Aufruf der Deutschen Staatspartei

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; [!] = sic! Aufruf! [] der [] Deutschen Staatspartei [] Der Reichstag ist nach einem mißglückten Versuch der Regierung, die schwere Finanz- und Wirtschaftskrise gesetzgeberisch zu überwinden, aufgelöst worden. [] Selbst angesichts einer Lage,...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Deutsche Staatspartei, Adolph Fürst & Sohn, Berlin
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.09.1930
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/0B2FFBB3-DA9D-4907-9AAD-76206743776A
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; [!] = sic! Aufruf! [] der [] Deutschen Staatspartei [] Der Reichstag ist nach einem mißglückten Versuch der Regierung, die schwere Finanz- und Wirtschaftskrise gesetzgeberisch zu überwinden, aufgelöst worden. [] Selbst angesichts einer Lage, in der die wirtschaftliche Existenz von Millionen und die Zahlungsfähigkeit des Reiches schwer bedroht war, sind die Parteien nicht fähig gewesen, eine Mehrheit für entschlossenes Handeln aufzubringen. [] Die Regierung hat an das Volk appelliert. Der Wahlkampf stellt an das deutsche Volk die Forderung, eine bessere, für ihre gesetzgeberische Ausgabe fähigere Volksvertretung zu schaffen. [] Ist das möglich? [] Weite Kreise verzweifeln daran, den Volkswillen durch das Parlament richtig zur Geltung zu bringen. Sie rufen nach der Diktatur und bereiten sie vor: Diktatur des Proletariats, Diktatur herrschsüchtiger Wirtschaftsmächte, Diktatur nationalsozialistischer Verworrenheit. [] Ist das deutsche Volk wirklich so weit, sich der gesetzlosen Gewalt auszuliefern und an seiner eigenen Kraft, eine geschlossene und zielbewußte Führung aus sich heraus zu schaffen, zu verzweifeln? [] Wir glauben an unser Volk! [] Allerdings, die Parteipolitik in ihrer bisherigen Form hat den Volkswillen nicht zu packen, eine volksnationale Geschlossenheit in der Führung des schweren deutschen Schicksals nicht zu erzielen vermocht. Ihre Fortsetzung wird das große schicksalsschwere Ziel dieses Wahlkampfes nicht erreichen, Deutschland vor dem politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch nicht retten können. Der alte Reichstag hat sich in entscheidender Stunde als Interessentenhaufen, nicht als politisches Werkzeug eines Staatsvolkes gezeigt. [] Wir sind überzeugt, daß [] das deutsche Volk reifer und staatsbewußter ist als seine Parteien! [] Seit Jahren stehen Millionen angewidert und ohne Vertrauen abseits vom politischen Leben. Weitere Millionen in den Parteien sehen keine Möglichkeit, durch ihre Arbeit größeren politischen Zielen zu dienen. Vor allem die [] junge Generation, [] bereit zum Aufbau, ist von der Politik ausgeschaltet. Enttäuscht und abgestoßen steht sie beiseite oder fällt den Lockungen eines negativen Radikalismus zum Opfer. Unter der Wirkung dieser Unzufriedenheit geraten die politischen Fronten in Bewegung. Es besteht die Gefahr, daß diese nur zu noch größerer Zersplitterung führt. [] Die [] Einigung muß weitergreifen [] als die bisherigen Versuche zur Sammlung der Mitte. Unabhängig von veralteten politischen Formeln und sinnlos gewordenen Schranken, hinweg über den verhetzenden Kampf zwischen Schwarz-Weiß-Rot und Schwarz-Rot-Gold muß eine Gemeinschaft aller derer geschaffen werden, die aus dieser unfruchtbaren Enge hinaus den Schacher der Interessengruppen verdrängen und die deutschen Menschen als Staatsvolk einigen wollen. [] Der Name, der die politische Gesinnung und den nationalen Wissen dieser Gemeinschaft bezeichnet, heißt: [] Deutsche Staatspartei. [] Die Deutsche Staatspartei steht auf dem Boden der Reichsverfassung und ehrt die staatlichen Symbole. Im Geiste der Selbstverantwortung und Selbstverwaltung der Nationen, der politischen Gleichheit und sozialen Gerechtigkeit für alle Staatsbürger will die Deutsche Staatspartei die politischen Kräfte zum volksstaatlichen Ausbau der Republik [] sammeln: eine neue breitere Front, in der die junge Generation gleichberechtigt neben reformentschlossenen Persönlichkeiten der älteren Generation kämpft. [] Die Deutsche Staatspartei [] wird ihre nächste Aufgabe im Reichstag in der Unterstützung der Männer sehen, die der immer näher kommenden Finanzkrisis entschlossene und wirksame Maßnahmen entgegensetzen. [] Sie wird über die Forderungen des Augenblicks hinaus sich für solche Reformen einsetzen, die allein das staatliche Leben und die wirtschaftliche Existenz des deutschen Volkes endgültig auf sichere Grundlagen zu stellen vermögen. [] Eingedenk der Tatsache, daß die Erhaltung des großen deutschen Volkes von einer gesunden, in der Weltkonkurrenz sich kräftig behauptenden Volkswirtschaft abhängt, wird die deutsche Staatspartei sich für die [] Entfaltung der Wirtschaft [] auf privatwirtschaftlicher Grundlage ebenso tatkräftig einsetzen, wie für den [] sozialen Schutz der Bevölkerung [] gegen Übergriffe der großen Wirtschaftsmächte, insbesondere gegen Auswüchse des Kartellwesens. Die Sozialversicherung wird sie als das große Sicherungssystem des deutschen Volkes gegen Krankheit und Not schützen und bei der Durchführung notwendiger Reformen eine Sozialpolitik fördern, die auf dem sozialen Gewissen der Volksgemeinschaft beruht. Die Handelspolitik muß sich in den Dienst der deutschen Wirtschaft ohne Bevorzugung einseitiger Sonderinteressen stellen. [] Die berufsständischen Organisationen aller Stände sind zu Verantwortlicher Mitarbeit an Wirtschaft und Staat heranzuziehen. [] Die Agrarpolitik muß die schwere Krisis der Landwirtschaft tatkräftig überwinden helfen. Die Stärkung des deutschen Bauerntums bedeutet die Erhaltung deutscher Lebenskraft. Eine großzügige Siedlungspolitik muß die volle Ausnutzung des deutschen Raumes im Kampf gegen die Wirtschaftsnot und die nationale Bedrohung deutschen Bodens und Volkstums bringen. Die wirtschaftliche Stützung des Ostens ist eine nationale Notwendigkeit ersten Ranges. [] Die Finanzreform muß durch planmäßige Herabsetzung und Begrenzung der Ausgaben die Wirtschaftskraft des deutschen Volkes wiederherstellen, das Steuersystem eine gerechte Verteilung der Lasten und eine Hebung des Verantwortungsbewußtseins der öffentlichen Körperschaften bewirken. [] Die Innenpolitik muß dem Ausbau der Republik zum Volksstaat und einer politisch und Wirtschaftlich immer dringlicheren Reichsreform dienen. [] Nächste Aufgabe ist eine Wahlreform, [] die an die Stelle der Liste wieder die Persönlichkeit setzt, das Vertrauensverhältnis zwischen Wähler und Abgeordneten wiederherstellt, dadurch den Einfluß von Geld auf die Auswahl der Volksvertreter verhütet und den Wähler vor dem Mißbrauch seiner Stimme für undurchsichtige Interessen schützt. [] Die Reichsreform [] muß endlich durchgeführt werden. Die Neugliederung des Reiches muß unter Wahrung des Heimatgefühls über veraltete erbdynastische Grenzen hinweg das deutsche Volk von dem schwerfälligen und kostspieligen Nebeneinander, Durcheinander und Gegeneinander von Parlamenten und Behörden befreien. Ein einfacher, klarer und sparsamer Verwaltungsaufbau muß die öffentlichen Ausgaben vermindern, die Verwaltungstechnik verbessern und Korruptionsgefahren vorbeugen. [] Das Berufsbeamtentum ist eine unentbehrliche Stütze von Staat und Verfassung. Ueber Anstellung und Beförderung soll Leistung, nicht aber parteipolitische Zugehörigkeit entscheiden. [] Die deutsche Kulturpolitik [] muß mehr als bisher in den Vordergrund treten. Sie hat die Einheit des deutschen Geistes unter gerechter Berücksichtigung seiner religiösen und weltanschaulichen Mannigfaltigkeit zu Pflegen. Das starre Berechtigungs-Wesen ist aufzulockern. [] Eine starke Außenpolitik [] kann nur von einer innerlich geschlossenen Nation geführt werden. Sie hat die Lebensnotwendigkeiten des deutschen Volkes in der Welt zur Geltung zu bringen und die deutsche Mitwirkung weltpolitisch im Geiste des Friedens und der Freiheit der Nationen einzusetzen. Nachdem die Rheinlandbefreiung erreicht ist, steht die deutsche Außenpolitik vor neuen großen Aufgaben. Sie muß die Welt von der Unhaltbarkeit der Diktate von Versailles und St. Germain mit ihren verhängnisvollen Auswirkungen überzeugen. Die Kräftigung des Deutschtums im Auslande und der Schutz der deutschen Minderheiten ist eine deutsche Schicksalsfrage. Angesichts der unaufhörlichen Rüstungen unserer Nachbarn ist die Landesverteidigung ein Gebot der Selbsterhaltung. [] Die Männer und Frauen, die unter dem Druck der Stunde sich zusammengefunden haben und sich mit dieser Rechenschaft über Gründe und Ziele der Deutschen Staatspartei an das deutsche Volk wenden, halten ihren Kries noch in keiner Weise für geschlossen. Sie wissen sich frei von politischer Engherzigkeit und klassenmäßiger Gebundenheit. Sie wollen den Anstoß geben für einen [] Zusammenschluß auf breitester Grundlage. [] Beitrittserklärung [] Hierdurch erkläre ich meinen Beitritt [] zur [] "Deutschen Staatspartei" [] [...] [] Wir rufen die junge Generation, wir rufen die Staatsbürger, die des parteipolitischen Haders überdrüssig sind, in eine neue und junge Front. [] Vorwärts zur wahrhaften Sammlung, vorwärts für deutsche Volksgemeinschaft, Größe, Einheit und Freiheit! [] August Abel, Journalist, Berlin - Geheimrat Prof. Dr. Aereboe, Berlin - Arthur Adolph, Verbandssekretär, Berlin - Fritz Baltrusch, M. d. R. W. R., Verbandsgeschäftsführer, Berlin - Dr. Walter Bauer, Fabrikdirektor, Berlin - Dr. Gertrud Bäumer, Ministerialrat. M. d. R., Berlin - Dr. Friedrich Bergius, Heidelberg - Dr. med. Paul Bertheau, Lütjenburg, Ost-Holstein - Otto Bornemann, Verbandsgeschäftsführer, Berlin - Dr. h. c. Bruckmann, M. d. L., Fabrikant, Heilbronn - Edmund Buchartz, Verbandsgeschäftsführer, Berlin - Hermann Dietrich, M. d. R., Reichsminister, Berlin - Willy Dietrich, Arbeitersekretär, Berlin - Martha Dönhoff, M. d. L., Soest, Westfl. - Moritz von Egidy, Kapitän zur See a. D., Langenfeld Kr. Flensburg - Gustav Ehlermann, M. d. R., Rechtsanwalt. Oldenburg - Dr. Theodor Eschenburg, Berlin - Else Fisch, Telegraphenassistentin, Berlin - Erich Glimm, Gewerkschaftssekretär, Berlin - Prof. Dr. Fritz Haber, Berlin - Otto Henne, Handwerkskammerpräsident und Flaschnerobermeister, Tübingen - Fritz Herrmann, Major a. D., Berlin - Otto Hertling, Kaufmann, Hamburg - Dr. Hermann Höpfer-Aschoff, M. d. L., Finanzminister, Berlin - Hanna Klostermüller, Verbandsführerin, Berlin - Erich Koch-Weser, M. d. R., Rechtsanwalt und Notar, Berlin - Wilhelm Külz, M. d. R., Reichsminister a. D., Dresden - Heinrich Landahl, M. d. B [!]., Studienrat, Hamburg - Ernst Lemmer, M. d. R., Berlin - Prof. Dr. Rudolf Lennhoff, Arzt, Berlin - Hans Ferdinand Loesch, Oberregierungsrat, München - Dr. Marie Elisabeth Lüdess, M. d. R., Berlin - D. Fritz Maaß, Landwirt, Henkenhagen Kr. Kolberg - Arthur Mahraun, Reichsführer der Volksnationalen Reichsvereinigung, Berlin - Fritz Mewes, Gewerkschaftsangestellter, Berlin - Oscar Meyer, M. d. R., Staatssekretär a. D., Berlin - Max Müller, Amtsgerichtsrat, Löwenberg i. Schles. - Fritz Müller, Lehrer, Eisleben - Franz Neustedt, M. d. R. W. R., Verbandssekretär, Berlin - Georg Nobilling [!], Konditormeister, Hamburg - Gustav Paulsen, Hofbesitzer, Hutzfeld b. Eutin - Dr. Carl Petersen, Bürgermeister, Hamburg - Dr. Peter Reinhold, M. d. R., Reichsminister a. D., Berlin - Freiherr Rochus von Rheinbaben, Führer der Front 1929, Berlin - Klara Sahlberg, Gewerkschaftssekretärin, Berlin - Fritz Salzenberg, Generalleutnant a. D., Berlin - Werner Stephan, Regierungsrat, Berlin - Walter Schmidt, Oberstleutnant a. D., Berlin - Gustav Schneider, M. d. R., Bundesvorsitzender, Berlin - Dr. August Scholz, Zahnarzt, Remscheid - Julius Schröder, Fabrikant, Dortmund - Schütte, Präsident der Industrie- und Handelskammer, Minden - Dr. Else Ulich-Bell, Dresden - Dr. August Weber, Generaldirektor, Berlin - Dr. August Wiedfeldt, Bürgermeister, Peine - Dr. Josef Windschuh, Berlin. [] Herausgegeb. v. d. Deutschen Staatspartei, Berlin NW 7, Dorotheenstr. 27I Merkur 1273 / Druck: Adolph Fürst & Sohn, Berlin SW 61 [] An die [] Deutsche Staatspartei
Published:14.09.1930