An die Wählerinnen und Wähler der Landkreise Bielefeld und Halle!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; An die Wählerinnen und Wähler der Landkreise Bielefeld und Halle! [] Durch das einmütige Vertrauen der Sozialdemokratischen Partei kandidiere ich für die Kreise Bielefeld und Halle zum Bundestag. Vielen meiner Wähler bin ich wohl schon durch...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Nadig, Frieda, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Presse-Druck GmbH, Bielefeld
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/BA5EF78A-04DD-4806-A5C2-F972F0AE7DFD
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; An die Wählerinnen und Wähler der Landkreise Bielefeld und Halle! [] Durch das einmütige Vertrauen der Sozialdemokratischen Partei kandidiere ich für die Kreise Bielefeld und Halle zum Bundestag. Vielen meiner Wähler bin ich wohl schon durch meine bisherige parlamentarische Tätigkeit bekannt geworden. Sollte das nicht der Fall sein, so möchte ich mich kurz bei Ihnen vorstellen. [] Geboren am 11. 12. 1897 in Herford, ev. Konfession, nach dem Besuch der Volksschule zunächst Verkäuferin, 1920 Berufswechsel, 1922 Staatsexamen für Wohlfahrtspflege, in den nachfolgenden Jahren Jugendfürsorgerin im Jugendamt der Stadt Bielefeld, 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Amt entfernt, einige Jahre arbeitslos, von 1936 bis 1946 Fürsorgerin im Kreise Ahrweiler, seit 1946 Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Bezirk östl. Westfalen, Bielefeld. - Von 1930 bis 1933 Abgeordnete des Westfälischen Landtags. Von 1946 bis 1948 Mitglied des Zonenbeirats in der britischen Besatzungszone, 1947 bis 1950 Abgeordnete des Landtags von Nordrhein-Westfalen, 1948 Mitglied des Parlamentarischen Rats, 1949 bis 1953 Abgeordnete des 1. Deutschen Bundestags. [] Das wären die Daten, die Ihnen ein äußeres Bild von meinem Leben geben. Viele Wähler werden fragen, warum ich als Frau mich im politischen Leben betätige. Die Frau ist seit 1918 volle Staatsbürgerin. Damit ist ihr eine hohe Verpflichtung und Verantwortung übertragen worden, der sie sich nicht entziehen darf. So wie in den guten Familien wichtige Entscheidungen von Mann und Frau gemeinsam getroffen werden, muß es auch im Staatsleben sein. Nur so kommen wir meines Erachtens zu lebensnahen staatspolitischen Beschlüssen. [] In meiner parlamentarischen Tätigkeit habe ich gesehen, daß die Mitarbeit der Frau nicht nur auf sozialpolitischem, sondern auf dem gesamten Gebiet der Politik erforderlich ist. [] Das Staatsleben ist aufgebaut auf seiner kleinsten Zelle, der Familie. Ich sehe es als vordringliche Aufgabe an, die Familie durch eine bessere Wirtschafts- und Steuerpolitik zu schützen. Ich habe mich immer für den Abbau der indirekten Steuern aus den Verbrauchsgütern und Senkung der Steuern für die mittleren Einkommen und die wirtschaftlich Schwachen eingesetzt und werde es auch weiterhin tun. [] Die beste Grundlage der Familie ist eine gesunde Wohnungspolitik. Noch fehlen in der Bundesrepublik 4 Millionen Wohnungen. Die Wohnungsnot ist nicht auf die Großstädte beschränkt, sondern in den Kreisen Bielefeld und Halle haben wir noch mehr als 3000 Wohnungselendsfälle zu verzeichnen. Die öffentlichen Gelder für diesen Zweck viel stärker als bisher zur Verfügung zu stellen, war immer mein und meiner Partei Bestreben. Solange Evakuierte, Flüchtlinge und ein erheblicher Teil unserer Einheimischen - ich denke dabei besonders an die heiratsfähige Jugend - noch in Wohnungsnot leben, halte ich es für notwendig, die öffentlichen Mittel in erster Linie dem Wohnungsbau zuzuführen. [] Durch meine langjährige berufliche Arbeit kenne ich die Not unter den Rentnern und Fürsorgeempfängern und weiß um die schwierigen Verhältnisse, in denen die große Zahl der alleinstehenden Frauen, Kriegerwitwen und -waisen leben müssen. Die Sozialdemokratische Partei will eine soziale Sicherheit für alle und eine gerechtere Verteilung der der Kriegsfolgelasten. [] Nichts bewegt die deutsche Öffentlichkeit mehr als die Frage der Wiederaufrüstung und die Leistung eines Verteidigungsbeitrages. Eine echte Gleichberechtigung ist dem deutschen Volke weder im Schuman-Plan noch im Generalvertrag, oder EVG-Vertrag zugebilligt worden. Die Sozialdemokratie hat darum nach ernsten Erwägungen die Verträge abgelehnt. Kein Beispiel in der Geschichte zeigt, daß, wer den Frieden will, für den Krieg rüsten muß. Mit ganzer Kraft werde ich mich dafür einsetzen, daß dem deutschen Volke der Frieden erhalten bleibt. [] Meine Großeltern waren Bauern. Die schwere Arbeit und die besonderen Probleme der Landwirtschaft sind mir nicht unbekannt. Wenn die deutsche Volkswirtschaft gesunden soll, braucht sie auch ein gesundes Bauerntum. Das zu fördern, werde ich immer bemüht sein. [] So bitte ich Sie, mir die Möglichkeit des Wirkens im Parlament zu geben. Ihr Vertrauen soll mir Verpflichtung sein, mich stets für die Belange meines Wahlkreises einzusetzen. [] Mit freundlichen Grüßen! [] Frieda Nadig [] Kandidatin der Sozialdemokratische Partei für die Wahlkreise Bielefeld-Land und Halle [] So wählen Sie richtig! [] Erststimme für die Wahl der Wahlkreisabgeordneten [] Zweitstimme für die Wahl der Landeslisten [] Presse-Druck GmbH., Bielefeld [] Postwurfsendung [] An alle Haushaltungen
Published:06.09.1953