Mitbürger, Wähler und Wählerinnen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lochung Dr. Gustav W. Heinemann [] Oberbürgermeister der Stadt Eisen [] Essen, im April 1947. [] Mitbürger, Wähler und Wählerinnen! [] Als Landtagskandidat wende ich mich mit einem persönlichen Wort an Sie. [] Das Schicksal unseres Volkes wi...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Heinemann, Gustav, W. Th. Webels, Essen
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 20.04.1947
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/E7D32E42-EE98-4044-A96D-926D1ADC575C
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lochung Dr. Gustav W. Heinemann [] Oberbürgermeister der Stadt Eisen [] Essen, im April 1947. [] Mitbürger, Wähler und Wählerinnen! [] Als Landtagskandidat wende ich mich mit einem persönlichen Wort an Sie. [] Das Schicksal unseres Volkes wird nicht nur auf der Moskauer Konferenz entschieden, sondern auch von uns selbst hier im Inneren des Landes. Unser aller Stimmabgabe am 20. April bestimmt gleichfalls unseren Weg in die Zukunft. Deshalb dürfen Sie bei der Wahl nicht fehlen! Deshalb müssen Sie wissen, um was es geht! Oder wollen Sie sich durch Wahlenthaltung des Grundrechts der Mitbestimmung und damit auch der ernst zu nehmenden Kritik begeben? [] Der neue Landtag wird schwerwiegende Entscheidungen zu treffen haben. [] Es gilt, eine staatliche Hausordnung, eine Verfassung festzulegen. Sie muß gewährleisten, daß Sauberkeit und Sparsamkeit im öffentlichen Dienst herrschen und daß jeder in seinen persönlichen Rechten (z. B. Glaubens- und Redefreiheit, Elternrecht in der Kindererziehung, Schutz vor Willkür und Bespitzelung) unangetastet bleibt. [] Es gilt eine neue Wirtschaftsordnung zu formen. Sie muß gewährleisten, daß wir unseren Berufsweg selber bestimmen, daß wir aufhören, "Normalverbraucher" nach behördlicher Anweisung zu sein. Es geht um höchste Erzeugungssteigerung und nicht um höchste Bürokratisierung. Eine Bedarfsdeckung soll gelten, bei der der Verbraucher am besten und billigsten fährt. Im Bergbau und der Großindustrie wollen wir eine gemeinwirtschaftliche Ordnung herbeiführen, die dem Arbeitnehmer Mitwirkung und Beteiligung als gleichwertige Persönlichkeit gewährleistet und eine Wiederkehr kapitalistischer Macht ausschließt. [] Es gilt, einen Lastenausgleich zu vollziehen, der den Ausgebombten und Ostvertriebenen, den Kriegsversehrten und Hinterbliebenen gerecht wird. [] Das alles sind nur einige Hinweise. Viele andere wichtige Dinge werden hinzukommen. Die Grundausrichtung aller Entscheidungen muß klar sein. [] Es geht um die Ueberwindung jeder totalitären Geisteshaltung! [] Es geht um Ihre persönlichen Rechte in Staat und Wirtschaft! [] Es geht um das christliche Sittengesetz und um christliche Verantwortung, auch im öffentlichen Leben! [] Für diese Ziele treten alle Kandidaten der Christlich-Demokratischen Union ein. Die Union vereinigt in sich Menschen aller christlichen Bekenntnisse und aller sozialen Stände. Sie ist der große Zusammenschluß des Ausgleichs. Die Kandidaten der Union in den sieben Essener Wahlkreisen wie auch im ganzen Land Nordrhein-Westfalen machen dies deutlich. Deshalb appelliere ich namens der Union auch an Sie für die Stimmabgabe am 20. April 1947. [] G.W. Heinemann [] W. Th. Webels, Druckerei, AL/3 Essen - 14064/ 5 X 27500, April 47, Kl. C [] Herrn [] Frau [] Frl. [] Essen [] Absender: Dr. G.W. Heinemann [] ESSEN - German
Published:20.04.1947