BS Wahl-Zeitung . Eins ist immer richtig: Sozialdemokraten

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; BS [] WAHLZEITUNG [] November 1950 [] 2. Ausgabe [] EINS ist immer richtig: SOZIALDEMOKRATEN [] Selbständig Politisch Denken [] Ausländische Stimmen [] Freiheitswahlen in Berlin Von Haakon Lie (Oslo) Generalsekretär der Norwegischen Arbeiterp...

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Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesverband Berlin, Brandt, Willy, Erich Lezinsky Buchdruckerei GmbH, Berlin-Spandau
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 03.12.1950
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/71528496-261D-4DC1-BBDB-6BEA051F9F48
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; BS [] WAHLZEITUNG [] November 1950 [] 2. Ausgabe [] EINS ist immer richtig: SOZIALDEMOKRATEN [] Selbständig Politisch Denken [] Ausländische Stimmen [] Freiheitswahlen in Berlin Von Haakon Lie (Oslo) Generalsekretär der Norwegischen Arbeiterpartei [] Die Sozialdemokratie Berlins hat sich bei den beiden letzten Wahlen glänzend geschlagen. Mehr noch. Ihre Erfolge erwiesen sich als welthistorische Ereignisse. Sie boten die Garantie dafür, daß der Kampf gegen den Ansturm vom Osten gehalten werden konnte. [] Der Kampf für Frieden und Freiheit ist nicht zu Ende. Die demokratische Welt sieht mit großer Spannung dem Tag entgegen, an dem der Vorposten der freien Welt wiederum zur Wahlurne schreitet. [] Gruß aus der Schweiz Von Stadtpräsident Walther Bringolf Vorsitzender der SP-Fraktion der schweizerischen Bundesversammlung In der Nachkriegszeit habe ich Berlin wiederholt besucht. Jeder Besuch dieser Stadt hat mir stärken Eindruck gemacht. Die Sozialdemokratische Partei hat in diesen Jahren in beispielhafter Weise für die Demokratie, die Freiheit der Persönlichkeit und die Abwehr eines totalitären Regimes gekämpft. Der Kampf um Freiheit und Demokratie in dein vorgeschobenen Zentrum, das Berlin in dieser großen geschichtlichen Auseinandersetzung darstellte, mußte robust und kraftvoll durchgeführt werden. [] Die führenden Männer der Berliner Sozialdemokratie und mit ihnen alle, die mit ihr verbunden waren und sind, haben in schwerer Zeit Mut und Entschlossenheit bewiesen und jenen, die schwankten, Kraft und Zuversicht eingeflößt. Ich habe es erlebt, wie im Juli 1948 viele jede geeignete Gelegenheit benützten, um Berlin zu verlassen, weil der Kampf aussichtslos erschien. Die Sozialdemokratische Partei und ihre verantwortlichen Männer sind geblieben und haben das Feld behauptet. Dafür verdienen sie Dank und Anerkennung. [] Haltet das Bollwerk Von Lars Olsen Vorsitzender der Kopenhagener Sozialdemokratie Anläßlich der bevorstehenden Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus senden wir Euch unsere besten Wünsche für Fortschritt und Erfolg Berlins Sozialdemokraten haben sich durch ihre Haltung in den letzten kritischen Jahren auch in unserem Lande und unserer Stadt Respekt und Bewunderung verschafft. [] Die harte Zeit, die Europa nach der Niederlage des Nationalsozialismus aufs neue durchmacht, fordert Opferwillen und vor allem auch Glauben an die Demokratie und die demokratische Lebensform. Niemand weiß, welche Leiden und Schwierigkeiten die Zukunft bringen mag. Das, was jedoch am meisten not tut, ist, daß wir selbst durchhalten und unbeugsam unsere Ideale bewahren. [] Berlin und Deutschland nehmen in der europäischen Aufbauarbeit einen zentralen Platz ein. [] Europa braucht Deutschland und Deutschland Europa. [] Mit Hoffnung und Vertrauen sehen wir der politischen Kraftprobe entgegen, die am 3. Dezember in Westberlin stattfindet. [] Das Bollwerk gegen den Osten, das Berlin darstellt, muß gehalten und verstärkt werden. [] Unseren Frauen zum Wahltag / Louise Schroeder Wenn wir am 3. Dezember zur Wahlurne gehen, so werden wir Frauen die Mehrheit der Wähler darstellen. Aber nicht nur, weil wir zahlenmäßig den Ausschlag geben, sondern auch, weil wir als berufstätige Frauen, als Hausfrauen und Mütter eine besondere Last in unserem Staatsleben zu tragen haben, bedeutet das Wahlrecht für uns eine ganz besondere Verantwortung. [] Von den über 1,1 Millionen erwerbstätigen Personen sind heute in Berlin über 500000 Frauen. Das ist ein Prozentsatz, wie er nur nach dem unglückseligen zweiten Weltkrieg hervorgerufen ist. Aber auch die Zahl der arbeitswilligen, jedoch arbeitslosen Frauen in Höhe von rund 150000 zeigt die ganz besondere Struktur unserer Stadt so, wie sie durch den Krieg und Kriegsverlust geworden ist. Daraus ergibt sich, wie stark die Frauen interessiert sind an dem Kampf, Industriebetriebe und Bundesbehörden nach Berlin zu bekommen. [] Das gleiche aber ist der Fall für die Hausfrauen und Mütter, für die die Arbeitslosigkeit nicht nur materielle Sorge, sondern auch gleichzeitig ideelle Not innerhalb der Familie bedeutet. Da ist es an unseren Frauen, sich zu überlegen, auf welche Weise diese Not behoben werden kann. Die sozialdemokratische Mehrheit Berlins hat es durch die führenden Menschen der Verwaltung und des Parlaments fertiggebracht, Hilfe zu erhalten durch amerikanische Mittel. Darüber hinaus haben wir alles getan, um der Bundesregierung in Bonn klarzumachen, daß Betriebe und Behörden nach Berlin kommen müssen. Auf diesem Gebiet wird auch in Zukunft weiter gearbeitet werden müssen. Je mehr wir unsere Stadt in Ordnung bringen, um so mehr wird das Vertrauen Westdeutschlands und des Auslandes uns helfen. [] Ich bin mir bewußt, daß nicht nur bei der Aufgabe der Ueberwindung der schwersten Kriegsschäden unsere Frauen an erster Stelle mitgearbeitet haben: sie sind auf den Straßen als Trümmerfrauen, in den Krankenhäusern als Krankenpflegerinnen, in der Fürsorge für Alte, Jugendliche und Kinder als Fürsorgerinnen und in dem Aufbau unserer Heime in erster Linie tätig gewesen. Nun ist es an Ihnen, den Weg für diese Arbeit auch in Zukunft zu ermöglichen. Der 3. Dezember stellt an Sie alle die Frage, wie dies geschehen soll. [] Glauben Sie nicht, daß die Partei, die seit 80 Jahren sich der notleidenden Bevölkerung annimmt, auch Ihre Sorgen und Nöte am besten verstehen und Sie am besten vertreten kann ? Diese Partei, die Sozialdemokratische Partei, kann dies aber nur tun, wenn Sie ihr durch Ihre Stimmabgabe die Kraft dazu geben. Deshalb darf am 3. Dezember keine Frau an der Wahlurne fehlen. Deshalb müssen alle, die für den Wiederaufbau unserer Stadt zu einer wirtschaftlich, kulturell und sozial blühenden Stadt eintreten, am 3. Dezember die Sozialdemokratische Partei wählen. [] Kurz und bündig / Willy Brandt Sieben Parteien sind sich in diesem Wahlkampf einig. Allerdings einig nur in der Gegnerschaft zur SPD. Ihre Reden und Flugschriften handeln in erster Linie vom Anti. Die Sozialdemokraten führen ihren Wahlkampf dementgegen auf der Grundlage eines positiven Programms. Man braucht nur die Plakate zu vergleichen, um den Unterschied zu erkennen. [] Die SPD ist nicht fehlerfrei. Sie hat gewiß nicht alles richtig gemacht. In den entscheidenden Fragen hat sie jedoch recht gehabt und recht behalten. Ihre kompromißlose Haltung gegenüber dem bolschewistischen Osten war der ausschlaggebende Faktor im Freiheitskampf dieser Stadt. Ihre unermüdliche Arbeit hat die Grundlagen des wirtschaftlichen Neuaufbaus geschaffen. [] CDU und FDP waren mit sechs Mitgliedern im Magistrat vertreten, obgleich die SPD vor zwei Jahren eine starke Mehrheit der Stimmen erhielt. In keiner wesentlichen Frage haben die bürgerlichen Vertreter im Magistrat eine andere Haltung als die des sozialdemokratischen Oberbürgermeisters in Vorschlag gebracht. Die Argumente der CDU und der FDP im Wahlkampf befassen sich durchweg nicht mit Lebensfragen, sondern mit Nebenfragen. [] Die Berliner haben rasch erkannt, daß die von den bürgerlichen Parteien geforderte Zerschlagung der VAB die soziale Sicherheit der Arbeiter, Angestellten und Rentner in Frage stellen würde. Die Angriffe auf das Schulgesetz erscheinen in einem eigenartigen Licht, wenn man weiß, daß die bürgerlichen Parteien (mit Hilfe des BHE) in Schleswig-Holstein soeben die Schulgeld- und Lernmittelfreiheit aufgehoben haben. Das Gerede von den Parteibuchbeamten wird dadurch widerlegt, daß von den Angestellten des Magistrats und der Bezirksämter keine zehn Prozent der SPD angehören, während andererseits Tausende organisierter Sozialdemokraten das Los der Arbeitslosigkeit teilen. Der Lobgesang auf die Vorzüglichkeit der westdeutschen Wirtschaftspolitik wirkt wenig überzeugend, wenn man weiß, daß die Kohlenkrise ein Ergebnis der Planlosigkeit war und daß die Ausbootung Professor Erhards nur noch eine Frage kurzer Zeit sein dürfte. Die Forderung nach völliger Anpassung an den Bund steht im krassen Gegensatz zur Politik der Bundesregierung, die in Bezug auf die volle Eingliederung Berlins keine Initiative entfaltet hat. [] In Bonn regieren CDU und FDP gemeinsam mit der Gruppe, die sich auf nicht gerade bescheidene Art "Deutsche" Partei nennt. Sie hat im Berliner Wahlkampf Nazimethoden eingeführt, gegen die sich alle anständigen Menschen ebenso auflehnen müssen, wie gegen das Treiben der Kommunisten. Auf ähnliche Weise hat sich der BHE bekanntgemacht. Im Kieler Landtag aber hat er die Flüchtlinge bereits schmählich im Stich gelassen, als seine Vertreter für die Aufhebung einer sehr gemäßigten Bodenreform stimmten. Man soll nicht Anpassung an den Westen sagen, wenn man die Abschaffung sozialer Errungenschaften und die Wiedereinsetzung führender Nazis in ihre Aemter meint. [] Ueber die anderen Parteien braucht kaum mehr als ein Satz gesagt werden. Die Konservativen leben in der Gedankenwelt des vorigen Jahrhunderts. Die FSU ist ein Verein von Konfusionsräten. Die Gruppe, die sich USP nennt, ist undurchsichtig und bewegt sich in bedenklicher Nähe östlicher Parolen. [] Zu den offenen Gegnern der SPD kommt noch ein unsichtbarer: das kurze Gedächtnis mancher unserer Mitbürger. Sie haben vergessen, wie es noch vor zwei Jahren in Berlin aussah, und müssen sich erst von klaren Köpfen des Auslandes sagen lassen, was seitdem geleistet wurde. Die sozialdemokratischen Spitzenkandidaten sind in der ganzen Welt wegen ihres unermüdlichen Wirkens für die Freiheit dieser Stadt bekannt. [] Die SPD hat klipp und klar gesagt, daß sie Ernst Reuter wieder mit der Führung der Regierung betrauen wird. Die ganze freie Welt achtet ihn. Die Moskowiter fürchten und hassen ihn. Die Berliner wählen ihn. [] Politische Freiheit und soziale Sicherheit! / Otto Suhr [] Erst ein Blick zurück läßt die Bedeutung der kommenden Wahlen, aber auch die Folgerichtigkeit der sozialdemokratischen Politik in der Vergangenheit erkennen. Die Abgeordneten, die am 3. Dezember gewählt werden, sollen für vier Jahre die Politik in Berlin bestimmen. Was aber vier Jahre im Leben eines Landes bedeuten können, haben die letzten vier Jahre gezeigt. Wer hat bei den ersten Wahlen 1946 geahnt, daß es zur Blockade und Spaltung der Stadt kommen würde, wer hätte die Errichtung des Sowjetprotektorats und die Debatte um die Sicherheit Europas voraussehen können! In diesen vier Jahren hat die unbeirrbare Haltung von Franz Neumann, Louise Schroeder und Ernst Reuter, das standhafte Bekenntnis der Arbeiter und Angestellten zur Freiheit in erster Linie die Politik in Berlin bestimmt. Berlin wäre längst im sowjetischen Meer der Zone versunken, wenn nicht die große Mehrzahl der Berliner und Berlinerinnen der Freiheitsparole der Sozialdemokratie gefolgt wäre. In der Hitze des Wahlgefechts aber scheint mancher Redner zu übersehen, daß dieser Kampf noch nicht zu Ende ist, daß der kalte Krieg der Sowjets weiter geht - die Politik der Sozialdemokratie wird weiter von dem Willen zur Freiheit bestimmt sein, bis das große Ziel erreicht ist: Berlin, Hauptstadt eines in Freiheit geeinten Deutschlands! [] Manchmal hat es in den Wahlversammlungen den Anschein, als ob es für andere Parteien keinen kalten Krieg mehr gäbe, als ob es Ihnen nur darauf ankäme, die angebliche Macht der Sozialdemokratie zu brechen. Wo aber hat jemals eine so große parlamentarische Mehrheit ihre Stellung so wenig ausgenutzt als die SPD in der Berliner Stadtverordnetenversammlung! Wie oft beweist nicht der Hammelsprung die rücksichtslose Ausnutzung einer kleinen, ja, einer Einmannmehrheit in Bonn! Von den hundert Gesetzesbeschlüssen der Stadtverordneten in den letzten beiden Jahren ist nur einer, der Beschluß über das Sozialversicherungsgesetz, allein von der SPD gefaßt worden, und wer will bestreiten, daß auch hier die Sozialdemokraten ihren Willen zur Verständigung gezeigt haben! Wenn jemand ein Recht zur Kritik hat, so sind es die sozialdemokratischen Mitglieder und Wähler, denen die Stadtverordneten mitunter vielleicht sogar in ihrem Entgegenkommen zu weit gegangen sind. Die SPD hat diese Konzessionen gemacht, um Berlin mit der Bundesrepublik zu verbinden, die Einheit des Rechts in Deutschland zu wahren, den Kampf um die Freiheit zu stärken. Aber alle Bemühungen die Berliner Gesetzgebung dem Bunde anzupassen, müssen notwendig ihre Grenze finden in der sozialen Sicherung des Freiheitskampfes der Berliner. Die Not der vielen Alten, nicht mehr Erwerbsfähigen - mehr als in anderen Städten -, die große Zahl der Arbeitslosen - weit mehr als in anderen Ländern -, die berechtigten Erwartungen einer im [] kalten Krieg heranwachsenden Jugend verlangen besondere Maßnahmen. Die sogenannte Soziale Marktpolitik hat in Berlin noch keine sozialen Erfolge aufzuweisen, mit ihr wird man der Not der Berliner Arbeitslosen nicht Herr werden. Die Sozialdemokratie ist nicht bereit, ihr ständiges Mühen um den sozialen Fortschritt, ihre Sorge für die Armen und Beladenen, ihren Kampf für das Recht der Entrechteten in Berlin einer Bonner Restaurationspolitik zu opfern. Der Freiheitskampf in Berlin wird nur gewonnen werden, wenn die soziale Existenz der Kämpfer für die Freiheit besser gesichert wird. Hier in dieser Verbindung der Aufgaben, der politischen Freiheit des Landes mit der sozialen Sicherheit seiner Bewohner, liegt die große Aufgabe der nächsten vier Jahre. Die Sozialdemokratie wird in diesem Sinne in Berlin und Bonn zugleich tätig sein. Während die Bundesregierung und ihre Koalitionsparteien glauben, die Berliner Frage mit Bonner Methoden lösen zu können, ist die Sozialdemokratie vermessen genug, zu behaupten, daß nicht in der milden Bonner Luft, sondern in der harten Berliner Atmosphäre Kräfte heranwachsen, stark genug, die Deutschlandfrage zu meistern. Berlin ist der Schlüssel für die Freiheit Deutschlands - aber er wird nur schließen, wenn auch die soziale Sicherheit seiner Bewohner gewährleistet ist! [] Oberbürgermeister Reuter: Noch ist Berlin gegen den Willen der Bevölkerung gespalten, aber wir sind davon überzeugt, daß diese Spaltung nicht mehr allzulange andauern kann und andauern wird. Die Welt, die wir an dem Tage unserer Not zu Hilfe gerufen haben, hat uns geholfen, und die Welt hat den großen entscheidenden Auseinandersetzungen unserer Zeit gegenüber ihre Haltung inzwischen grundlegend geändert. [] Heute wissen wir, daß die Zeit nicht stillsteht, sondern im ständigen Wandel fortschreitet. Die innere Wandlung der Gesinnung die Hinwendung auf das Erkennen der wahren Werte, für die zu leben sich allein lohnt, ist das Entscheidende. Unaufhaltsam vollzieht sich in uns allen und in unserem ganzen Volk jene Wandlung, die darin besteht, daß das hohe Gut der Freiheit in seiner wahren Bedeutung erkannt wird. Sie besteht darin, daß der lebendig-freiheitliche Geist unserer Bevölkerung immer mehr in allen Einzelheiten an dem Geschick Berlins, aber nicht nur an dem Geschick Berlins, Anteil nimmt. [] Der Tag, an dem dieses Berlin den Lohn seiner Mühen erhalten wird, dieser Tag wird die Wende unserer ganzen Geschichte und auch die Wende der europäischen Entwicklung einleiten. Niemals wollen wir nur als Berliner denken. In unserer Stadt schlägt das Herz unseres Vaterlandes und schlägt ein gutes europäisches Herz. Am Ende des langen Weges, den wir zurückzulegen haben, kann nur das Ziel stehen, das wir unverrückbar anstreben: ein einheitliches Deutschland in einem innerlich freigewordenen und wirklich geeinten Europa! [] Die Eins ist immer richtig! [] Sagt mal, Kinder, was ist los; [] warum habt ihr Streit? [] Daß die Eins nur vorne liegt, [] das lehrt euch die Zeit. [] Ja, die Eins ist immer richtig. [] Ja, die Eins ist immer gut, [] das weiß das Kind schon in der Schule, [] drum ist es dort auch auf der Hut. [] Und wir Berliner bleiben helle, [] behalten weiter guten Mut: [] 'Denn nur die Eins ist immer richtig, [] denn nur die Eins ist immer gut.' [] Meckern manche Leute auch, [] sinnlos ist der Zorn. [] Unser Ernst mit Baskenmütze, [] der liegt trotzdem vorn. [] Ja, die Eins ist immer richtig. [] Ja, die Eins ist immer gut, [] das weiß das Kind schon in der Schule, [] drum ist es dort auch auf der Hut. [] Und wir Berliner bleiben helle, [] behalten weiter guten Mut: [] 'Denn nur die Eins ist immer richtig, [] denn nur die Eins ist immer gut.' [] Ausländische Stimmen [] Freiheit und Sicherheit [] Von Thorsten Sundström Sekretär der Stockholmer Arbeiterpartei Die Sozialdemokratie in der schwedischen Hauptstadt verfolgt den Kampf der deutschen Sozialdemokratie mit Interesse und Sympathie. Wir wissen, daß Eure Aufgaben andere als unsere sind. Aber es ist unsere bestimmte Ueberzeugung, daß allein der demokratische Sozialismus diese Aufgaben lösen kann. Sozialistische Planmäßigkeit, Organisation und Effektivität, zusammen mit demokratischer Freiheit und Sicherheit, sind die Grundlagen unseres gemeinsamen Wirkens. [] Die englische Arbeiterpartei grüßt Berlin Morgan Philips, Sekretär der Labour Party, an Oberbürgermeister Reuter Was am wichtigsten von allem ist: die Berliner wissen, daß sie nur durch eigene Anstrengungen ihre politische Freiheit verteidigen können. Ohne ihren Mut und Ihre Standhaftigkeit unter Ihrer anfeuernden Führerschaft, Herr Oberbürgermeister, würde die stärkste Unterstützung seitens der Alliierten wenig nützen. Die große Haltung des einfachen Bürgers hat über alle Aggressionsversuche der Kommunisten gesiegt, auch über den Versuch, Berlin bis zur Unterwerfung auszuhungern, und wird auch zum Zusammenbruch des ganzen tyrannischen Kominformreichs führen. Berlin ist für die unterdrückten Millionen in ganz Osteuropa ein großes Vorbild. [] Wir von der British Labour Party senden Ihnen unsere ganz besonderen Grüße und versichern Ihnen, daß wir ihre mutige Haltung mit Bewunderung für Ihre Standhaftigkeit sowie mit Sympathie für Ihre großen Schwierigkeiten verfolgen. [] General Lucius D. Clay an Oberbürgermeister Reuter Berlin hatte einen hohen Preis für seine Freiheit zu zahlen, aber es zeigt sich nun, daß der Preis nicht zu hoch gewesen ist. Ich werde immer stolz bleiben, mit Ihnen und der Bevölkerung Berlins in den Tagen, in denen Aushungern als ein Mittel angewandt wurde, um die Bevölkerung Westberlins zur Unterwerfung zu zwingen, eng verbunden gewesen zu sein. Ich bin damals wie heute der Ueberzeugung, daß die Haltung Berlins ein wesentlicher Faktor war, die freie Welt aufzurütteln, um die Gefahr zu erkennen, der sie sich gegenübersieht. [] Ich glaube, daß Berlin das Recht erworben hat, der Wächter der Freiheitsglocke zu sein, und ich hoffe, daß der Tag nicht mehr fern ist, an dem ihr Schall ringsum in der Welt gehört werden wird, und daß sie dann für die heute noch in der Sklaverei lebenden Tausenden dieselbe Bedeutung haben wird, die sie nun für freie Menschen hat. [] Es war mir wirklich eine Freude, Sie wiederzusehen, Sie bei so guter Gesundheit zu finden in der Leitung und Ausübung des Amtes, das so viel für die Bevölkerung, die Sie in Ihr Amt gewählt hat, bedeutet. [] Mit dem Ausdruck meiner höchsten persönlichen Achtung [] Lucius D. Clay. [] Was dennoch in Berlin erreicht wurde Wer seit 1945 dauernd in Berlin lebte oder in der Folgezeit nach hier kam, ist für die Veränderungen, die Berlin seit dem Zusammenbruch durchgemacht hat, oft etwas blind. Die allgemeinen Sorgen Berlins und die Nöte des einzelnen sind noch immer so groß, daß sie den Blick für das, was dennoch in den zurückliegenden Jahren geschaffen wurde, trüben. Zudem wird jetzt in den Wahlversammlungen der nicht sozialdemokratischen Parteien alles getan, um das, was geschaffen und erreicht wurde, zu verleugnen oder zumindest zu bagatellisieren. Wir haben deshalb die sozialdemokratischen Stadträte nach den Ergebnissen ihrer Arbeit gefragt. [] Stadtrat für die Wirtschaft Gustav Klingelhöfer: Was der Krieg in den Berliner Betrieben noch heil ließ, räumte die Rote Armee in den ersten Wochen nach Kriegsschluß zu etwa 90 Prozent aus. Heute herrscht in diesen Betrieben wieder emsiges Leben. Langsam noch, aber stetig, geht es aufwärts. Im September 1950 gab die Berliner Industrie erneut 17000 Menschen mehr Arbeit als im Januar. Die Werte der ausgestellten Rechnungen stiegen in derselben Zeit von 97 Millionen DM auf 164 Millionen DM. Die Berliner Bekleidungsindustrie hat von Januar bis September 1950 ihren Anteil an der gesamtdeutschen Bekleidungsindustrie von 30 auf 65 Prozent erhöht. Eine Belebung hat auch das Berliner Handwerk erfahren. Vom ersten bis zum dritten Quartal 1950 stieg der versteuerte Umsatz des produzierenden Berliner Handwerks von 101 auf 134 Millionen DM. Daß in Berlin auch wieder mehr verdient wird, zeigen die Steuereinnahmen der Stadt. Sie erhöhten sich trotz der Steuersenkung im Juni von 164 Millionen DM im ersten Quartal auf 179 Millionen DM im dritten Quartal. [] Der für Berlins Ernährung zuständige Stadtrat Paul Füllsack machte seine sorgenvollste Zeit während der sowjetischen Blockade durch. Er hat einen erheblichen Anteil daran, daß die Sowjets ihr mit der Blockade gestecktes Ziel nicht erreichten. Die Lebensmittelkarten gehören in den Westsektoren der Vergangenheit an, während sich im Ostsektor heute noch die Menschen damit plagen müssen. Stadtrat Füllsack erreichte es auch, daß nach Aufhebung der Zwangswirtschaft der aus Westdeutschland einsetzende Warenstrom so gelenkt wurde, daß die bis dahin stilliegende Berliner Nahrungsmittelindustrie wieder arbeiten konnte. [] Dem Leiter der Abteilung Arbeit beim Magistrat, Stadtrat Paul Fleischmann, war nach der Spaltung der Stadt die große Aufgabe gestellt, die sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Voraussetzungen für ein geordnetes Leben in Berlin zu schaffen. Von den Gesetzentwürfen, die seine Abteilung seitdem ausarbeitete und die dann vom Stadtparlament verabschiedet wurden, seien nur erwähnt die Gesetze über die Arbeitslosenunterstützung, Kurzarbeiterunterstützung, Arbeitslosenfürsorge, die sämtlich Rechtsansprüche des Arbeitnehmers für den Unterstützungsbezug schufen. Genannt seien auch die umfassenden Gesetze für die Durchführung des Arbeitsschutzes, über die Bezahlung der gesetzlichen Feiertage, die Aufhebung des Arbeitsbuches, den Kündigungsschutz und über das Tarifvertragsrecht. Noch zu guter Letzt wurde die Berliner Sozialversicherung neu geregelt und den Verhältnissen der Bundesrepublik angepaßt und ein Berufsausbildungsgesetz geschaffen. [] Stadtrat Dr. Hausmann nennt als das stolzeste Ergebnis der Arbeit seiner Abteilung Verkehr und Betriebe die Fertigstellung und Ingangsetzung des Kraftwerkes West, mit dem die Berliner Westsektoren weitgehend unabhängig in der Stromversorgung wurden. Diese Leistung ist um so höher zu bewerten, als dieses moderne Werk 1945 von den Russen vollkommen demontiert worden war. Aus primitivsten Anfängen wurde für Berlin auch wieder ein leistungsfähiges und noch im ständigen Ausbau begriffenes Straßen-, U-Bahn- und Omnibus-Netz wiederhergestellt. Heute können in Berlin wieder täglich rund 1,3 Millionen Menschen schnell und sicher befördert werden. Bei der Stadtentwässerung, der Müllabfuhr, der Straßenreinigung, der Feuerwehr, den Markthallen, den Schlachthöfen, den Hafen- und Lagerbetrieben wurden die Kriegsschäden weitgehend beseitigt. Die Gaswerke sind so weit wieder instand gesetzt, daß sie jetzt in völliger Unabhängigkeit von östlichen Störungen jede benötigte Gasmenge liefern können. Der Verkehr vom Bundesgebiet nach Berlin und umgekehrt ist zwar nach wie vor äußerst empfindlich, aber er hat nach der Blockade stark zugenommen. Der Flugverkehr wurde wesentlich verdichtet. Berlin wurde auch wieder der Treffpunkt der Welt. Nicht nur aus dem Bundesgebiet, sondern aus allen Teilen des Auslandes kommen Menschen hierher, angeregt sehr oft durch die Werbeaktionen der Abteilung des Stadtrates Hausmann. [] Aeußerlich wohl am sichtbarsten sind die Ergebnisse der Abteilung Bau und Wohnungswesen, die seit der Dezemberwahl 1948 unter der Leitung des jüngsten Berliner Stadtrats W. Nicklitz, steht. 11000 Wohnungen wurden neu gewonnen, 105000 konnten wieder instand gesetzt, verglast oder durch Dachreparaturen geschützt werden. 886 neue Schulräume konnten fertiggestellt und über 1000 Hektar Grün- und Sportplatzflächen den Berliner Bürgern wieder in friedensmäßigem Zustand übergeben werden. Die Gelder dazu kamen aus Haushaltsmitteln, aus ERP-Mitteln, aus dem Notstandsprogramm, aus der Baunotabgabe und aus dem Münzgewinn. Noch längst nicht sind alle Zerstörungen des Krieges wieder beseitigt. Dennoch konnte trotz aller politischer und wirtschaftlicher Bedrängnis ein Anfang gemacht werden, der die kühnsten Erwartungen weit übertrifft. [] Der Leiter der Abteilung Volksbildung, Walter May, betont, daß die Förderung des Berliner Kulturlebens vom Magistrat immer als wichtig im Kampf um die politische Freiheit angesehen wurde. Während seiner Amtszeit wurde die Freie Universität und die Hochschule für Politik gegründet. An den Berliner Universitäten und Hochschulen sind zur Zeit rund 11000 Studenten immatrikuliert. Um den aus dem Osten kommenden Studierenden zu helfen, wurden viermal soviel Währungsstipendien ausgegeben wie in den elf Ländern der Bundesrepublik zusammen. Neben der Verbesserung der allgemeinen Schulverhältnisse wurde besonderes Augenmerk auf den Ausbau der Berufsschulen und die Schaffung von Ausbildungsstätten für erwerbslose Jugendliche gelegt. Die bildende Kunst wurde durch eine Reihe repräsentativer Ausstellungen, durch Ankauf von Kunstwerken und Verleihung von Kunstpreisen gefördert. Der Wiederaufbau des Schiller-Theaters geht seiner Vollendung entgegen. Berlin ist auf dem Wege, seinen Ruf als Kulturzentrum wiederzugewinnen. [] Ihre Bewährungsprobe hatten die Berliner Verwaltungsangestellten Ende November 1948 bei der Spaltung Berlins zu bestehen, berichtet Stadtrat Otto Theuner, der Leiter der Abteilung Personal und Verwaltung. Ohne sonderliche Vorbereitung, unter Zurücklassung fast des gesamten Aktenmaterials und der Büroausstattungen stellten sie in kaum zehn Tagen eine neue Verwaltung auf die Beine. Die wichtige Wahl am 5. Dezember 1948 wurde trotz der Spaltung glatt durchgeführt. Das Verdienst dafür gebührt den neuen Kräften genau so wie den alten. Die methodische Ausbildung der Angestellten in den Verwaltungsschulen und der Verwaltungsakademie trug die ersten Früchte. Die bis dahin angestrebte Ruhegeldversorgung für die Arbeiter und Angestellten konnte in den ersten Monaten 1949 verabschiedet und sofort in der Praxis angewandt werden. Leider war es infolge der schlechten Kassenlage der Stadt nicht möglich, auch den Altpensionären sofort zu helfen. Aber endlich, im Oktober dieses Jahres, konnte auch ihnen durch Zahlung einer zusätzlichen Ueberbrückungshilfe vorläufig geholfen werden. [] Die ständige Vertretung Berlins am Sitz der Bundesregierung in Bonn wird von Stadtrat Dr. Klein wahrgenommen. Er betont, daß durch zahlreiche Bemühungen und viele Verhandlungen in Westdeutschland langsam die Einsicht Oberhand gewinnt, daß Berlin staatsrechtlich nicht in der Luft hängen bleiben darf, sondern als Teil eines demokratischen Deutschlands seine kommunale, wirtschaftliche und staatliche Existenz bewahren muß. Berlin ist zwar in der Bundesrepublik nicht stimmberechtigtes Mitglied, hat aber auf die Entscheidungen in Bonn einen erheblichen Einfluß. [] Als Stadtrat für Verkehr und Betriebe leitete Professor Reuter den Aufbau des Kraftwerkes West gegen viele Widerstände ein. Hier eröffnet er als Oberbürgermeister das wiedererstandene Werk [] Franz Neumann, der ständig mahnt, im Widerstandskampf gegen die sowjetische Aggression nicht nachzulassen. [] Eine Reihe von Brücken konnte wieder dem Verkehr übergeben werden Was der Krieg an Wohnraum zerstörte, wird nun wieder aufgebaut Der Wiederherstellung der Schulen galt die besondere Aufmerksamkeit Bei Borsig finden heute bereits wieder 1800 Menschen Lohn und Brot [] Die Forderungen der Gewerkschaften Die Soziademokratische Partei in Berlin hat in ihrem Arbeitsprogramm "Alles für die Freiheit und den Aufbau Berlins" die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturpolitischen Forderungen, die sie für die nächste Zeit erhebt, der Oeffentlichkeit unterbreitet. Ein großer Teil der Forderungen der Gewerkschaften sind auch Forderungen der SPD. [] Zur Wirtschaftspolitik in Berlin ist notwendig, gemeinsam mit der Wirtschaft des Bundesgebietes die Grundlagen einer gesunden und ausreichenden Produktion zu schaffen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Industrie mit der westlichen Industrie ist herzustellen. [] Im Verhältnis zwischen Löhnen und Preisen ist die Konsumkraft der Lohn- und Gehaltsempfänger zu steigern. Für die unteren Einkommensgruppen ist ein neues Existenzminimum festzulegen. [] Auf der Grundlage des Arbeitsvertragsgesetzes muß eine moderne Gestaltung der Arbeitsverhältnisse erfolgen. Es sind Organe für eine echte wirtschaftliche Selbstverwaltung zu schaffen, in denen alle Wirtschaftspartner - Arbeitnehmer und Arbeitgeber - Sitz und Stimme haben. [] Die Sozialdemokraten setzen sich für die Forderung der Gewerkschaften ein, daß die Be- [] Fortsetzung auf Seite 7 [] Freiheit verloren, alles verloren! [] Was sagen die Berliner des Ostsektors zur Wahl? [] Sie erleben den Endspurt zu den Wahlen am 3. Dezember mit Spannung und großer Aufmerksamkeit und empfinden es bitter, von dem ihnen zustehenden Wahlrecht bereits zum zweiten Male nach 1945 nicht Gebrauch machen zu können. Ihre Hoffnung auf endlich freie, geheime und gleiche Wahlen in ganz Berlin wird von dem Wunsch begleitet, die starken Persönlichkeiten, die die Eingliederung Berlins in die Ostzone durch zielklare Politik und staatsmännisches Geschick verhinderten, mögen auch weiterhin für die gerechte Sache kämpfen und die Wiedervereinigung aller Teile Berlins erreichen. [] Den Wert der Freiheit schätzt der am meisten, der sie verloren hat; der an der Ausübung seines Wahlrechts gehinderte Ostberliner weiß um die Bedeutung einer echten Wahlentscheidung für das Gesellschaftsleben. Er weiß, daß eine erzwungene Einheitlichkeit der Meinungen die innere Anteilnahme der Bürger erstickt und sie stumpf an Geist und Empfindung werden läßt. [] Viele Ostberliner, die in der ihnen zugänglichen Presse den Wahlkampf nicht verfolgen können, hören im Rundfunk die Ankündigungen der Wahlversammlungen und werden ihre Besucher. Sie beobachten, vergleichen, diskutieren - und gehen oft besorgt nach Hause. [] Unterschiedliche politische Auffassungen sind der Wesenszug der Demokratie. Im Wahlkampf werden von den Parteien diese Unterschiede stärker ins Bewußtsein der Bevölkerung gerückt. Die Form, in der sich das vollzieht, kann auf den Wähler anziehend oder abstoßend wirken. Die Haltung der Parteien, die bisher gemeinsam im Stadtparlament arbeiteten, wird dabei einer strengeren Kritik unterworfen, als die der neu hinzugekommenen. Der Bürger erinnert sich ihrer gemeinsamen Aktionen, die Ausdruck des gesammelten Widerstandes waren. [] Den neuen Parteien wird, sofern sie sich mit Blaskapelle und Marschmusik eine bisher nicht übliche Note zulegen, vorläufig Narrenfreiheit gewährt. Nicht immer gelingt es der Versammlungsleitung, eine schnell aufkommende Karnevalsstimmung zu unterbinden. Erst wenn der zur Rettung Berlins herbeigeeilte Redner, der nach 1945 unsere Stadt zum ersten Male wieder sieht, sich in hemmungslosen Ausfällen gegen die von den anderen geleistete Arbeit gefällt, wird es ernst. Die Unkenntnis der wahren Verhältnisse verleitet zu Phrasen, die mit persönlichen Verleumdungen wechseln, bis entweder die Redezeit oder die Geduld der Zuhörer erschöpft ist. Der Mann aus dem Ostsektor aber kann von diesen Parteien, die von seiner Existenz nichts zu wissen scheinen und oft genug den sowjetischen Sektor Berlins der Zone zuschreiben, keinen Kampf um die Einheit Berlins erwarten. [] In den Versammlungen der CDU und FDP wird mit Erstaunen festgestellt, daß die Redner sehr viel mehr von ihrer Politik in Westdeutschland, als von ihrer Mitwirkung im Berliner Stadtparlament sprechen. Sie waren nach ihrem Stimmenanteil, den sie in der Wahl im Jahre 1948 von der Berliner Bevölkerung erhielten, an der Regierung der Stadt beteiligt, und einige Male hat sich bei ihnen die durch die Arbeit neu gewonnene Einsicht als stärker erwiesen als Parteiabgrenzungen. Jede Auseinandersetzung aber zwischen demokratischen Parteien muß entweder auf eine Bestätigung der eigenen Politik durch den Versammlungsbesucher oder eine Aenderung seiner mitgebrachten Meinung ausgehen. Dazu darf aber nicht jedes Mittel recht sein. [] Wer sich des Wertes seiner Idee und der Ueberzeugungskraft seiner Argumente bewußt ist, hat es nicht nötig, sich in Verdächtigungen oder halb ausgesprochenen Anschuldigungen zu ergehen. Die mit Klarheit und Sicherheit vorgetragene eigene Meinung ist eindrucksvoller! Ueberfüllte Versammlungen der SPD bezeugen dem Ostberliner, daß diese Partei mit ihrer Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, die sie schon so oft in Gegensatz zu anderen Parteien gebracht hat, nicht an den Zeitproblemen vorbeigeht, sondern sie zu überwinden sucht. [] Es genügt auch nicht, aufzuzeigen, was der andere falsch gemacht hat; der real denkende Berliner will wissen, wie es die Partei, die er wählen soll, richtiger und besser zu machen gedenkt. Das Arbeitsprogramm der SPD gibt Antwort auf viele Fragen. [] Dem Ostberliner aber gibt es die Gewißheit, daß die Sozialdemokratische Partei ihren echten Kampf um ein vereintes und freies Berlin so weiterführen wird, wie sie ihn in den vergangenen Jahren geführt hat. [] Der Ostberliner richtet darum seine Mahnung an die Wähler: [] Nutzt euer Wahlrecht! - Denkt an uns, denen man dieses Recht verwehrt! - Ihr wählt auch für uns! - Enttäuscht uns nicht und wählt die Partei unseres Vertrauens - [] die Sozialdemokratische Partei! [] Franz Neumann über die VAB: [] Es ist nicht nur eine Aufgabe, auf Parteitagen die Forderung aufzustellen: Gerechtigkeit erhöht ein Volk, sondern wir müssen in der praktischen Arbeit des Tages Stunde um Stunde versuchen, aus der Not der Massen herauszukommen. [] Wir haben den Mut, für den Fortschritt der Sozialpolitik in Berlin einzutreten. Wir wollen den Armen, den Kranken, den Arbeitslosen und den Rentnern Verbesserungen bringen. [] SPORTLER wählen: LISTE 1 [] Berlin - Vorposten der Demokratie / Otto Bach [] Die bürgerlichen Parteien alten und neuen Stils beschränken sich in diesem Wahlkampf in der Hauptsache darauf, ein negatives Ziel zu erreichen: die Mehrheit der SPD zu brechen. Demgemäß erschöpfen sie sich in einer negativen Kritik an den Leistungen des Magistrats, an dessen Arbeit CDU und FDP durch ihre Stadträte aktiv mitgewirkt haben. Sie machen die Sozialdemokratie verantwortlich für das Uebermaß wirtschaftlicher Schwierigkeiten und sozialer Not, das den Berliner Vorposten noch von dem Standard Westdeutschlands trennt. [] Bei jeder Gelegenheit haben sie im Stadtparlament gefordert, Berlin müsse sich in allen Dingen dein Westen anpassen. Als wichtiger Grund dafür wird die Haushaltshilfe der Bundesrepublik Deutschland angegeben. Dazu ist zu sagen: Die Berliner betrachten diese Leistung des Bundes bei aller dankbaren Anerkennung nicht als Almosen, das sie zu bürgerlich-kapitalistischem Wohlverhalten verpflichtet. Der Westen konnte seinen, wirtschaftlichen und sozialen Aufbau unter wesentlich günstigeren Voraussetzungen durchführen als Berlin. Er verfügte über die Milliardenwerte der während des Krieges aus Berlin verlagerten Betriebseinrichtungen und Rohstoffe, die uns keineswegs gutgeschrieben wurden. Westdeutschlands Wirtschaft war nicht mit der Hypothek eines politischen Kampfes belastet, wie ihn Berlin für ganz Deutschland und für die gesamte Welt der Freiheit geführt hat und noch führt. [] Oberbürgermeister Reuter hat nicht nur erfolgreich den Kampf um die Haushaltshilfe in Bonn durchgefochten. Er könnte zu dem Kapitel der verlagerten Kunstwerte Berlins, die bisher nur zu einem geringen Teil wiedergekommen sind, einen für die Bundesregierung und das westdeutsche Verhalten wenig erfreulichen Beitrag schreiben. Berlin hat durch die rücksichtslosen Demontagen einen Reparationsbeitrag geleistet, der für ganz Deutschland geleistet wurde. Berlin hat aber vor allem durch seinen Kampf um die Erhaltung der demokratischen Freiheit dem Ansehen Deutschlands in Europa und der Welt eine anerkennende Geltung geschaffen. Die Sozialdemokratie war der entschlossene, niemals schwankende Faktor in diesem Kampf. Das hat die Bevölkerung im Jahre 1948 durch ihre Wahl anerkannt. Das weiß sie auch heute. [] Wenn jetzt die bürgerlichen Parteien bei jeder Gelegenheit die totale Anpassung an den Westen verlangen, muß dazu gesagt werden, daß der anerkanntermaßen fortschrittliche Vorposten Berlin keineswegs gezwungen werden kann, unbesehen alles aus Westdeutschland zu übernehmen, dessen politische Entwicklung jeden echten Demokraten mit berechtigter Besorgnis erfüllt. Auch die SPD wünscht eine möglichst enge Verbindung mit der Bundesrepublik und eine möglichst einheitliche und gleichartige Gesetzgebung. Die Bevölkerung Berlins hat aber ein Recht, zu fordern, daß dazu die Voraussetzungen geschaffen und die besonderen Bedingungen Berlins berücksichtigt werden. Die erste Voraussetzung ist die Anerkennung Berlins als 12. Land der Bundesrepublik. Diese Forderung steht an der Spitze aller politischen, wirtschaftlichen und sozialen Forderungen, mit denen die SPD vor die Berliner Wähler tritt. [] Die Stimme der Flüchtlinge / Paul Löbe [] Bei den bevorstehenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus für Berlin werden auch die Stimmen der aus dem Osten Vertriebenen, der aus der sowjetischen Zone Geflohenen, eine Rolle spielen. [] Wem sollen die Stimmen zufallen? Besonderen Flüchlingsparteien [!] [Flüchtlingsparteien]? Dann sind sie vergebens abgegeben, denn im Bund und den Ländern des Bundesgebietes hat es sich seit mehr als drei Jahren erwiesen, daß solche Sondergruppen nirgends einen entscheidenden Einfluß ausüben konnten. Wo der Versuch unternommen wurde, endete er mit einer tiefen Enttäuschung der Betroffenen, was sich sehr rasch auch in Schleswig-Holstein erweisen wird. [] Nur im Rahmen größerer Gemeinschaften können die berechtigten Forderungen dieser Schichten auf Erfüllung rechnen. Deshalb lehnen auch alle bedeutenden Landsmannschaften die besonderen Flüchtlingsparteien ab. [] Die Stadt Berlin war für eine große Zahl der Heimatlosen aus dem Osten das erste Ziel. Obwohl selbst notleidend, hat sie den Hilfsbedürftigen auch in den ärmlichen Monaten der Blockade beigestanden. Sie hat versucht, diesen Hilfsbedürftigen eine Existenz zu geben und, wo das angesichts der Wirtschaftslage nicht möglich war, mit der Arbeitslosenunterstützung und der Fürsorge den notwendigsten Unterhalt gewährt, allen aber hat Berlin sofort die politische Gleichberechtigung in der Stadt zuerkannt. Damit hat man andererwärts meist sehr lange gezögert und man macht auch heute dort noch den großen Trennungsstrich zwischen den Einheimischen und den Flüchtlingen. [] Große städtische Mittel waren für die Vertriebenen bereits aufgewendet worden, als der Strom der Flüchtlinge aus Ostsektor und Ostzone hinzukam; ein Strom, der noch nicht nachgelassen hat, der sich täglich erneuert und die Behörden täglich vor neue Aufgaben stellt. Dabei ergeben sich gewiß viele Schwierigkeiten, auch unvermeidliche bürokratische Formalitäten. Unter den Tausenden, die sich teils mit, teils ohne triftige Gründe in Westberlin einfinden, gibt es auch Agenten und Spitzel, die die eigenen Landsleute verraten, gibt es auch Abenteurer, die Anlaß haben, ihre Vergangenheit zu verschleiern, und die ohne genaue Prüfung kein Anrecht auf Unterstützung haben. Darunter leiden auch solche, die aus triftigen politischen Gründen oft zum zweiten Mal ihren Wohnsitz verlassen und sich auf die Hilfe der Mitbürger stützen müssen. Wer einmal mit eigenen Augen die Not dieser Geächteten gesehen, die Hemmungen gefühlt hat, wird begreiflich finden, daß niemand, auch die Flüchtlinge selbst nicht, auf diese Prüfung verzichten kann. [] Wo aber die zwingenden Gründe anerkannt werden, gilt heute die Hilfe Berlins den Flüchtlingen im gleichen Maße wie gestern den Vertriebenen. Frei von spießbürgerlicher Engherzigkeit und Kirchturmpolitik hat die Sozialdemokratische Partei zu helfen gesucht, und das Schicksal beider Gruppen ist nirgends in besserer Hut, als bei dieser Partei, der die Stimmen aller Verfemten und Bedrückten gehören. Wie bei der Gesetzgebung in Bonn, wird die Sozialdemokratische Partei auch in Berlin mit allein Nachdruck das Mögliche tun, um Eingliederung und Verwurzelung der Vertriebenen zu ermöglichen, wie sie auch die erste war, die die Wiedererlangung der alten Heimat als höchstes und letztes Ziel auf ihre Fahne geschrieben hat. [] Fortsetzung von Seite 6 [] Die Forderungen der Gewerkschaften [] triebsräte in allen sozialen und persönlichen Fragen mitbestimmend sein sollen [!] Sie fordern weiter die wirtschaftliche Mitbestimmung der Arbeitnehmer in allen Betrieben und Unternehmen. Auch auf überbetrieblicher Ebene ist das Mitbestimmungsrecht der Gewerkschaften gesetzlich zu regeln Die Aenderung der Wirtschaftsstruktur mit dem Ziel der sozialen Sicherheit und der Vollbeschäftigung wird von der SPD angestrebt. [] In der Steuer-Politik wird eine Angleichung an die Gesetzgebung des Bundeswirtschaftsgebietes angestrebt [!] Allerdings darf diese Angleichung nicht schematisch vorgenommen werden. Die besonderen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse Berlins müssen Abweichungen möglich machen [!] [] Der Lastenausgleich der von den besitzenden Kreisen immer wieder hinausgezögert wurde, setzt eine Gesamtregelung im Rahmen der Bundesregierung voraus Die Sozialdemokratie tritt dafür ein, daß der Lastenausgleich in erster Linie den sozial schwächsten Gruppen der Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigten zugute kommt. In Berlin müssen dabei auch die Währungsgeschädigten berücksichtigt werden. [] Das Recht auf Arbeit ist ein Menschenrecht. Das Recht auf Arbeitslosenunterstützung ist nur ein Ersatz, wenn ein Arbeitsplatz nicht nachgewiesen werden kann. Die Arbeitslosigkeit wird sich entscheidend nur in dem Maße überwinden lassen, in dem der weitere Aufbau einer absatzfähigen Produktion und dadurch die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze gelingt. [] Die Sozialdemokraten erstreben eine Gesellschaftsordnung, in der bei individueller Entfaltung die Reichtümer der Natur ebenso wie die Errungenschaften des menschlichen Geistes in sinnvoller Zusammenarbeit der Gesamtheit des Volkes zugute kommen. Planende Maßnahmen müssen Massenelend und Arbeitslosigkeit vorbeugen. Durch die Weiterentwicklung der Demokratie müssen persönliche Vorrechte und jegliche Unterdrückung verhindert werden [!] [] Spitzenkandidaten der SPD-Landesliste [] Franz Neumann Dr. h. c. Ernst Reuter Louise Schroeder Dr. Otto Suhr Kurt Mattick Otto Bach Margarete Reise Willy Brandt, Rudolf Wisell Curt Swolinzky Kurt Landsberg Anneliese Schönau Horst Simanowski Susanne Raeder-Großmann Richard Schroeter Willy Henneberg Georg Meyer Edith Krappe Ernst Scharnowski Dr. Käte Klingelhöfer [] Fotos: Bankhardt (1), Keystone (1). Landesbildstelle (2). Telegraf-Archiv (1), Privat (10). Herausgeber: Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Landesverband Berlin Lienz-Nr. [!] 177 der Britischen Militärregierung. Verantwortlich: Willy Brandt. Redaktion: Berlin W 35, Zietenstr. 18. Druck: Erich Lezinsky Buchdruckerei GmbH Bln.-Spandau, Neuendorfer Str. 101. [] Denkt an die Deutschen, die in Knechtschaft leben [] Bei uns in Tempelhof kandidieren als Spitzenkandidaten der Liste 1 [] für das Abgeordnetenhaus: [] links von oben nach unten [] Louise Schroeder, 63 Jahre alt, Stenotypistin, Privatsekretärin, Dozentin für Sozialpolitik an der Hochschule für Politik, Mitglied der Deutschen Nationalversammlung 1919, Reichstagsabgeordnete, nach 1945 Stadtverordnete, Bürgermeister und 11/2 Jahre amtierender Oberbürgermeister. [] Curt Swolinzky 63 Jahre alt, Kaufmann, Auslandsaufenthalt, Gaugeschäftsführer beim Afa-Bund, Stadtverordneter in Breslau, 1933 verhaftet, 1934 aus Breslau ausgewiesen, seit 1946 Bezirks- und Stadtverordneter [] Alexander Voelker, 37 Jahre alt, Kaufmann in der Industrie, 1946 Bezirksverordneter, 1948 Stadtverordneter. [] Otto Burgemeister, seit 1914 Gemeindevertreter und später Gemeindeschöffe, von 1920 bis 1933 Bezirksverordneter, seit 1929 Stadtverordneter, ab Oktober 1947 Bezirksbürgermeister. (gleichzeitig Spitzenkandidat auf der Liste zur Bezirksverordnetenversammlung) [] für die Bezirksverordnetenversammlung: [] rechts von oben nach unten [] Lotte Biener, Jugendbewegung, bis 1933 in der politischen Frauenarbeit, ab 1945 Frauensekretärin, Bezirksverordnete, Parteisekretär. [] Waldemar Gebel, bis 1933 Bezirksleiter des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes und Betriebsratsvorsitzender bei der Firma Stock, 1933 gemaßregelt, nach 1945 Betriebsratsvorsitzender der Daimler-Benz AG, Berlin-Marienfelde. [] Willy Schlawe, 48 Jahre alt, Bilanzbuchhalter, vor 1933 im Bezirksvorstand der Sozialistischen Arbeiterjugend, Kinderfreunde, seit 1948 Bezirksverordneter [] Dr. Walter Günther, 44 Jahre alt, von 1946-1948 Fraktionsvorsitzender der Bezirksverordnetenfraktion, seit 1949 Bezirksverordnetenvorsteher. [] Wählt Sozialdemokraten!
Published:03.12.1950