An die Wählerinnen und Wähler im Kreis Detmold!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; An die Wählerinnen und Wähler im Kreis Detmold! [] Zu der am 6. September 1953 stattfindenden Wahl zum 2. Deutschen Bundestag möchte ich mich als Kandidat, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands all jenen vorstellen, die mich in den let...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Berlin, August, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Presse-Druck GmbH, Bielefeld
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/90B4FE27-FFBC-4B9C-BCC6-39CC982D1DF1
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; An die Wählerinnen und Wähler im Kreis Detmold! [] Zu der am 6. September 1953 stattfindenden Wahl zum 2. Deutschen Bundestag möchte ich mich als Kandidat, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands all jenen vorstellen, die mich in den letzten Jahren noch nicht kennengelernt haben. Ich bin Mitglied des Deutschen Bundestages von 1949, geboren 1910 zu Brake in Lippe, Maurer, Parteisekretär der SPD, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion Lemgo. Ich spreche zu Ihnen als Abgeordneter des 1. Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Detmold. Als 43jähriger komme ich aus einer größeren Arbeiterfamilie, besuchte die Volksschule und mußte seit meinem 10. Lebensjahre in einem zu der damaligen Zeit vielfach noch üblichen Arbeitsverhältnis in der Landwirtschaft mithelfen, um das Brot für die Familie zu verdienen. [] Durch meine berufliche Ausbildung und Tätigkeit als Maurer und mein frühes Wirken in der sozialistischen Arbeiterbewegung habe ich das harte Alltagsleben der Menschen in allen Formen kennengelernt. Ohne eine höhere Schulbildung habe ich mit wachen Sinnen aus all den Quellen mein Wissen geschöpft, die das Leben bietet. Über meine politische Bauarbeit als Sekretär der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands seit dem Jahre 1946 bin ich durch das Vertrauen einer starken Wählerschaft im Jahre 1949 in den Bundestag gewählt worden. [] In diesen vier Jahren habe ich die Sorge und Arbeit der Männer und Frauen in meinem Wahlkreise zur Schaffung eines würdigen Daseins für ihre Familien und ihr eigenes Schicksal verfolgt. [] Aus den Tagungen der verschiedensten Organisationen, der Kriegsopfer, der Evakuierten, der Heimkehrer und der Ostvertriebenen, und aus vielen Einzelwünschen, die mir mit der Bitte um Hilfe unterbreitet wurden, weiß ich, wie es den Menschen ums Herz ist. [] Im Rahmen meiner Kraft habe ich mit daran gearbeitet, die Gesetze nach meiner sozialistischen Überzeugung so zu gestalten, daß sie dem deutschen Volk in der Gesamtheit dienen. Da meine politische Partei im Parlament nicht die Mehrheit hatte, konnten viele notwendige Dinge nicht in der möglichen und notwendigen Weise gelöst werden. [] Ich denke da an die Schaffung von Arbeitsstellen für all jene, die noch arbeitsfähig sind. Ich denke an die mangelnde Versorgung der Kriegsopfer, an die viel zu niedrigen Renten unserer Arbeitsinvaliden und Sozialrentner, an das Mißverhältnis zwischen Löhnen und Preisen und an die Eingliederung der Ostvertriebenen auf allen Gebieten des täglichen Lebens. [] Eine gute Existenzgrundlage für die nichtselbständigen Schichten der Bevölkerung, wie ich sie erstrebe, dient auch zugleich den kleinen Handwerkern, den Kaufleuten und der Landwirtschaft. Den Wählerinnen und Wählern aus diesen Kreisen sei nochmals versichert, daß die Sozialdemokratie ihr Eigentum fördern und schützen wird. [] Im Mittelpunkt meiner Parlamentsarbeit stand besonders der Kampf für eine bessere Jugendfürsorge und Jugendgesetzgebung. Damit glaube ich der Gestaltung einer hoffnungsvollen Zukunft für das gesamte deutsche Volk zu dienen. [] Aus dem Baugewerbe kommend, habe ich Mißstände angeprangert und Arbeitsschutzfragen in diesem Zweige unserer Wirtschaft im Bundestag zur Beratung und zur erfolgreichen Verabschiedung gebracht. [] In der schicksalhaften Auseinandersetzung mit der Außenpolitik der Bundesregierung und ihrer Parlamentsmehrheit über Krieg oder Frieden kämpfe ich mit meinen politischen Freunden gegen die Politik der Stärke und der Gewalt und setze mich mit aller Kraft für die Erhaltung des Friedens ein. Wir sollten alle diesen Weg beschreiten, damit es zu einer Verständigung unter den großen Völkern in der Welt kommt. Was nutzt uns alle Sorge und Arbeit für das Wohlergehen unserer Familien, wenn wir damit rechnen müßten, daß in nächster Zukunft durch Bomben, Panzer und kämpfende Divisionen der schwer durchgeführte Aufbau in Deutschland wieder zerstört würde. [] Noch sind die Tränen der Frauen und Mütter um ihre gefallenen, gefangenen oder vermißten Männer und Söhne nicht getrocknet, und schon wieder reden bestimmte politische Kreise von neuen Divisionen. [] Wir wollen doch unsere Jugend und uns selbst nicht einer sinnlosen Sache opfern. Ich lehne den Generalvertrag und die europäische Verteidigungsgemeinschaft in der jetzigen Form ab. [] Meine politische Arbeit auf dem Gebiete der inneren Ordnung gilt einer Gesetzgebung, die den gerechten Anteil aller Bevölkerungskreise am langsamen Wiederaufbau gewährleistet. [] Wie in der Vergangenheit, will ich auch in der Zukunft auf diesem Wege Ihr unermüdlicher Helfer sein. [] Wenn Sie in den entscheidenden Punkten mit meinem Wollen übereinstimmen, dann bitte ich Sie, mir am Wahltage Ihr Vertrauen zu schenken. [] Detmold, im August 1953 [] Mit freundlichen Grüßen [] August Berlin [] So wählen Sie richtig! [] Erststimme für die Wahl der Wahlkreisabgeordneten [] Zweitstimme für die Wahl nach Landeslisten [] Presse-Druck GmbH., Bielefeld [] Postwurfsendung [] An alle Haushaltungen
Published:06.09.1953