Mütter!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Mutter! [] Du hast in Deinem Leben tausendfaches Leid ertragen, wie oft bist Du in eine einsame Ecke Deines Heimes geflüchtet, um in Tränen zu ersticken, was Dein gequältes Herz nicht mehr verbergen konnte. [] Du hattest Dein eigenes Leben de...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Albert, M., Fränk. Presse, Bayreuth
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 30.06.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/7C4F7E07-97D8-47AD-8D1F-21968770BEFE
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Mutter! [] Du hast in Deinem Leben tausendfaches Leid ertragen, wie oft bist Du in eine einsame Ecke Deines Heimes geflüchtet, um in Tränen zu ersticken, was Dein gequältes Herz nicht mehr verbergen konnte. [] Du hattest Dein eigenes Leben dem Deiner Kinder geopfert, hast vom frühen Morgen bis in die Nacht gearbeitet, hast verzichtet und gedarbt, um Deinen Kindern ein besseres Los zu erkämpfen, als Dir selbst beschieden ist. [] Dein Junge sollte einmal ein tüchtiger Kerl werden, Du hast ihn zur Schule geschickt und Deine Augen leuchteten, als er durch Eifer und Fleiß Deine Opfer lohnte. [] Es war Dir nicht leicht gefallen, die hungrigen Mäuler Deiner Rangen zu befriedigen, Du warst arm, aber Deine Kinder waren dennoch gut gekleidet, Du hast die Pfennige zur Miete gezählt und hast auch noch das Schulgeld aufgebracht. [] Du wolltest gerne entsagen, aber Deine Kinder sollten es einmal besser haben. Und es schien fast so, als ob Deine Wünsche und Hoffnungen in Erfüllung gehen würden. [] Da verkündeten eines Tages die Zeitungen in großen Schlagzeilen: Krieg! [] Einen Augenblick lang erstarrte das Blut in Deinen Adern, dann aber schlug Dein Herz umso schneller und Deine Hände zitterten. An Deinem geistigen Auge zogen tausend Bilder vorbei: [] Damals als der Vater mit Blumen an Helm und Rock ins Feld zog - wie Du mit bangem Herzen lange Zeit auf eine Nachricht wartetest, bis dann die Kunde aus dem Lazarett kam - und das Ende: Hunger, Inflation, Arbeitslosigkeit, der Vater krank, Rentenkürzung ..., der Märztag - da Du mit Deinen drei Kindern an seinem Grabhügel standest ... [] Es schien Dir, als müßtest Du in diesem Augenblick die Hände nach Deinem Jungen ausstrecken - und sie haben ihn Dir doch genommen. In einer kalten Winternacht bist Du dann aus dem brennenden Haus geflüchtet, Hab und Gut fiel den Flammen zum Opfer, nur das Leben Deiner beiden Jüngsten konntest Du retten, und nun fristet Du ein karges Leben ohne Hoffnung in einer engen Kammer. [] Deine Haare ergrauten, Furchen und Falten durchziehen Dein Gesicht, jedesmal wenn ein Heimkehrer mit schleppendem Gang seiner Heimat zustrebt, blickst Du hin - denn Du wartest noch immer auf Deinen Jungen ... [] Wird es vergeblich sein? [] Mütter, Eure Toten mahnen: [] Nie wieder Krieg! [] Mütter, Eure Söhne hinter dem Stacheldraht rufen Euch zu: [] Nie wieder Krieg! [] Mütter, die Augen Eurer hohlwangigen Kinder bitten: [] Nie wieder Krieg! [] Die Stunde fordert von Euch eine Friedenstat! [] Wählt Sozialdemokraten! [] Verantw.: M. Albert, München, Schackstraße 2. - Druck: Fränk. Presse, Bayreuth. 6 46 100000.
Published:30.06.1946