Deutschland bittet, aber bettelt nicht

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Das Geld, das Du dem Krieg gegeben, [] Wird der Friede Dir segnen! [] Deutschland bittet, aber bettelt nicht. [] "Oho, ich soll also Kriegsanleihe zeichnen?" [] Natürlich sollst Du! [] "Aber ich mag nicht." [] So redet viel...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kriegspresseamt Berlin, Otto Elsner, Berlin
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 22.09.1916
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/3CF9D773-97B9-44A9-AC6D-B10284535F60
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Das Geld, das Du dem Krieg gegeben, [] Wird der Friede Dir segnen! [] Deutschland bittet, aber bettelt nicht. [] "Oho, ich soll also Kriegsanleihe zeichnen?" [] Natürlich sollst Du! [] "Aber ich mag nicht." [] So redet vielleicht ein Zivilist, der zu feig ist, seine wahren Gründe zu nennen. Ein Soldat spricht nicht so. [] "Zum Donnerwetter, also ich will nicht!" [] Das ist allerdings knapp deutsch geredet. Aber jetzt werden wir besser miteinander fertig. Als die letzte Kriegsanleihe kam, sah es windig aus. Zuhause verkürzte man die Brotration. Der tägliche Heeresbericht erzählte nur von einem gewonnenen oder verlorenen Grabenstück. Hindenburg nahm in meisterhafter Sicherheit seine Front in Frankreich zurück; aber es war doch ein Zurück, kein Vorwärts. Am Wirtshaustisch zuhause tuschelte man sich leise ins Ohr und forderte Euch öffentlich auf, keinen Pfennig zu bezahlen, weil jeder Groschen nur den Krieg verlängere. Aber siehe da! Es kam ganz anders. Das deutsche Volk kümmerte sich nicht um das Geschwätz. Es legte seine Milliarden auf den Tisch. Das Ausland war um eine Hoffnung ärmer. Das war ein stolzer Sieg in schweren Tagen! [] Heute aber! Da wehen die Fahnen über unserer guten deutschen Stadt Riga. Tarnopol ist gewonnen, und die deutschen Städte Czernowitz und Radautz im alten Eichenland der Bukowina. Österreich ist frei von Russen. Noch sitzt der Italiener nicht in Triest und der Engländer nicht in Gaza. In Frankreich habt Ihr Truppen Wunder getan, vor Verdun, beim Damenweg und im blutgetränkten Flandern. Voll still entsagungsreichen Dienstes hieltet Ihr von der Flotte sichere Wacht an Deutschlands Küsten. U-Boot und Torpedoboot sind der Schrecken Englands geworden, und London kennt unsere Flieger. Zuhause wuchs Korn und besonders Kartoffeln und Obst genug. Keiner unserer Feinde glaubt mehr, daß er uns aushungern könne. Wir sind doch keine solche Narren, daß wir es selber glaubten! Also muß diese Anleihe wahrhastig gut geraten. [] Soll ich lange vorrechnen, [] wie es mit unserem Besitz Maschinen und Wiesen, Schulen und Krankenhäusern, Kassen und Forsten ist und bleibt ein zahlungsfähiger, sicherer Schuldner. Nun möchtest Du mehr als fünf Prozent? Du meinst, in Hypothek oder Aktie oder anderer Unternehmung mehr verdienen zu können? Ich glaube: Wenn das Deutsche Reich kein Geld im Kriege hat, hat auch kein Privatunternehmen Geld. Die Kriegsanleihe ist das Rückgrat für jedes Geschäft, wie unsere Flotte das Rückenmark unseres Handels bleibt. Und wo läuft das Geld denn hin? Geben wir's nach Afrika oder Amerika? Wir geben es uns selbst wieder. Von den 100 Milliarden mögen 20 tatsachlich in die Luft geflogen sein, in Granaten und Kanonen und unermeßlichem Kriegsgerät. Aber dieübrigen sind doch wieder bei uns selbst ausgegeben. Denn "der Staat" - das sind wir alle miteinander. Damit genug! [] Da kommt Deine Jüngste zu Dir und bittet Dich: "Sorge Vater, daß ich auf der Schule bleiben darf." Das geht nur, wenn Deutschland die Mittel dazu hat. Da kommt Dein Weib zu Dir und fragt: "Wie wird's später mit der Versicherung?" Die steigt nur, wenn Deutschland guten Frieden bekommt. Da kommen Deine Eltern und sagen Dir: "Du hast von jeher etwas auf Dich gehalten! Deutschland hält auch auf sich und seine Ehre. Es soll nicht betteln gehen. Wir sind mit ihm groß geworden, und Du verdankst ihm Art und Sprache, Herz und Gemüt. Gib, was Du hast. Undankbarkeit war von jeher das Entehrendste." So ehren wir uns, wenn wir das Vaterland ehren. Es darf nicht verarmen. In Indien und auf Island, in jedem Winkel der Welt staunt man heute leise oder laut über Deutschlands Macht und Größe. Nur wir, die Söhne und Erben dieses Landes, sollten nichts davon sehen? sollten nicht danach handeln? [] Das ist rein unmöglich. Unseren Feinden kostet jeder Tag des Krieges mehr als das Doppelte. Sie sind's schon sehr leid. Sie warten nur darauf, daß wir müde werden, um uns dann so arm zu machen, daß wir auf ein Jahrhundert hinaus gelähmt sind. Machen wir ihnen wieder einen dicken Strich durch ihre Rechnung, [] geben wir alles, was wir können, dem Staat, uns selbst zu Nutzen. [] Der Anständige hat immer ein fröhlicheres Gewissen, als der Knauserige und Egoist. Das hat der Schützengraben erst recht ans Tageslicht gebracht. [] Nun, wie ist's? [] "Ach, Du fällst mir lästig!" [] Du bist mich sofort los, wenn Du nur zeichnest. Also: [] wieviel darf ich schreiben? [] Kriegspresseamt Berlin. Gedruckt bei Otto Elsner, Berlin S 42
Published:22.09.1916