Flugschriften der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands. Nr. 3. . Warum sind Streiks nothwendig?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals [...Text unleserlich...] der Gewerkschaften Deutschlands [] Warum sind Streiks nothwendig? [] Wir wollen auf Erden glücklich sein [] Und wollen nicht mehr darben. [] Verschlemmen soll nicht der faule Bauch. [] Was fleißige Hände erwarben. [] E...

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Bibliographic Details
Main Authors: Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, Hamburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt Auer & Co., Hamburg / C. Legien, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: ca. 1900
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/816098E6-A5EE-4052-8681-083BF5D62499
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals [...Text unleserlich...] der Gewerkschaften Deutschlands [] Warum sind Streiks nothwendig? [] Wir wollen auf Erden glücklich sein [] Und wollen nicht mehr darben. [] Verschlemmen soll nicht der faule Bauch. [] Was fleißige Hände erwarben. [] Es wächst hienieden Brot genug [] Für alle Menschenkinder, [] Auch Rosen und Myrthen, Schönheit und Luft [] Und Zuckererbsen nicht minder. [] Heinrich Heine. [] Wie viel Tausend Menschen kann man täglich sehen, denen der Hunger aus den Augen blickt; wie viel Tausend gehen an uns vorüber, in Lumpen gehüllt, welche die Blöße des Körpers kaum zu verdecken, geschweige denn in der rauhen Jahreszeit ihn zu erwärmen vermögen. Aber wie Wenige dieser Nothleidenden, wie Wenige im Volke haben darüber nachgedacht, warum das so ist und wie dieser Noth abgeholfen werden kann. Der erste Gedanke würde sein, daß heute nicht so viel Nahrungsmittel erzeugt werden, um Alle satt machen, nicht genügend Kleidungsstücke angefertigt werden, um Alle ausreichend kleiden zu können. [] Freunde, die Ihr so denkt. Ihr irrt Euch! [] Geht hin zu den Magazinen, in denen die Nahrungsmittel aufgespeichert sind. Bis zum Dache gefüllt werdet Ihr sie finden mit Früchten aller Art; seht die ungeheueren Mengen von Kleidungsstücken. Nein, wo solch ein Ueberfluß aufgespeichert ist, da kann die Noth des arbeitenden Volkes nicht daher rühren, daß nicht genügend geschafft wird, um alle Bedürfnisse befriedigen zu können. Ja, wollt Ihr den Ueberfluß in seinem ganzen Umfange kennen lernenn, dann geht an die Stätten, an denen die Reichen sich zu ihren Vergnügungen zusammenfinden. Staunt aus scheuer Entfernung den Luxus an und lernet aus diesem Anblick erkennen, daß unsere Gesellschaft nicht arm ist, daß nicht Mangel an Nahrungsmitteln und Kleidungsstücken, sondern daß ein Ueberfluß davon vorhanden ist. Ungeheuerer Reichthum hat sich in den Händen der Besitzenden unserer Gesellschaft vereinigt. Und um wie viel ließe sich der Reichthum der Gesellschaft vermehren, wenn Alle arbeiten würden, die arbeitsfähig sind, wenn alle Maschinen, die heute ruhen, in Thätigkeit gesetzt, neue Maschinen gebaut würden? [] All der Reichthum, den wir um uns sehen, ist von der arbeitenden Bevölkerung geschaffen. Sie ringt dem Boden die Früchte ab, sie holt die Schätze aus dem Schooße der Erde, sie baut die Maschinen und fertigt mit ihrer Hülfe sowohl das, was gebraucht wird, wie auch jenen Luxus, der den Reichen den Himmel auf Erden schafft. [] Wenn nun das arbeitende Volk dieses Alles schafft, warum giebt es denn das Geschaffene fort und behält nicht zuerst Das für sich, was es selber braucht? Das wäre doch richtig! Gewiß, richtig wäre es schon, aber die Mittel, welche zur Herstellung all der schönen Dinge gebraucht werden, gehören nicht dem arbeitenden Volke. Die Erde ist vertheilt unter eine kleine Zahl Menschen. Die Maschinen, die Rohstoffe gehören wenigen Leuten. Diese lassen die Besitzlosen für sich arbeiten und geben ihnen als Lohn kaum so viel, daß sie ihren Hunger zu stillen vermögen. Das arbeitende Volk hat die Arbeit zu verrichten und doch keinen Antheil an den Erträgnissen derselben. Nur ein kleiner Theil des Ertrages der Arbeit wird ihm in Form des Lohnes gewährt. Das ist die Ursache der unerträglich gewordenen Zustände, und der Weg, eine Besserung und schließlich die endgültige Beseitigung derselben herbeizuführen, ist leicht gefunden. [] Der Antheil am Ertrage der Arbeit muß für das arbeitende Volk erhöht und ihm schließlich der volle Ertrag feiner Arbeit zugeführt werden. [] Das ist recht und gerecht und nun sollte man meinen, daß alle Diejenigen, die das Wort Gerechtigkeit nur zu oft im Munde führen, dafür eintreten würden, dem Volke einen größeren Antheil am Ertrage der Arbeit zu sichern. Aber weit gefehlt. Der Arbeiter ist bei diesem Bestreben auf sich und seine Arbeitsgenossen angewiesen. [] Er geht allein oder mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Arbeitgeber, stellt seine Noth dar, bittet um Erhöhung des Lohnes, damit er und seine Angehörigen nicht zu Grunde gehen. Aber was geschieht, wird nun seiner Bitte willfahren? O nein [...Text unleserlich...] Arbeit entlassen. Da empört sich das Herz des Arbeiters und er greift zum letzten [...Text unleserlich...] sein Recht zu erlangen, zum Streik, zur Arbeitsinnstellung. Ehe arbeitend langsam [...Text unleserlich...] lieber kämpfend schnell zu Grunde gehen. - [] Und der Streik ist im Kampfe um die Arbeiterrechte ein gewaltiges Mittel. Mögen Unternehmer noch so sehr auf ihr Kapital pochen, sie sind doch auf die Arbeiter angewiesen denn ohne die Arbeit giebt es keine Kapitalvermehrung. Steht einmal die Arbeiterschaft geschlossen da, dann ist sie machtvoll und vermag die Verhältnisse nach ihrem Willen zu gestalten. Der Streik ist zwar das letzte, aber ein gerechtes und gesetzlich zulässiges Mittel, um der fortgesetzten Verschlechterung der Lage der Arbeiterschaft zu steuern, die Lebenshaltung zu erhöhen. Nur dann, wenn die Verhältnisse unerträglich geworden sind, werden die Arbeiter zum Streik greifen, um sich den ihnen von Rechtes wegen zustehenden Antheil am Ertrage der Arbeit zu sichern. Nicht Frivolität, nicht Leichtsinn oder Arbeitsscheu wird die Arbeiterschaft zu dem folgenschweren Schritt treiben, dem mächtigen Kapital durch Verweigerung der Arbeit Widerstand zu leisten. Aber verdienen nicht doch viele Arbeiter, die in einen Streik eintreten, auch von ihren eigenen Freunden getadelt zu werden? Geäß, in allen Fällen, in denen nicht der Verstand, sondern das Gefühl für den Ausbruch des Streiks entscheidend gewesen ist. Mögen die Ausstehenden noch so heldenmüthig gekämpft, mag trotz Noth und Entbehrnng der Muth bis zum letzten Augenblick des Kampfes jeden Einzelnen beseelt haben, der Sieg ist nicht von diesen Eigenschaften, nicht von Zähigkeit und Opfermuth allein abhängig. Sie sind zum wirthschaftlichen Kampfe unbedingt nothwendig, aber nicht ausreichend, um diesen zu Gunsten der Arbeiter zu entscheiden. Ueber das erhabene Gefühl, welches die Arbeiter bei ihren Kämpfen beseelt, gehen die Mächtigen unserer Gesellschaft hohnlächelnd hinweg. Für sie ist nicht das Gefühl, sondern einfach die Macht entscheidend. [] Wenn die Arbeitsbienen in unserer Gesellschaft den ganzen Reichthum, der vorhanden ist, schaffen, warum wird dann das arbeitende Volk mißachtet, warum werden seine natürlichen Rechte nicht respektirt, warum seine Macht nicht anerkannt? Ei, sehr einfach! So wie man mit leichter Mühe ein dünnes Stäbchen brechen kann, so bricht man den Widerstand des einzelnen Arbeiters. Wie man aber ein dickes Bündel einzelner Stäbchen nicht zu brechen vermag, so wird man auch die geschlossen stehende Arbeiterschaft in ihrem Widerstand trotz größter Machtentfaltung nicht zu brechen vermögen. Geschlossen aber ist die Arbeiterschaft nur dann, wenn sie organisirt, in Gewerkschaften vereinigt ist. Wenn der Unternehmer [...Text unleserlich...] daß nur wenige seiner Arbeiter Mitglieder einer Gewerkschaftsorganisation sind, so wird es ihm nicht einfallen, mit der Gewerkschaft oder mit den Arbeitern zu unterhandeln. Im eigensten Interesse der Arbeiter soll also kein Streik begonnen werden, wenn nicht vorher eine Organisation vorhanden ist, welche den Unternehmern Respekt einstößt.Noch mehr aber rechnen die Arbeitgeber mit den Kassen, über welche die Arbeiter verfügen. Sie wissen bei Streiks, die nicht von einer guten Organisation geführt werden, daß die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, auch nur für eine Woche die Unterstützung an die Streikenden zu zahlen. Die Unternehmer können es abwarten, sie leiden keine Noth und der Hunger wird die Arbeiter schon zur Unterwerfung bringen. Sind die Arbeiter aber auch mit Geldmitteln für den Kampf gerüstet, so wird der Unternehmer es sich zehnmal überlegen, ob er es zum Streik kommen lassen will. [] Diejenigen aber, die erst kurz vor Beginn eines Kampfes der Gewerkschaft beitreten, haben nicht dazu beigetragen, für den Sieg Vorbereitungen zu treffen. Woher nehmen sie das Recht, auf Wochen Unterstützung von mehreren Mark zu erhalten, wenn sie selbst nur wenige Pfennige beigetragen haben, die Unterstützung zu ermöglichen? Und wenn sie gar nach dem Streik, sei dieser von Erfolg oder erfolglos, der Gewerkschaft wieder den Rücken kehren, so leisten sie dem Unternehmerthum Handlangerdienste, die Arbeiterschaft um die Erträgnisse ihrer Arbeit zu bringen. [] Arbeitsgenossen! Wer von Euch will so an seinen Arbeitsbrüdern handeln? Jeder wird diesen Vorwurf von sich fernhalten wollen. Aber nur Der wird es können, der ununterbrochen seiner Gewerkschaft angehört und so der Arbeiterschaft die Möglichkeit des Sieges in den wirthschaftlichen Kämpfen sichert. [] Scheut Ihr die Beiträge, wo so Großes errungen werden kann? Glaubt Ihr, das Kapital sei unbesiegbar? O nein! Nur dann ist das Kapital allmächtig, wenn die Arbeiterschaft machtlos ist, und sie ist machtlos, so lange Tausende und Abertausende von Arbeitern und Arbeiterinnen sich den Vereinigungen fernhalten. [] Arbeitsgenosfen! Macht zur Wahrheit, was Heine Euch zugerufen hat. Nicht Bitten [...Text unleserlich...] Betteln kommt der Arbeiterschaft, sondern einiges und muthiges Streiten. Heraus aus [...Text unleserlich...] zu neuem Leben erwachend, wird der Arbeiterschaft, als Schöpferin des Reichtums [] [...Text unleserlich...] sie durch die Organisation mächtig wird. Darum werdet [...Text unleserlich...] der Gewerkschaften, wirket für sie, bringet Opfer um Eurer selbst willen, und [...Text unleserlich...] Leistungen werden tausendfältige Früchte tragen. Wer abseits steht, verdient nicht, daß [...Text unleserlich...] besseres Loos ihm zu Theil werde. [] Wegen Aufnahme in die Organisation wendet man sich an die am Orte befindlichen unten verzeichneten Vertrauensleute oder an die umstehenden Adressen der Zentralstellen. [] Für Frankfurt a. M. sind folgende Aufnahmestellen vorhanden: [] Bäcker. I. Hölzle, Gasthaus Dittmar, Vorngasse 8. [] Barbiere. "Concordia", Gr. Hirschgraben 19. [] Bildhauer. Friedrich Schleuing, Grempstraße 38, part. [] Böttcher. H. Müller, Gretheweg 27, Sachsenhausen. [] Brauer. Kagerl, Offenbacher Landstraße 18, II. [] Buchbinder. Rich. Würzberger, Musikantenweg 76, III. [] Buchdrucker. L. Dorschu, Bürgerstraße 12. [] Dachdecker. Bernh. Prinz, Vereinsstraße 8. [] Fabrikarbeiter. R. Faust, Klostergasse 34, I. [] Former. Heinrich Korves, Lernaustraße 50. [] Gärtner. N. Kraumüller, Mainzer Landstraße 245, IV. [] Glaser. Robert Mehl, Gütlentstraße 149, I. I. [] Handelshülfsarbeiter. H. Diefenbach, Unterlindau 23. [] Handschuhmacher. M. Malter, Kaiserstraße 11. [] Holzarbeiter (Verband). Joh. Flach, Obere Werberstraße 157. [] Hutmacher. Julius Grützner, Eckenheimer Landstraße 36. [] Kupferschmiede. Carl Geisel, Kirchgasse 1. [] Lithographen. Ed. Gräf, Gr. Sandgasse 42, Bockenheim. [] Maler. L. Berger, Querstraße 1. [] Maurer. H. Herborn, Schwarzburgstraße 87. [] Metallarbeiter. J. Dejung, Haidestraße 12, III. [] Müller. I. Brendel, Werrastraße 14, III, Bockenheim. [] Pflasterer. W. Neubecker, Elisabethfsraße 10, Sprendlingen. [] Sattler. F. Scheuermann, Papageigasse 10, II. [] Schmiede. G. Merboth, Waldschmidtstraße 99, II. [] Schneider. C. Knüpfer, Fürstenbergerstraße 158. [] Tabakarbeiter. Chr. Kraiker, Falkengasse 3, II. [] Textilarbeiter. Charles Metzger, Kl. Rittergasse 3. [] Zimmerer. Kruggasse 4, "Zum Rebstock". [] [...Tabelle...] [] [...Text nicht lesbar...] in Hamburg. - Druck: Hamburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt Auer & Co.
Published:ca. 1900