Dritter Weltkrieg?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht [?] von Bert Brecht Dritter Weltkrieg ? [] Die Gefahr eines neuen Weltkrieges erhebt sich drohend vor der Menschheit. Die "Herren der Welt", die aus Schweiß und Blut ihren Reichtum und ihre Macht gewonnen haben, sind dabei,...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Landesverband Nordrhein-Westalen, Droste Verlag u. Druckerei KG, Düsseldorf
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1948 - 1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/4AB53B54-AE07-4BB1-84CD-44D50509987A
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht [?] von Bert Brecht Dritter Weltkrieg ? [] Die Gefahr eines neuen Weltkrieges erhebt sich drohend vor der Menschheit. Die "Herren der Welt", die aus Schweiß und Blut ihren Reichtum und ihre Macht gewonnen haben, sind dabei, Vorbereitungen für einen neuen Kriegszug zu treffen. [] Als der zweite Weltkrieg vorüber war und die Menschen darangingen, die furchtbaren Wunde n zu heilen, die er geschlagen hatte, da schworen sich die anständigen Menschen aller Weltanschauungen und Parteien, dies müsse der letzte Krieg gewesen sein. Denn die Folgen eines Krieges sind für die Völker so furchtbar, die Lasten sind so schwer zu tragen, daß nicht einer unter uns gleichgültig den neuen Gefahren entgegensehen kann. [] Zwar hat unser Auge sich gewöhnt an den Anblick zerbombter Städte und an die Elendsbilder im Schatten der Ruinen. Aber vergessen wir nie, daß es der Krieg war, der den Hunger über das Land brachte, und daß der Krieg Millionen Menschen um Hab und Gut beraubte. Erst der Versuch, die grauenerregende Summe allen menschlichen Unglücks konzentriert wiederzugeben, läßt Wahnwitz und Verbrechen des Krieges in seiner ganzen Tragweite erkennen. [] Die Baseler Bank für internationalen Zahlungsausgleich hat auf Grund aller verfügbaren Unterlagen die materiellen Verluste zusammengestellt, die der zweite Weltkrieg mit sich brachte. Die Gesamtverlustsumme beträgt rund 6000 Milliarden Goldmark. Dieser Betrag ist praktisch kaum vorstellbar, man kommt seiner Bedeutung aber näher, wenn man sich vergewissert, daß diese Werte ausgereicht hätten, Zweifamilienhäuser mit allem Komfort für rund 300 Millionen Familien zu errichten. Ja - ganze Erdteile hätten mit dem Kostenaufwand des zweiten Weltkrieges in wahre Paradiese verwandelt werden können. [] Aber die materiellen Verluste verblassen vor den Opfern an Menschenleben. Die folgenden Zahlen sprechen eine furchtbare Sprache: [] Frankreich 200000 Tote [] England 300000 Tote [] Deutschland 2800000 Tote [] Amerika 295000 Tote [] Italien 300000 Tote [] Sowjetunion 7500000 Tote [] Die Zahl der Krüppel oder gar das Ausmaß des seelischen Leides spottet jeder statistischen Erfassung. [] Und doch sind die Wunden dieses Krieges noch nicht vernarbt, noch sind die Tränen der Mütter und Kinder nicht getrocknet, noch lebt in uns allen das Grauen der Bombennächte, und schon wagt man mit dem Feuer eines dritten Weltkrieges zu spielen, obwohl die Entwicklung der Kriegsmittel voraussehen läßt, daß die Schrecken eines dritten Weltkrieges selbst das Grauen des zweiten noch übertreffen würden. [] Der große Gelehrte Albert Einstein beschwor in diesen Tagen das Bild eines Atomkrieges und das fast noch erschreckendere Bild eines Atomnachkrieges. Nicht so sehr die Explosivkraft der neuen Waffe sei zu fürchten, als ihre radioaktiven Nachwirkungen, die ganze Landstriche auf Jahre hinaus vernichten würden. [] Professor H.J. Muller von der Universität Indiana, Nobelpreisträger und führender Erbforscher, erwähnte, daß die Nachwirkungen der Atomstrahlen auf die menschliche Erbmasse sich erst in künftigen Generationen verhängnisvoll zeigen würden und daß auch die eventuellen Sieger in einem Atomkrieg damit rechnen müßten, daß die von ihnen eroberte Welt nur von verkrüppelten, krankenÜberlebenden bevölkert wäre. [] Und Professor A.M. Low, einer der führenden britischen Forscher, erklärte, selbst die Atomwaffe sei bereits überholt, die Kriegsindustrie werde sich auf die Herstellung radioaktiver Gifte verlegen, die weit wirksamer und billiger seien als Atomkraft. [] Ist es nicht erschreckend, in diesem Zusammenhang das Wort "billiger" genannt zu hören? Wer stellt solche Kalkulationen auf? In welchen Geschäftszimmern werden solche Berechnungen angestellt? In wessen Interesse werden solche Pläne entwickelt? [] Nie und nimmer im Interesse der Völker! [] Aber die folgenden Tatsachen beantworten die Frage, wo die Kriegsinteressenten zu suchen sind. [] In den Jahren 1933 bis 1940 stieg der Reingewinn der deutschen Rüstungsfirma Krupp von 6,45 Millionen auf über 22 Millionen Mark. Der Reingewinn des Mannesmann-Konzerns stieg in derselben Zeit von 2,1 auf 10,7 Millionen. Die Gewinne der amerikanischen Rüstungskonzerne, die in den letzten fünf Vorkriegsjahren 15 Milliarden Dollar betrugen, stiegen in den fünf Kriegsjahren fast auf das Dreifache, auf 42,3 Milliarden. Kapitalgewinne von 200 bis 300, in einzelnen Fällen sogar 600 Prozent trug das Massensterben des Krieges in die Kassenschränke des internationalen Finanzkapitals. [] So erwarten die Herren der Banken und Börsen, der Zechen und Stahlwerke auch von einem, neuen Krieg, ja, allein schon von der Vorbereitung, riesige Gewinne, möge die Jugend der Nationen auch verbluten. [] Diese schrankenlose Profitjagd der kapitalistischen Monopolherren beherrscht die Außenpolitik der imperialistischen Mächte. Zwar verstanden sie es bisher immer, allzu gut, ihre wahren Absichten vor den Völkern zu verbergen und die Vorbereitungen ihrer Kriegszüge moralisch zu tarnen. So wird von gewissenlosen Kriegshetzern heute zum "Kampf gegen den Bolschewismus", zur "Verteidigung der europäischen Zivilisation", das heißt aber: zu neuem Krieg aufgerufen. [] Gestern waren es die deutschen Schwerindustriellen und preußischen Junker, die die ganze Welt erobern wollten, um sie beherrschen und ausplündern zu können. Nach ihrer militärischen Pleite sind sie heute bereit, mit ihren "feindlichen" Brüdern von gestern sich in das Geschäft zu teilen, auch dann, wenn die Herren der New Yorker und Londoner Börse den Löwenanteil für sich beanspruchen. Deshalb bieten sie ihren amerikanischen und englischen Freunden das deutsche Ruhrgebiet als Waffenschmiede, Westdeutschland als Aufmarschgebiet und - "wenn es soweit ist" - die deutsche Jugend als Söldner für einen neuen Krieg, als Kanonenfutter für den "Kreuzzug gegen den Bolschewismus". [] Aber das Volk beginnt zu erkennen: [] Der vorn internationalen Finanzkapital und den bürgerlichen Parteien, einschließlich der rechten sozialdemokratischen Führer propagierte Feldzug gegen den Bolschewismus ist in Wirklichkeit nur ein Kampf für die Profitinteressen der Konzernherren gegen die Lebensinteressen der Völker. [] Die Erkenntnis dieser Wahrheit hat das deutsche Volk durch das Grauen zweier Weltkriege gewonnen. Diese Wahrheit beweist sich jeden Tag erneut. Es gibt kein Interessengemeinschaft zwischen Volk und Finanzkapital! [] Das deutsche Volk will ein friedliches, menschenwürdiges Leben führen in einem einheitlichen, demokratischen Vaterland - die Konzernherren aber wollen ein separates Westdeutschland, das ihre Privatinteressen über die Lebensinteressen des deutschen Volkes stellt. [] Das deutsche Volk will die Grundstoffindustrien in seine eigenen Hände nehmen und sie nach seinen Bedürfnissen bewirtschaften - die Konzernherren aber sind drauf und dran, die westdeutsche Industrie an das ausländische Kapital zu verschachern. [] Das deutsche Volk will einen gerechten Frieden und den baldigen Abzug aller Besatzungsmächte - die Konzernherren aber Wollen ein Besatzungsstatut, damit die kapitalistischen Besatzungsmächte zur Sicherung ihres Profits und ihrer Vormachtstellung in Deutschland bleiben. [] Das deutsche Volk will Freundschaft und Frieden mit allen Völkern der Erde - die Konzernherren aber wollen einen neuen Krieg gegen die Völker der Sowjetunion und der Volksdemokratien des Ostens. [] Deutsche Männer und Frauen, deutsche Jugend, es ist wieder August ...; im August 1914 begann es angeblich um Serajewo [!], 1939 begann es, wie man uns sagte, um Danzig, und jetzt soll es Berlin sein, das zum Anlaß eines neuen Krieges genommen werden soll? [] Nicht genug, daß die Wirtschaft Westdeutschlands und seine Bewohner in die Ausbeutungspläne des amerikanischen Finanzkapitals einbezogen sind, nun soll auch Berlin zu einem Vorposten des kapitalistischen Westens ausgebaut werden. Die reaktionäre Presse entfesselt um den "Fall Berlin" eine wahre Kriegspsychose - sozialdemokratische Parteiführer spielen hierbei eine schmachvolle Rolle. Ausschließlich im Interesse der kapitalistischen Kriegstreiber liegt diese täglich wüster werdende Hetze gegen den Kommunismus und gegen die Sowjetunion. Das deutsche Volk fordert für Berlin eine Lösung, die den Lebensinteressen ganz Deutschlands und dem demokratischen Fortschritt dient. Ein Krieg, wie immer er enden würde, würde keine Lösung, sondern nur neues, unvorstellbares Unheil über Deutschland bringen. [] Dritter Weltkrieg? - Nein! [] Wenn das Volk nicht hört auf die Prediger des Völkerhasses, wenn es sich abwendet von den reaktionären Parteiführern, die sein Vertrauen so schändlich mißbrauchen, wenn es sich auch gegen den Willen sozialdemokratischer Spaltungspolitiker zusammenfindet im Kampf gegen alle Feinde des Friedens, dann wird es keinen dritten Weltkrieg geben. [] Denn ein jedes Volk ist stärker als seine Herren, und auch das deutsche Volk ist stärker als die Handvoll Konzernherren, die zweimal die deutsche Nation an den Rand des Abgrunds brachten und jetzt zum drittenmal mit dem vernichtenden Feuer spielen. [] Doch keine Atombombe, keine Flugzeuge und Panzer können ohne die Arbeit der werktätigen Menschen erzeugt, keine Kriege können gegen den Willen der Völker geführt werden. [] General, dein Tank ist ein starker Wagen. [] Er bricht einen Wald nieder und zermalmt hundert Menschen. [] Aber er hat einen Fehler: Er braucht einen Fahrer. [] General, dein Bombenflugzeug ist stark. [] Es fliegt schneller als ein Sturm und trägt mehr als ein Elefant. [] Aber es hat einen Fehler: Es braucht einen Monteur. [] General, der Mensch ist sehr brauchbar. [] Er kann fliegen und kann töten. [] Aber er hat einen Fehler: Er kann denken. [] (Bert Brecht) [] Werktätige an Rhein und Ruhr! Erkennt die Gefahr, aber begreift, daß Ihr selbst über Krieg und Frieden entscheidet. Eure Einheit im Kampf gegen die Konzernherrren [!] für ein einheitliches, wahrhaft demokratisches, friedliches Deutschland ist das stärkste Unterpfand des Friedens. [] Dritter Weltkrieg? - Nein! [] Kampf allen Feinden des Friedens! [] Kommunistische Partei Deutschlands [] Landesverband Nordrhein-Westfalen [] Heraus zur Antikriegs-Kundgebung [] Droste Verlag u. Druckerei KG., R.AH/40, Düsseldorf, 760/500000/VII/48, C
Published:1948 - 1949