Öl

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; ÖL [] Wie wir durch die Krise kommen. Wieviel Öl wir brauchen und wozu. Was die Regierung tut, um die Versorgung zu sichern. Und was wir alle dazu tun können. [] Die Bundesregierung informiert [] [] Trotz Krise werden wir über den Winter kom...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Bundesregierung, Presse- und Informationsamt, D+V Paul Diederichs KG & Co, Kassel
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 09.1973
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/C6666C71-C501-4EC9-B304-8C970328BCB9
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; ÖL [] Wie wir durch die Krise kommen. Wieviel Öl wir brauchen und wozu. Was die Regierung tut, um die Versorgung zu sichern. Und was wir alle dazu tun können. [] Die Bundesregierung informiert [] [] Trotz Krise werden wir über den Winter kommen - wenn wir uns alle anstrengen. [] [] Der Bundeskanzler zur Lage: [] Zum erstenmal - seit Ende des zweiten Weltkrieges - ist unser Land, ebenso wie alle anderen Industriestaaten, von einem Mangel bedroht, der folgenschwer sein kann. [] Niemand kann deshalb ausschließen, daß die notwendigen Einschränkungen soziale und wirtschaftliche Folgen haben werden. [] Die Bundesregierung zögert nicht, alle jeweils notwendigen Maßnahmen zu treffen und durchzusetzen. Dabei rechnet sie mit dem Verständnis und der Unterstützung der Bürger, die auch bisher schon zuerkennen gewesen ist. [] [] Die Rolle des Öls [] In allen modernen Industriestaaten hängen Wirtschaftswachstum und Wohlstand entscheidend davon ab, daß stets Energie in ausreichender Menge und zu günstigen Preisen zur Verfügung steht. Der Energiebedarf der westlichen Welt ist in den zurückliegenden Jahren gewaltig gestiegen. Ohne das Öl hätte er nicht in diesem Umfang befriedigt werden können. [] Alle Industrieländer hängen heute mehr oder weniger stark von Öleinfuhren ab. Daher sind sie alle von der teilweisen Sperrung der Ölzufuhr betroffen. Dieses Problem trifft uns also nicht allein. [] Mehr als die Hälfte unseres Energieverbrauchs beruht heute auf dem Öl: Benzin und Dieselkraftstoff sichern den Verkehr, die chemische Industrie braucht Mineralöl als Rohstoff, und das Heizöl liefert der Industrie und den Haushalten die notwendige Wärme und Energie. Unsere heimische Steinkohle und Braunkohle deckt demgegenüber weitgehend die Versorgung mit elektrischer Energie. [] [] Unsere Lage [] Durch die von den arabischen Erdölländern beschlossenen Einschränkungen der Ölzufuhren in die westlichen Industrieländer fehlen der Bundesrepublik Deutschland zur Zeit etwa 15 Prozent bis 20 Prozent ihres Ölbedarfs. Das läßt sich durch andere Energien so schnell nicht ausgleichen. Unsere Sicherheitsreserven dürfen und wollen wir jetzt noch nicht angreifen. Wir müssen also Energie sparen. Vor allem im privaten Verbrauch müssen wir uns einschränken. Denn die Industrie muß genügend Energie bekommen, um voll weiter arbeiten zu können, sonst geraten die Arbeitsplätze in Gefahr. Der Verkehr muß weiterrollen, denn sonst kommen wichtige Versorgungsgüter nicht zu uns. Und auch gerade für alte und kranke Menschen muß ausreichend gesorgt werden. [] [] Was die Bundesregierung getan hat [] Sie hat an vier Sonntagen ein Fahrverbot für den privaten Verkehr mit Kraftfahrzeugen erlassen und die Höchstgeschwindigkeit für Kraftfahrzeuge auf 100 bzw. 80 km/h für die Dauer von sechs Monaten begrenzt. [] Sie hat die Mineralölgesellschaften veranlaßt, Aufschluß über die Entwicklung ihrer Kosten und Preise zu geben. Dort, wo die gegenwärtige Mangellage zu unangemessenen Preis- und Gewinnsteigerungen ausgenutzt wird, werden die Kartellbehörden eingreifen. Im Notfall sieht das Energiesicherungs-Gesetz noch schärfere Maßnahmen vor. [] Sie sorgt für schnelle und einfache Hilfe für die einkommensschwachen Schichten* der Bevölkerung. Diese erhalten für die Heizperiode 1973/74 einen Ausgleichsbetrag für die gestiegenen. Heizölkosten. Dabei ist es gleichgültig, ob jemand selber Öl kauft oder eine höhere Heizungskosten-Umlage zahlen muß. Wenn zwischen dem 15. Oktober 1973 und dem 15. April 1974 leichtes Heizöl (mindestens 200 1) gekauft wurde, dann ist ein Zuschuß vorgesehen, der, nach Familiengröße gestaffelt, zwischen 100,- DM und 300,- DM pro Haushalt beträgt. In besonderen Härtefällen kann eine zusätzliche Hilfe gewährt werden. Diese Hilfen sollen ab Anfang 1974 an die Berechtigten ausgezahlt werden. [] [] Wie geht es weiter? [] Mit ihrem Energieprogramm vom September 1973 hat die Bundesregierung schon Mittel und Wege aufgezeigt, wie die Abhängigkeit vom Mineralöl auf längere Sicht in Grenzen gehalten werden kann, ohne daß das Wirtschaftswachstum gefährdet wird. Vor allem muß die Kernenergie zu einem bedeutenden Faktor unserer Energieversorgung entwickelt werden. Viele Kernkraftwerke müssen gebaut werden. Die deutsche Kohle wird ihre bedeutende Rolle für die Elektrizitätserzeugung behalten. [] Aber auch die Forschung muß uns weiterhin dabei helfen, knappe und teure Energie so sparsam und wirtschaftlich wie möglich zu verwenden. [] Schließlich sollte sich jeder einzelne Verbraucher beizeiten darauf einrichten, mit der Energie sorgsamer als bisher umzugehen. Nicht nur in diesem Winter, sondern auch auf längere Sicht. Es geht auch um Ihr eigenes Geld. Die 23 Spartips geben Ihnen dazu einen Anhalt. [] [] * Wer erhält Heizölkosten-Zuschuß [] In dem Gesetzentwurf über die Gewährung eines einmaligen Heizölkosten-Zuschusses haben die Bundestags-Fraktionen von SPD und FDP vorgesehen, daß folgender Personenkreis (alleinstehende Personen oder Haushaltsvorstände) den Zuschuß erhält: Wohngeldbezieher; Empfänger von Sozialhilfe oder Kriegsopfer-Fürsorge sowie Unterhaltsberechtigte nach dem Lastenausgleichs-Gesetz, sofern sie einen Anspruch auf Wohngeld haben; Personen, deren Monatseinkommen den zweieinhalbfachen Sozialhilfe-Regelsatz eines Haushaltsvorstands (im Durchschnitt 570,- DM) nicht übersteigt, zuzüglich 160,- DM für jede Person, die im Haushalt des Berechtigten lebt und überwiegend von ihm unterhalten wird. [] [] Die Bundesregierung informiert [] 23 Tips, wie wir gemeinsam Energie sparen können. [] [] So sparen Sie Heizöl: [] 1 Nicht überheizen [] Eine Wohnraumtemperatur von etwa 20 Grad ist meistens warm genug. Stellen Sie die Heizung entsprechend ein. Oder haben Sie Verständnis dafür, wenn es Ihr Vermieter tut. Denn 2 Grad weniger bringen schon ca. 10% Ersparnis beim Heizölverbrauch. [] 2 Richtig lüften [] Lüften Sie Ihre Räume nur kurz und kräftig. Wenn Sie aber doch längere Zeit lüften, stellen Sie die Heizkörper ganz ab. Es ist billiger, das Zimmer neu zu erwärmen, als die Straße zu heizen. [] 3 Türen und Fenster abdichten [] Kalte Zugluft, die durch Ritzen kommt, muß teuer erwärmt werden. Dichtungsstreifen an Fenster. Und Türen halten die Wärme im Raum und verhindern Zugluft von draußen. Auch wer abends Rolläden und Vorhänge schließt oder die Jalousien herunterläßt, hält die Wärme besser im Raum. [] 4 Auf Luftfeuchtigkeit achten [] Zu trockene Raumluft ist unangenehm. Mit einem gefüllten Wasserverdunster um Heizkörper fühlen Sie sich auch bei einer geringeren Raumtemperatur wohl. [] 5 Heizkörper frei lassen [] Zugestellte oder durch lange Vorhänge verdeckte Heizkörper erschweren die Wärmezirkulation im Raum. Und damit die Wärmewirkung. Ebenso falsch können unzweckmäßige Heizkörperverkleidungen sein. [] 6 Raumgerecht heizen [] Nicht jeder Raum muß gleich warm sein. Wenn Sie einen Raum selten nutzen, stellen Sie dort die Heizung niedriger. Zum Beispiel im Schlafzimmer. Auch das Heizen von Garagen, Hobbyräumen kostet in diesem Winter viel Geld. [] 7 Nicht auf elektrische Heizlüfter ausweichen [] Die Stromversorgung ist gesichert. Wenn aber die Millionen Haushalte in der Bundesrepublik umsteigen von Heizöl auf Strom, dann bricht unser Netz zusammen. Und wir sitzen alle im Dunkeln. Bleiben Sie also bei Ihrer gewohnten Heizung. [] 8 Gemeinsam sparen [] Alle sollten jetzt sparen. Machen Sie einen Anfang. Sprechen Sie aber auch darüber mit Ihren Wohnungs-Nachbarn. Und mit Ihrem Vermieter. Beraten Sie gemeinsam, was Sie speziell in Ihrem Haus tun können, um den Heizöl-Verbrauch und damit auch die höher gewordenen Heizungs-Kosten zu senken. [] [] Wenn Sie als Hausbesitzer eine Ölheizung selbst betreiben [] Was Sie sofort tun sollten: [] 1 Nachts sparen [] Lassen Sie während der Nacht die Raumtemperatur um 5 Grad absinken. Stellen Sie die niedrigere Temperatur ein, etwa eine Stunde bevor man zu Bett geht. Denn die Temperatur sinkt langsam. [] 2 Richtige Brenner-Einstellung [] Lassen Sie den Brenner an Ihrer Heizung vom Fachmann überprüfen. Und vom Fachmann Temperatur und Kohlendioxyd-Gehalt der Abgase richtig einstellen. Die Werte geben darüber Aufschluß ob sie etwa zum Schornstein hinaus heizen oder das Heizöl schlecht verbrennt. Bei falscher Einstellung verschwenden Sie Heizöl. [] 3 Heizungskessel reinigen [] Der Heizungskessel sollte jährlich gereinigt werden. Schon 1 mm Ruß im Heizungskessel erfordert bis zu 5% mehr Heizöl. [] Lassen Sie also sofort reinigen, wenn es nicht schon geschehen ist. [] 4 Heizungsrohre isolieren [] Prüfen Sie, ob die Isolierung der Heizungsrohre im Keller in Ordnung ist. Wenn sie beschädigt ist oder gar fehlt, sofort durch den Fachmann instand setzen lassen. Sonst geht Energie verloren, weil geheizt wird, wo nicht geheizt werden soll: im Keller. [] 5 Heizöl nicht hamstern [] Wer nach den ersten hundert Litern Verbrauch seinen Tank sofort wieder auffüllen läßt, um etwa Preiserhöhungen zuvorzukommen, der treibt die Preise erst recht auf die Spitze und schafft zusätzliche Versorgungs-Probleme. [] [] Was Sie für Ihre weitere Planung überlegen sollten: [] 6 Heizkostenverteiler oder Wärmemengenzähler einbauen [] Diese Meßgeräte zeigen die "verbrauchte Wärme" an. Das ist besonders wichtig, wenn Sie Mieter haben, mit denen Sie Heizkosten abrechnen. Denn wer weiß, daß er in die eigene Tasche spart, der spart leichter. [] 7 Thermostat-Ventile einbauen [] Mit solchen Ventilen am Heizkörper können Sie und Ihre Mieter in den verschiedenen Räumen die Temperatur individuell einstellen. Auch der nachträgliche Einbau macht sich auf die Dauer bezahlt. [] 8 Wärmeverluste verringern [] Gerade moderne Häuser haben oft große Glasflächen. Haben sie auch eine Doppel- oder Isolierverglasung? Solche Verglasung senkt die Wärmeverluste am Fenster bis zu 50%. Auch durch ungenügend isolierte Außenwände und Decken geht viel Wärme verloren. Der Fachmann kann hier mit wärmedämmenden Materialien für Abhilfe sorgen. [] [] Und so Kraftstoff: [] 1 Überflüssige Autofahrten lassen [] Viele Ziele erreichen Sie bequem mit einem öffentlichen Verkehrsmittel oder zu Fuß. Überlegen Sie sich auch, ob es sich nicht lohnt, das Auto den Winter über stillzulegen. Sie können Ihren Wagen jetzt für die Dauer von 6 Monaten polizeilich abmelden und bei Ihrer Versicherung eine beitragsfreie Unterbrechung des Versicherungsschutzes beantragen, ohne dadurch Ihren bisherigen Schadensfreiheitsrabatt zu verlieren. [] 2 "Park and Ride" ausnutzen [] Gerade wenn Sie von außerhalb in die Innenstadt wollen: Fahren Sie mit dem Wagen nur an die Stadt heran und steigen Sie um auf ein öffentliches Verkehrsmittel. Die Parkplatzsucherei in der Stadt kostet nicht nur Zeit, sondern auch Benzin und damit Geld. [] 3 Autofahr-Gemeinschaften bilden [] Der Nachbar oder der Kollege haben oft das gleiche Ziel. Fahren Sie häufiger zusammen in einem Wagen. Nicht nur zum Arbeitsplatz. Sondern auch zum Einkaufen. Und bei Ausflugsfahrten. [] 4 Nicht hochtourig [] Schalten Sie frühzeitig in den nächsthöheren Gang. Langes Fahren im niedrigen Gang kostet viel Benzin. Besonders im Stadtverkehr öfter schalten. [] 5 Gleichmäßig fahren [] Vermeiden Sie "Kavaliersstarts" an der Ampel und unnötiges überholen. Wenn Sie gleichmäßig und sanft beschleunigen, sparen Sie Kraftstoff. [] 6 Motor nicht warmlaufen lassen [] Von der Umweltbelastung abgesehen, vergeuden Sie Kraftstoff im Leerlauf. Auch bei längerem Halt den Motor abstellen. Bei 3 Minuten Leerlauf brauchen Sie etwa so viel Kraftstoff wie bei einem Kilometer freier Fahrt. [] 7 Motor und Reifendruck prüfen [] Lassen Sie vom Fachmann die Motor- und Vergasereinstellung überprüfen. Auch zu wenig Reifendruck kostet Kraftstoff. [] [] Bitte an die Wand heften! [] [] Herausgeber: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Bonn [] Gestaltung: ARE, Düsseldorf [] Druck: D+V Paul Dierichs KG&Co, Kassel [] [] Unser Energiebedarf wächst [] Öl hat den größten Anteil [] Wer verbraucht das meiste Öl? [] [] Unter den Ölverbrauchern in der Bundesrepublik Deutschland stehen die privaten Haushalte an der Spitze; ihr Anteil beträgt über 30 Prozent. Darüber hinaus sind sie durch ihre Autos auch am Ölverbrauch des Verkehrs wesentlich beteiligt. Demgegenüber ist der Verbrauch der produzierenden Wirtschaft weit geringer. Ihr Ölbedarf muß aber vor allem gedeckt werden, wenn die Arbeitsplätze gesichert bleiben sollen. Eine Öleinsparung muß daher im Interesse aller in erster Linie im privaten Bereich erfolgen. So bleiben auch unsere Reserven unangetastet. Nach dem Stand von Mitte November hatten wir Vorräte: Benzin für 59 Tage, leichtes Heizöl und Diesel für 74 Tage und schweres Heizöl für 75 Tage. Außerdem lagerten in den Tanks der privaten Haushalte noch etwa 18 Millionen Tonnen Öl.
Published:09.1973