Ins Arbeiterheim das Arbeiterblatt!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Ins Arbeiterheim das Arbeiterblatt! [] Ein Sturmruf, ein Kampfesruf soll dieses Wort sein! Ins Arbeiterheim das Arbeiterblatt, das Organ, das Eigentum der Arbeiter ist! Hinaus mit den Bourgeoisblättern aus den Arbeiterwohnungen, hinaus vor all...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: N.N., H. Rieke & Co., Braunschweig
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1907
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/D01F65AD-3D76-47B5-ACA8-9BB7BAF8DA07
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Ins Arbeiterheim das Arbeiterblatt! [] Ein Sturmruf, ein Kampfesruf soll dieses Wort sein! Ins Arbeiterheim das Arbeiterblatt, das Organ, das Eigentum der Arbeiter ist! Hinaus mit den Bourgeoisblättern aus den Arbeiterwohnungen, hinaus vor allem mit den "unparteiischen" Blättern, "Allg. Anz." und "Neueste Nachrichten", die der Arbeiterschaft Steine bieten statt Brot, die den Arbeitern Ratschläge zum Frieden geben, während sie rings von scharf bewaffneten Feinden umdrängt werden! Hinaus mit diesen Blättern, die mit Schundromanen und Wohltätigkeitsgefasel die soziale Frage lösen wollen! Hinaus mit jenen Blättern, welche die Arbeiterschaft einschläfern und verdummen, statt sie aufzuwecken und aufzuklären, welche den Verrätern aus den eigenen Reihen, den Gelben und Schwarzen, ihre Unterstützung zuteil werden lassen! [] Die Arbeiterpresse ist eine der wichtigsten Waffen im Kampfe gegen die Ausbeutung in jeglicher Gestalt. Das haben die Gegner der Arbeiterbewegung rechtzeitig erkannt und die Arbeiterschaft von jeher davor zu behüten gesucht, die Schärfe dieser Waffe kennen zu lernen. Wie viele Ausgaben für Agitation und Organisation könnten sich die politischen Vereine und die gewerkschaftlichen Verbände das Jahr über ersparen, wenn die Arbeiterpresse eine größere Verbreitung hätte! Wie viele Versammlungen würden überflüssig, wenn statt einer denkträgen, indifferenten Masse ein aufgeklärtes, selbstbewußtes und zielbewußtes Volk auf dem Plane stünde! Wie anders könnten die gewerkschaftlichen Organisationen dastehen, wenn sie ihre ganze Kraft darauf verwenden könnten, die Lebenslage der Arbeiterschaft zu erhöhen, statt wie heute, der Arbeiterschaft erst mühsam beweisen Zu müssen, [] daß sie in einer erbärmlichen Lage steckt, beweisen zu müssen, daß Brot mit Butter besser schmeckt, als Brot ohne Butter! [] Ins Arbeiterheim das Arbeiterblatt! [] Und alle die Zögernden und Gleichgültigen, alle die Mißtrauischen und Lauen werden aus Träumern - Kämpfer werden, wie sie die moderne Gewerkschaftsbewegung und die Sozialdemokratie braucht. [] Und auch die Frauen, die unserer Bewegung heute noch in ihrer großen Masse kühl oder gar feindlich gegenüberstehen, werden durch die tägliche Lektüre Mitstreiterinnen werden, auf deren Kampfestreue man sich auch in den stürmischsten Zeiten verlassen kann! Dann erst wird es auch möglich sein, eine Jugend heranzuziehen, die sich nicht über Spiel, Sport, Vereinsmeierei und Klimbim aller Art die mühsamen Errungenschaften der Väter wieder entreißen läßt, die nicht auf Vater, Mutter und Geschwister schießt, wenn kommandiert wird. Und schon bei den Kindern wird sich das Bewußtsein durchringen, wie schwer es den Eltern wird, unter den heutigen Verhältnissen ihre Familienpflichten zu erfüllen, sie werden den Wunsch hegen, dereinst als Erwachsene Mitkämpfer, Mitstreiter zu werden zur Erringung einer höheren Kultur. [] Aus bescheidenen Anfängen heraus hat sich die Arbeiterpresse zu ihrer heutigen Höhe emporgearbeitet. Wer aber glaubt, daß es nunmehr Zeit sei, die Hände in den Schoß zu legen, der lese was noch im Vorjahre die gegnerische Presse schrieb: [] "Die sozialdemokratische Presse zählt insgesamt 679000 Abonnenten. Gegen die ungezählten Millionen von Abonnenten bürgerlicher Blätter ist das geradezu eine verschwindende Kleinigkeit. So sehr auch die Sozialdemokratie auf die Macht ihrer Presse pocht, so sehr muß eine unbefangene Beurteilung darauf hinweisen, daß die sozialdemokratische Beeinflussung der öffentlichen Meinung noch außerordentlich schwach ist. Nicht viel mehr als der fünfte Teil der sozialdemokratischen Wähler steht auch unter dem ständigen Einfluß der Parteipresse. Selbst wenn man in Erwägung Zieht, daß auf ein sozialdemokratisches Blatt häufig zwei und zuweilen auch noch mehr Leser oder Familien kommen, ist die Leserzahl noch immer recht gering." [] Wenn auch die Abonnentenzahl unserer Parteipresse im letzten Jahre überall - auch in Braunschweig - ganz bedeutend gestiegen ist, so ist sie leider noch verschwindend klein gegenüber der Menge der volks- und arbeiterfeindlichen Blätter. Wer diesen Zustand bedauert, wer Verhindern will, daß auf absehbare Zeit die Macht der Scharfmacherpresse, der Streikbrecherpresse, der Brot- und Fleischwucherpresse mit ihrer Verdummung der Volksmasse größer ist, als die Macht der Arbeiterpresse, der abonniere den [] "Volksfreund". [] Seitdem die Reichstagswahlen am 25. Januar der Regierung eine Mehrheit gebracht haben, die zu allen Mehrbelastungen des arbeitenden Volkes Ja und Amen sagt, gebärden sich die alten, schlimmen Feinde des Volkes, als ob ihre Macht keine Grenzen hätte. [] Mit dem weiteren Ausbau der Sozialreform und der Arbeiterschutzgesetzgebung ist es vorläufig aus. Verschlechterungen der bisherigen Errungenschaften, u. a. des Krankenversicherungsgesetzes, werden geplant. [] Ein ganzes Bündel neuer Steuern ist bereits bewilligt worden und weitere sind in Aussicht. Dazu kommt, daß die Wirkungen des Zolltarifes immer fühlbarer werden. [] So ist es nicht zu verwundern, daß alles teurer geworden ist. [] Fleisch, Brot, Kartoffeln, fast alle Nahrungsmittel und sonstigen Gebrauchsgegenstände sind kaum noch zu erschwingen. Obst ist für die Kinder fast zu einer Delikatesse geworden. Die Wohnungsmieten sind gestiegen. [] Kurz, die Zeiten sind ernst. Darüber kann sich niemand wegtäuschen lassen. [] Und während das arbeitende Volk in Sorgen vergeht und bangend fragt, was denn werden soll, denkt die Regierung nicht daran, sparsam zu wirtschaften. Im Gegenteil werden immer mehr Millionen ausgegeben für unnütze oder gar schädliche Zwecke. [] Neue Kriegsschiffe, von denen jedes einzelne die Riesensumme von 35 bis 40 Millionen Mk. verschlingen wird, sollen gebaut werden. Auch das Landheer soll bedeutende Vermehrung erfahren. [] Und für die sogenannten Schutzgebiete, die uns schon mehr als eine Milliarde gekostet haben, werden nach Dernburgs Reise weitere Hunderte von Millionen folgen. [] Und die Kehrseite der Medaille? [] Die großen Kapitalisten und Prozent-Patrioten machen unheimlich gute Geschäfte. Die Besitzer und Aktionäre der Kohlenzechen, Maschinenfabriken und anderer Industriewerke heimsen mühelosen Gewinn in fabelhafter Höhe ein. Der sogenannte Nationalreichtum, von dem das Volk nichts hat, steigt ungeheuer. [] Soll es so bleiben? [] Das kommt auf das Volk selbst an. Wenn das Volk nicht mehr will, muß es anders werden. Viele empfinden wohl ihre traurige Lage, sie räsonnieren und schimpfen und lassen es dabei bewenden. Warum? Weil sie die Wahrheit über unsere ungerechten und widersinnigen Zustände nicht erfahren, denn sie lesen Zeitungen, die im Interesse der Regierung und der herrschenden Klassen geschrieben sind. Dadurch wird ihr Blick getrübt, ihr Urteil gefälscht. Darum [] ins Arbeiterheim das Arbeiterblatt! [] Wer die Wahrheit erfahren will, was in der Welt vorgeht, wie das Volk genasführt wird, warum das Volk trotz fleißiger Arbeit arm bleibt, wie mit zweierlei Maß gemessen wird, wie der Reichtum und die Macht in den Händen einer verhältnismäßig kleinen Zahl Bevorrechteter ruhen, und was das Volk tun muß, um zu seinem Rechte zu kommen und die heutigen unhaltbaren Zustände zu beseitigen, der muß das sozialdemokratische Organ des Herzogtums abonnieren, der muß unausgesetzt agitieren für den [] "Volksfreund". [] Bestellzettel. [] [...] [] Dieser Bestellzettel ist einem "Volksfreund"-Austräger oder einem sonstigen Beauftragten zu übergeben. [] Druck und Verlag von H. Rieke & Co., Braunschweig.
Published:1907