5 Lügen der Unternehmer . Come to Standort-Country... . ...da kannst Du was erleben

Willkommen zur Reise durch ein Traum(a)land: Standort-Country! [] Wir Jusos sagen: Der Traum vom Standort-Country sollte endlich ausgeträumt sein, der Sozialabbau muß gestoppt werden! [] Wir müssen die Lügengebäude der sogenannten Standort-Debatteöffentlich einreißen, sonst geht der Ausverkauf des S...

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Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten (Jusos), n.n.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/C12056B5-5B87-4A7A-B170-36CD4FB5A7F2
Description
Summary:Willkommen zur Reise durch ein Traum(a)land: Standort-Country! [] Wir Jusos sagen: Der Traum vom Standort-Country sollte endlich ausgeträumt sein, der Sozialabbau muß gestoppt werden! [] Wir müssen die Lügengebäude der sogenannten Standort-Debatteöffentlich einreißen, sonst geht der Ausverkauf des Sozialstaats weiter. Da werden Sozialleistungen gestrichen, Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Schlechtwettergeld gekürzt, die Bewilligung von ABMs wird gestoppt, undundund ... [] Die Opfer dieser sehr konkreten Politik in unserem dubiosen "Standort Deutschland" werden immer zahlreicher. Schon längst heißt es für viele Menschen: "Spiel mir das Lied von Not." [] Der Sozialabbau wird weitergehen, wenn wir den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft nicht klarmachen, daß der "Standort Deutschland", den sie wollen, für niemanden Perspektiven bietet, schon gar nicht für uns junge Leute! [] Mach deshalb mit: [] "Gegen soziale Spaltung - für eine solidarische Gesellschaft" -damit nicht noch mehr von uns auf der Straße bleiben! [] Come to Standort-Country - "Spiel mir das Lied von Not" [] Wer sehnt sich schon nach Standort-Country? [] Coupon kopieren oder ausschneiden, auf eine Postkarte kleben, Briefmarke drauf, und ab geht die Post: [] -> Jusos in der SPD Ollenhauerstraße 1 53113 Bonn [] Nein, ich will auch nicht nach Standort-Country. Ich will mich informieren. Schickt mir deshalb: [] a) Info-Material über die Jusos [] b) Hintergrundmaterial zum Thema "Standort Deutschland" [] 5 Lügen der Unternehmer [] come to Standort-Country [] ... da kannst Du was erleben [] Jusos in der SPD [] Willkommen zur Reise durch ein Traum(a)land: Standort-Country! [] Es begab sich einmal vor nicht allzu langer Zeit, daß in den Köpfen führender Politiker und Industriekapitäne ein Traum entstand, den sie wunderbar fanden, ein Land, in dem ihre kühnsten Träume Wirklichkeit werden sollten. [] Ja! Standort-Country! Das sollte Realität werden. Die "Standort-Debatte" war geboren, und viele hübsche, kleine Argumentationsgebäude wuchsen bald in den Köpfen der Einflußreichen empor, damit sich auch die Bevölkerung da draußen für ihre schöne, neue Welt begeistere ... [] Wer einen Blick auf diese schöne, neue Welt wirft, kann recht schnell entscheiden, was er von diesem Märchenland hält. [] Wir Jusos behaupten: Lügengebäude! Hinter den Fassaden sind weit und breit keine Argumente zu sehen, von einer erstrebenswerten Zukunft ganz zu schweigen. [] Jusos in der SPD [] Der Steuerbrüter... [] ... ist ein Gedankengebäude, das sich fast in jedem Kopf von Verfechtern des "Standort Deutschland" fest verwurzelt hat. Ist doch logisch: in Deutschland werden Steuern nur sinnlos verheizt - der Sozialstaat ist Firlefanz. Wenn weniger Steuern erhoben würden, ging es allen besser, und überhaupt ist die Wirtschaft nur so lahm, weil die steuerliche Belastung der Unternehmen zu hoch ist... [] Die steuerliche Belastung der Unternehmen in der BRD ist zu hoch." [] Das deutsche Steuerrecht ist international spitze, wenn es darum geht, Unternehmen Möglichkeiten für Abschreibungen und Rücklagenbildungen zu gewähren. [] Die Körperschaftssteuer zum Beispiel beträgt auf dem Papier 48 % - doch effektiv landet von ihr kaum etwas im Staatssäckel: Gerade mal 19 % bleibt beim Staat von ihr hängen. Der Trend geht zu weniger, nicht zu mehr Unternehmenssteuern: Seit Kohl an der Macht ist, sank die steuerliche Gesamtbelastung der Unternehmen um mehr als ein Drittel (von 33,6 auf 21,2%)! [] Wir halten nichts vom Lügengebäude "Steuerbrüter". Vielmehr behaupten wir: Die enorm hohe Staatsverschuldung nach zwölf Jahren konservativ-liberaler Politik rührt nicht zuletzt daher, daß den Unternehmen über Jahre milliardenschwere Steuergeschenke gemacht wurden. [] Daß die Kohle über Sozialabbau wieder reingeholt werden soll, müssen wir verhindern - wir sind schließlich nicht im "Wilden Westen"! [] Villa Kostzuviel... [] ... ist eine bequeme Residenz, die läßt manches Unternehmerherz höherschlagen. So soll "Standort-Country" sein! Denn im "richtigen Leben" finden viele Arbeitgeberinnen in der BRD die Lohnnebenkosten/Lohnzusatzkosten im Vergleich zu anderen Ländern einfach zu hoch. Wenn die niedriger wären, würde es sich angeblich wieder lohnen, mehr am "Standort Deutschland" zu produzieren, und - schwupps - dann gäbe es hier wieder mehr Arbeit... [] "Die Lohnnebenkosten/Lohnzusatzkosten sind in der Bundesrepublik höher als in anderen Ländern." [] Der Vergleich der Lohnnebenkosten/Lohnzusatzkosten mit anderen Ländern hinkt! [] Im sozialen Sicherungssystem der BRD werden diese Kosten anteilig von Arbeitnehmerinnen und Unternehmerinnen übernommen. Andere Länder haben andere Finanzierungsmodelle. So werden beispielsweise zur Finanzierung des sozialen Netzes Steuern erhoben, die natürlich nicht zu den Lohnzusatzkosten gerechnet werden. [] Noch schauerlicher als das Lügengebäude von den zu hohen Lohnnebenkosten finden wir konservative "Verbesserungsvorschläge": Die Umstellung sozialer Sicherungssysteme auf eine steuerliche Basis (Stichworte: "negative Einkommenssteuern", "soziale Grundsicherung", "Bürgergeld") lehnen wir strikt ab, weil sie die Verantwortung der einzelnen Unternehmerinnen verneint und die Kosten - sofort oder über Umwege - doch komplett beim Staat landen. [] Firma Workoholic & Co. KG [] Arbeit ist angeblich nicht nur zu teuer (siehe links), sondern es wird (ebenfalls angeblich) in Deutschland auch zu wenig gearbeitet Die Schlußfolgerung kennen wir mittlerweile: Wenn in Deutschland mehr gearbeitet würde, würde es sich angeblich lohnen, am "Standort Deutschland" mehr zu produzieren, und - schwupps - dann gäbe es hier wieder mehr Arbeit. Aha? Nochmal: Wenn mehr gearbeitet würde, gäbe es wieder mehr Arbeit...? [] "Die Arbeite- und Betriebszeiten sind in Deutschland kürzer als in anderen Ländern." [] Ähnlich wie bei den Lohnnebenkosten werden auch hier zwecks Aufbau der Firma "Workoholic & Co. KG" oft Äpfel mit Birnen verglichen, wenn Daten unterschiedlicher Nationen nebeneinandergestellt werden. [] Gewöhnlich wird beim internationalen Vergleich von Arbeitszeiten für die BRD nur die Sollarbeitszeit berücksichtigt. Dagegen rechnen viele andere Länder sowohl den Bildungsurlaub als auch die Überstunden hinzu. Logisch, daß diese dann auf höhere Zeiten kommen, obwohl in Good Old Germany trotz hoher Arbeitslosigkeit massig Überstunden gekloppt werden. [] Wir Jusos sagen: Nur durch Arbeitszeitverkürzung kann die Arbeitslosigkeit abgebaut werden. Daß dies bei vollem Lohnausgleich geschehen muß, ist nicht gewerkschaftlicher Luxus, sondern zwingend nötig, wenn der Massenkonsum nicht noch weiter in den Keller gehen soll, was sofort die wirtschaftliche Situation weiter verschlechtern würde. [] Tarifoflex GmbH [] Das traumhafte Standort-Country wäre undenkbar ohne die "Tarifoflex GmbH". Wir ahnen es schon: Natürlich sind nicht nur die Arbeits- und Betriebszeiten zu kurz und die Lohnneben- bzw. Lohnzusatzkosten zu hoch, sondern auch die Löhne selbst! Das ganze Tarifsystem finden viele reichlich überflüssig. Doch keine Sorge: "Tarifoflex GmbH" macht systematisch Schluß mit "überhöhten" Tarifabschlüssen - auch für die Ausbildung. [] "Die Tarifabschlüsse sind zu hoch, zu wenig differenziert und zu unflexibel, sie gefährden deshalb die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen." [] Die Gewinne der Unternehmen sind in den letzten Jahren um 186 % gestiegen, die Geldvermögen der westdeutschen Produktionsunternehmen um 400 %. Im selben Zeitraum erhöhte sich die Nettolohnsumme der Arbeitnehmerinnen nur um 78 %. Die bereinigte Lohnquote (das ist der Anteil des Einkommens der lohnabhängig Beschäftigten gegenüber dem Gewinneinkommen der Unternehmer) ist inzwischen auf einen Wert gesunken, der zuletzt in den sechziger Jahren unterschritten wurde. [] Wir Jusos finden daher die Forderung der Unternehmen nach Lohnverzicht höchst ungerecht - und außerdem gefährlich: Nur wer Geld hat, kann "Güter nachfragen" (also einkaufen). Geht die Nachfrage wegen sinkender Löhne zurück (sog. "Nachfragekrise"), dann stauen sich die "Güter" bei den Unternehmen - die Produktion steht still. So werden noch mehr Menschen arbeitslos. [] Der schiefe Turm zur Fabel [] Eine verdammt schiefe Sache ist auch die gängige Behauptung, die Lohnstückkosten (Lohnkosten pro hergestelltes Produkt) in Deutschland seien zu hoch. [] "Die Lohnstückkosten sind zu hoch." [] Die in nationaler Währung gemessenen Lohnstückkosten, in denen die Lohnnebenkosten/Lohnzusatzkosten übrigens schon enthalten sind (siehe "Villa Kostzuviel...), sind in der BRD in den achtziger Jahren weniger schnell gestiegen als in den meisten anderen Volkswirtschaften der Industriestaaten. D.h. die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen müßte sich also eigentlich verbessert haben, nicht verschlechtert. [] Diese Entwicklung wurde von der Aufwertung der DM an den Devisenbörsen mehr als kompensiert. Der Anstieg der Lohnstückkosten liegt also nicht an den erfolgten Tarifabschlüssen und Lohnerhöhungen, sondern vor allem an der Dollarschwäche und den hohen deutschen Leistungsbilanzüberschüssen. Trotz dieses Nachteils wurden die Exporte der deutschen Wirtschaft davon kaum beeinträchtigt. Dies zeigt die Entwicklung der in den achtziger Jahren stark gestiegenen Exportüberschüsse.