Arbeiter, Parteigenossen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Arbeiter, Parteigenossen! [] Bei dem einen Ansturm auf das preußische Dreiklassenwahlrecht am 21. Januar d. J. darf es nicht bleiben. Wieder und immer wieder müssen wir dagegen Sturm laufen, bis dasselbe gefallen ist. Keinen Augenblick dürfen...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Die Parteileitung [der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD)] für Potsdam-Spandau-Osthavelland, Schmidt, Richard, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), D. Sidow u. Co., Brandenburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 18.03.1906
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/D4731F72-60B7-480A-8D6F-C9329CBC9677
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Arbeiter, Parteigenossen! [] Bei dem einen Ansturm auf das preußische Dreiklassenwahlrecht am 21. Januar d. J. darf es nicht bleiben. Wieder und immer wieder müssen wir dagegen Sturm laufen, bis dasselbe gefallen ist. Keinen Augenblick dürfen wir die Hände in den Schoß legen und demutsvoll warten, bis uns die herrschenden Klassen, welche das Heft der Gesetzgebung in Händen haben, aus "Gnade und Barmherzigkeit", durch stümperhafte Umänderung des Bestehenden ein paar Mandate zukommen lassen. Nein, wir verlangen, was uns zusteht, das [] allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht für Frauen und Männer vom zwanzigsten Lebensjahre ab. [] Es soll nicht so weitergehen, daß der Arbeiter und die Arbeiterin nur Pflichten hat, nein, sie wollen auch Rechte haben. Der Arbeiter ist nicht nur dazu da, um eventuell sein Blut für das Vaterland zu verspritzen, Steuern zu zahlen und zu hungern. Er will sich nicht länger die notwendigsten Lebensmittel verteuern lassen von einer Handvoll Junker und Junkergenossen, welche sich stets und ständig als die berufenen Gesetzgeber aufspielen. Das Steuerzahlen macht bei Männern und Frauen vor dem zwanzigsten Lebensjahre nicht halt, mit dem zwanzigsten Lebensjahr beginnt die Blutsteuer, die Wehrpflicht für die Männer, darum können sie auch vom zwanzigsten Lebensjahre an Rechte verlangen! Um alles dieses zu erreichen, ist es notwendig, daß sich die Arbeiter immer mehr und mehr zusammenschließen zu einem Block, an welchem sich auch eine Regierung mit einem Bülow an der Spitze den "Kopf einrennen" kann. Wir werden mit allen uns gesetzlich zustehenden Mitteln zu kämpfen verstehen. Wir werden uns nicht auf Wunsch der Herrschenden vor die Bajonette stellen, sondern auf gesetzlichem Wege das zu erreichen suchen, was wir erreichen wollen. Sollte nicht auch einmal die preußische Regierung sich auf einen andern Standpunkt stellen und es nicht als ihre vornehmste Aufgabe betrachten, sich mit einer Rinozeroshaut zu umgeben und gegen den Strom der Zeit zu schwimmen? Es wird verlangt, der Arbeiter soll Liebe zu seinem Vaterlande haben, aber der Arbeiter kann schon heute sagen: Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland. Die Zeiten der Befreiungskriege sind vorüber, die Zeit, als Preußen von dem Junkergesindel schnöde verraten und im Stich gelassen wurde. Wer weiß, ob heute der preußische Arbeiter, sollten einmal wieder solche Zeiten kommen, sein Leben für ein Vaterland, in welchem er keine Rechte haben soll, in die Schanze schlagen wird. Doch genug; die Arbeiter müssen sich zu einem Block Zusammenschließen, denn sie sind sich selbst überlassen, sie allein können nur ihr Los ändern. Es darf keiner erlahmen im Besuchen unsrer Protestversammlungen. Ein jeder muß sich dem sozialdemokratischen Wahlverein anschließen und sich endlich einmal dazu aufraffen, die bürgerlichen Zeitungen und Blätter, ganz gleich welcher Schattierung und Richtung sie angehören mögen, aus seinem Hause zu verbannen. Kein Arbeiter darf für solche Blätter weiterhin Geld ausgeben, die die Protestbewegung gegen das Dreiklassenwahlrecht zum preußischen Landtage bei jeder Gelegenheit ins lächerliche zu ziehen suchen, die bei jeder Gelegenheit unsre Bewegung bespeien und begeifern, die, mit einem Wort gesagt, alles das, was den Arbeitern heilig ist, in den Kot zu ziehen suchen. Darum Arbeiter, stelle Dich auf Deine eigenen Füße, mache Dich frei von dem Gängelbande, an welchem Dich die herrschende Klasse zu führen sucht, wenn Du wirklich einmal frei werden willst. Besuche die nächsten [] Protestversammlungen am 18. März, [] dem denkwürdigen Tage, an welchem vor 58 Jahren Deine Väter für die Freiheit kämpften. Trete dem sozialdemokratischen Wahlverein bei und bestelle ein Arbeiterblatt, denn: "Wer fremde Fesseln will zerschlagen, darf nicht sein eigner Sklave sein!" [] Wenden! [] Nachfolgende [] Versammlungen [] finden im Wahlkreise Potsdam - Spandau - Osthavelland am [] Sonntag, den 18. März, [] statt: [] In Spandau [] 1. bei Kumke, Schönwalderstraße 80; [] 2. in Tetznows Volksgarten, Hakenfelde; [] 3. bei Köpnick, Pichelsdorferstraße 39; [] 4. bei Schwabe, Seegefelderstraße; [] Anfang nachmittags 2 Uhr; [] in Nauen am Schützenhause, Anfang 4 Uhr; [] in Ketzin bei Klemm, Anfang 12 1/2 Uhr; [] in Hennigsdorf um 4 Uhr; [] in Vehlesan um 2 1/2 Uhr; [] in Velten bei Grunow um 4 Uhr; [] in Marwitz bei Peschel um 2 1/2 Uhr; [] in Bötzow bei Rhinow um 2 1/2 Uhr; [] in Kremmen bei Papproth um 7 1/2 Uhr; [] in Staaken bei Gnädig um 4 Uhr; [] in Potsdam im Viktoriagarten um 4 Uhr; [] in Geltow um 4 Uhr; [] in Eiche bei Rose um 4 Uhr; [] in Bornstedt bei Laaß um 4 Uhr. [] Um zahlreichen Besuch dieser Versammlungen ersucht [] Die Parteileitung für Potsdam-Spandau-Osthavelland. [] Verantwortlich Rich. Schmidt, Velten i. M. - Druck von D. Sidow u. Co., Brandenburg a. H
Published:18.03.1906