Prolet, greif zu!

Prolet greif, zu!<NZ>Arbeiter! Angestellte! Beamte!<NZ>Bei der Präsidentenwahl am 1. April haben von 36 Millionen Wählern 19,8 Millionen den kaiserlichen Generalfeldmarschall Hindenburg zum Präsidenten der Republik gewählt,13,4 Millionen wurden für den Fas...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialistische Arbeiter-Partei Deutschland (SAP), Seydewitz, Max, Georg Koenig, Berlin
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 24.04.1932
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/1733AE3C-62AD-4ACD-B885-28B296895107
Description
Summary:Prolet greif, zu!<NZ>Arbeiter! Angestellte! Beamte!<NZ>Bei der Präsidentenwahl am 1. April haben von 36 Millionen Wählern 19,8 Millionen den kaiserlichen Generalfeldmarschall Hindenburg zum Präsidenten der Republik gewählt,13,4 Millionen wurden für den Faschisten Hitler abgegeben. Der einzige Arbeiterkandidat Thälmann hat an diesem Tag nur noch 4,7 Millionen Stimmen erhalten.<NZ>Das in einer Zeit, wo mehr als 6 Millionen Erwerbslose amtlich gezählt werden, wo Schlag auf Schlag gegen die Arbeiterklasse geführt wird, und wo jeder Tag deutlicher erweist, dass das kapitalistische System in seiner Grundlage erschüttert ist.<NZ>Dieser Ausgang der Präsidentenwahl offenbart den ganzen Jammer der deutschen Arbeiterbewegung und demonstriert, wohin die deutsche Arbeiterklasse dank der sozialdemokratischen Koalitions? und Tolerierungspolitik und dank der katastrophalen Politik der KPD gekommen ist. Die ganze Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung zeigt, wie dringend notwendig es war, daß sich die kritischen und tatkräftigen Arbeiter aus der SPD und KPD gemeinsam mit jenen, die bisher, enttäuscht von der Politik dieser Parteien, abseits standen, zur Sozialistischen Arbeiter?Partei zusammenschlossen.<NZ>Die Sozialistische Arbeiterpartei will die Zerrissenheit und Ohnmacht der deutschen Arbeiterklasse überwinden.<NZ>Zehntausende haben sich bereits organisatorisch der SAP angeschlossen, Hunderttausende sympathisieren mit dem Wollen und den Zielen der Sozialistischen Arbeiter?Partei. Das aber genügt noch nicht. Millionen müssen mit uns marschieren, damit es gelingt, bessere Verhältnisse in der deutschen Arbeiterbewegung zu schaffen und die Interessen des Proletariats gegen alle Widerstände durchzusetzen.<NZ>Die gegenwärtigen Kämpfe um die Zusammensetzung der Landesparlamente sind für uns eine erwünschte Gelegenheit, die breiten Massen mit unseren Absichten vertraut zu machen und für die Ziele der SAP zu gewinnen.<NZ>Die Hindenburgianer haben vor der Präsidentimwahl verkündet, daß mit der Wahl Hindenburgs der Faschismus geschlagen und die Bahn freigemacht werde zur Ueberwindung der Krise. Hindenburg ist gewählt!<NZ>Kann einer von euch im Ernst erhoffen, daß es infolge der Wiederwahl Hindenburgs besser werden wird? Kann überhaupt jemand, der über die Ursachen all der Not nachgedacht hat, noch glauben, daß durch ohnmächtige Parlamente Wandel geschaffen werden kann?<NZ>Die Widersprüche des kapitalistischen Systems verschärfen sich immer mehr. Es ist nur noch aufrechtzuerhalten durch unausgesetzte verschärfte Ausbeutung der Werktätigen in Stadt und Land.<NZ>Um jeden Widerstand der Ausgeplünderten und Ausgehungerten zu brechen, müssen die Hüter der gegenwärtigen Ordnung die parlamentarisch demokratischen Herrschaftsmethoden immer mehr ersetzen durch die offene, unverhüllte Diktatur.<NZ>Alle Mittel, die von kapitalistischer Seite zur Behebung der Krise angewandt werden, haben nur zur Verschärfung der Krise beigetragen.<NZ>Ihr müßt euch klar sein, daß jeder Versuch, auf kapitalistischer Basis über die Krise hinwegzukommen, nur auf eure Kosten, nur um den Preis gesteigerter Ausbeutung, weiterer Lohn- und Gehaltskürzung, Drosselung aller sozialpolitischen Leistungen, erhöhter Steuerlasten unternommen werden.<NZ>Zunehmende Arbeitslosigkeit, fortschreitende Verelendung, wachsende Kriegsgefahr, neues Massenmorden, das sind auf jeden Fall die unausbleiblichen Folgen des kapitalistischen Niedergangs.<NZ>Die Zeit ist überreif für den Sozialismus!<NZ>Der technische Fortschritt ist im niedergehenden Kapitalismus zum Fluch für die Menschheit geworden. Nur die sozialistisshe Planwirtschaft, deren gewaltige Ueberlegenheit in Sowjetrußland jeder Tag aufs neue demonstriert, kann den Wahnsinn aus der Welt schaffen, daß Ueberfluß die Quelle unsagbarer Not bildet. Sozialistische Planwirtschaft hat aber zur unerläßlichen Voraussetzung, daß die Produktionsmittel dem bankrotten Kapitalismus entrissen und in den Besitz der Gesellschaft übergeführt werden. Das wiederum setzt die Eroberung der politischen Macht, d. h. die Diktatur des Proletariats voraus.<NZ>Zur Lösung dieser geschichtlichen Aufgabe ist allein die Arbeiterklasse im Bunde mit allen Ausgebeuteten und Unterdrückten berufen.<NZ>Statt einer alles überragenden Massenbewagung zum Sozialismus sehen wir jedoch in ganz Deutschland ein beispielloses Anwachsen des Faschismus. Unter dem Schlachtruf "Wider den Marxismus! ? Nieder mit dem System!" sammelt der Faschismus den geschundenen Mittelstand, entwurzelte Existenzen, Offiziere, Prinzen und deklassierte Proletarier unter seine Fahne. Die verelendeten Mittelständler und genasführten Proletarier sollen dem Monopolkapital als Peitsche gegen die Arbeiterklasse dienen. Mit den faschistischen Banden und dem faschistischen Söldnerheer soll die Arbeiterklasse niedergeschlagen, sollen ihre Organisationen zertrümmert werden.<NZ>Die große, stolze und noch immer mächtige deutsche Arbeiterbewegung ist in Lebensgefahr!<NZ>Wie konnte es soweit kommen? Die Stunde verlangt gebieterisch von jedem von Euch, daß er sich über diese Frage klar Rechenschaft gibt!<NZ>Die Hauptschuld trifft die sozialdemokratischen Partei? und Gewerkschaftsführer. Sie betrachten den kapitalistischen Staat als ihren Staat und deshalb sind sie bereit, die zu seiner Aufrechterhaltung unvermeidliche arbeiterfeindliche Politik zu unterstützen oder sie zu tolerieren. Auf Gedeih und Verderb mit dem kapitalistischen Staat verbunden, in unentwegter Koalition mit der Brüning-Regierung haben die sozialdemokratischen Führer den unerhörtesten Lohnraub und die Verkümmerung grundlegender sozialer Rechte ohne Gegenwehr hingenommen und vielfach direkt unterstützt.<NZ>Und darum haben es die Nazis leicht, die Wut der Opfer des niederbrechenden Kapitalismus gegen die Sozialdemokratie undgegen die organisierte Arbeiterbewegung zu richten.<NZ>Hat so die klassenverräterische Politik der SPD das Wachstum des Faschismus begünstigt, so profitiert dieser andererseits auch von der falschen Politik der KPD.<NZ>Mit der Sabotage der Einheitsfront, mit dem spalterischen RGO-Kurs, mit dem kleinbürgerlichen Nationalismus hat die KPD-Führung nicht nur das Ansehen des Kommunismus herabgesetzt, sie hat dadurch auch zur Aktionsunfähigkeit der Arbeiterklasse beigetragen und es somit ermöglicht, daß Hunderttausende, ja Millionen eine Beute faschistischer Demagogie wurden.<NZ>Vor der ganzen Arbeiterklasse klagen wir die sozialdemokratische und kommunistische Parteiführung an, daß sie beide, wenn auch aus entgegengesetzten Beweggründen, zu dem außerordentlichen Wachstum des Faschismus beigetragen und die weitgehende Aktionsunfähigkeit der Arbeiterklasse verschuldet haben.<NZ>Der jetzige Zustand ist unerträglich und muß schleunigst geändert werden. Ungeheuer sind die Gefahren, die die Arbeiterklasse bedrohen. Aber noch ist die Kraft der Arbeiterklasse nicht gebrochen. Noch kann sie kämpfen, wenn sie nur will! Und wenn sie will, ist sie stark genug, alle Feinde zu bezwingen. Willenlos, zersplittert und schwach aber wird die Arbeiterklasse das Opfer des Faschismus werden, und ihre heutige Schwäche mit tiefem Elend und völliger Versklavung büßen.<NZ>Die Sozialistische Arbeiter?Partei betrachtet es als ihre dringlichste Aufgabe, die Aktionsfähigkeit und die Einheitlichkeit der Arbeiterklasse wiederherzustellen und sie zum Kampf gegen den Faschismus und für den Sozialismus zu führen.<NZ>Die Sozialistische Arbeiter?Partei wird alles tun, um die sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter zum gemeinsamen Kampf gegen ihre gemeinsamen Feinde zusammenzubringen.<NZ>Die Sozialistische Arbeiter?Partei hält es in den gegenwärtigen Wahlkämpfen für ihre Pflicht, die Massen aufzurufen zum Kampfe für die Abwehr der Unternehmeroffensive, für die Wiederherstellung der Erwerbslosenversicherung und für die Ausdehnung der Unterstützungspflicht auf die gesamte Dauer der Arbeitslosigkeit, für die Sicherung des Existenzminimums aller Arbeitslosen, für planmäßige Arbeitsbeschaffung, für die Arbeiterkontrolle der Produktion.<NZ>Die Schlachten, die das Proletariat in naher Zukunft schlagen muß, werden nicht im Parlament ausgetragen. Dennoch darf keine einzige Stimme eines klassenbewußten Arbeiters verlorengehen. Die Stimmabgabe für die Liste der Sozialistischen Arbeiter?Partei ist eine Demonstration f ür die Aufrichtung der proletarischen Einheitsfront ist der Ausdruck des Willens, die außerparlamentarische Kampffront des Proletariats aufzurichten!<NZ>Nur die einheitliche proletarische Klassenfront verbürgt der Arbeiterklasse den Sieg. Unter den Parolen gegen jede Koalition mit dem Bürgertum; gegen die Diktatur Hindenburg?Brüning?Groener; gegen die verlogene Losung vom "Dritten Reich"; für die Aufhebung aller Notverordnungen; für die Wiederherstellung der Presse?, Versammlungs?, Demonstrations? und Koalitionsfreiheit der Arbeiterklasse; gegen den faschistischen Terror; gilt es in diesem Wahlkampf die außerparlamentarische Klassenfront des Proletariats zu formieren.<NZ>Ministersessel sind keine proletarischen Machtpositionen. Wer sich dazu hergibt, als Minister im kapitalistischen Staate zu fungieren, der muß notwendigerweise bei der Ausplünderung der breiten Massen und ihrer Niederknüppelung Beihilfe leisten. Das zeigen die Taten der Braun und Severing in Preußen.<NZ>Sie haben nicht nur die Notverordnungspolitik Brünings aktiv unterstützt; sie haben trotz ihrer parlamentarischen Mehrheit in Preußen mit eigenen Notverordnungen gegen die Arbeiterklasse regiert; sie haben die kommunale Selbstverwaltung vernichtet, sie haben damit den Arbeitervertretern in den Gemeinden die Erfüllung sozialer Aufgaben unmöglich gemacht; sie haben zum Schaclen der proletarischen Massen für die ostelbischen Junker mehr getan, als die <NZ>alte preußische Junkerregierung, und sie haben sich dessen sogar noch gerühmt; sie haben <NZ>zugunsten der Kirche das Freidenkertum verfolgt und dissidentischen Lehrern die Wirksamkeit in der Schule unterbunden; sie haben nicht einmal die Faschisierung der ihr unterstellten Polizei zu <NZ>verhindern vermocht; sie haben der Klassen? und Parteijustiz freien Lauf gelassen und es soweit <NZ>gebracht, daß preußische Richter es wagen, auf Antrag der Nazis Maßnahmen eines sozialdemokratischen Oberpräsidenten gegen die Nationalsozialisten für ungültig zu erklären.<NZ>14 Jahre sozialdemokratische Koalitions? und Regierungspolitik haben die unumstößliche Wahrheit des alten marxistischen Grundsatzes erhärtet: Die Befreiung der Arbeiterklasse kann<NZ>nur das Werk der Arbeiterklasse selbst sein!<NZ>Die Sozialistische Arbeiter?Partei ruft die Werktätigen in Stadt und Land auf zum schärfsten Kampf gegen alle Regierungen, die sich die Erhaltung des bürgerlichen Staates zur Aufgabe stellen. Die Sozialistische Arbeiter?Partei ruft auf zum Kampf für eine Arbeiterregierung, die sich stützen muß auf die außerparlamentarischen Klassenorgane des Proletariats.<NZ>Prolet, greif zu!<NZ>Von Dir allein hängt die Niederwerfung des Faschismus, die Ueberwindung des Kapitalismus und die Verwirklichung des Sozialismus ab!<NZ>Schart Euch um die Sozialistische Arbeiter?Partei, die Wegbereiterin der proletarischen Einheitsfront! Bildet die neue Kampffront des Proletariats! Reiht Euch ein! Jede Stimme für die Kandidaten der Sozialistischen Arbeiter?Partei!<NZ>Wählt Sozialistische?Arbeiter-Partei Deutschlands Liste 18<NZ>Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Max Seydewitz, Berlin. ? Druck: Georg Koenig, Berlin 0 27.<NZ>Genehmigt und zugelassen für den Freistaat Preußen.
Published:24.04.1932