Tarantel . Sonderbeilage der satirischen Monatsschrift der DDR

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Tarantel [] SONDERBEILAGE DER SATIRISCHEN MONATSSCHRIFT DER DDR [] Unsere fortschrittliche Regierung schlägt i mehr Purzelbäume, als es der Zirkusdirektor Wissarionowitsch verlangt. Ginge es allein nach ihnen, hätten sie uns schon län...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Freiheitsverlag Leipzig; Bär, Heinrich
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Published: ca. 1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/B42BDEC1-35B3-4A06-820D-13CCDA4A0FE0
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Tarantel [] SONDERBEILAGE DER SATIRISCHEN MONATSSCHRIFT DER DDR [] Unsere fortschrittliche Regierung schlägt i mehr Purzelbäume, als es der Zirkusdirektor Wissarionowitsch verlangt. Ginge es allein nach ihnen, hätten sie uns schon längst von unserem gesunden Menschenverstand enteignet. Nicht nur die wachsende Stärke des Westens, auch die 18 Millionen ostdeutschen Saboteure und Diversanten liegen dem sowjetdeutschen Fortschritt quer im Wege. Seitdem Ulbricht das Kuckucksei der Nationalarmee unter die Federn der DDR geschoben hat, sind sie sogar noch dickfelliger geworden. Selbst die alten SED-Funktionäre fangen an, sich gegenseitig zu siezen und suchen verzweifelt nach Entlastungszeugen für den Tag X. Bloß ein paar ganz Treue schreiben sich noch die geballten Fäuste an Gestellungsbefehlen wund, um sich wenigstens eine Ehrenkompanie als Geleitschutz bis an die deutsche Ostgrenze zu sichern. Ein schlechtes Klima für ein Jubiläum: am 7. Oktober feiert die DDR ihr dreijähriges Bestehen. [] Aber noch ein zweites Jubiläum fällt in den Oktober. Es ist ebenso traurig. Vor zwei Jahren erschien im Freiheitsverlag Leipzig die erste TARANTEL. Wir sangen ihr damals den Wunsch in die Wiege, daß sie schon in taufrischer Jugend wieder eingehen möge. Denn sie war schließlich kein gewöhnliches Druck-Erzeugnis, sondern ein Ergebnis des Gegendrucks, und es war ihre todernste Satire, daß sie sich mit Vergnügen selbst liquidieren wollte. Im Mittelpunkt unserer BGL-Versammlung am Vorabend des Jubiläums stand daher die Rede unseres Chefredakteurs Heinrich Bär zum Thema: "Überbau und Basis der TARANTEL". Ohne Ketten keine Kettenreaktion - führte er u. a. aus -, ohne Stalin keine TARANTEL. Es wurde einstimmig beschlossen, das Jubiläum durch eine Sonderbeilage mit Ausschnitten aus den beiden Jahrgängen der TARANTEL zu feiern. In einem 200 Schlagworte umfassenden Antworttelegramm an den Genossen Stalin, der die Versammlung mit dem alten Schlachtruf "Veto" geehrt hatte, verpflichtete sich die Redaktion, pünktlich wie bisher jeden Monat für die Belieferung aller Orte der DDR mit der TARANTEL zu sorgen, bis sie eines Tages den FRISCHEN WIND in treuhänderische Verwaltung übernehmen kann. [] VERTEIDIGUNG [] Vor dem Ostberliner Schöffengericht stand ein Mann, dem die Anklage vorwarf, Witze auf Ulbricht, Pieck und Grotewohl gemacht zu haben. [] "Im Gegensatz zu Ihnen", betonte der Richter, "weiß die Mehrheit des deutschen Volkes, daß die Politik der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik dem Frieden und der Unabhängigkeit Deutschlands dient." [] "Verzeihung", antwortete der Angeklagte. "dieser Witz ist nicht von mir." [] "Friedensfreunde, das ist der neue Bürgermeister - er kann die Geschichte der KPdSU in Klammern B sogar rückwärts auswendig!" [] An einen Funktionär [] Komm doch nicht wieder mit den alten Phrasen, [] Daß dieses Deutschland sozialistisch wär! [] Wer hat dir nur den Unsinn eingeblasen? [] Das glaubt doch bald der Gläubigste nicht mehr. [] Sie brauchen dir nur tüchtig einzuheizen [] Mit revolutionärem Wortgeflamm; [] Schon wußtest du nicht mehr, was Spreu und Weizen, [] Und schworst auf ihr betrügerisches Programm. [] Sie brauchten nur die Sache umzutaufen: [] Schon glaubtest du, das sei ein andres Ding. [] Wie lange kann man dich für dumm verkaufen, [] Bis du dahinterkommst, was vor sich ging? [] Erich Weinert. [] Henneckes letzte Heldentat [] Die letzte Konsequenz [] "... angeschlossen sind alle DEMOKRATISCHEN Sender Deutschlands ..." [] DIE CHINESISCHE MAUER [] Eine sowjetzonale Handelsdelegation fuhr in das "Volkschina" Mao Tse-Tungs. Da es sich darum drehte, nicht nur Informgespräche [!] [Informationsgespräche] zu führen, sondern ernste wirtschaftliche Fragen zu behandeln, befanden sich unter den dern [!] der Delegation auch einige parteilose Wirtschaftssachverständige. Einer von ihnen, ein Leipziger Professor hatte sogar Gelegenheit, einen ganzen Tag lang allein mit einem chinesischen Dolmetscher die Umgebung von Peking zu durchstreifen. [] Der Chinese war wortkarg. Man passierte eine prachtvolle Pagode aus der Ming-Zeit; er murmelte lakonisch: "Altes Pagode zum Beten. Heute nicht nützlich!" Man fuhr weiter vorbei an einer zerfallenden christlichen Mission, deren Missionare verschleppt oder des Landes verwiesen waren: "Dies Mission von weiße Kapitalisten. Heute nicht nützlich!" [] Endlich erreichten die beiden die berühmte Chinesische Mauer. Lächelnd erklärte der Dolmetscher: "Dies Chinesische Mauer, vom chinesischen Volk gegen mongolische Räuber gebaut." Und setzte mit unmerklichem Grinsen hinzu: "Heute auch nichts nützlich!" [] EIN SEDIST AM BAUM IST BESSER ALS ZWEI IM POLITBÜRO! [] DIVERSANT GESUCHT! [] Die neueste "Schutzverordnung" der Sowjetzonenregierung sagt allen "Diversanten" den Kampf an. Ohnmächtig, zu wissen, was ein "Diversant" ist und ob man etwa selber einer sei, greift man zum Duden , Brockhaus und dem alten Papa Meyer. Keiner weiß was von "Diversanten". Vielleicht eine ganz neue Art von Lebewesen, die die deutsche Sowjetgesellschaft bedrohen? Nicht einmal unter "Pestflöhe" findet man eine Andeutung von "Diversanten". [] Versuchen wir es mal mit dem Annäherungsverfahren: Im Alphabet bleibt der Blick zunächst an "diverse" haften. Diverse heißt "verschiedene". Könnte bedeuten, daß "Diversanten" Verschiedene sind, die alle man bestrafen muß, weil sie untereinander verschieden sind. Nicht ganz unlogisch in einem System, das die Menschen gleichmachen will. Hinter "diverse" finden wir "Divertikel". Das sind blinde Ausstülpungen hohler Organe. Doch nicht etwa leere Köpfe? Kaum glaublich, daß man die noch bekämpfen müßte. [] Dazwischen entdeckt man schließlich ein lateinisches Wort, das dem "Diversanten" offenbar am nächsten kommt. Es heißt "Diversion" und bezeichnet ein auf Ablenkung zielendes kriegerisches Unternehmen eines größeren Truppenkörpers. Nanu! Damit kann doch nur der als "Volkspolizei" getarnte sowjetdeutsche Truppenkörper gemeint sein. Ist es etwa schon so weit, daß sich die Sowjetzone vor diesen "Diversanten" schützen muß? [] Sehen Sie, Genosse Ulbricht, das kommt davon, daß Sie die Lehren von Wilhelm Pieck so schlecht beherzigen! Denn der hat schon am 9. Februar im "Neuen Deutschland" sein Streitroß gegen die "schwierige Sprache" der kommunistischen Redner und Schreiber getummelt. [] Flex [] VEB-Abschleppdienst [] Einsteins Relativitätstheorie [] haben ganze zwölf Menschen auf dieser Welt begriffen - aber was Stalin will, ist uns allen klar!!! Wer ist also der größere Wissenschaftler? [] HEIRATSANNONCE [] Aktivisten - Brigadierin [] (Stoßbrigade "Freundschaft") sucht Ihren Hennecke. [] Kennwort: "Immer bereit" [] "... is jut, Jenossen, ick sehe schon: die Resolution ist einstimmig angenommen! [] DENKEN SIE MAL - [] wenn Väterchen Stalin sagen würde: Ich habe das ewige Gestreite satt, habe genug von der dauernden Unruhe. Ich setze mich in ein Flugzeug und fliege, fliehe nach Amerika! [] Stalins Flucht nach Amerika - das wäre eine bessere Zeitungsmeldung als damals die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, immerhin ein Ereignis, das bisher unangefochten die Spitze aller Sensationen behauptet. Welche Möglichkeit für Leitartikelschreiber und Kommentatoren! Wenn Stalin nach Amerika geht und dort ein paar Reden über Rußland hält oder etwa seine Memoiren schreibt, dann wären die Kommunisten erledigt, und wir hätten endlich Ruhe und Frieden! Wenn er nach Amerika geht, dann hätte er endlich Ruhe vor dem Politbüro und vor den dauernden Belästigungen der westlichen Botschafter. Er könnte Ferien machen, wann es ihm gefällt, nicht wann es die Politik erfordert. - Und wenn er seine Memoiren schreibt, verdient er so viel, daß er damit die ganze Welt beherrschen könnte - ohne Krieg! Außerdem: Wenn er bleibt und er ist erst einmal gestorben - und er stirbt ganz bestimmt - dann steht er später in Geschichtsbüchern bestenfalls auf einer Stufe mit Nebukadnezar, Cäsar oder Napoleon - wenn er aber geht, dann gäbe es keinen Vergleich in der ganzen Weltgeschichte für ihn. Er wäre eben einmalig. [] Wenn er sich aber scheuen sollte, seine Memoiren zu schreiben (was ich ihm nicht verdenken könnte), dann braucht er nur seinen Bart versteigern zu lassen, und er hätte genug Dollars, um sich ein Haus im Mittelwesten zu kaufen und einen alten Ford und einen Eisschrank dazu. [] "Seine Angelegenheit" [] Bei der ersten Zusammenkunft in Jalta interessierte sich Stalin lebhaft dafür, wieviel ein amerikanischer Arbeiter verdiene. "Etwa 350 Dollar monatlich", sagte ihm Präsident Roosevelt. - "Und wieviel braucht er, um zu leben?" wünschte der Diktator zu wissen. "Kaum 200 Dollar", antwortete Roosevelt. "Und was macht er denn mit den übrigen 150," interessierte sich Stalin verwundert. "Das ist seine Angelegenheit, nicht die meinige", lachte Roosevelt, um darauf selbst Fragen zu stellen: "Wieviel verdient durchschnittlich ein russischer Arbeiter im Monat?" - "Oh, etwa 800 Rubel." "Und wieviel braucht er, um zu leben?" - "Etwa 1000 Rubel." "Wie verschafft er sich dann die fehlenden 200 Rubel?" - "Das ist seine Angelegenheit, nicht die meinige", erwiderte Stalin. [] "Jetzt spritzen wir schon jahrelang, und der Kerl ist immer noch nicht rot!" [] MENSCH IM KINO [] Spätabends kommt dieser Tage Genosse Iwan in das von vier Mächten besetzte Wien. Kein Hotelzimmer ist mehr frei. Er muß in ein Doppelzimmer eingewiesen werden, in dem bereits ein Amerikaner das andere Bett hat. Nach einer guten stunde kommt Genosse Iwan laut schreiend mit blutender Hand aus dem Hotel auf die Straße gerannt. Eine MP-Streife aller vier Besatzungsmächte kommt angerast. Der Major der russischen Streife fragt: "Genosse Iwan, warum schreist du so," "Ja", sagt er, "Genosse Major. Ich komme hier in dieses gottverdammte Wien und kriege ein Zimmer zusammen mit einem Amerikaner. Und dann haben wir uns schlafen gelegt. Ich ziehe meine Schuhe aus und binde sie mir fest um den Leib - wie ein Mensch. Der Amerikaner nimmt seine Schuhe und stellt sie vor die Zimmertür - wie im Kino. Ich ziehe meine Hose aus und lege sie unter die Matratze - wie ein Mensch. Der Amerikaner hängt seine Hose auf so komische kleine Brettchen - wie im Kino. Ich nehme dann meine Uhr ab und stecke sie mir unter die Achsel - wie ein Mensch. Der Amerikaner nimmt seine Uhr und legt sie auf den Nachttisch - wie im Kino. Wie ich denke, daß er schläft, nehme ich mir natürlich seine Uhr - wie ein Mensch. Der Amerikaner zieht seine Pistole und schießt - wie im Kino. Und nun frage ich, Genosse Major, wo findet man da noch Gerechtigkeit?" J. S. [] APHORISMEN [] "Ein Revolutionär ist ein Mann, der einen Zopf abschneidet, um ihn sich als Schnurrbart anzukleben." [] "Politik verdirbt den Charakter": aber es kann vorkommen, daß ein Charakter alte Politik verdirbt. [] WAS IST DIALEKTISCHER MATERIALISMUS? [] Zu einem Pfarrer kommen seine Gläubigen und fragen ihn: "Sag' uns doch, was ist das: der dialektische Materialismus?" Der Pfarrer besinnt sich und erzählt ihnen eine Geschichte. "Zwei Pilger kommen zu mir und bitten mich um ein Nachtlager. Der eine ist rein, der andere schmutzig. Ich biete ihnen beide ein Bad an. Welcher, glaubt ihr, hat gebadet?" - "Der Schmutzige", antworten die Gläubigen. "Falsch", sagte der Pfarrer, "der Reine, weil er Reinlichkeit liebt, während der Schmutzige an seinen Schmutz gewöhnt ist. Wißt ihr nun, was der dialektische Materialismus ist?" Ratlos schütteln sie die Köpfe. "Paßt auf", beginnt der Pfarrer von neuem, erzählt die gleiche Geschichte und stellt dieselbe Frage. Diesmal antworten die Gläubigen: "Der Reine." Doch der Pfarrer ruft wieder: "Falsch! Der Schmutzige, weil er es nötig hat, während der andere ja rein ist. Wißt ihr nun, was der dialektische Materialismus ist?" Ganz bestürzt schüttelten sie die Köpfe. Geduldig erzählt der Pfarrer die Geschichte abermals. Diesmal wollen die Gläubigen schlau sein und antworten: "Beide." Doch der Pfarrer ist wiederum unzufrieden und meint: "Keiner. Der Reine, weil er bereits rein ist, der Schmutzige, weil er an Schmutz gewöhnt ist. Wißt ihr nun, was der dialektische Materialismus ist?" Betreten schweigen sie alle. Und der Pfarrer erzählt die Geschichte zum vierten Male und stellt die Frage. Nun antworten sie zögernd: "Keiner". Aber auch diesmal haben sie gefehlt. "Beide", ruft der Pfarrer. "Der Reine, weil er Reinlichkeit liebt, der Schmutzige, weil er es nötig hat." Nun fassen sich die Gläubigen ein Herz und sagen: "Wie sollen wir das verstehen, wenn du die Geschichte jedesmal anders erzählst?" "Seht ihr", meint der Pfarrer, "das eben ist der dialektische Materialismus." [] Plangemäß [] "Euer Betrieb ist mustergültig", lobte der Minister die versammelte Belegschaft einer volkseigenen Lederfabrik in der Mark. "Ihr habt Quantität und Qualität gesteigert und steht mit eurer Arbeit schon mitten im Jahre 1953. Aber", und hier erhob er die Stimme vorwurfsvoll, "aber um so mehr wundert es mich: vergeblich habe ich an euren Arbeitsplätzen und an euren Baracken nach dem Bild des Mannes gesucht, dem Ihr den Ansporn verdankt, nach dem Bild unseres großen Führers Josef Stalin." [] Da rief ein Gerber aus der Menge: "Wir arbeiten ja auch schon im Jahre 1953" [] SPORTLER [] In Warschau fand ein Fußballspiel zwischen einem finnischen Verein und einer Mannschaft der polnischen "Volksdemokratie" statt. [] Schiedsrichter war ein Sowjetrusse. [] Es ging bei dem Spiel hart zu, mit einem Male gab es einen Auflauf beim finnischen Tor. Plötzlich ertönte die Pfeife des Schiedsrichters. [] "Freistoß!" schrie der. [] "Für wen?" fragte der finnische Torwart. "Für uns!" rief der sowjetische Schiedsrichter laut ... [] GESICHTSPUNKTE [] "Ich bin der Staat!" Ludwig der XIV. von Frankreich. [] "Ich bin der erste Diener meines Staates!" Friedrich der Große. [] "Das große Vorbild unseres Staates ist die Sowjetunion!" Wilhelm Pieck. [] "Nee, lieber Maikäfer, als Kartoffelkäfer kann ich dich nicht mehr gebrauchen. Aber kannste nicht auf Pestbazillus umschulen?" [] "Ami go home!" [] Über das volkseigene Feld einer MAS schleicht müde ein Kartoffelkäfer, dahinter eine Wühlmaus mit dem stereotypen Ruf: "Ami go home!" Nach fünfmaliger Wiederholung antwortet endlich der Käfer: "nix ponemai!" [] Die Entwicklung des Rechts in der DDR [] Wenig bekannt ist, daß auch die Erfindung der Haarschneidemaschine von dem berühmten Sowjetforscher M. W. Lomonossow gemacht wurde. Im Jahre 1745 führte er seine Haarschneidemaschine "Ratzeputza" der Zarin Elisabeth von Rußland vor; ein wahres Wunderwerk: Haube über den zu frisierenden Kopf. Druck auf Knöpfchen, leises Summen arbeitender Scheren, Haube 'runter, Haarschnitt fertig! [] Alle Anwesenden waren begeistert. "Karascho!" rief die Zarin. "Aber sag, Genosse Lomonossow, die Menschen haben doch alle verschiedene Kopfformen?!" [] "Ja, Majestät", erwiderte der Erfinder, "... aber nur beim erstenmal!" [] "Ab morgen wird det Soll um fuffzehn Prozent erhöht --- der Jenosse Vabesserungsvorschläja hat eene Uhr konstruiert, die fünfundzwanzig Stunden am Tag looft ..." [] "- Telegramm von der Erde, Politbüro der SED - die Herren Bismarck, Scharnhorst, Gneisenau und Lützow sind zu Ehrenmitgliedern der Nationalen Front ernannt worden ..." [] "SCHNAUZE" [] Iwan Stepanowitsch dreht ganz groß auf. "Wir gebaut Hydrierwerk in Ural - größtes Werk von ganze Welt - eine Million Tonnen Treibstoff jeden Tag!" [] "Das is 'ne Wolke", staunt Schnauze. "dann braucht ihr ja gar keene Ölquellen mehr -". [] Iwan sieht ihn mißtrauisch an. "Ist nur noch ganz kleine Schwierigkeit. Wegen Arbeiter. Wohnen zu weit weg." [] "Na und?" sagt Schnauze. "Dann fahrt sie doch ran - oder habt ihr keine Straßen?" "Straßen - Straßen", knurrt Iwan Stepanowitsch. "Wir in Rußland überall Straßen - wir nur Straßen." [] "Dann habt ihr vielleicht keine Omnibusse?" drängt Schnauze - "Pah, Omnibusse", sagt Iwan verächtlich und spuckt einen Sonnenblumenkern in die Gegend. "Wir hunderttausend Omnibusse - wir eine Million Omnibusse." [] "Woran fehlt es denn, Mann," stöhnt Schnauze. [] "Du dumm", seufzt Iwan, "der Benzin - der Benzin - - -!" [] Lieber Leser! [] Gefällt Ihnen die "Tarantel"? Dann geben Sie sie weiter! Mißfällt sie Ihnen, schreiben Sie es uns. Fällt Ihnen etwas ein - wir warten drauf. Wir brauchen ständig Mitarbeiter. [] Dazu bitten wir Sie, äußerste Vorsicht in Ihrem Interesse walten zu lassen. Schreiben Sie nicht mit vollem Absender. Beförderung Ihres Briefes von Westberlin oder Westdeutschland mit Deckadresse, ist unbedingt notwendig. [] Briefe mit sowjetzonalem Absender werden aus Gründen der Sicherheit für den Partner durch uns grundsätzlich nicht beantwortet. / Bei Übersendung von Freiumschlägen schicken wir die "Tarantel" an Sowjetzonenbewohner, jedoch ausschließlich nur unter westlichen Deckadressen. [] Tarantel [] SATIRISCHE MONATSSCHRIFT DER DDR [] FREIHEITSVERLAG LEIPZIG [] Sowjetzone, Chefredakteur: Heinrich Bär, Nachdruck ist der sowjetisch lizenzierten Presse gestattet. Ausweichadresse: Berlin-Charlottenb. 2. Postlagerkarte 076 [] WENN DIE SOWJETS - - [] abziehen. Ja, Genosse, wenn - was eigentlich dann? [] Meinen Sie, daß die Rote Armee genügend Transportraum besitzt, um alle Steigbügelhalter mitzunehmen? [] Die Stärke der Roten Armee, lag von jeher in den Füßen, beim Machorka und im Wodka. [] Bei Pieck, Ulbricht, Grotewohl und anderen Spitzenfunktionären stehen die Chancen besser. Die meisten sind sowieso Sowjetbürger! Sie nicht! [] Vielleicht ist es jetzt Zeit - vielleicht höchste Zeit für Sie, darüber nachzudenken. [] Ihre Mitgliedschaft bei SED, FDGB, FDJ, DFB - wozu sollen wir diesen Blödsinn einzeln aufführen, dürfte bedeutungslos sein. [] Sehen Sie, es kommt doch nicht darauf an, was Sie wirklich sind. Was sind Sie als Mensch wert? Wie haben Sie sich im Kreis Ihrer Umgebung bewegt? Wie wird diese Umgebung zu Ihnen stehen? [] Viel wichtiger ist, nehmen wir einmal an, Sie seien Bürgermeister, der Kommentar Ihrer Gemeinde! Das könnte peinlich sein! [] Unseres Erachtens ist heute der Zeitpunkt erreicht, wo bei uns die Vorsicht zu berücksichtigen wäre, ganz zu schweigen vom Standpunkt des allgemein selbstverständlichen menschlichen Anstands! [] "Du schon Aktivist?" [] LEIPZIG 1952 [] Vorm Denkmal für die Völkerschlacht [] hat sich ein Pionier gedacht: [] "Ein Denkmal, das nicht Stalin ehrt, [] ist ohne Sinn und ohne Wert!" [] Nahm Kreide, hat mit kunstgerechter Blockschrift in einer Juninacht [] noch einen Nachsatz angebracht: [] "Dem größten aller Völkerschlächter!" [] Wir wurden so oft gefragt, warum wir unsere Zeitschrift Tarantel nannten und geben zur Beantwortung einen Auszug aus dem [] BROCKHAUS NACHSCHLAGEWERK [] "TARANTEL" (Tarantella apulica) [] 35 mm lang, Wolfsspinne, vornehmlich in Süd-Ost-Europa verbreitet. Schmerzhafter Biß mit Giftstachel führt zu Entzündungen im Zellengewebe. Gebissene werden durch Tänze (Tarantella) in heilbringenden Schweiß versetzt. [] Die "Sozialisierung" der kleinen Betriebe [] QUALITÄTSARBEIT [] Eine Maurerbrigade hat im Hennecke-Tempo ein Ministerium aufgebaut. Da der Termin der Fertigstellung um mehrere Tage unterboten wurde, soll den Arbeitern eine Geldprämie ausgezahlt werden. [] Am Tag der Einweihung wird der Polier an die Festtribüne gerufen, um den Preis in Empfang zu nehmen. Ehe er geht, wendet er sich zu seinen Männern: "Ick je jetzt det Jeld holen, haltet so lange die Mauer fest!" [] Der Mensch [] "Und wenn das alles vorüber ist, wenn sich das alles totgelaufen hat: der Hordenwahnsinn, die Wonne, in Massen aufzutreten, in Massen zu brüllen und in Gruppen Fahnen zu schwenken, wenn diese Zeitkrankheit vergangen ist, die die niedrigen Eigenschaften des Menschen zu guten umlügt, wenn die Leute zwar nicht klüger, aber dessen müde geworden sind, wenn alle Kämpfe um den Faschismus ausgekämpft und wenn die letzten freiheitlichen Emigranten dahingeschieden sind, dann wird es eines Tages wieder sehr modern werden, liberal zu sein. Dann wird einer kommen, der wird eine geradezu donnernde Entdeckung machen: er wird den Einzelmenschen entdecken. Er wird dahinterkommen: Herrschaften, es gibt ja auch einen Organismus, Mensch geheißen, und auf den kommt es an. Ob der glücklich ist, das ist die Frage. Daß der frei ist, das ist das Ziel. Gruppen sind etwas Sekundäres ... der Staat ist etwas Sekundäres. Es kommt nicht darauf an, daß der Staat lebe - es kommt darauf an, daß der Mensch lebe!" [] (Kurt Tucholsky in seiner Glosse "BLICKE IN DIE FERNE ZUKUNFT") [] "Alle Vögel sind schon da ..." [] OHNE LIZENZ DER SOWJETISCHEN KONTROLLKOMMISSION UNTER SCHÄRFSTER VERFOLGUNG DER NKWD UND DES SSD
Published:ca. 1952