IGM metall 18.12.1978 . Streik-Nachrichten für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen, Osnabrück . [...] . Weitere Gespräche sind notwendig

Bemerkungen: Zusammenfassende Kurzinformationen für ausländische Kollegen in türkischer, griechischer, jugoslawischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache. [] = Absatzmarken im Volltext des Originals metall [] 18.12.1978 [] 20 [] Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW,...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Essen, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Hagen, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Köln, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Münster, Herb, Kurt, Schmidt, Werner, Bräuer, Karlheinz, Kolks, Bernhard, Union-Druckerei, Frankfurt am Main
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 18.12.1978
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/6E3B03D1-F68C-414A-9BA5-F9816B5DF583
Description
Summary:Bemerkungen: Zusammenfassende Kurzinformationen für ausländische Kollegen in türkischer, griechischer, jugoslawischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache. [] = Absatzmarken im Volltext des Originals metall [] 18.12.1978 [] 20 [] Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen und Osnabrück [] Tarifkommission Eisen und Stahl beschloß gestern in Mülheim: [] Weitere Gespräche sind notwendig [] In einem über zwanzig Stunden dauernden Vermittlungsversuch durch den nordrhein-westfälischen Arbeitsund Sozialminister Friedhelm Farthmann zeichnete sich am Sonntagmorgen zwischen der IG Metall und den Arbeitgebern ein Gesprächsstand ab, der eine nachvollziehbare Verkürzung der Wochenarbeitszeit brachte. Da ein Teil der Arbeitnehmer nicht im Vorschlagstext zur Wochenarbeitszeitverkürzung aufgenommen worden war, hat gestern die Tarifkommission der IG Metall auf einer Sitzung in Mülheim/Ruhr die Verhandlungskommission beauftragt, die Gespräche fortzusetzen, um eine Verbesserung zu erreichen. Insgesamt brachte das "Marathon-Gespräch" nach den Worten von IGM-Bezirksleiter Kurt Herb Regelungen, die als "annehmbar" bis "verbesserungswürdig" zu bezeichnen sind. [] Eine Stunde weniger [] Folgende Vorschläge wurden festgehalten: [] - Die Tariflöhne und -gehälter sowie die Ausbildungsvergütungen werden ab 1. November dieses Jahres um 4 Prozent erhöht. Die Laufzeit dieses Vertrages würde 15 Monate betragen. [] - Ab 1. Januar 1979 erhalten alle Arbeitnehmer zwei Tage mehr Urlaub, ab 1. Januar 1981 alle Arbeitnehmer ohne Unterschied 29 Tage Urlaub. [] - Ab 1. Januar 1979 sollen Arbeitnehmer, die in kontinuierlichen und Drei-Schichten-Betrieben arbeiten und deshalb nach ihrem Schichtplan regelmäßig Nachtarbeit leisten, für je 13 Wochen einen Arbeitstag als Freischicht unter Fortzahlung des regelmäßigen Arbeitsverdienstes erhalten. Das sind zusätzlich vier freie Schichten. [] - Ab 1. Januar 1980 wird dann die Freischicht für je acht Wochen gewährt. Da eine Bündelung von Freischichten zulässig ist, erhalten diese Arbeitnehmer im Jahr zusätzlich 6,5 Freischichten, was eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit um eine Stunde bedeutet. Damit ist der Einstieg in die 35-Stunden-Woche für einen Teil der Beschäftigten erreicht. [] (Fortsetzung auf Seite 3) [] [Bildunterschrift: Über 20 Stunden Verhandlungen am Wochenende: Kurt Herb (r.), Minister Farthmann (Mitte), Dr. Weisweiler] [] Informiert bitte die ausländischen Kollegen! Das hier Abgedruckte ist eine knappe Zusammenfassung [] [...Text in portugiesisch...] [] [...Text in türkisch...] [] [...Text in italienisch...] [] [...Text in jugoslawisch...] [] [...Text in spanisch...] [] [...Text in griechisch...] [] Weitere Gespräche... [] (Fortsetzung von Seite 1) [] - Darüber hinaus haben auch die Arbeitnehmer einen Freischichtanspruch, die im Kalenderjahr mindestens 25 Nachtschichten verfahren haben. Der Anspruch auf Freischichten bleibt auch für die Zeiten erhalten, in denen die Betriebsweise der kontinuierlichen oder der dreischichtigen Arbeitsweise vorübergehend unterbrochen wird. [] - Arbeitnehmer, die das 45. Lebensjahr vollendet haben , erhalten ihren erworbenen Anspruch auf Freischichten, sofern sie in den letzten zehn Jahren regelmäßig in kontinuierlicher oder in dreischichtiger Arbeitsweise beschäftigt waren. [] - Der Manteltarifvertrag soll vorschreiben, daß die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit 40 Stunden im Durchschnitt des Kalenderjahres beträgt und diese Arbeitszeit durch die Freistellung von 13 Schichten pro Jahr erreicht wird. Die Arbeitszeit vermindert sich dann noch um die Arbeitsstunden, die als Freischichten gemäß der neuen Vereinbarungen ausfallen. [] Konkret heißt dies, daß damit ein wichtiges Ziel der Urabstimmung erreicht worden ist, nämlich die Verkürzung der tariflichen Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, auch durch Freizeitausgleich. Eugen Loderer, 1. Vorsitzender der IG Metall, wies vor der Tarifkommission darauf hin, daß sich ein "stahltypisches Ergebnis" abzeichne und die Freizeitausgleichs-Regelung zweifelsohne eine nachvollziehbare Verkürzung der Wochenarbeitszeit bedeute. [] Bedauert wurde in Mülheim, daß bei dieser Regelung rund die Hälfte der Arbeitnehmer ausgenommen ist. Darum sollte mit den Arbeitgebern erneut über diesen Punkt gesprochen werden. [] Der Vermittlungsversuch brachte darüber hinaus eine Urlaubsregelung, über die zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht gesprochen werden konnte, da die entsprechenden Verträge erst im nächsten Jahr zu kündigen sind. Besonders für die jüngeren Arbeitnehmer bringt die Gleichbehandlungsregelung ab 1981 insgesamt 8 Tage mehr Urlaub. [] Der Druck des Streiks dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, daß die Arbeitgeber auch auf der rein materiellen Seite noch zugelegt haben. Vor Streik und Urabstimmung hatten sie eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um nur 2,1 Prozent angeboten. [] Ob es zu einer annehmbaren Gesamtlösung kommt, wird sich am Montagmorgen herausstellen. Die IG Metall wird dem Vermittler, Minister Farthmann, den Beschluß der Tarifkommission mitteilen. Es hängt dann von der Reaktion der Arbeitgeber ab, ob es dann zu einem für alle tragbaren Kompromiß kommen wird. [] Schwieriges Geschäft [] Wie wenig die Massenmedien von Tarifpolitik und ihren Vorgängen verstehen, bewies sich wieder einmal Sonntag abend. Da wurde berichtet, daß die Tarifparteien sich auf einen "Schlichtungsvorschlag" geeinigt hätten und die Tarifkommission das "Schlichtungsergebnis" abgelehnt habe. Mehr kann man nicht falsch machen. Es gab ja lediglich einen Gesprächsstand, der in der Tarifkommission weder Gegenstand der Zustimmung oder Ablehnung war. Es wurde festgestellt, daß die Gespräche noch fortgesetzt werden müßten. Folglich waren auch andere Meldungen falsch - z. B. Eugen Loderer habe sich für eine Zustimmung eingesetzt. Wie gesagt: Tarifpolitik ist ein schwieriges Geschäft - vor allem für Massenmedien. [] Nicht durch Panikmacher verunsichern lassen [] Jeder ist geschützt [] Die Panikmacher sind wieder am Werk. Nachdem die Stahlbosse mit der Aussperrung den Arbeitskampf in die Familien getragen haben, ziehen jetzt einige Zeitungen mit ganzen Breitseiten nach. "Wenn die streikenden und ausgesperrten Arbeiter wüßten, daß sie auf einem Drahtseil tanzen . . .", so schürte Springers "Welt'' am Samstag die Ängste vor dem Auslaufen des Sozialversicherungsschutzes nach der dritten Streikwoche. Natürlich erwähnt dieses Kampfblatt mit keinem Wort, daß die IG Metall für ihre Mitglieder längst vorgesorgt hat und der volle Versicherungsschutz erhalten bleibt. [] Der Tanz auf dem Drahtseil gehört zur heimtückischen Strategie der Verunsicherung, zur üblichen Schmutzarbeit, die einige Zeitungen im Dienste der Arbeitgeber noch bei jedem Arbeitskampf verrichtet haben. Natürlich werden solche Giftpfeile immer am Wochenende abgeschossen, damit in den Familien Unruhe entsteht, noch ehe durch ein Gespräch mit Kollegen oder in den nächsten "Streik-Nachrichten" eine Klärung erfolgen kann. [] Also noch einmal und mit aller Deutlichkeit, damit es auch die "Welt"-Schreiber verstehen: Die IG Metall garantiert durch längst getroffene Vereinbarungen mit den Ortskrankenkassen, Ersatzkassen usw. den vollen Versicherungsschutz im Krankheitsfall. Ober alle Einzelheiten kann in jedem Streiklokal genauere Auskunft eingeholt werden. Auch sollte eine Krankmeidung in jedem Fall sofort an das Streiklokal gehen. [] So einfach ist das mit der Wahrheit, die in der "Welt" keinen Platz hat. [] Streiflichter vom Arbeitskampf in der Eisen- und Stahlindustrie [] Den Pfarrer überzeugt [] Unter den 3500 Demonstranten, die am vergangenen Dienstag in Dillenburg gegen die Aussperrung demonstrierten, war auch Dekan Robert Röder, Pfarrer der katholischen Gemeinde in Dillenburg. Pfarrer Röder entdeckte plötzlich auf "seiner" Kirchenmauer Kollegen der IG Metall, die ein Transparent entfaltet hatten. Unter lautem Protest der Anwesenden wollte er während der Rede des stellvertretenden hessischen DGB-Vorsitzenden, Gerd Lütgert, das Transparent entfernen lassen. Als der Redner dies von weitem sah, meinte er treffend: "Ich weiß nicht, was der Pfarrer will, nur so viel möchte ich sagen, wenn Jesus hier wäre, er würde mit den Ausgesperrten und Streikenden demonstrieren." [] Nach der Kundgebung kam es zu interessanten Gesprächen zwischen Demonstranten, Rednern und dem Herrn Pfarrer. Zwei Tage später fand man in der örtlichen Presse folgenden Leserbrief: [] "Ich habe bisher immer versucht, politische Parteien und andere politische Gruppen - gleich weicher Richtung - vom Kirchengelände am Wilhelmsplatz fernzuhalten, um möglichst jeden Verdacht auszuschließen, mich als "Kirche" mit einer solchen Gruppe oder Partei zu identifizieren. Deshalb - und nicht, weil ich gegen Streik und Demonstration bin - war ich am 12. Dezember zunächst der Meinung, Transparente vom Kirchengelände fernhalten zu müssen, habe mich aber dann doch eines Besseren belehren lassen. Ich bedaure, daß ich anscheinend mißverstanden wurde. [] Daß ich mich für die Anliegen und Forderungen der Gewerkschafter bei dieser Kundgebung interessierte, dürfte ich doch auch dadurch unter Beweis gestellt haben, daß ich bis zum Schluß im Regen ausgeharrt, und danach noch etliche gute, für mich sehr informative Diskussionen mit Gewerkschaftern und auch mit Gert Lütgert geführt habe, wofür ich mich auf diesem Wege noch einmal herzlich bedanke." [] "Das beste Bild vom Streik" malten die Kinder aus Dortmund-Scharnhorst bei einem Wettbewerb der IG Metall am Freitag. Sie hatte zu einer "35-Stunden-Fete" eingeladen, und über 250 kamen. Die Klasse 5a der Gesamtschule Scharnhorst führte das Stück "Gesamtschule ist besser" auf. Nach dem Kinderprogramm ging abends die Fete für die Erwachsenen los. [] Mit der Straßenbahn gegen die Aussperrung fuhr am Samstag die Mülheimer DGB-Jugend. Sie hatten die Tram gemietet und fuhren den ganzen Vormittag durch die Stadt, hielten an den belebtesten Stellen der Innenstadt, diskutierten dort mit den Bürgern und verteilten Flugblätter gegen die Aussperrung. [] In zahlreichen Ländern der Welt hat die Arbeitszeit für Arbeitnehmer der Stahlindustrie die 40-Stunden-Grenze längst unterschritten. Zu dieser Feststellung kamen nach Mitteilung der IG Metall die Wirtschaftsexperten aller im Internationalen Metallgewerkschaftsbund (IMB) zusammengeschlossenen freien Gewerkschaften der Welt auf einer internationalen Tagung über Fragen der Arbeitszeitverkürzung in Bad Orb. Das dogmatische Beharren der deutschen Arbeitgeber auf der 40-Stunden-Woche sei deshalb völlig unverständlich und in keiner Weise begründbar. [] Die effektive Arbeitszeit in den Stahlindustrien der USA, Großbritanniens, der skandinavischen Länder, Belgiens und Italiens unterschreite bereits mehr oder weniger deutlich die 40-Stunden-Grenze. Dabei seien Differenzierungen für Konti-Arbeiter, andere Schichtarbeiter und für Angestellte erkennbar. In Schweden zum Beispiel hätten die Konti-Arbeiter bereits seit 1977 die 35-Stunden-Woche, und rund 35 Prozent aller Arbeitnehmer in der Stahlindustrie unterschritten die 40-Stunden-Woche. In Finnland und Norwegen bestünden ähnliche Regelungen, und auch in Großbritannien bewege sich - zumindest für die Angestellten in der Stahlindustrie - die Arbeitszeit zwischen 36 und 37 Stunden pro Woche. [] Auffällig sei, daß in anderen Ländern die Grenzmarke der 40-Stunden-Woche ohne Getöse unterschritten wurde. Es bleibe offensichtlich den deutschen Arbeitgebern vorbehalten, das Kuriosum des 40-Stunden-Dogmas in die Welt zu setzen. Da von der Sache her dergleichen nicht zu begründen sei, bleibe nur die Erklärung, daß es sich um eine willkürliche Machtdemonstration der Arbeitgeber mit unerträglichen sozialen Folgen für die Arbeitnehmer handele. [] [Bildunterschrift: Solidaritäts-Konzert: Im Duisburger Streiklokal "Hüttenschenke" spielten die "Schmetterlinge" auf] [] Gruß vom Arbeitgeber reicht nicht [] Anstatt den "lieben Mitarbeitern" endlich einmal mitzuteilen, daß man zu einem vernünftigen Kompromiß gefunden habe, läßt der Arbeitgeberverband Eisen- und Stahlindustrie heute wieder über die Betriebe Briefe versenden, in denen erneut nicht richtig über den Sachstand berichtet wird. So hat die IG Metall nicht das Angebot der Arbeitgeber "als nicht ausreichend abgelehnt", sondern die IGM-Tarifkommission hat festgestellt, daß noch über bestimmte Punkte gesprochen werden müßte. [] Es hat also weder eine Zustimmung noch Ablehnung zum Gesprächsstand stattgefunden. Ein Diktat wollen offensichtlich wieder einmal die Arbeitgeber vornehmen, indem sie jetzt in ihrem Schreiben diktieren, die IG Metall habe gewußt, daß für weitere Verhandlungen kein Spielraum bestehe. Warum, so muß man fragen, war man dann bei diesem Gesprächsstand auseinandergegangen, um in den jeweiligen Gremien darüber zu beraten. [] Die Arbeitgeber sagen, sie wollen die Arbeitsbedingungen aller Mitarbeiter verbessern. Nun, nichts anderes will die IG Metall schließlich auch. An wem liegt es denn nun wirklich, daß es - wie es die Arbeitgeber formulierten -"keinen Grund" geben, "den kaum noch verständlichen Arbeitskampf fortzusetzen". [] Vielleicht sollten die Arbeitgeber darauf einmal bessere Begründungen finden - postalische Grüße allein genügen dafür nicht. [] Herausgeber: IG-Metall-Bezirke Essen, Hagen, Köln, Münster [] Verantwortlich für den Inhalt: Kurt Herb, Werner Schmidt, Karlheinz Bräuer, Bernhard Kolks [] Druck: Union-Druckerei, Theodor-Heuss-Allee 90-98, 6000 Frankfurt/Main
Published:18.12.1978