Die KPD ist eine zentralistische Partei, für die Lenins Grundsatz von der unbedingten Parteidisziplin oberstes Gesetz ist. Die politische Linie der Partei wird vom Zentralkomitee (ZK) bestimmt. Das bedeutet: Jedes Mitglied hat die Pflicht, jeden Beschluß des ZK selbst bei entgegengesetzter Meinung und gegen das eigene Gewissen unbedingt durchzuführen. Korreferate sind unmöglich. Opposition wird nicht geduldet. [] 2. Das demokratische Organisationsprinzip der SPD ist mit dem Zentralismus der KP unvereinbar. Aus diesem Zentralismus und der starren Disziplin erklären sich die gefährlichen politischen Illusionen, Irrtümer, Krisen und fatalen Fehlentwicklungen der KP. Die Unduldsamkeit gegen jede freiheitliche Äußerung echter demokratisch-sozialistischer Gedanken führt zwangsläufig zur Unterdrückung von Minderheiten bzw. zum Ausschluß aus der KP. [] 3. In der KP gibt es grundsätzlich nur Einheitsmeinungen. Einseitige Einheitsschulung und Tendenzdarstellung. Unterschiedliche politische Standpunkte betrachtet man in der KP als Spaltungen, Opportunismus, Abweichungen von der sog. Linie usw. Für die KP sind Bernstein, Hilferding, Kautsky, Levi Verfälscher des Marxismus und werden als Revisionisten, Renegaten, Verräter usw., verleumdet. Nur die vom ZK genehmigte parteiamtliche Darstellung und die, jeweils von einer obersten zentralen Befehlsstelle gedeutete Auslegung des Marxismus gilt als maßgebend und richtig. [] 4. Die KP beschimpft sie als Spalter, Verräter, Reaktionäre und Feinde. [] 5. Für die KP bedeutet die politische und geistige Freiheit des einzelnen nichts. Die demokratische Staatsform ist für die KP nur ein Durchgangsstadium, eine Etappe zur Errichtung der Diktatur des Proletariats. Also nur ein Mittel zum Zweck. Die Diktatur würde die absolute Alleinherrschaft des ZK der KP bedeuten, d. h. die rücksichtslose Unterdrückung aller anderen Gedanken, Auffassungen und Organisationen wäre erfahrungsgemäß die zwangsläufige Folge dieser Diktatur. [] Gutenberg-Druckerei Mainz - No. d'autorisation 47-479
Published:ca. 1947