Einer von uns . Oskar Lafontaine . Ministerpräsident des Saarlandes

Einer von uns [] Oskar Lafontaine [] Ministerpräsident des Saarlandes [] Oskar Lafontaine ist ein Kriegskind. Als er am 16. September 1943 zur Welt kam, da gab es all das nicht, wofür er sich heute einsetzt: Frieden, Demokratie und soziale Gerechtigkeit. [] Der eine Großvater war Hüttenarbeiter, der...

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Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesverband Saar, Braundruck Riegelsberg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/30B3D027-32F6-43F5-B33E-B5CF49A88058
Description
Summary:Einer von uns [] Oskar Lafontaine [] Ministerpräsident des Saarlandes [] Oskar Lafontaine ist ein Kriegskind. Als er am 16. September 1943 zur Welt kam, da gab es all das nicht, wofür er sich heute einsetzt: Frieden, Demokratie und soziale Gerechtigkeit. [] Der eine Großvater war Hüttenarbeiter, der andere Bergmann. Oskars Vater war Bäcker. [] Eine solche Herkunft prägt. [] Den Lafontaines ging es so wie den meisten Familien. Sie lebten mit der Angst, dem Hunger und dem Luftschutzbunker. Sie hofften aufs Überleben. Aber auch die Familie Lafontaine blieb von dem Völkermorden nicht verschont. Oskars Vater fiel 1945 - im Alter von 29 Jahren. [] Oskars Mutter mußte sich auch in der Nachkriegszeit mit ihren Zwillingen durchschlagen. Die Kriegerwitwe Käthe Lafontaine arbeitete als Sekretärin bei Röchling in Völklingen. Heute lebt sie in Saarbrücken und nimmt regen Anteil am politischen Geschehen. Wenn Oskar und sein Zwillingsbruder Hans sie besuchen, dann sprechen sie nicht von der angeblich "guten alten Zeit". Da wird zwar auch mal bei Kaffee und Kuchen von früher "verzählt", aber den [] Blick für die Wirklichkeit [] haben die Lafontaines nicht verloren. Auch Oskars Bruder Hans nicht. Er arbeitet als Rechtsanwalt in Saarbrücken. [] Beide kennen viele Probleme aus eigener Erfahrung. Als Kinder spielten sie an der Saar. Heute freut sich Oskar, wenn er z. B. die hochmoderne Kläranlage in Burbach einweihen kann. Er dankt allen, die dazu beigetragen haben, daß die Saar sauberer wird. Nicht nur den Ingenieuren, sondern auch denen, die handfest zugepackt haben: den Bauarbeitern. [] Der Schüler [] 1949 wurde Oskar in Dillingen-Pachten eingeschult. Die "schlechten Zeiten" waren vorbei. Es gab keine Lebensmittelkarten mehr, und man mußte nicht mehr hamstern. Große Sprünge konnten die Lafontaines allerdings nicht machen. Sie lebten - wie die meisten Saarländerinnen und Saarländer - "von Zahltag zu Zahltag". [] "Chancengleichheit" - das war ein Fremdwort. [] Arbeiterkinder hatten es viel schwerer. Die Kinder brauchten schließlich Kleider und Schulsachen, und eine weiterführende Schulbildung war fast schon ein unerschwinglicher Luxus. Käthe Lafontaine schaffte es. Sie schickte ihre beiden Söhne nach Prüm in die Eifel, in das Bischöfliche Konvikt. Auch dort sollen beide - wie in Dillingen-Pachten - zu den lebhaftesten gehört haben. [] Die Saarabstimmung und den politischen Anschluß an die Bundesrepublik bekam Oskar aus der Ferne mit. Den "Tag X" erlebte er "dehemm" - in Dillingen. Allerdings: [] Ob Franken oder Mark, das Geld blieb knapp. [] 1962 machte Oskar in Prüm sein Abitur. Der Regierende Bürgermeister von Berlin hieß Willy Brandt, in der Saarbrücker Staatskanzlei regierte Dr. Franz-Josef Röder, man sprach von der Mauer, von John F. Kennedy und vom Grubenunglück in Luisenthal. Das Fernsehen brachte die Weltpolitik ins Wohnzimmer. Und das Geschehen im Lande. [] Beides steht in einem untrennbaren Zusammenhang. Das wußte Oskar bereits damals. [] Der Student [] Oskar Lafontaine ging nach Bonn. Allerdings nicht als Politiker, sondern als stud. rer. nat., als Student der Naturwissenschaften. Die konkreten Wahrheiten zogen ihn schon damals an. An den Universitäten in Bonn und Saarbrücken eignete er sich ein solides Grundwissen an, um das ihn viele Politiker beneiden. [] Oskar kann mitreden. [] Wenn es um High-Tech oder Kernenergie geht, dann ist er nicht "nur" Politiker, sondern auch Diplom-Physiker. [] Gefördert wurde sein Studium vom Katholischen Cusanus-werk. Das war kein Zufall, denn für Oskar Lafontaine gibt es keinen Widerspruch zwischen christlicher Grundüberzeugung und wissenschaftlichem Fortschritt. Gerade unser Zeitalter stellt sehr große moralische Anforderungen an die Wissenschaftler. Von daher war es für den Physikstudenten Oskar Lafontaine selbstverständlich, daß er sich auch mit philosophischen und politischen Fragen beschäftigte. [] Oskar lernte in dieser Zeit auch die Bedeutung von harter geistiger Arbeit und Durchsetzungsvermögen. Von nichts kommt bekanntlich nichts. [] Man muß etwas tun. [] Das beste Gegenbeispiel ist für ihn die saarländische Wirtschaftspolitik vor der Landtagswahl 1985. Da kapitulierten die FDP-Wirtschaftsminister reihenweise: Klumpp, Hügel und Henn gaben sich die Tür in die Hand. Und als dann Rehberger sogar vorschlug, Saarstahl nicht mehr zu subventionieren - ohne Rücksicht auf die Arbeitsplätze - da verschlug es nicht nur Oskar den Atem: "So etwas würde ein Saarländer nie tun". [] Die Saarländerinnen und Saarländer zogen die Konsequenzen und wählten die SPD. [] Heute ist Saarstahl ein gesundes Unternehmen. [] Der Sozialdemokrat [] Noch als Student trat Oskar der SPD bei. Für ihn war das [] die logische Konsequenz aus seinen Erfahrungen, seinen Studien und seinem christlichen, sozialen und demokratischen Engagement. [] Als er 1966 sein Parteibuch unterschrieb und als Student den Mindestbeitrag zahlte, da war die saarländische SPD noch weit von der Regierungsverantwortung entfernt. In Bonn bildete sich die Große Koalition mit Willy Brandt als Außenminister, der "Kalte Krieg" verlor langsam seine primitivsten Erscheinungsbilder, und an den Hochschulen gab es die ersten Protestbewegungen. [] 1969 machte Oskar an der Universität des Saarlandes sein Examen. [] I Die Versorgungs- u. Verkehrsgesellschaft Saarbrücken engagierte den jungen begabten Diplom-Physiker, und zwei Jahre später war er Mitglied des Vorstandes. [] In dieser Zeit war Oskar Lafontaine bereits MdL. Von 1970 bis 1975 engagierte er sich als Abgeordneter des saarländischen Landtags und als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion für die Zukunft seiner Heimat. Schon damals konnte man über ihn Sätze hören wie: [] Aus dem Oskar werd emol ebbes! [] Der Oberbürgermeister [] Auch als Oberbürgermeister hat Oskar immer den [] Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern [] gesucht. Ob bei der Eröffnung des Altstadtfestes, als Gast bei den Perspectives du Theâtre, beim Max-Ophüls-Festival oder einfach nur beim Einkaufen - Oskar ist immer bereit, sich mit den Problemen und Anregungen der Saarländerinnen und Saarländer auseinanderzusetzen. [] Saarbrücken hat ein neues Gesicht: Fußgängerzonen, die Altstadt, die neue Kunsthochschule, das Saarbrücker Schloß, das Staatstheater und die Museumslandschaft. Das sind Ergebnisse seiner Arbeit. Internationales Aufsehen erzielte die Städtepartnerschaften zwischen Saarbrücken, Nantes und Tbilissi. [] Das Wort "grün" hat Oskar wörtlich genommen. In fünf Jahren wurden nicht nur 5.000 Bäume gepflanzt. Die Stadt Saarbrücken fährt abgasgefilterte Autos. An der Römerbrücke steht das modernste Kraftwerk in Europa. [] Die heimische Kohle [] wird nicht nur zur umweltfreundlichen Energieversorgung genutzt, sondern auch zum Heizen großer Teile von Saarbrücken. [] Entgegen dem allgemeinen Rückgang konnte er die Zahl von 132.000 Arbeitsplätzen in Saarbrücken halten. Junge Menschen hat er mit dem "Saarbrücker Programm zur Bekämpfung der Berufsnot" unterstützt. [] Der Ministerpräsident [] Seit 1985 ist Oskar Lafontaine saarländischer Ministerpräsident. Und damit ist er [] der erste sozialdemokratische Regierungschef an der Saar. [] Die Erfolge der Landesregierung können sich sehen lassen. [] Die Umstrukturierung der Saarwirtschaft ist eingeleitet. 1988 hatte das Saarland mit 4,1 % Wirtschaftswachstum das zweitbeste aller Bundesländer. Arbeitsplätze im Montanbereich konnten - gegen die Politik der Bundesregierung - erhalten werden. 200 Existenzgründer hat die Landesregierung in den letzten Jahren gefördert. [] Gemeinsam mit Lothringen und Luxemburg wird das Saarland zum hervorragenden Wirtschaftsstandort - in einer europäischen Infrastruktur mit 320 Millionen Menschen. [] Mit Oskar hat es neuen Schwung für die saarländische Umweltpolitik gegeben. Die Landesregierung hat die Energieversorgung umweltverträglich gemacht. Heizkraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung haben nicht nur international Aufsehen durch ihre Sauberkeit erregt. Sie erhalten auch Arbeitsplätze im saarländischen Steinkohlebergbau. [] Luft und Wasser sind sauberer geworden. [] Das Konzept der Abfallvermeidung hilft, die Müllprobleme an der Saar zu lösen. [] Der Hoffnungsträger [] Oskar Lafontaine arbeitet für den "anderen Fortschritt". Er will Ökologie und Ökonomie verknüpfen, die Machtwelt mit der Umwelt versöhnen. Für ihn gibt es nicht drei Welten, es gibt nur eine Welt. [] Oskar Lafontaine war der erste sozialdemokratische Regierungschef, der sich für Frieden und Abrüstung engagierte. Die Gelder für die Rüstung werden in anderen Bereichen dringend benötigt. Vor allem für soziale Belange und für den Umweltschutz. [] Oskar Lafontaine setzt sich auch weiterhin für eine Arbeitszeitverkürzung und eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeiten ein. [] Oskar Lafontaine ist der einzige Hoffnungsträger für die Beschäftigten in der Montanindustrie [] - gegen die kohlefeindliche Politik der Bundesregierung. Die Lösung der Stahlkrise gilt als vorbildlich. [] Der Bundespolitiker [] Oskar Lafontaine engagiert sich nicht nur im Bundesrat [] für das Saarland. [] Auch als stellvertretender Vorsitzender der Bundes-SPD bringt er die Probleme des Saarlandes vor. Im Bundesvorstand der SPD trägt er seine Vorstellungen von Friedensund Umweltpolitik vor und wirkt somit entscheidend an der Meinungsund Willensbildung in der Bundesrepublik mit - [] für eine lebenswertere und friedliche Umwelt. [] Oskar Lafontaine hat seine politischen Freunde wie seine Gegner oft genug überrascht. Er hat Ideen eingebracht, die in die Zukunft weisen. [] Der Saarländer [] Mit Oskar kann man schwätzen". Ob es um die Kanalgebühren oder die Friedenspolitik geht, den Unterschied zwischen Dibbelabbes und Schales oder um den 1. FC Saarbrücken - unser Oskar ist immer ein kompetenter Gesprächspartner. [] Er geht auch gerne mal "ähner trinke". [] Dann steht er - wie alle Saarländer - meistens am Büffet und genießt sichtlich das Gespräch mit seinen Landsleuten. [] Sein Privatleben ist nicht ohne Probleme. Auch das hat er mit nicht wenigen seiner Mitmenschen gemeinsam. Er ist geschieden - "friedlich", wie er immer wieder betont. Doch der Kontakt zu seinem Sohn Frederic ist ihm sehr wichtig. Seine knapp bemessene Freizeit verbringt er am liebsten mit ihm. Sie spielen gemeinsam, gehen zusammen einkaufen und dann kocht Oskar für ihn. Er kocht übrigens sehr gerne und gut. Vor allem liebt er sie französische und die spanische Küche. [] Weitere Hobbys sind Kunst und Fußball. Beides ist ihm wichtig. Als Mittelfeldregisseur der Fußballmannschaft der SPD-Landtagsfraktion ist er wegen seines Offensivdrangs gefürchtet - allerdings manchmal auch in den eigenen Reihen. Bei wichtigen Bundesligaspielen ist er dabei - beim ATSV Saarbrücken, beim TV Niederwürzbach, beim FC Homburg und dem 1.FC Saarbrücken. [] Die Andern [] Der Spiegel [] 10/1988 [] Noch nie ist ein saarländischer Politiker so häufig zitiert, interviewt und von Talk-Show zu Talk-Show gereicht worden wie Lafontaine, noch nie war das Saarland so häufig Ausgangspunkt politischer Aktivitäten. Für die Saarländer, die in ihrer Geschichte immer wieder gedeckelt wurden, aber stolz sind auf ihr Land ("Mir sinn wer"), ein völlig neues Wir-Gefühl. [] Frankfurter Allgemeine [] 19. 6. 86 [] Wenn heute vom Saarland die Rede ist, hört der politisch Interessierte "Lafontaine" heraus. Frankfurter Allgemeine [] 14. 1. 1988 [] Die meisten Besucher kommen des guten Essens und Trinkens wegen ins Saarland, dessen Fläche allen Vorurteilen zum Trotz mehr von Wäldern und Gourmet-Lokalen als von rußigen Kohlehalden und rauchenden Schloten beherrscht wird. [] Schöne Welt [] 6/89 [] Der Ministerpräsident scheint in seiner Stadt allgegenwärtig als Monument der Verklärung, als Symbol für Weltgeltung und Verheißungen, als Nachbar, Kumpel, Saarländer. Der Wunderknabe aus Saarlouis ist einer der ihren. [] DIE ZEIT [] 14. 4. 89 [] Diese Saarländer! Viele tragen römische oder französische Namen, sie sind Vereinsmeier und Weltbürger. Sie pflegen Partnerschaften mit französischen und russischen Städten. Vielleicht sind diese Saarländer am Ende ihrer Eisenzeit die ersten Europäer. [] Frankfurter Rundschau [] 4. 4. 89 [] Das neue Saar-Selbstbewußtsein mit dem temperamentvollen Lafontaine bringt auch Pluspunkte für die Landespolitik. Innerhalb kürzester Zeit hat der Saarländer transportiert, daß es in der Südwest-Ecke der Republik nicht nur Kohlegruben und Stahlwerke, sondern auch eine französisch geprägte Lebensart gibt. [] Saarländische Industrielle gestehen ein, daß sich unter Lafontaine das Klima für die Saar-Wirtschaft entscheidend verändert hat. Das wird nicht allein bundesweiten Trends zugeschrieben, sondern gilt auch als Verdienst der SPD-Regierung, die sich gezielt um die Aufpolierung des Industriestandortes Saar bemühte. [] British German Trade [] 3. 4. 1989 [] "Auf Europas Straßen gibt es kaum ein Auto ohne Teile, die nicht im Saarland hergestellt worden wären." [] Le Republicain Lorrain [] 14. 5. 1988 [] Mit 44 Jahren erfreut sich der brillante und instinktsichere Politiker in der Bevölkerung größter Popularität. Seine Mitbürger sind ihm dafür dankbar, daß das Saarland nicht mehr durch Krisen, Arbeitslosigkeit und Schulden in die Schlagzeilen gerät. Er hat ihrer Region zu einem dynamischen Image verholfen. [] Unser Saarland gewinnt [] SPD [] Einer von uns o Herausgeber: SPD-Landesverband Saar, verantw. Alfons Jakobs / Realisation: © Lehnen Verlag, Saarbrücken, ISBN 3-926320-24-0 [] Druck: Braundruck Riegelsberg